Dessen gewahr, dass mit diesem Artikel in „Buch-Länge“ alle BesucherInnen der Gennetz-Seite heillos überfordert sind, folgt hier nach längerer Pause eine Marathon-Rundschau. Es lohnt sich aber, sich einen Überblick zu verschaffen. Zündstoff ist mehr vorhanden als in so manchem Thriller. Vor allem geht es HIER aber um unsere Zukunft, und die ist immer noch ganz schön von einigen Mitmenschen, die wohl auch ihre eigene Großmutter verkaufen würden, bedroht. Viel Ausdauer beim Scrollen! Für die vollständigen illustrierten Beiträge gibt es zu jeder Meldung den entsprechenden Link. (Red. GDEU)
Auftakt-Veranstaltung in Kärnten – Gentechnikfreies Kärnten, Zivilcourage
Organisierte Fahrt der Steirer nach Kärnten am 1. Juli 2012
Feilmeier-Informationen:
Liebe Freunde,
Gerne gebe ich die untenstehende Information weiter. Klaus Faißner ist ein hervorragender Buchautor und weiß was er sagt. Er ist auch ein unermüdlicher Kämpfer gegen die Bedrohung durch die Gentechnik. Zahlreiche Bücher wurden schon zum Bestseller. Klaus Faißner ist bekannt, Probleme beim Namen zu nennen.
Allmählich wird es wirklich Zeit, dass wir den Mund aufmachen. Wie lange lassen wir uns von den Medien noch für dumm verkaufen. „Man nennt es Pressefreiheit, wenn die reichsten Menschen der Welt ihre Meinung kundtun“. Zeitungsverlage, vor allem aber landwirtschaftliche Fachblätter, drucken das, was den Konzernen passt. Dafür gibt es dann wieder große Werbeaufträge. Und die Zeitungsleser zahlen sogar noch Gebühren für diese Zeitschriften. Es wäre kein Wunder, dass es damit heute immer noch Bürger gibt, die diese Propaganda glauben.
Viele Grüße
Feilmeier Josef
Von: Klaus Faißner [mailto:klaus.faissner@chello.at] Gesendet: Mittwoch, 6. Juni 2012 00:24 An: ‚Klaus Faißner’ Betreff: Neue Broschüre: „Friedensprojekt oder Europas Untergang? Zahlen und Fakten zur EU“
Nun ist auch Spanien pleite, der Euro längst in der Intensivstation und sechs neue Gentechnik-Pflanzen sollen bald für den Anbau in der EU zugelassen werden: Negativschlagzeilen über die EU erreichen uns in immer kürzeren Abständen. Über Jahre und Jahrzehnte haben wir gehört, dass EU und Euro ein Segen wären. Wurden wir schlichtweg angelogen? Welche Lösung(en) gibt es?
Liebe Leute, sehr geehrte Damen und Herren!
Ich darf das Erscheinen meiner neuen, 64-seitigen Broschüre
„Friedensprojekt oder Europas Untergang? Zahlen und Fakten zur EU“ bekanntgeben.
Kurz, informativ und packend zeigt das Werk auf, was Medien, Politiker und andere Meinungsbildner meist verschweigen. Und es macht Mut, aktiv zu werden. Und das alles um EUR 4,80/Stk. (+ 2 Euro Versandspesen, nach Deutschland und in die Schweiz 3 Euro).
Noch können wir die Kurve kriegen – nützen wir die Chance!
Herzliche Grüße,
Klaus Faißner
Freier Journalist
Bestellungen auch unter: k.faissner@gmx.at oder 0043/650/7132350 (bitte aufs Band sprechen)
Ab 10 Stk. entfallen die Versandkosten, ab 20 Stk. kann ich Prozente geben – näheres auf Anfrage.
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ein sehr interessanter Fernsehfilm im WDR:
„Das kann nicht sein, weil es dazu keine Studien gibt“, meinte die Redakteurin ironisch zu Beginn. Ist ja klar, wenn 95 % der Wissenschaft abhängig ist. Würde jemand eine negative Studie gegen die Machenschaften der Industrie oder gegen ein lukratives Industrieprodukt (z.B. Roundup) schreiben, würde er den Job verlieren. Schreibt diese ein unabhängiger Wissenschaftler, wird er sofort diskriminiert. Und die Fachpresse schweigt, weil man sonst keine Aufträge mehr bekommt. Wer den Film „Gekaufte Wahrheit“ kennt (siehe unten), weiß was hier abläuft. Wer ihn noch nicht kennt, hat höchste Zeit, ihn anzuschauen
Betreff: Fw: MDR-Bericht über Botulismus
http://www.mdr.de/mediathek/fernsehen/a-z/exaktdiestory100_letter-E_zc-80da7807_zs-dea15b49.html
Subject: Schweinezüchter erntet Gewinne aus gentechnikfreiem Soja
http://www.keine-gentechnik.de/news-gentechnik/news/de/25646.html
Vielleicht glauben uns jetzt die Skeptiker auch. Diese Erfolge verkünden wir seit vielen Jahren.
Passend zur Erstausstrahlung von Gekaufte Wahrheit – Gentechnik im Magnetfeld des Geldes vor einem Monat im Bayerischen Rundfunk gibt es im Alpenparlament TV ein Gespräch mit Bertram Verhaag über seinen Film zu sehen: Alpenparlament: Wie sich die Gentechnik mit Lügen den Weg bahnt Wir bitten um Weiterleitung der Mail an möglichst viele Interessierte.
Wer danach Lust bekommt, den Original-Film (nochmal) zu sehen – siehe DENKmal-Shop oder DVD einfach per Telefon, Fax oder Email bestellen.
Soweit für heute
Viele Grüße
Feilmeier Josef
– Internationale Arbeitsgruppe Futtermittel NON-GVO
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WEITERE GENTECHNIK-RUNDSCHAU:
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Auch die Amerikaner fangen an sich zu organisieren!
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US-GMO-Film:
http://www.youtube.com/watch?v=Zg_wJ_Hyopc&feature=autoplay&list=PLF4D10F1E15038F89&playnext=1—
http://www.domradio.de/aktuell/82503/infamer-vorwurf.html
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Filmtipp (Kalifornien und GMOs):
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=mOJmo8pIahU&list=PLF4D10F1E15038F89
18.6.2012
Streit zwischen Kirche und Gentechnik-Lobby
„Infamer Vorwurf“
Ein Offener Brief von Gentechnik-Lobbyisten an den Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, stößt auf heftige Kritik. In dem Brief hatte der Vorsitzende des „Forums Grüne Vernunft“, Horst Rehberger, der Kirche indirekt vorgeworfen, am Hungertod von Millionen von Kindern mit schuld zu sein.
Forum Grüne Vernunft: angeblich von Privatpersonen initiiert (© dr)
Schuld sei demnach, weil sie sich nicht für Gentechnik in der Landwirtschaft stark mache. Der Sprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp, nannte den Vorwurf infam. Die katholische Kirche sei „der sichere Garant, dass das Elend in der Welt durch Hunger nicht noch größer wird“. Das „Forum Grüne Vernunft“ hatte in einer Anzeige in der Badischen Zeitung am 12. Juni beim Freiburger Erzbischof Zollitsch ein persönliches Gespräch angemahnt. Dieses wird nach Angaben von Zollitschs Pressestelle aber nicht stattfinden. „Dann könnte ja jeder, der sich eine große Anzeige leisten kann, einen Gesprächstermin beim Erzbischof bekommen,“ sagte Bistumssprecher Robert Eberle am Montag dem epd. Das werde so nicht funktionieren. BUND: „Mythos“ Hungerbekämpfung Bei dem Forum handelt es eigenen Angaben zufolge um eine Initiative, die sich offensiv für Grüne Gentechnik einsetzt. Der Vorsitzende Horst Rehberger ist FDP-Politker und war früher Wirtschaftsminister von Sachsen-Anhalt. Wie die Bischofskonferenz erklärte, hat es bereits ein Gespräch zwischen dem Forum und dem zuständigen Fachreferenten der Deutschen Bischofskonferenz gegeben. Nach Auffassung der katholischen Kirche müssen bei der Grünen Gentechnik Folgen und Risiken gegeneinander abgewogen werden, weshalb es keine uneingeschränkt positive Position zu dieser Technik gebe. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) äußerte sich kritisch zu der Anzeige. Es sei ein „Mythos“, dass der Welthunger mit gentechnisch veränderten Nutzpflanzen bekämpft werden könne, heißt es in einer Mitteilung vom Montag. So brächten Pflanzen, die durch gentechnische Veränderungen resistent gegen Spritzmittel seien, keine höheren Hektarerträge als konventionelle Pflanzen, argumentiert der BUND.
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Gentechnik Beim Essen hört die Toleranz auf
Sandra Markert, vom 17.06.2012 09:00 Uhr
Sobald gentechnisch veränderte Pflanzen in der Natur wachsen, breiten sie sich unkontrollierbar aus. So sammeln beispielsweise Bienen überall ihre Pollen für den Honig. Foto: dapd
Stuttgart – Sonnenblumen, Raps, Kastanien: Bienen auf Nahrungssuche bedienen sich an den Pflanzen, die rund um ihren Bienenstock wachsen. Und wenn dort die bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft Genmais anbaut, trägt sie diese Pollen in ihre Waben, von wo sie dann im Honig von Karl Heinz Bablok landen.
Weil der Imker aber etwas gegen Gentechnik in seinem Honig hatte, ließ er sich im September 2011 vor dem Europäischen Gerichtshof das Prinzip der Nulltoleranz bekräftigen: Sobald gentechnisch verändertes Material auch nur in geringsten Spuren in einem Lebensmittel vorkommt, darf dieses nicht verkauft werden – es sei denn, die Europäische Union (EU) hat diese Spuren zugelassen oder das Produkt trägt eine entsprechende Kennzeichnung.
Während die EU-Kommission die Regelung nun lockern möchte, hält Verbraucherministerin Ilse Aigner wie Imker Karl Heinz Bablok am Nulltoleranz-Prinzip fest. Warum, verdeutlichen die folgenden Antworten.
Was ist Gentechnik überhaupt? Das Erbgut wird isoliert, verändert, neu kombiniert und von einem Lebewesen auf ein anderes übertragen. So erhalten beispielsweise Pflanzen Gene mit nützlichen Eigenschaften von Bakterien. Angewandt wird Gentechnik beispielsweise bei der Herstellung von Medikamenten, etwa Insulin, und bei der Züchtung von Pflanzen. Sind Lebensmittel bislang frei von Gentechnik? Nein, zwischen 50 und 80 Prozent der verarbeiteten Lebensmittel, die es im Supermarkt gibt, sind bei der Herstellung mit Gentechnik in Berührung gekommen: Über das Futter der Tiere, über Medikamente oder weil gentechnisch hergestellte Enzyme oder Vitamine verwendet wurden. Den sichtbaren Hinweis „genetisch verändert . . .“ oder „aus genetisch verändert . . . hergestellt“ müssen aber nur sehr wenige Lebensmittel tragen, beispielsweise die Anti-Matsch-Tomate oder Joghurt, der gentechnisch veränderte Bakterien enthält. In Deutschland finden sich solche Produkte kaum im Supermarkt. Wann kann Gentechnik auch ohne Kennzeichnung im Lebensmittel stecken? Zum einen indirekt über gentechnisch verändertes Futtermittel. Eingeschränkt dürfen das selbst solche Rinder oder Schweine fressen, deren Fleisch später mit dem Siegel „Ohne Gentechnik“ verkauft wird.
Ähnlich wie im Beispiel mit den Bienen kann Gentechnik auch zufällig in Lebensmitteln landen. Und bei der Käseherstellung braucht man heute so viele Enzyme, die ursprünglich aus dem Labferment in Kälbermägen stammen, dass die Industrie bei 80 Prozent des Käses auf die gentechnische Herstellung des Enzyms angewiesen ist.
