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Grüne Gentechnik in Europa: Größere Flächen nur in Spanien – Keine weiteren Anbauzulassungen in Sicht
(10.04.2011) Der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen in Europa konzentriert sich weiterhin auf Spanien. Zwar waren es 2010 acht EU-Länder, in denen die Grüne Gentechnik auf einer Gesamtfläche von 90.000 Hektar genutzt wurde, doch 85 Prozent davon entfielen auf Spanien. Unterdessen drängt die rumänische Regierung darauf, den Anbau von gv-Sojabohnen zu erlauben. Rumänien erhofft sich davon eine deutliche Steigerung seiner Agrarexporte.
Der gentechnisch veränderte Bt-Mais MON810 wurde 2010 in sechs EU-Ländern angebaut. In dreien – Portugal, Tschechien und Rumänien – gingen die Flächen gegenüber dem Vorjahr zurück. Einen deutlichen Anstieg gab es in der Slowakei, allerdings auf einem geringen Niveau. Größere Bt-Mais-Flächen mit etwa je 4800 Hektar liegen in Portugal und Tschechien.
Leicht zugenommen hat der Anbau von Bt-Mais in Spanien. Zwar stiegen die Flächen nur um 500 auf 76.500 Hektar, da jedoch dort der Maisanbau insgesamt zurückging, legte der GVO-Anteil an der nationalen Maiserzeugung um zwei auf nunmehr 24 Prozent zu. Vor allem in Aragon und Katalonien setzen die Landwirte überwiegend auf Bt-Mais. Dort ist der Maiszünslerbefall hoch.
Bei einer 2010 durchgeführten Umfrage gab die Mehrzahl der Landwirte an, mit Bt-Mais die durch den Schädling verursachten Ertragsverluste deutlich reduzieren zu können. Außerdem könnten sie Kosten sparen, da sie für die Schädlingsbekämpfung weniger Pflanzenschutzmittel und Arbeitszeit benötigten.
Erstmals war 2010 in der EU auch ein Anbau der gv-Amflora-Kartoffel mit veränderter Stärkezusammensetzung möglich. In Tschechien, Schweden und Deutschland wurde sie auf einer Fläche von insgesamt 250 Hektar ausgepflanzt.
Ein Anbau weiterer gv-Pflanzen ist in der EU vorerst nicht zu erwarten. Zwar liegen den Behörden einige Anträge für Anbauzulassungen vor, doch Entscheidungen zeichnen sich bisher nicht ab. Bei drei weiteren für den Anbau in der EU vorgesehenen gv-Maislinien (Nk603, Bt11, 1507) ist die wissenschaftliche Sicherheitsbewertung schon seit langem abgeschlossen, jedoch zögert die EU-Kommission, eine Entscheidung über deren Zulassung herbeizuführen.
Daran dürfte sich wenig ändern, bevor nicht die von der EU-Kommission angestoßene Diskussion über eine Re-Nationalisierung beim Anbau von gv-Pflanzen beendet ist. Von diesem politischen Stillstand ist auch die fällige Entscheidung über die Neuzulassung von MON810-Mais betroffen.
Unterdessen will sich die rumänische Regierung bei der EU dafür einsetzen, den Anbau von gv-Sojabohnen freizugeben. Mit dem Beitritt zur EU 2007 hatte Rumänien den Anbau von gv-Sojabohnen aufgeben müssen, nachdem zuletzt 120.000 Hektar damit bewirtschaftet worden waren. Derzeit produziere Rumänien Soja nur für den Eigenbedarf, so der rumänische Landwirtschaftsminister Valeriu Tabara. Das Land könne weitere 1,5 Millionen Tonnen Soja für den Export erzeugen. Derzeit seien die rumänischen Landwirte international nicht konkurrenzfähig, da die Unkrautbekämpfung im Sojaanbau sehr aufwändig sei. Mit herbizidresistenten gv-Sojabohnen könnten die Kosten dafür gesenkt werden. Tabara will durchsetzen, dass der Anbau von gv-Sojabohnen ab 2012 wieder erlaubt wird.
Die Zahlen zum Anbau von gv-Pflanzen in der EU wurden von EuropaBio, dem europäischen Biotechnologieverband auf Basis von Angaben der jeweiligen Regierungen zusammengestellt. Nur für Polen gibt es keine offiziellen Zahlen, dort wird die Anbaufläche für gv-Mais auf 3000 Hektar geschätzt.