Für diese beiden Fälle (Zufall oder technische Unvermeidbarkeit) dürfen Lebensmittel-Unternehmen seit 2004 Produkte mit genmanipuliertem Material bis zu einem Schwellenwert von 0,9 Prozent verkaufen, ohne sie extra zu kennzeichnen. Voraussetzung ist, dass die EU die gentechnisch veränderten Organismen (GVO) als sicher bewertet und zugelassen hat.
Für die Zulassung müssen die Unternehmen ein Dokument einreichen, das nach dem aktuellen wissenschaftlichen Stand gesundheitliche Unbedenklichkeit bescheinigt. Kritiker wie Christof Potthof vom Gen-ethischen Netzwerk bemängeln, dass es keine unabhängige Bewertung –gibt, weil die Unternehmen die Wissenschaftler selbst beauftragen.
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Pflanzenzüchtung Der Gentechnik-Boom findet anderswo statt
lud, 17.06.2012 09:01 Uhr
Pflanzenzüchtung findet heute nicht mehr nur auf dem Acker statt. Foto: KWS
Einbeck – Als der Chemieriese BASF im Januar ankündigte, seine Forschung auf dem Gebiet der grünen Gentechnik nahezu komplett in die USA zu verlegen, herrschte bei Greenpeace große Freude. „Das ist ein Erfolg, der ohne die Verbraucher nicht möglich gewesen wäre“, hieß es in einer Pressemitteilung der Organisation. Denn Lebensmittel aus gentechnisch veränderten Pflanzen sind in Deutschland und Europa praktisch nicht verkäuflich, obwohl im Bereich der Lebensmittelzusatzstoffe bereits gentechnische Methoden eingesetzt werden. Viele Verbraucher haben trotzdem Angst vor negativen Auswirkungen der grünen Gentechnik auf ihre Gesundheit.
Wegen der massiven Ablehnung der Kunden haben die hiesigen Bauern auch kein Interesse am Anbau derartiger Pflanzensorten. Hinzu kommen strenge Haftungsregeln. Wenn etwa in als gentechnikfrei deklariertem Bienenhonig Spuren des Blütenstaubs von Gentechnikpflanzen auftauchen, droht dem Landwirt, der in der Nähe Gentechnikpflanzen anbaut, eine Schadenersatzklage. Es sei wegen der geringen Akzeptanz nicht sinnvoll, weiter in transgene Pflanzen zu investieren, die für den kommerziellen Anbau in Europa vorgesehen sind, heißt es bei der BASF.
Auch das größte deutsche Pflanzenzüchtungsunternehmen, die KWS Saat AG in Einbeck bei Göttingen, verkündete im Frühjahr, in Deutschland und Rest-Europa keine Gentechniksorten mehr zu vertreiben und auch keine entsprechenden Freilandversuche anzulegen. Diese waren in den vergangenen Jahren ohnehin oft von Gentechnikgegnern zerstört worden. „Wir sehen die Vorbehalte gegenüber der Gentechnik hierzulande und respektieren die Wahlfreiheit der Kunden und Verbraucher“, sagt der KWS-Vorstandschef Philip von dem Bussche. Ganz nachvollziehen kann er die Ängste indes nicht: „Keine wissenschaftlich geprüfte Studie belegt gesundheitliche oder ökologische Risiken.“
Die weltweite Anbaufläche steigt weiter
Anders als bei der BASF wird in den Labors und Gewächshäusern der KWS weiter intensiv mit gentechnischen Methoden gearbeitet – etwa mit der archaisch anmutenden Partikelkanone, die mit DNA imprägnierte Goldkügelchen in Pflanzenzellen schießt. Denn in anderen Teilen der Welt läuft das Gentechnikgeschäft gut. „In Nordamerika und Teilen Asiens wachsen auf bis zu 90 Prozent der Ackerfläche gentechnisch veränderte Nutzpflanzen“, sagt von dem Bussche. Knapp ein Drittel des Umsatzes der KWS werde mittlerweile in diesem Segment erzielt – zum größten Teil auf dem US-Markt. Auch in Brasilien, Argentinien, Indien und Kanada wachsen auf zig Millionen Hektar transgene Pflanzen.
Die Plastikschälchen im Biotechnologiegebäude der KWS sehen aus wie die in der Feinkosttheke im Supermarkt. Doch statt Fleischsalat, Oliven oder Peperoni befinden sich darin kleine grüne Pflänzchen, deren Blätter fast an den Deckel stoßen. „Das sind Zuckerrüben“, erläutert Klaus Schmidt, Projektleiter in der molekularbiologischen Forschung. In einer sterilen Werkbank, die von keimfreier Luft durchströmt wird, setzen zwei Assistentinnen die Pflanzen in neue Plastikschalen um. Statt in Erde wurzeln sie in einem Nährmedium. Auch Getreide und Kartoffeln wachsen im Biotechnologiegebäude in Einbeck unter Laborbedingungen.
Den Kartoffeln wurde ein Gen übertragen, das sie widerstandsfähig gegen Kraut- und Knollenfäule machen soll. Bei Weizen geht es darum, den Befall mit Pilzkrankheiten zu verhindern und so den Einsatz von Spritzmitteln zu verringern. Als Gentransporter dienen meist Agrobakterien – Bodenmikroben, die Erbmaterial in Pflanzenzellen übertragen können. „Diese Methode hat sich in der Natur schon seit Jahrmillionen bewährt“, meint Schmidt.
Das Argument, die Züchtungsindustrie wolle die Bauern mit der Gentechnik von sich abhängig machen, lässt von dem Bussche nicht gelten: „Jeder Landwirt ist frei zu entscheiden, welche Sorte er anbaut. Er wird nur dann gentechnisch verändertes Saatgut einsetzen, wenn er auch einen Nutzen davon hat.“ So lasse sich mit Hilfe der Gentechnik der Aufwand für Pflanzenschutzmittel senken – etwa durch eine verbesserte Resistenz gegen Insekten.
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http://www.pesterlloyd.net/html/1225gentechnikgesetz.html
Pester Lloyd / 25 – 2012 NACHRICHTEN 18.06.2012
Anti-Gentechnik-Gesetz in Ungarn verschärft
Das Ministerium für Ländliche Entwicklung zeigt sich erfreut über ein neues Gesetz gegen genetische Landwirtschaft, welches am Dienstag ohne Gegenstimme und Enthaltungen verabschiedet wurde. Die neuen Regelungen sehen einen strengen Grenzwert für gentechnisch veränderte Pflanzen in Ungarn vor, die derzeit von der Europäischen Union zugelassen sind. Das Gesetz ermöglicht es den Landwirten, Kommunen, Gemeinden und Regionen ihre autonomen Rechte besser auszuüben, während gleichzeitig Bürgerinitiativen in dem Bereich unterstützt werden, mit dem Ziel gentechnikfreie Regionen zu schaffen. Das Gesetz erweitert Befugnisse der Kontrollbehörden über die Einfuhr von nicht lizenzierten Produkten und legt Strafen fest. Das Gentechnik-Verbot gilt für die öffentliche Produktion, aber private Erzeuger dürfen – laut EU-Regularien – experimentieren, wenn die Umgebung ihrer Felder richtig geschützt wird.
Die ungarische Regierung lehnt gentechnische veränderte Pflanzen in der Landwirtschaft sowie Genfood in den Supermarktregalen prinzipiell ab. Vor Monaten sorgten viele nicht genehmigte Gentechnik-Pflanzungen für Aufsehen und forderten die Reaktion des zuständigen Ministers heraus.
Minister in Ungarn will illegales Gen-Food aufspüren
Der ungarische Landwirtschaftsminister, Sándor Fazekas hat „umfangreiche, landesweite Lebensmittelinspektionen“ angeordnet, um Produkte mit gentechnisch veränderten Inhaltsstoffen aufzuspüren. Das landwirtschaftliche Kontrollamt wird „strenge Kontrollen“ von Waren in Lagern und auf Großmärkten vornehmen. Das Ziel sei es, „unentdeckte Gesetzesverstöße“ aufzudecken und zu beenden.
In Ungarn ist der Anbau gentechnischer veränderter Pflanzen per Gesetz verboten. Kürzlich wurden jedoch Hunderte Hektar mit illegal angebautem Genmais aufgefunden. Der Verkauf von Lebensmitteln mit gentechnisch veränderten Zutaten oder Bestandteilen ist laut EU-Regularien nicht verboten, bedarf aber einer „deutlichen“ Kennzeichnung, sagt der Minister. Zu einer einheitlichen und nicht zu übersehenden Kennzeichnung konnte sich die EU jedoch aufgrund der erfolgreichen Lobbyarbeit der Gen-Konzerne bisher nicht einigen.
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http://www.n-tv.de/panorama/WWF-muss-Kritik-aushalten-article6514286.html
Samstag, 16. Juni 2012
Richter raten zu Vergleich
WWF muss Kritik aushalten
Die Umweltstiftung WWF sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt und bringt deshalb einen kritischen Buchautor vor Gericht. Das Gericht meint jedoch, dass sich die Organisation zumindest einen Teil der Kritik gefallen lassen müsse.
In einem Rechtsstreit zwischen der Umweltstiftung WWF und dem kritischen Buchautor Wilfried Huismann hat das Landgericht Köln eine gütliche Einigung empfohlen. „Das Gericht schlägt vor, dass innerhalb von einer Woche den Parteien per Fax ein Vorschlag für eine gütliche Einigung zugeleitet wird“, sagte die Vorsitzende Richterin Margarete Reske.
Der WWF – Markenzeichen Panda – will eine einstweilige Verfügung gegen das „Schwarzbuch WWF“ erwirken. 13 Einzelpunkte sollen nicht weiter verbreitet werden dürfen.
Die Punkte wurden in einer fünfstündigen Sitzung detailliert durchgegangen. Dabei ließ das Gericht durchblicken, dass es einen Teil der 13 Punkte nachvollziehen kann, einen Teil aber auch nicht. Keine der beiden Parteien würde hundertprozentig Recht bekommen. „Der WWF muss sich auch Kritik gefallen lassen“, sagte Reske. Das Gericht würde höchstens einzelne Formulierungen aus dem Buch verbieten, aber nicht die von Huismann geäußerte Kritik an sich. Verkündungstermin ist der 20. Juli.
Argumente statt Klagen
In einem gesonderten Punkt kam bereits ein Vergleich zustande: Huismann und der Verlag verpflichteten sich, Aussagen einer bestimmten WWF-Funktionärin in einer zweiten Auflage nicht zu wiederholen. Verlagsjustiziar Rainer Dresen sagte, diese Sache sei völlig nebensächlich. Der entscheidende Vorwurf des Buches laute, dass der WWF zu industrienah sei. Damit müsse sich der WWF argumentativ auseinandersetzen anstatt dagegen zu klagen.
Huismann wirft dem WWF vor, viel zu eng mit Umweltzerstörern wie Ölkonzernen und sogar mit Militärdiktaturen zu kooperieren. Der WWF hält dagegen, wer wirklich etwas erreichen wolle, dürfe nicht nur demonstrieren, sondern müsse auch Kompromisse aushandeln. Mit reiner Opposition erreiche man gar nichts für die Umwelt.
Gutes Verkaufsargument
Dresen sagte, der massive Widerstand des WWF gegen das Buch habe dazu geführt, dass es dem Verlag nun aus den Händen gerissen werde. Die erste Auflage sei schon so gut wie weg. Einige große Buchhändler verkaufen die restlichen Exemplare zurzeit jedoch nicht mehr, da der WWF sie darüber informiert hat, dass es rechtliche Vorbehalte gebe.
In der Sitzung am Landgericht ging es unter anderem um den Punkt, ob der WWF an einem Runden Tisch mit dem Gentechnik-Riesen Monsanto zusammenarbeitet. Der WWF argumentiert, dass er zwar ebenso wie Monsanto Mitglied des Runden Tisches sei, deshalb aber noch nicht mit dem Konzern zusammenarbeite. Monsanto ist der weltgrößte Agrar- und Biotechnikkonzern und unter anderem wegen seines gentechnisch veränderten Saatguts umstritten.
Huismann hatte seine Recherchen auch in einem Film mit dem Titel „Der Pakt mit dem Panda“ verarbeitet, der vor einem Jahr, am 22. Juni 2011, in der ARD lief. Gegen einige Aussagen daraus hat der WWF vor dem Landgericht Köln bereits eine einstweilige Verfügung erwirkt. Huismann sagte, der WDR habe dagegen Widerspruch eingelegt.
Quelle: n-tv.de, dpa
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Meinungsfreiheit „Schwarzbuch WWF“ bleibt lieferbar
15.06.2012 · Dem WWF ist es vor dem Kölner Landgericht nicht gelungen, Winfried Huismanns Enthüllungs-Buch zu verbieten. Die Kritik am „grünen Empire“ ist weiter erhältlich. Die endgültige Entscheidung wurde vertagt.
Das „Schwarzbuch WWF“ von Wilfried Huismann bleibt weiterhin lieferbar und darf uneingeschränkt verkauft werden. Das ist das Ergebnis einer Verhandlung, die heute vor dem Kölner Landgericht über die Bühne ging. Eine endgültige Entscheidung im Rechtsstreit zwischen Verlag und WWF ist damit allerdings erneut vertagt. Immerhin ein Ergebnis des Verhandlungsmarathons gibt es: Eine Passage aus dem Buch muss entfernt werden – aber erst in einer Nachauflage. Der nächste Verhandlungstag ist der 20. Juli, bis dahin sollen sich die Parteien auf eine einvernehmliche Fassung einigen. Falls dies nicht gelingt, wird das Gericht am 20. Juli ein Urteil verkünden.
Das Landgericht Köln hatte an diesem Freitag vierzehn Unterlassungsbegehren zu prüfen, die die Berliner Kanzlei Schertz Bergmann als Vertreter des WWF Deutschland gegen das Buch vorgebrachte hatte. Wilfried Huismann hat in seinem am 23. April im Gütersloher Verlagshaus, einer Tochter von Random House Deutschland, erschienenen Buch „Schwarzbuch WWF. Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda“ das „grüne Empire“ World Wildlife Fund heftig attackiert.
Unter anderem wirft er der Organisation Kungelei mit großen Firmen aus der Nahrungsmittelindustrie vor. So beschreibt er etwa wie der WWF mit dem Gentechnik-Produzenten Monsanto und mit dem Agrarproduzenten Wilmar kooperiert, indem er eine Auszeichnung für „nachhaltig produzierte“ Sojapflanzen verleihe. Dass für den Anbau von Soja riesige Flächen Regenwaldes abgeholzt würden, spiele dabei keine Rolle. Die Konzerne wiederum könnten sich mit dem WWF-Siegel einen grünen Anstrich geben. Während der WWF auf der Nordhalbkugel gute Arbeit leiste, arbeite er auf der Südhalbkugel „mit den größten Umweltzerstörern der Erde“ zusammen.
Huismann beklagt auch die intransparente Organisationsstruktur und Finanzierung des WWF. So fördere der „Club der 1001“ die Stiftung, nenne aber keine Mitgliedernamen. Wenig förderlich für das Image auch der Umstand, dass sich das mutmaßliche „Club“-Mitglied Juan Carlos unlängst bei der Elefantenjagd in Botswana die Hüfte brach. Der spanische König ist Ehrenpräsident des WWF. Der WWF Deutschland wies die in Huismanns Buch erhobenen Anschuldigungen zurück: Man habe nichts gegen kritische Berichterstattung, wohl aber etwas gegen falsche Tatsachenbehauptungen.
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http://www.cicero.de/salon/der-bio-mythos-streit-um-die-gr%C3%BCne-gentechnik/49721
Ein Gentechniker kommentiert:
„Bio? Ein Mythos!“
Interview mit Hans-Jörg Jacobsen 15. Juni 2012
Picture Alliance
„Es gibt keine Beweise dafür, dass Bio-Lebensmittel langfristig gesund sind“
Die EU-Kommission will den Einsatz von Gentechnik in Lebensmitteln lockern – und Verbraucherschutzministerin Aigner kämpft dagegen. Doch lohnt sich der teure Besuch im Biomarkt überhaupt noch? Der Genetiker Hans-Jörg Jacobsen glaubt das nicht, denn fast alle Lebensmittel sind mittlerweile mit Gentechnik in Kontakt gekommen
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Herr Professor Dr. Hans-Jörg Jacobsen leitet die Abteilung Pflanzenbiotechnologie des Instituts für Pflanzengenetik an der Leibniz Universität Hannover. Der Gentechnikbefürworter berät das Verbraucherschutzministerium zur genetischen Diversität
Obwohl Industrie und Behörden stets versichern, genmanipulierte Pflanzen seien sicher, ist vielen Verbrauchern die grüne Gentechnik, also die Anwendung gentechnischer Verfahren im Bereich der Pflanzenzüchtung, immer noch nicht ganz geheuer. Inwieweit unterscheiden sich eigentlich gen- manipulierte Lebensmittel von ihren „natürlichen“ Pendants? Eigentlich gar nicht. Die Veränderungen bezogen auf die Gesamtzahl der Gene sind minimal. Es geht darum, ein, zwei Eigenschaften zu verändern – also meistens um eine Resistenz gegen Schaderreger oder Stress einzubringen oder auch einen toxischen Inhaltsstoff, etwa ein Allergen, zu eliminieren.
Unser Institut hat zum Beispiel transgene Äpfel entwickelt, die resistent gegen den Apfelschorf sein könnten, der durch den Schlauchpilz „Venturia inaequalis“ verursacht wird. Leider konnten wir nie zu Ende forschen, da die Bäumchen in einer nächtlichen Aktion vorher von radikalen Gentechnikgegnern zerstört wurden.
Dabei wird das Schizophrene bei den Gegnern der Gentechnologie deutlich: Sie beklagen den Mangel an Wissen zu möglichen Auswirkungen der grünen Gentechnik und gleichzeitig verhindern sie durch derartige Aktionen, dass dieses Wissen überhaupt generiert werden kann.
Der Inhaltsstoff unserer Äpfel hätte sogar einen gesundheitlichen Nutzen gehabt, da die gentechnische Veränderung zu einen Stoff führt, welcher vor Arteriosklerose schützt. Die Eigenschaften der Apfelsorte wären dabei voll erhalten geblieben.
Der umstrittene Vorschlag der dänischen Ratspräsidentschaft zur Regelung nationaler Anbauverbote von gentechnisch veränderten Pflanzen wurde dem EU-Umweltministerrat nicht zur Abstimmung vorgelegt, weil er keine ausreichende Mehrheit bekommen hätte. Wie stehen Sie zu der Diskussion? Die ganze Debatte ist meines Erachtens eine politische oder sozioökonomische aber kaum eine von naturwissenschaftlicher Relevanz. Sollten sich einzelne Länder der EU für ein Anbauverbot entscheiden, hätten wir einen sehr weitreichenden Präzedenzfall, wie sich Länder ohne wissenschaftliche Begründung aus europäischen Integrationsprozessen herausziehen könnten.
Inzwischen streitet man seit über zwanzig Jahren über die potenziellen Gefahren der grünen Gentechnologie. Bisher gab es allerdings noch keinen einzigen Hinweis, der diese Ängste bestätigen konnte. Diverse Behörden haben auf der Basis umfangreicher wissenschaftlicher Prüfungen bestätigen können, dass der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen keinen Einfluss auf Gesundheit und Umwelt hat, oder, wie die EU-Kommission es ausdrückt, kein anderes Gefährdungspotential haben, als konventionell gezüchtete.
Selbst der Agro-Gentechnik-Kritiker Christoph Then, der für den Bereich Gentechnik und Landwirtschaft bei Greenpeace tätig war und im Aufsichtsrat von Foodwatch mitwirkt, merkt gelegentlich an, dass Gefahren nicht wirklich nachweisbar sind. Er bemängelt aber das Fehlen von Studien zu möglichen Langzeiteffekten.
Viele Organisationen leben eben auch davon, gegen gentechnologische Entwicklungen zu sein. Wie eben Then: ein ausgemusterter Greenpeace- Aktivist, der sich jetzt mit Gefälligkeitsgutachten gegen die Gentechnik über Wasser halten muss. Seine Argumente sind wissenschaftlich so schwach, dass ich mich frage, weshalb er überhaupt noch Aufträge kriegt.
Welche Auswirkungen könnte ein Anbauverbot auf die EU haben? Sollte sich die EU für ein nationales Anbauverbot entscheiden, so würde sie sich noch weiter vom Rest der Welt abkoppeln. Denn die meisten Länder haben bisher grüne Gentechnik befürwortet und forschen auf diesem Gebiet, neben den USA, Kanada, Brasilien, Argentinien oder Australien unter anderem China und zahlreiche andere Schwellen- und Entwicklungsländer.
Glauben Sie ernsthaft, dass in den USA – mit seinem strengen Produkthaftungsrecht – irgendetwas zugelassen würde, was auch nur ansatzweise schädlich sein könnte? Da wird ja vor lauter Hysterie selbst auf Starbucks-Trinkbechern darauf hingewiesen, dass „Kaffee ist in der Regel heiß “ ist, oder man doch „Bitte keine Tiere in die Mikrowelle“ zu trocknen habe. Vor lauter Angst, verklagt zu werden, riskieren amerikanische Firmen nichts, auch keine gentechnische Anbaugenehmigung, außer sie ist auf Sicherheit geprüft.
Was hieße das also in Europa? Mit einem Anbauverbot verlässt nicht nur – wie gerade erlebt- die Industrie das Land, sondern auch die Forschung. Wir würden auf der globalen Innovationsebene enorm abfallen. Meine Arbeitsgruppe verlagert zum Beispiel seit diesem Jahr wesentliche Teile der Forschung nach Nordamerika.
Hätten wir die gleiche Debattenkultur vor 25 Jahren gehabt, dann gäbe es jetzt zum Beispiel kein gentechnisch hergestelltes Insulin, welches heute Standardtherapie bei Diabetikern ist. Auch dieses sehr notwendige Produkt wurde anfänglich von den gleichen Gruppierungen, die heute gegen die grüne Gentechnik agieren, heftig bekämpft, heute ist es Realität. Viele entscheidende Innovationen in der Medizin wären nicht erfolgt, wenn wir mögliche Risiken vor den realen Nutzen gestellt hätten.
So ist es halt mit Innovationen: Die Steinzeit ist schließlich nicht deshalb zu Ende gegangen, weil es keine Steine mehr gab, sondern weil jemand die Bronze erfunden hat.
Beweise, dass langfristig keine Schäden entstehen können, gibt es aber auch nicht. Stimmt. Es gibt aber auch keine Beweise, dass Bio-Lebensmittel langfristig gesund sind. Denken Sie an die 53 EHEC-Toten letztes Jahr. Dieses fatale Darmbakterium ist auf einem Hardcore-Biohof in die Nahrung gelangt. Auslöser waren wohl die mangelhaften hygienischen Zustände des Betriebs. Die Sprossen konnten auch nicht – wie es in anderen Ländern Gesetz ist – entkeimt werden, weil das wohl nicht der Bio-Norm entsprochen hätte.
Wenn Dioxin in Bioeiern gefunden wird, wird das kein Titelthema. Wenn aber Dioxin durch Panschereien in einem fettverarbeitenden Betrieb ins Futter gelangt, wie im Februar 2011, dann ist das dagegen ein Dauerbrenner.