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Genmais-Krieg in Rumänien
Geschrieben von: Denis Grigorescu, Bukarest 19.10.10
Nur in wenigen EU-Ländern werden soviel gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut wie in Rumänien. Doch der Widerstand ist gross. Nun hat der Streit die Regierung erreicht. Der Umweltminister will Genmais von Monsanto verbieten, der Landwirtschaftsminister ihn zulassen.
In der Welt ist Rumänien ein Zwerg, doch in Europa ein Riese: Mit rund 10.000 Hektaren gentechnisch veränderter Pflanzen (GVO) steht das neue EU-Land für rund ein Zehntel der Gentechnik-Anbaufläche in Europa. In der Welt freilich zählt das nicht. 2009 wurden weltweit 134 Millionen Hektaren mit gentechnisch veränderten Pflanzen bebaut, davon knapp die Hälfte in den USA. Mehr sollen es in Rumänien auch nicht werden, fordern Bauern vor allem im ungarischsprachigen Teil Siebenbürgens. Bereits 50 Gemeinden und vier Städte vor allem bei Klausenburg (Cluj) und Kronstadt (Brasov) und Hermannstadt (Sibiu) haben sich gentechnikfrei erklärt.
Fünfjähriges Anbauverbot
So überrascht es nicht, dass der ausgerechnet Umweltminister Laszlo Borbely von der UDMR, der Partei der ungarischen Minderheit, ein fünfjähriges Verbot des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen erlassen hat. Das Verbot soll von der nächsten Frühjahrsaussaat gelten. Es gebe nicht genug wissenschaftliche Daten über den Nutzen und die Schäden dieser Pflanzen und ihre Wirkung auf die Umwelt. „Die Europäische Union hat genetisch veränderten Mais der Sorte MON 810 im Jahre 1998 zugelassen, ohne die Risiken für die Umwelt Rumäniens zu prüfen”, begründete der Minister seinen Entscheid. „Als die Prüfung durchgeführt wurde, war Rumänien noch kein Mitglied der EU und konnte daher keine Informationen oder Bedenken einbringen.” Heute dagegen gebe es widersprüchliche wissenschaftliche Informationen über die Wirkung von Genmais im allgemeinen, allerdings keine aus Rumänien selbst.
Minister ein Mann Monsantos?
Borbely hat damit einen heftigen Streit mit Valeriu Tabara ausgelöst. Der Agrarökonom und Liberaldemokrat ist seit September neuer Landwirtschaftsminister. „Ich kann nicht verstehen, wie ein Umweltminister ein solches Verbot unterschreiben kann”, sagte Tabara. „Ich bin gegen jedes Verbot dieser Pflanzen.” Er fürchtet, dass das Verbot die rumänische Landwirtschaft zum Schlusslicht in Europa machen werde. Die Rumänische Vereinigung der Bauernverbände, ein Dachverband von 56 Einzelorganisationen, unterstützt Tabara und seine gentechnikfreundlichen Politik. Diese garantierten den Bauern ein Einkommen und seien ein Mittel des Umweltschutzes. Laut der Vereinigung hat die Gentechnik eine potentielle Wertschöpfung von 1 Milliarde Euro (1,3 Milliarden Franken).
Gegner des neuen Ministers werfen ihm freilich vor, befangen zu sein: Tabara hat früher mit Monsanto zusammengearbeitet, dem Gentechnikriesen und Produzenten von MON 810. Kurz nach Tabaras Amtsantritt forderten deshalb 70 Umweltschutzorganisationen Ministerpräsident Emil Boc auf, seinen neuen Landwirtschaftsminister wieder zu entlassen.
“Retter der rumänischen Landwirtschaft”
Die Umweltschutzorganisationen unterstützen Borbely. Das fünfjährige Moratorium sei ein erster Schritt zu einem endgültigen Verbot. “Wenn er Erfolg hat, werden wir ihn als Retter der rumänischen Landwirtschaft feiern”, sagt Gabriel Paun, Chef der Organisation “Agent Green”.
Damit steht er in Europa nicht allein. Laut Umfragen ist eine Mehrheit der EU-Bürger gegen den Anbau gentechnisch verändertere Pflanzen, nur ein Fünftel spricht sich für den Anbau aus. Sechs EU-Länder – Deutschland, Frankreich, Griechenland, Luxemburg, Österreich und Ungarn – haben den Anbau von MON 810 trotz der Zulassung durch die EU-Kommission verboten.