Die EU-Kommission will den Einsatz von Gentechnik in Lebensmitteln lockern – und Verbraucherschutzministerin Aigner kämpft dagegen. Doch lohnt sich der teure Besuch im Biomarkt überhaupt noch? Der Genetiker Hans-Jörg Jacobsen glaubt das nicht, denn fast alle Lebensmittel sind mittlerweile mit Gentechnik in Kontakt gekommen
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Eine neue Studie, des französischen Molekularbiologen Gilles-Eric Séralini behauptet, dass die Toxine gentechnisch veränderter Pflanzen menschlichen Zellen schaden können. Was sagen Sie dazu? Herr Seralini rechnet gerne so lange Statistiken um, bis sich die von ihm erwünschte Aussage ergibt. Was Herr Seralini nicht sagt, ist, dass die gleichen BT-Toxine im Ökolandbau verwendet werden. Die Biobauern sprühen das Toxin in Form von Bakteriensporen auf die Pflanzen. Auf die Gefährdungen, die durch das Spritzen des Toxins resultieren können, geht Herr Seralini gar nicht ein.
Könnten sich die Pollen genmanipulierter Getreide und Blüten nicht durch den Wind verbreiten und somit andere nicht-manipulierte Felder verunreinigen? Eine Bestäubung kann durch Bienen stattfinden, aber auch durch Wind. Eine Auskreuzung passiert immer nur dann, wenn sie biologisch möglich ist. Pollen haben ein bestimmtes Gewicht, und können daher nur eine gewisse Strecke vom Wind getragen werden. Diese Distanz ist errechenbar. Daher müssen etwa bei der Saatgut-Produktion bestimmte Abstände eingehalten werden, um die gesetzlich vorgeschriebene Reinheit des Saatguts zu gewährleisten.
Pollen sind außerdem nur für eine befristete Zeit befruchtungsfähig. Ein Reispollen ist zum Beispiel bereits nach 15 Minuten unfruchtbar. Da kann das Pollenkorn gerne, wie von so vielen befürchtet, mit dem Saharasand dreimal um die Welt reisen, ohne irgendeine „Gefahr“ darzustellen.
Stimmt es, dass bereits über 70 Prozent der heute am Markt befindlichen Lebensmittel mit Gentechnik in Berührung gekommen sind? Das ist richtig. Die meisten Käsesorten, ja selbst Biokäse, werden mittels gentechnisch produzierten Labferments hergestellt. Auch Vitamin C wird gentechnisch hergestellt; das meiste kommt übrigens aus China. Wir sind daher auch für eine Prozesskennzeichnung. Sprich, selbst Herr Hipp müsste auf seine Fläschchen schreiben, dass seine Babynahrung gentechnisch hergestelltes Vitamin C enthält. Oder der Biokäse eben durch das gentechnisch hergestellte Labferment produziert wurde.
Wie zuverlässig ist das Siegel „Ohne Gentechnik“ dann heute überhaupt noch? Das Siegel ist eine komplette Verbraucher-Verarschung. Ich meine, immerhin darf unter diesem Siegel das Fleisch von Tieren verkauft werden, die mit gentechnisch veränderten Soja ernährt worden sind, wenn dieses Soja ein paar Wochen vor der Schlachtung abgesetzt wird. Deswegen wird das Siegel ja auch nur sehr begrenzt eingesetzt.
Nehmen wir denn genmanipuliertes Fleisch zu uns, wenn die Tiere vorher genmanipuliertes Futter bekommen haben? Nein. Von der gentechnischen Veränderung finden Sie im Fleisch nichts mehr. Seit einigen Jahren werden unsere Tiere ja bereits mit genveränderten Futtermitteln (Soja, Mais) gefüttert. Was dem Menschen allerdings schaden könnte, sind Pilzgifte, die sich im Fleisch anreichern, wenn Tiere mit pilzkontaminierten Futter gefüttert wurden. Das kann auch im Bio-Bereich passieren.
Lohnt sich der Gang zum teuren Bioladen denn dann überhaupt noch? Meine Familie und ich machen die ganze Nummer schon lange nicht mehr mit. Eine Metastudie von „Stiftung Warentest“ im Oktober 2010 hat unser Verhalten auch bestätigt. Die Studie hat klargestellt, dass Biolebensmittel weder qualitativ besser noch gesünder sind. Zumindest gibt es keinen Hinweis dafür.
Einige Umfragen zeigen, dass 80 Prozent der Menschen angeblich „Bio“ kaufen wollen, aber eigentlich finden sich nur rund 5,3 Prozent Bioprodukte in den Einkaufswagen, wovon das meiste auch noch importiert ist. Wie gesagt: Dass Bio gesünder und sicher ist, ist sicher ein Mythos.
Das Interview führte Mafalda Millies. Fotos: picture alliance (Mais) und privat (Jacobsen)
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http://www.topagrar.at/ackerbau/Neue-GV-Sojasorte-vor-EU-Zulassung-861504.html
Neue GV-Sojasorte vor EU-Zulassung
15.06.2012
Die Sorte Intacta wurde speziell für Brasilien entwickelt.
Die gentechnisch veränderte Sojasorte „Intacta “ steht kurz vor der Zulassung in der EU. Die gegen Herbizide und Insektizide resistente Züchtung wurde von Monsanto speziell für den brasilianischen Markt entwickelt.
Im Berufungsausschuss verfehlte die Sojasorte mit der technischen Bezeichnung Mon87701xMon89788 noch die notwendige qualifizierte Mehrheit. Deutschland, Frankreich und Italien enthielten sich diese Woche in Brüssel der Stimme. Nachdem sich die EU-Mitgliedstaaten nicht eindeutig äußerten, liegt die Entscheidung nun allein bei der EU-Kommission. Diese hat die Zulassung für den Import und die Verarbeitung vorgeschlagen. Die Europäische Lebensmittelbehörde (EFSA) bescheinigte im Februar der Intacta die Unbedenklichkeit für Umwelt und Gesundheit. Eßl: Es geht auch ohne Gentechnik
Indes forderten jetzt alle im Parlament vertretenen Parteien die Beibehaltung des österreichischen Gentechnik-Anbauverbotes. „Wir sind davon überzeugt, dass es auch ohne Gentechnik geht. Vor allem wollen wir selbst bestimmen, ob wir sie anwenden wollen oder nicht und dieses Recht sollen auch alle anderen EU-Staaten und Regionen erhalten „, erklärte Franz Eßl (ÖVP) im Plenum des Nationalrates. Einen eindeutigen Vorstoß in diese Richtung hat Landwirtschaftsminister Berlakovich bereits 2010 auf EU-Ebene gemacht. Aufgrund unterschiedlicher Auffassungen unter den Mitgliedsländern wird die Verankerung eines Selbstbestimmungsrechtes aber noch immer diskutiert.
Der österreichische Entschließungsantrag soll hier eine positive Lösung bringen. Eßl setzt auf ein funktionierendes Bündnis zwischen Bauern und Konsumenten, um mit vernünftigen Erzeugerpreisen die erwarteten Leistungen auch erfüllen zu können.
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http://www.keine-gentechnik.de/news-gentechnik/news/de/25900.html
15.06.2012 |
Neue Gentech-Soja darf bald importiert werden
John Dalli (Malta), EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherschutz ist zuständig in Sachen Gentechnik; Quelle: EU-Kommission
Die gentechnisch veränderte Sojasorte „Intacta“ des US-Agrochemiekonzerns Monsanto wird offenbar bald zum Import als Futter- und Lebensmittel zugelassen. Da die Mitgliedsstaaten am Mittwoch im Berufungsausschuss keine eindeutige Entscheidung fällten, ist nun die EU-Kommission an der Reihe. Deren positive Einstellung zur Agrogentechnik ist bekannt. Wie Agrarheute meldet, haben sich Deutschland, Frankreich und Italien bei der Abstimmung enthalten.
Die Gentechniksoja „Intacta“ ist eine Kreuzung anderer gentechnisch veränderter Monsanto-Pflanzen (MON 87701 und MON 89788) und soll sowohl gegen das Herbizid Glyphosat, das der Konzern unter dem Namen „RoundUp“ vertreibt, als auch gegen bestimmte Schädlinge resistent sein. Die Abstimmung im Berufungsausschuss ersetzt seit Beginn dieses Jahres die entsprechende Beratung im EU-Agrarministerrat. Das neue Gremium wird dann tätig, wenn im Ständigen Ausschuss für die Lebensmittelkette und Tiergesundheit (SCoFCAH) keine Einigung erzielt werden kann. Kommt auch beim zweiten Versuch keine Entscheidung zustande, hat – wie im aktuellen Fall von „Intacta“ – die EU-Kommission das letzte Wort.
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Gentechnik im Essen? Nein danke, Verbraucherschutz geht vor!
- 15.06.2012,
- veröffentlicht von
Die EU-Kommission plant, die Verunreinigung von Lebensmitteln mit nicht zugelassenen Gen-Pflanzen zu erlauben. Wieso ist es so schwer, sich gegen die EU durchzusetzen? Und wie steht eigentlich die deutsche Lebensmittelindustrie zu dem Thema? Diese und weitere Fragen beantwortet Alexander Hissting, Leiter der Geschäftsstelle des Verbandes Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) e.V. im Interview.
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- Leiter der Geschäftsstelle des Verbandes Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) e.V.
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Redaktion: Die Nulltoleranz für Spuren illegaler genmanipulierter Stoffe in Lebensmitteln wird möglicherweise gekippt. Was bedeutet das für den Verbraucher?
Alexander Hissting: Damit werden Anteile von gentechnisch veränderten Pflanzen bis zu 0,1 Prozent in Lebensmitteln toleriert, obwohl sie in Europa nicht abschließend auf ihre Sicherheit geprüft wurden. Das ist ein Bruch mit dem Vorsorgeprinzip. Selbst die USA haben eine Nulltoleranz für nicht zugelassene GV-Pflanzen.
An die Toleranz der Verunreinigungen sind neben der Begrenzung auf die Höhe von max. 0,1 Prozent noch weitere Bedingungen geknüpft. Die Pflanzen müssen in dem Ursprungsland eine Genehmigung haben und in der EU muss seit drei Monaten ein Zulassungsantrag vorliegen.
Redaktion: Was kann man als Verbraucher tun, um sicherzugehen, dass man kein Gen-Food kauft?
Alexander Hissting: Sowohl Bio-Produkte, als auch Lebensmittel mit der Ohne Gentechnik-Kennzeichnung sind für Verbraucher, die auf Gentechnik im Essen verzichten wollen, eine gute Alternative. Bei beiden Systemen erstreckt sich der Gentechnikverzicht nicht nur auf das Lebensmittel selber, sondern bei Milch, Eiern und Fleisch auch auf die vorgelagerte Tierfütterung.
Redaktion: Wie sieht es denn bei Lebensmitteln tierischen Ursprungs aus?
Alexander Hissting: Immer mehr Lebensmittelhersteller und Landwirte achten in Deutschland auf eine gentechnikfreie Tierfütterung. Dennoch werden Millionen Tonnen gentechnisch verändertes Sojaschrot verfüttert, vor allem in der Schweinemast. Zudem hat die EU-Kommission bei Futtermitteln bereits 2011 die Nulltoleranz für nicht zugelassene gentechnisch veränderte Pflanzen aufgehoben. Genau so wie sie es jetzt für Lebensmittel plant.
Redaktion: Warum steht überhaupt zur Debatte, Verunreinigungs-Grenzwerte bei Lebensmitteln einzuführen? Wer hat etwas davon?
Alexander Hissting: Das Einführen oder Anheben von Grenzwerten spart Geld. Je weniger streng die Auflagen sind, desto weniger muss kontrolliert und analysiert werden und desto weniger kommt es vor, dass Chargen von Lebens- oder Futtermitteln verworfen werden müssen. Das ist ja auch erst mal nicht verkehrt. Wir müssen uns aber bewusst werden, welche Konsequenzen das hat; nämlich mehr Verunreinigungen mit nicht zugelassenen Pflanzen. Der Verbraucherschutz sollte klaren Vorrang haben.
Redaktion Noch ist Bundesagrarministerin Aigner gegen die Aufhebung der Nulltoleranz. Warum ist es so schwierig, sich hier gegen die EU durchzusetzen?
Alexander Hissting: Die EU-Kommission wird nicht vom Volk gewählt. Also ist sie auch weniger sensibel für die Meinung in der Bevölkerung als nationale Politiker, die mit mindestens einem Auge auf die nächste Wahl schauen müssen. Folglich hat die Meinung von Lobbyisten in Brüssel mehr Gewicht. Und die Agrarindustrie hofft, die hofft, durch eine Aufhebung der Nulltoleranz Geld sparen zu können und seit jeher zum Großteil gentechnikfreundlich ist, hat viele Lobbyisten in Brüssel.
Redaktion: Was sagt denn die Lebensmittelindustrie in Deutschland dazu?
Alexander Hissting: Vorfälle mit nicht zugelassenen gentechnisch veränderten Pflanzen können immensen wirtschaftlichen Schaden anrichten. Der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik sieht jedoch keinen Sinn in der Aufhebung der Nulltoleranz für nicht zugelassene GV-Pflanzen. Auch mit der geplanten Regelung hätten die drei wichtigsten Verunreinigungsvorfälle der letzten Jahre nicht verhindert werden können. Weder der Reis LL601 aus den USA, der Leinsamen Triffid aus Kanada oder der Reis Bt63 aus China waren zum Zeitpunkt der Vorfälle im Ursprungslang genehmigt noch lag der EU ein Antrag auf Zulassung vor.
Viel wichtiger wäre ein internationales Register aller gentechnisch veränderten Pflanzen, die im Freiland angebaut werden, egal ob kommerziell oder zu Versuchszwecken. Ferner muss geklärt werden, wie Haftungsfälle geregelt werden, bei denen der Verursacher nicht ausgemacht werden bzw. dieser nicht für den Schaden aufkommen kann. Denkbar wäre ein Fonds in den die Unternehmen einzahlen, die gentechnisch veränderte Pflanzen kommerzialisieren.
Es kann nicht sein, dass Lebensmittelhersteller in Deutschland auf Millionenschäden sitzen bleiben, obwohl sie alles in ihrer Macht stehende tun, um GV-Verunreinigungen zu verhindern, nur weil in USA bei einem kleinen universitären Freisetzungsversuch geschlampt wurde, wie beim Reis LL601 in 2007 geschehen.
Alexander Hissting, Leiter der Geschäftsstelle und Sprecher des Verbandes Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) e.V.engagiert sich seit 1993 gegen gentechnisch veränderte Pflanzen und war acht Jahre lang Gentechnik- und Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace.
Der Verband repräsentiert Lebensmittelhersteller und -händler sowie die vor- und nachgelagerten Bereiche der Lebensmittelproduktion. Seit März 2010 setzt er sich für eine Lebensmittelerzeugung ohne Gentechnik ein, betreibt Verbraucheraufklärung und vergibt für entsprechend hergestellte Lebensmittel Lizenzen für das einheitliche Siegel Ohne GenTechnik.
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htt14.06.2012 |
Bundesregierung will von Gentechnik-Klüngel nichts wissen
Enge Kontakte zwischen Privatwirtschaft und Behörden; Foto: Stephanie Hofschlaeger / pixelio
Die Bundesregierung hat sich im Agrarausschuss des Bundestages einer transparenten Debatte über den Vorwurf von Interessenskonflikten in einer für Gentechnik zuständigen Behörde verweigert – ohne jedoch den Verdacht ausräumen zu können. Laut einer Pressemitteilung des Abgeordneten Harald Ebner (Bündnis 90/Die Grünen) haben Regierungsvertreter die entsprechenden Aussagen eines früheren Berichts zur Situation im Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als „haltlos“ zurückgewiesen.
Der Verein Testbiotech hatte im Mai die Zusammensetzung einer Expertenkommission, die das BfR zu Fragen der Sicherheit von Gentechnik in Futter- und Lebensmitteln berät, kritisiert. Das Gremium ist demnach mehrheitlich mit industrienahen, und damit nicht unabhängigen, Fachleuten besetzt. Die Kritiker urteilten in ihrem Bericht: „Insgesamt ergibt sich das Bild einer organisierten und zumindest zum Teil verdeckten Einflussnahme der Industrie in zentralen Einrichtungen des Bundes, die mit der Risikoabschätzung und der Forschungsförderung im Bereich der Agrogentechnik befasst sind.“
Wie es in der Pressemitteilung weiter heißt, hätten Regierungsvertreter die Glaubwürdigkeit eines der Autoren des kritischen Berichts in Zweifel gezogen und diesen „verunglimpft.“ Der Vorsitzende des Agrarausschusses habe darüber hinaus angeregt, die Debatte vom öffentlich tagenden Ausschuss in ein „parlamentarisches Hinterzimmergremium“ zu verlagern.
p://www.keine-gentechnik.de/news-gentechnik/news/de/25891.html
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Gerichtsurteil zu „Schwarzbuch WWF“ erwartet Wenn die Glaubwürdigkeit leidet
14.06.2012, 11:05
Fragwürdige Verbindungen zu Gentechnikriesen wie Monsanto und Regenwaldabholzern wie Wilmar: In seinem „Schwarzbuch WWF“ wirft Grimme-Preisträger Wilfried Huismann der Umweltstiftung vor, für die Zerstörung der Natur mitverantwortlich zu sein – und auch noch gut daran zu verdienen. Der WWF überzieht den Kritiker mit Klagen. Große Buchhändler reagieren in vorauseilendem Gehorsam.
Was ist eine Kooperation? Laut Duden bedeutet das Wort „Mitwirkung, Zusammenarbeit“. Über das, was Zusammenarbeit oder Mitwirkung noch bedeuten, kommt es nun zu einem erbitterten Rechtsstreit zwischen dem Journalisten Wilfried Huismann und dem World Wide Fund for Nature (WWF).
Huismann, mehrfacher Grimme-Preisträger, dokumentiert in seinem für die Umweltstiftung wenig schmeichelhaften Schwarzbuch WWF die geheime Geschichte des mächtigsten Naturschutzverbandes der Welt, die von Kooperationen mit ehemaligen Nazis, Diktatoren, südafrikanischen Rassisten geprägt sei und von der eigenartigen Mitwirkung von Firmen, die eigentlich als Umweltzerstörer gelten. Im Klartext: Journalist Huismann wirft dem WWF vor, für die Zerstörung der Natur mitverantwortlich zu sein – und daran zu verdienen. Die Naturschützer wehren sich juristisch.
An diesem Freitag könnte sich nun vor dem Landgericht Köln bei einem Prozesstermin entscheiden, ob von Huismanns Buch, das im April erschien, eine zweite Auflage gedruckt werden kann oder das Buch inhaltlich geändert werden muss. Die erste Auflage, 10.000 Exemplare, ist restlos verkauft. Neuauflagen, auf die mehrere tausend Vormerker bereits warten, sind in Planung.
Auf 255 Seiten breitet Huismann aus, wie die Tierschützer, die jährlich mehr als eine halbe Milliarde Euro einnehmen, fragwürdige Verbindungen mit der Industrie eingegangen sind. Ob Aquakultur, Großwildjagd oder Emissionshandel: Der WWF kooperiere mit denen, gegen die Umweltschützer und Menschenrechtler in Entwicklungsländern kämpften. „Das Problem ist beim WWF genetisch. Die Großindustrie gehört zu den Vätern des WWF“, sagt Huismann.
So beschriebt er, wie der WWF zusammen mit äußerst umstrittenen Firmen wie Monsanto, einem Gentechnikriesen, und Wilmar, einem der größten Agrarproduzenten der Welt, an Runden Tischen sitze. Gemeinsam zeichnen sie „nachhaltig produziertes“ Soja und Palmöl aus. Mit Monsanto sitzt der WWF an einem Runden Tisch für verantwortungsvolles Soja (RTRS). Gegen dieses Bündnis laufen andere Naturschutzorganisationen Sturm. Mit Wilmar, einem der größten Regenwaldzerstörer der Welt, zertifiziert der WWF „nachhaltiges“ Palmöl (RSPO).
„Der Dialog schadet der Natur eher, als dass er nützt“
Die Mitwirkung des WWF ist in beiden Fällen unzweifelhaft. Die Organisation begreift ihren Platz an den Runden Tischen als Möglichkeit, um auf Konzerne Einfluss zu nehmen, eine Kooperation sei das aber nicht: „Der WWF hat nie mit Monsanto zusammengearbeitet und hat auch jetzt keine Kooperation mit Monsanto. Am Runden Tisch für verantwortungsvolles Soja- bzw. verantwortungsvolles Palmöl treffen jeweils mehrere hundert Mitglieder zusammen. Eines der Mitglieder dort ist der WWF, ein anderes ist Monsanto“, heißt es inzwischen auf einer eigens für das Schwarzbuch eingerichteten WWF-Webseite.
Und weiter: „Der WWF arbeitet nicht mit Wilmar zusammen, und, ganz wichtig, der WWF vergibt keine Zertifikate! Richtig ist, dass der WWF gemeinsam mit Unternehmen des Palmölsektors, anderen NGOs, Lebensmittelkonzernen und Banken 2004 den Roundtable on Sustainable Palm Oil ins Leben gerufen hat, um zu versuchen, die Produktion von Palmöl nachhaltiger zu gestalten.“
Ist das keine Kooperation?
Man könne dem Dialog mit Wirtschaftsunternehmen ja auch Positives abgewinnen, findet Huismann. Doch „die Abkommen des WWF mit großen Industrieunternehmen haben dazu geführt, dass der Dialog der Natur eher schadet als nutzt“. Der Filmemacher und Autor beschreibt in seinem Sachbuch, wie die Runden Tische den Konzernen als grünes Feigenblättchen dienen.
Auch das mag man beim WWF nicht hören, geschweige denn lesen. WWF-Sprecher Jörn Ehlers wirft Huismann „rufschädigende und gravierende Falschaussagen“ vor. Der wiederum verweist auf die Gründlichkeit seiner jahrelangen Recherchen und eine Menge eidesstattlicher Versicherungen, die seine Argumente stützen sollen, und entgegnet: „Der WWF reagiert deswegen so massiv und auch panisch, weil er im Herzen getroffen ist, in seiner Glaubwürdigkeit.“
Huismann, mehrfacher Grimme-Preisträger, dokumentiert in seinem für die Umweltstiftung wenig schmeichelhaften Schwarzbuch WWF die geheime Geschichte des mächtigsten Naturschutzverbandes der Welt, die von Kooperationen mit ehemaligen Nazis, Diktatoren, südafrikanischen Rassisten geprägt sei und von der eigenartigen Mitwirkung von Firmen, die eigentlich als Umweltzerstörer gelten. Im Klartext: Journalist Huismann wirft dem WWF vor, für die Zerstörung der Natur mitverantwortlich zu sein – und daran zu verdienen. Die Naturschützer wehren sich juristisch.
An diesem Freitag könnte sich nun vor dem Landgericht Köln bei einem Prozesstermin entscheiden, ob von Huismanns Buch, das im April erschien, eine zweite Auflage gedruckt werden kann oder das Buch inhaltlich geändert werden muss. Die erste Auflage, 10.000 Exemplare, ist restlos verkauft. Neuauflagen, auf die mehrere tausend Vormerker bereits warten, sind in Planung.
Auf 255 Seiten breitet Huismann aus, wie die Tierschützer, die jährlich mehr als eine halbe Milliarde Euro einnehmen, fragwürdige Verbindungen mit der Industrie eingegangen sind. Ob Aquakultur, Großwildjagd oder Emissionshandel: Der WWF kooperiere mit denen, gegen die Umweltschützer und Menschenrechtler in Entwicklungsländern kämpften. „Das Problem ist beim WWF genetisch. Die Großindustrie gehört zu den Vätern des WWF“, sagt Huismann.
So beschriebt er, wie der WWF zusammen mit äußerst umstrittenen Firmen wie Monsanto, einem Gentechnikriesen, und Wilmar, einem der größten Agrarproduzenten der Welt, an Runden Tischen sitze. Gemeinsam zeichnen sie „nachhaltig produziertes“ Soja und Palmöl aus. Mit Monsanto sitzt der WWF an einem Runden Tisch für verantwortungsvolles Soja (RTRS). Gegen dieses Bündnis laufen andere Naturschutzorganisationen Sturm. Mit Wilmar, einem der größten Regenwaldzerstörer der Welt, zertifiziert der WWF „nachhaltiges“ Palmöl (RSPO).
„Der Dialog schadet der Natur eher, als dass er nützt“
Die Mitwirkung des WWF ist in beiden Fällen unzweifelhaft. Die Organisation begreift ihren Platz an den Runden Tischen als Möglichkeit, um auf Konzerne Einfluss zu nehmen, eine Kooperation sei das aber nicht: „Der WWF hat nie mit Monsanto zusammengearbeitet und hat auch jetzt keine Kooperation mit Monsanto. Am Runden Tisch für verantwortungsvolles Soja- bzw. verantwortungsvolles Palmöl treffen jeweils mehrere hundert Mitglieder zusammen. Eines der Mitglieder dort ist der WWF, ein anderes ist Monsanto“, heißt es inzwischen auf einer eigens für das Schwarzbuch eingerichteten WWF-Webseite.
Und weiter: „Der WWF arbeitet nicht mit Wilmar zusammen, und, ganz wichtig, der WWF vergibt keine Zertifikate! Richtig ist, dass der WWF gemeinsam mit Unternehmen des Palmölsektors, anderen NGOs, Lebensmittelkonzernen und Banken 2004 den Roundtable on Sustainable Palm Oil ins Leben gerufen hat, um zu versuchen, die Produktion von Palmöl nachhaltiger zu gestalten.“
Ist das keine Kooperation?
Man könne dem Dialog mit Wirtschaftsunternehmen ja auch Positives abgewinnen, findet Huismann. Doch „die Abkommen des WWF mit großen Industrieunternehmen haben dazu geführt, dass der Dialog der Natur eher schadet als nutzt“. Der Filmemacher und Autor beschreibt in seinem Sachbuch, wie die Runden Tische den Konzernen als grünes Feigenblättchen dienen.
Auch das mag man beim WWF nicht hören, geschweige denn lesen. WWF-Sprecher Jörn Ehlers wirft Huismann „rufschädigende und gravierende Falschaussagen“ vor. Der wiederum verweist auf die Gründlichkeit seiner jahrelangen Recherchen und eine Menge eidesstattlicher Versicherungen, die seine Argumente stützen sollen, und entgegnet: „Der WWF reagiert deswegen so massiv und auch panisch, weil er im Herzen getroffen ist, in seiner Glaubwürdigkeit.“
Huismann, mehrfacher Grimme-Preisträger, dokumentiert in seinem für die Umweltstiftung wenig schmeichelhaften Schwarzbuch WWF die geheime Geschichte des mächtigsten Naturschutzverbandes der Welt, die von Kooperationen mit ehemaligen Nazis, Diktatoren, südafrikanischen Rassisten geprägt sei und von der eigenartigen Mitwirkung von Firmen, die eigentlich als Umweltzerstörer gelten. Im Klartext: Journalist Huismann wirft dem WWF vor, für die Zerstörung der Natur mitverantwortlich zu sein – und daran zu verdienen. Die Naturschützer wehren sich juristisch.
An diesem Freitag könnte sich nun vor dem Landgericht Köln bei einem Prozesstermin entscheiden, ob von Huismanns Buch, das im April erschien, eine zweite Auflage gedruckt werden kann oder das Buch inhaltlich geändert werden muss. Die erste Auflage, 10.000 Exemplare, ist restlos verkauft. Neuauflagen, auf die mehrere tausend Vormerker bereits warten, sind in Planung.
Auf 255 Seiten breitet Huismann aus, wie die Tierschützer, die jährlich mehr als eine halbe Milliarde Euro einnehmen, fragwürdige Verbindungen mit der Industrie eingegangen sind. Ob Aquakultur, Großwildjagd oder Emissionshandel: Der WWF kooperiere mit denen, gegen die Umweltschützer und Menschenrechtler in Entwicklungsländern kämpften. „Das Problem ist beim WWF genetisch. Die Großindustrie gehört zu den Vätern des WWF“, sagt Huismann.
So beschriebt er, wie der WWF zusammen mit äußerst umstrittenen Firmen wie Monsanto, einem Gentechnikriesen, und Wilmar, einem der größten Agrarproduzenten der Welt, an Runden Tischen sitze. Gemeinsam zeichnen sie „nachhaltig produziertes“ Soja und Palmöl aus. Mit Monsanto sitzt der WWF an einem Runden Tisch für verantwortungsvolles Soja (RTRS). Gegen dieses Bündnis laufen andere Naturschutzorganisationen Sturm. Mit Wilmar, einem der größten Regenwaldzerstörer der Welt, zertifiziert der WWF „nachhaltiges“ Palmöl (RSPO).
„Der Dialog schadet der Natur eher, als dass er nützt“
Die Mitwirkung des WWF ist in beiden Fällen unzweifelhaft. Die Organisation begreift ihren Platz an den Runden Tischen als Möglichkeit, um auf Konzerne Einfluss zu nehmen, eine Kooperation sei das aber nicht: „Der WWF hat nie mit Monsanto zusammengearbeitet und hat auch jetzt keine Kooperation mit Monsanto. Am Runden Tisch für verantwortungsvolles Soja- bzw. verantwortungsvolles Palmöl treffen jeweils mehrere hundert Mitglieder zusammen. Eines der Mitglieder dort ist der WWF, ein anderes ist Monsanto“, heißt es inzwischen auf einer eigens für das Schwarzbuch eingerichteten WWF-Webseite.
Und weiter: „Der WWF arbeitet nicht mit Wilmar zusammen, und, ganz wichtig, der WWF vergibt keine Zertifikate! Richtig ist, dass der WWF gemeinsam mit Unternehmen des Palmölsektors, anderen NGOs, Lebensmittelkonzernen und Banken 2004 den Roundtable on Sustainable Palm Oil ins Leben gerufen hat, um zu versuchen, die Produktion von Palmöl nachhaltiger zu gestalten.“
Ist das keine Kooperation?
Man könne dem Dialog mit Wirtschaftsunternehmen ja auch Positives abgewinnen, findet Huismann. Doch „die Abkommen des WWF mit großen Industrieunternehmen haben dazu geführt, dass der Dialog der Natur eher schadet als nutzt“. Der Filmemacher und Autor beschreibt in seinem Sachbuch, wie die Runden Tische den Konzernen als grünes Feigenblättchen dienen.
Auch das mag man beim WWF nicht hören, geschweige denn lesen. WWF-Sprecher Jörn Ehlers wirft Huismann „rufschädigende und gravierende Falschaussagen“ vor. Der wiederum verweist auf die Gründlichkeit seiner jahrelangen Recherchen und eine Menge eidesstattlicher Versicherungen, die seine Argumente stützen sollen, und entgegnet: „Der WWF reagiert deswegen so massiv und auch panisch, weil er im Herzen getroffen ist, in seiner Glaubwürdigkeit.“
Bereits 2011 versuchte der WWF gegen Huismanns Film Pakt mit dem Panda, eine Ko-Produktion des Westdeutschen Rundfunks (WDR) und des Südwestrundfunks (SWR), vorzugehen. Zunächst ohne Erfolg. Die Dokumentation wurde im Ersten, später in einigen Dritten Programmen der ARD ausgestrahlt.
Doch im April dieses Jahres, kurz vor Erscheinen des Buches, erwirkte der WWF beim Landgericht Köln drei einstweilige Verfügungen gegen die Doku in insgesamt elf Punkten: Vier richten sich gegen den WDR, weitere sieben gegen eine SWR-Fassung des Films. Sie belege „die Richtigkeit unserer Aussagen“, schrieb Vorstandsmitglied Eberhard Brandes auf der WWF-Website und fügte hinzu: „Die Verfügung ist eine Bestätigung für die 438.000 Förderer des WWF und das gesamte WWF-Team.“
Doch wie durch „einstweilige“ schon ausgedrückt wird, regelt eine einstweilige Verfügungen nur vorläufig, dass eine gewisse Handlung oder Äußerung zu unterlassen oder sogar verboten ist. Verweigert der Betroffene der Entscheidung seine Anerkennung, muss der Antragsteller seinen behaupteten Anspruch durch eine Klage im Hauptsacheverfahren durchsetzen. Und das, die Klage, ist jetzt der Stand der Dinge.
„Buchhandel kuscht vor WWF“
Die vom WWF beauftragte, in Berlin ansässige Kanzlei Schertz Bergmann hat mittlerweile 14 Unterlassungsbegehren gegen das Schwarzbuch WWF vorgebracht. Das betrifft allerdings nicht nur Random House, der zu Bertelsmann zählende Verlag, der das Buch über seine Tochter Gütersloher Verlagshaus verlegt. Die für den WWF tätigen Advokaten haben auch große Online-Buchhändler wie Amazon, Libri und Weltbild angeschrieben und drohen mit rechtlichen Schritten, falls das Schwarzbuch WWF über sie zu beziehen sei.
Der beklagte Titel wurde mancherorts prompt aus dem Handel genommen. Von Amazon stammt die Benachrichtigung: „Dieser Artikel ist in Deutschland indiziert bzw. beschlagnahmt. Wir bieten generell keine indizierten bzw. beschlagnahmten Titel auf Amazon.de an.“ Dabei ist das Schwarzbuch – zumindest noch bis Freitag – erlaubt, allerdings praktisch kaum zu erwerben.
Nach ersten Berichten, sowohl in dieser Zeitung als auch der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und anderen Medien, hat sich die Einkaufsgenossenschaft eBuch, ein Verbund kleiner unabhängiger Buchhändler, mit einer Plakat-Aktion gemeldet: „Buchhandel kuscht vor WWF“, heißt es da, und: „Wir nicht!“
Journalisten erheben Zensurvorwürfe gegen den WWF
Die Deutsche Journalisten-Union erhebt in diesem Zusammenhang Zensurvorwürfe gegen den WWF. Die in Verdi organisierte Gewerkschaft wertet das Vorgehen der Umweltschutz-Organisation als einen „nicht akzeptablen, rechtlich zweifelhaften Einschüchterungsversuch“.
WWF-Sprecher Ehlers weist die Kritik zurück. Aus seiner Sicht sei das Anwaltsschreiben nicht als Drohung, sondern „als Information“ zu verstehen
Der ungewöhnlich scharf ausgetragene Streit könnte für den WWF negative Rückkoppelungen zur Folge haben. Die Nachfrage nach dem Buch ist groß, die Berichterstattung über den WWF, wie Reaktionen im Internet zeigen, ist ein gefragtes Thema. Auch gibt es zahlreiche Anfragen aus Europa und den USA bezüglich einer internationalen Verwertung des Schwarzbuches, selbst ungewöhnliche Lizenzgebiete wie Südkorea, Taiwan und China bekunden Interesse.
Zwischenzeitig konnte Huismanns gebundene Recherche nur noch direkt für 19,99 Euro bei Random bestellt werden, inzwischen liegt sie als E-Book vor.
Der WWF bleibt offensiv. Huismann sagt, dass er und sein Verlag „Unterlassungsbegehren am laufenden Band“ bekämen, „versehen mit der Androhung weiterer Anträge auf einstweilige Verfügungen“. Er spricht von einer „Zermürbungsstrategie“ des WWF.
Rainer Dresen, Anwalt des Gütersloher Verlagshauses, sagt, dass er schon viel erlebt habe, doch selbst bei kritischen Büchern über Scientology sei noch nie so ein massiver Druck auf den Verlag ausgeübt worden: „Was dieses Vorgehen über das Selbstverständnis des WWF Deutschland und seine Fähigkeit, sich mit Kritik auseinanderzusetzen, aussagt, mag jeder für sich entscheiden. Mein Verständnis von Pluralismus und Meinungsfreiheit sieht jedenfalls anders aus.“
An diesem Donnerstag wird beim Fernsehfestival in Monte Carlo entschieden, wer 2012 etwa in der Kategorie „Beste Dokumentation International“ gewinnt. Huismanns Pakt mit dem Panda ist nominiert, der Autor bekam aber keine Einladung. Als er bei der Festivalleitung anrief und nachfragte, wurde ihm erklärt, sein Film sei „juristisch umstritten“.
Hat der WWF womöglich mit Monegassen-Fürst Albert gesprochen? Der Preis, für den Pakt mit dem Panda nominiert wurde, heißt „Fürst-Rainier-III.-Preis“ – benannt nach Alberts Vater. Der war einst größter Förderer des WWF Frankreich.
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http://www.keine-gentechnik.de/news-gentechnik/news/de/25865.html
11.06.2012 |
EFSA: Gentechnik-Lobbyistin scheitert mit Kandidatur
Enge Kontakte zwischen Privatwirtschaft und Behörden; Foto: Stephanie Hofschlaeger / pixelio
Die Kandidatur einer Lebensmittel- und Gentechniklobbyistin um einen Sitz im Verwaltungsrat der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ist gescheitert. Ein Komitee mit Vertretern der EU-Staaten lehnte am vergangenen Freitag die Bewerbung von Mella Frewen, einer früheren Monsanto-Mitarbeiterin und heutigen Cheflobbyistin des Industrieverbands FoodDrinkEurope, ab. Frewen war zusammen mit 13 weiteren Kandidaten von der EU-Kommission für eine Tätigkeit bei der immer wieder wegen ihrer Industrienähe in der Kritik stehenden EFSA nominiert worden.
Das EU-Parlament hatte gegen die Nominierung Frewens protestiert und in einem Brief an die nationalen Regierungen auf deutliche Interessenskonflikte hingewiesen. Die endgültige Entscheidung über die künftige Zusammensetzung des EFSA-Verwaltungsrates steht noch aus.
Die Ablehnung einer Industriekandidatin folgt einer ebenfalls aufsehenerregenden Entscheidung Anfang Mai dieses Jahres. Die EU-Parlamentarier beschlossen damals, den Haushalt der EFSA und zweier weiterer Behörden vorerst nicht zu entlasten. Die EFSA wird wegen ihrer Besetzung mit industrienahen Experten und ihrer laxen Haltung zu Risiken gentechnisch veränderter Organismen schon seit Längerem kritisiert.
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http://www.n-tv.de/ratgeber/Gentechnik-bereits-in-Nahrung-article6473471.html
Montag, 11. Juni 2012
Wie Verbraucher Genprodukte erkennen
Gentechnik bereits in Nahrung
In der Europäischen Union gilt für Lebensmittel die sogenannte Nulltoleranz: Demnach darf nicht einmal eine Spur bisher nicht zugelassener gentechnisch veränderter Pflanzen wie Soja oder Mais enthalten sein. Doch wer glaubt, es gäbe keine Gentechnik in der Nahrung, der irrt.
Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) will erreichen, dass es in Lebensmitteln auch in Zukunft keine Spuren nicht zugelassener gentechnisch veränderter Pflanzen gibt. Die Betonung liegt auf „nicht zugelassen“: Denn Produkte mit zugelassenen gentechnisch veränderten Pflanzen gibt es in der EU schon längst – etwa mit Mais, Soja oder Zucker aus anderen Ländern. Sie sind aber selten. Problematisch, weil nicht zu entdecken, sind eher Produkte von Tieren, die mit gentechnisch veränderten Pflanzen gefüttert wurden.
In welchen Produkten im Supermarkt steckt bereits Gentechnik?
Bislang gibt es im Handel laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) nur wenige Produkte mit direkt gentechnisch veränderten Zutaten wie etwa Genpflanzen. Bei den Ausnahmen handelt es sich einer Greenpeace-Erhebung zufolge meist um Lebensmittel aus dem Ausland wie etwa Sojaprodukte aus Asien oder Schokoriegel aus den USA. Reine Genprodukte wie etwa Gengemüse, Obst oder Fleisch gibt es nicht. Genpflanzen dürfen aber an Tiere verfüttert werden, wodurch Gentechnik in den Nahrungskreislauf gelangt. Dies kann unter anderem bei Milchprodukten oder Eiern der Fall sein.
Sind Lebensmittel mit Genzutaten speziell gekennzeichnet?
Ja, allerdings mit Einschränkungen. Hersteller sind grundsätzlich dazu verpflichtet, alle gentechnisch veränderten Lebensmittel-Bestandteile in den Zutatenlisten auf den Verpackungen abzudrucken. Ausgenommen von der Pflicht sind aber Tierprodukte wie Milch, Eier und Fleisch oder Zusatzstoffe, die von gentechnisch veränderten Bakterien erzeugt wurden. Das freiwillige Siegel „Ohne Gentechnik“ der Bundesregierung bekommt nur, wer nachweisen kann, dass Tiere nicht mit Futter wie Gensoja gefüttert wurden oder dass keine gentechnisch veränderten Bakterien eingesetzt wurden.
Sind Bioprodukte gentechnikfrei?
Grundsätzlich ja, jedoch können auch hier teils Einschränkungen bestehen. Zwar sieht die EU-Ökorichtlinie vor, dass bei der Herstellung von Bioprodukten keine Gentech-Zutaten verwendet werden dürfen. Spuren gentechnisch veränderter Bestandteile aber – etwa verursacht durch den Pollenflug von Feldern mit Genpflanzen – müssen auf Lebensmittelverpackungen bis zu einem Anteil von 0,9 Prozent nicht gesondert ausgewiesen werden. Die Hersteller von Bioprodukten sind jedoch gehalten, alles technisch Mögliche zu tun, um Verunreinigungen auszuschließen.
Müssen auf Speisekarten Genzutaten gekennzeichnet sein?
Ja. Nach Angaben von Greenpeace allerdings bleiben solche Hinweise in der Praxis nicht selten aus. Den Angaben zufolge werden etwa Pommes Frites in einigen Fällen in Speiseöl aus Genpflanzen frittiert. Für den Verbraucher ist dies oft nirgends nachzulesen.
Welche Auswirkungen haben Genprodukte auf die Gesundheit?
Dazu gibt es unterschiedliche Angaben. Laut BVL gibt es etwa aus den USA oder Kanada, wo Lebensmittel aus Genpflanzen oder Milch von mit Gensoja gefütterten Kühen schon seit über zehn Jahren auf dem Markt sind, „keine Erkenntnisse, dass sich der Verzehr (…) schädlich auf die Gesundheit von Menschen ausgewirkt hat“. Greenpeace dagegen sieht beim Verzehr von Genpflanzen ein Risiko, dass diese aufgrund ihrer Genstruktur verstärkt allergische Reaktionen auslösen können. Milch von Kühen, die mit Gensoja gefüttert wurden, dürfte demnach aber risikolos sein.
Quelle: n-tv.de, AFP
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http://www.dradio.de/dlf/sendungen/wib/1779266/
10.06.2012
Torbert Rocheford, Professor an der Purdue-Universität, und Kollegen schauen sich Vitamin-A-Mais im Feld an (Bild: Katrin Zöfel)
Züchter erhöhen Spurenstoffe im Mais
Manuskript zur Sendung
Von Katrin Zöfel
Nach Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO ist der Mangel an den drei Mikronährstoffen Eisen, Zink und Vitamin A weltweit am größten. Forscher aus Mexiko, Kolumbien, Indien und den USA haben sich deshalb vorgenommen , das, was die Menschen sowieso jeden Tag essen, nahrhafter zu machen . Sie züchten Mais mit mehr Vitamin A, Bohnen mit mehr Eisen und Reis und Weizen mit mehr Zink.
Ein kleines Maisfeld auf einer Versuchsstation, mitten auf dem platten Land in Sambia. Es ist früh am Tag, trotzdem ist es schon warm, die Luft feucht. Die Pflanzen stehen mannshoch, am Feldrand ein paar kleine Schilder, ordentlich beschriftet: hier werden neue, ungewöhnliche Maissorten getestet. Ungewöhnlich vor allem die Farbe der Maiskörner: “Orangefarbener Mais ist viel schöner als gelber. Und dahinter steht eine Idee, die wirklich funktionieren könnte, wer weiß…“ “So I am looking at this ear, I am pulling back the husk…“ Der Forscher Torbert Rocheford schält die Hüllblätter von einem jungen Maiskolben ab, so dass der Kolben mit den Körnern sichtbar wird. “Es ist noch ein bisschen zu früh, der ist noch nicht ganz reif. Aber man sieht es trotzdem, da ist ein leichter Orange-Schimmer. Die Karotinoide, die den Maiskörnern ihre Farbe geben, werden erst kurz vor der Reife gebildet, der Kolben wird also noch richtig orange.“ Rocheford ist Professor für Maisgenetik an der US-Universität Purdue. In dem Mais, den er gerade in der Hand hält, stecken gut zehn Jahre seiner Arbeit. Farbstoff im Korn, das sei, sagt er, für die Pflanzen purer Luxus und deshalb von der Evolution ursprünglich nicht vorgesehen. Rocheford nimmt eins der großen, langen Blätter zwischen die Finger. “Karotinoide werden nur hier, in den Blättern, gebraucht, sie schützen den Photosynthese-Apparat. Der Ur-Mais hatte deshalb auch nur weiße Körner. Im Laufe der Zeit gab es aber immer wieder zufällige Mutationen, die das ganze System durcheinanderbrachten und die Synthese von Farbstoffen im Korn aktivierten.“ Es gibt pinken Mais, gelben Mais, roten und sogar dunkel violetten Mais. Jede Farbe entsteht durch einen anderen Mix aus Karotinoiden und weiteren Pflanzenfarbstoffen. Der Mais allerdings, der auf der Welt angebaut und gegessen wird, ist größtenteils weiß oder gelb. Beide Varianten sind fast oder ganz frei von Karotinoiden. Was lag also näher als die zufälligen Varianten im Maisgenom neu zu kombinieren? Rocheford: “Der perfekte orangefarbene Mais wäre für mich einer mit reichlich Beta-Karotin, also Provitamin A, dazu Zeaxanthin und Lutein, diese beiden sind wichtig für gesunde Augen.“
Vitamin-A-Mais (Bild: Katrin Zöfel)
Tatsächlich konnten die Forscher den Gehalt all dieser Karotinoide inzwischen deutlich steigern. Auch das Zuchtziel „leuchtend orange“ ist erreicht: So erkennt jeder den neuen Mais auf den ersten Blick. Rocheford hat dafür mit seinen Kollegen jahrelang kleinteilige Fahnderarbeit geleistet: Welche Gene spielen welche Rolle? Und wo im Erbgut liegen sie? Sein wichtigster Fund waren einige Genvarianten, die die Synthese gleich mehrerer Karotinoide auf einmal ankurbeln. Aus all diesen Details entstand eine Art Plan des Maisgenoms, mit dem in der Hand können Züchter schneller und effizienter als bisher bestimmte Eigenschaften neu kombinieren. Für Rocheford bleiben inzwischen nur noch wenige Wünsche offen: “Wir wollen, dass der Mais in der Lagerungszeit weniger Vitamin und Karotinoide verliert, und wir könnten den Gesamtgehalt an Karotinoiden noch weiter steigern.“
Testfeld (Bild: Katrin Zöfel)
Der Löwenanteil seiner Arbeit ist erledigt. Wenn alles gut geht, kommt der neue Mais zur nächsten Pflanzsaison auf den Markt. Fünf Sorten durchlaufen gerade die letzte Testphase für die Freigabe durch die Behörden. Für die Maisforscher von HarvestPlus, der federführenden Organisation hinter dem Projekt, ist das ein besonderer Moment. Auch deshalb haben sie ihr jährliches Arbeitstreffen nach Sambia verlegt. Mehr als 50 Fachleute aus der ganzen Welt sind gekommen. Heute ist Feldtag, die Forscher besuchen insgesamt drei sambische Versuchsstationen. Unter ihnen ist auch Howarth Bouis. Der Ökonom steht am Feldrand und hört den fachsimpelnden Kollegen zu. Von den Details der Maiszucht versteht er wenig, sagt er. Trotzdem ist es auch sein Traum, der da gerade wahr wird. Nach immerhin gut 20 Jahren. “Ich fand die Idee faszinierend, dass man Pflanzen einfach dazu bringt, mehr Minerale und Vitamine in ihre Samen oder Knollen zu packen. Als Ökonom dachte ich mir, das wäre viel billiger, als Jahr für Jahr Geld für Tabletten mit Vitaminen und Mineralen auszugeben.“ Anfang der 1990er arbeitete Bouis beim Internationalen Institut für Ernährungspolitik Ifpri in Washington. Sein Auftrag war, herauszufinden, was man tun könnte, um den weltweiten Mangel an Mikronährstoffen zu lindern. Doch als er mit seiner Idee hausieren ging, stieß er auf Widerstand. “Fast alle sagten mir, meine Idee sei schlecht. Punkt eins: Züchtung sei zuallererst dazu da, für starke, gesunde Pflanzen mit guten Erträgen zu sorgen. Das helfe armen Bauern am meisten und sei schon komplex genug. Punkt zwei: sie waren sich sicher, wenn man auf höhere Nährstoffgehalte züchten würde, bekäme man niedrigere Ernten.“ Ackerpflanzen mit wenig Ertrag würde kein Bauer freiwillig anbauen, wie gesund sie auch sein mochten. Bouis war kurz davor, sein Konzept aufzugeben. Doch ein Treffen mit Fachleuten der Cornell Universität im Osten der USA stand noch in seinem Kalender. Also fuhr er hin. “Da stand dieser Mann am Ende des Konferenztisches auf und sagte, es sei nur gut, wenn man auf mehr Nährstoffe züchte. Reis zum Beispiel brauche viel Zink, also wachse aus einem zinkreichen Reiskorn auch eine kräftige Pflanze mit viel Ertrag. Er sagte: Pflanzen brauchen Minerale genauso wie die Menschen.“ Der Mann, der da am Tisch aufstand, war der Pflanzenphysiologe Ross Welch. Was er sagte, galt zwar nicht unbedingt für Vitamine aber immerhin für Minerale. Bouis ging also noch einmal hausieren, diesmal zusammen mit Welch und noch einem Forscher aus Australien. Und tatsächlich: Züchter für Reis, Mais, Weizen, Perlhirse, Bohnen und für Kassava interessierten sich jetzt für sein Konzept. Er stieß sogar auf Süßkartoffelzüchter, die mit einem ähnlichen Ansatz schon erste Ergebnisse vorzuweisen hatten. Und es fand sich ein Geldgeber: das dänische Entwicklungshilfeprogramm gab drei Millionen US-Dollar. “Das war genug, um loszulegen. Am Anfang ist der Aufwand noch nicht so hoch. Die Züchter durchsuchten ihre Saatgutbanken, nach nährstoffreichen Varianten. Und wir fragten Ernährungsexperten, wie hoch wir das Ziel für die Nährstoffgehalte setzen sollten. Ihr Rat war: Jede unserer Pflanzen sollte ungefähr den halben Tagesbedarf für das jeweilige Mineral oder Vitamin decken.“ Die Forscher legten sich auf drei Nährstoffe fest: Eisen, Zink und Vitamin A. Für jede Ackerfrucht wurden also drei Zielmarken gesetzt, auch für Mais. “Wir fragten die Züchter: Könnt Ihr pro Gramm Mais auf 15 Milligramm Provitamin A züchten? Sie schauten sich ihre Daten an und sagten: Ja, das müsste gehen. Was Zink und Eisen anging winkten sie ab. Sie hatten in ihren Saatgutbanken keinen Mais mit hohen Eisen oder Zink-Gehalten gefunden, also hatten sie nichts, womit sie züchten konnten. Deshalb züchten wir bei Mais nur auf Provitamin A.“
Test-Mais (Bild: Katrin Zöfel)
Das war der Beginn der Geschichte von HarvestPlus. Die Initiative wurde 2003 offiziell gegründet mit Hauptsitz Washington, DC. Sie gehört zum Netzwerk der CGIAR-Center und bündelt einen Großteil der Forschungsanstrengungen weltweit. Ihre Arbeit ist nicht auf Profit ausgelegt und wird finanziert von privaten Stiftungen, einzelnen Staaten und der Weltbank. Inzwischen wachsen auf HarvestPlus-Versuchsfeldern in vielen Ländern zinkreiche Reis- und Weizenvarianten, eisenreiche Bohnen und Perlhirse, orangene Kassava, Süßkartoffeln und Mais. Doch die Skeptiker sind noch immer nicht überzeugt: Wird diese Strategie den Mangel an Zink, Eisen, und Vitamin A tatsächlich lindern können? Howarth Bouis. “Wir sind ja immer noch dabei zu beweisen, dass unsere Strategie gut ist. Wir müssen den Gesundheitseffekt für die Menschen noch sicher nachweisen. Da haben wir zwar erste Studienergebnisse aber erst jetzt laufen zwei wirklich große Studien dazu an. Und die nächste große Frage ist, ob die neuen Sorten von den Bauern tatsächlich angenommen werden – und zwar so großflächig, dass es einen spürbaren Effekt auf die Gesundheit der ganzen Bevölkerung gibt.“ “Hey Kevin…. have you seen Kevin?“ Torbert Rocheford sucht seinen Kollegen, den Maiszüchter Kevin Pixley – Der allerdings ist zwischen den mannshohen Maispflanzen kaum zu finden. “Hey Kevin…“ “This is all looking pretty good here.“ Kevin Pixley leitet am Internationalen Zentrum für Mais- und Weizenforschung Cimmyt in Mexiko das Maisprogramm für HarvestPlus. Er hat die karotinoidreichen Varianten von Torbert Rocheford mit Zuchtlinien aus seinem Institut gekreuzt. Und das nicht nur einmal. Jeder Züchter kreuzt seine Linien immer wieder, so dass er unter vielen neuen Kreuzungen die besten auswählen kann. Pixley schaut sich im Feld um. Hier stehen die potentiellen Nachfolger der ersten fünf Sorten, die bald auf den Markt kommen sollen. Hier wächst die zweite Generation heran. Der Züchter bleibt bei einer Pflanzreihe stehen. Deren Blätter sind mit länglichen, grauen Flecken übersät. “When you see a hybrid like this, it’s both good and bad…“ “Diese Kreuzung ist offensichtlich nicht gut genug: Sie ist zu anfällig für die Blattfleckenkrankheit, das ist eine Pilzkrankheit, die diese grauen Flecken hervorruft. – Die gute Nachricht ist, dass hier direkt neben den kranken Pflanzen eine andere Kreuzung völlig gesund aussieht. Also wissen wir: der Pilz, der die Krankheit auslöst, ist da – die Sorte, die trotzdem gesund bleibt, muss also resistent dagegen sein.“ Damit hat die Sorte ohne graue Flecken einen wichtigen Test bestanden. Der Saatgutmarkt in Sambia funktioniere gut, erklärt Pixley. Es gibt geeignete Sorten für Großbauern genauso wie für kleine Bauern. Um Marktanteile erobern zu können, müssen die Neuheiten von HarvestPlus also sehr ausgereift sein. Pixley arbeitet deshalb mit den Züchtern des sambischen staatlichen Forschungsinstituts Zari und der afrikanischen Saatgutfirma Seed-Co zusammen. Die allerersten Kreuzungen hat er noch in Mexiko getestet, aber die meisten Versuche führen die Partner nun vor Ort durch. Am Ende sollen die Maispflanzen schließlich nicht in Mexiko, sondern in Sambia gute Erträge bringen. Züchtung sei ein zähes Geschäft, sagt Pixley: Eine erfolgreiche Sorte hat mehrere Jahre Entwicklung am Forschungsinstitut hinter sich – und drei, vier Testjahre im Zielland. “In einen Jahr gibt es eine Dürre, dann einen Hagelsturm, im nächsten Jahr vielleicht viel zu viel Regen, schließlich kommen Termiten und nagen die Wurzeln an. All das ist möglich. Außerdem hat jeder Standort so seine vier, fünf typischen Pflanzenkrankheiten. Aber auch die treten nicht in einem Jahr alle auf einmal auf. Deshalb pflanzen wir jede neue Kreuzung drei, vier Jahre lang an mehreren sehr unterschiedlichen Standorten an. So sehen wir, was welche Sorte aushält. Die besten aus einem Jahr werden im nächsten Jahr weiter getestet. So können wir einigermaßen sicher sein, dass schließlich eine sehr gute neue Sorte dabei herauskommt.“
Eine Überlandstraße in Sambia. (Bild: Katrin Zöfel)
Für den Anfang arbeiten Pixley und seine sambischen Kollegen auf sogenannte Hybridsorten hin. Das sind besonders leistungsstarke, ertragreiche Sorten, die vor allem von Großbauern aber auch von kleineren Bauern im Umfeld der Städte angebaut werden. Der Nachteil: das Saatgut muss jedes Jahr neu gekauft werden. Simplere Sorten, die jeder Bauern selbst vermehren kann, sind zwar in der Entwicklung, sollen in Sambia aber erst 2015 auf den Markt kommen. Immerhin: Die Rechte an allen Sorten bleiben bei HarvestPlus und den Forschungsinstituten. Ein Hof in Kafue im Süden Sambias. Die Gegend ist flach, geprägt von Grasland. Neben dem Haus stehen zwei Scheunen. Ziegen, Hühner, ein Hund. Im Schatten einiger Bäume sitzen 15 Frauen, ein weißer Plastikeimer mit dampfenden Maiskolben macht die Runde. Es ist orangener Mais. “Für uns Sambier ist Mais das Grundnahrungsmittel. Ohne Mais hungern wir. Morgens gibt es Brei aus grobem Maismehl, mittags essen wir Nshima aus feinem Maismehl und zum Abendessen wieder Nshima.“ Bridget Kapopo ist 51, Mutter von fünf Kindern und verwitwet. Die Verantwortung für den Hof trägt sie praktisch allein. Die Frauen, die mit ihr im Schatten sitzen, gehören wie sie zum Chikoka Women’s Club. “Wir haben die Gruppe gegründet, um Ideen auszutauschen, außerdem fällt die schwere Arbeit zusammen viel leichter.“
Bridget Kapopo, Bäuerin in Sambia (Bild: Katrin Zöfel)
Die Frauen haben sich einen Gemüsegarten angelegt, nähen bunten Decken und kochen Marmelade für den Verkauf. Regelmäßig schickt die sambische Regierung landwirtschaftliche Berater auf die Dörfer, auch hierher. Die Berater haben den Frauen ein kleines Päckchen Saatgut für den orangenen Mais gegeben. Noch vor der offiziellen Freigabe. Kapopo: “Wir haben gleich gesagt: das probieren wir. Die Berater sagen, dass darin viel Vitamin A ist. Also genau dasselbe, was unsere Kinder als Tabletten in der Klinik bekommen bis sie fünf Jahre alt sind. Wir wissen, dass das für gute Augen und das Immunsystem wichtig ist.“ Warum pflanzen die Frauen nicht mehr Gemüse an, Karotten zum Beispiel, die auch viel Vitamin A enthalten würden – genau wie der neue Mais? “Wir pflanzen Karotten und Gemüse an, aber nicht so viel. Mais ist leicht anzubauen, man sät, erntet und hat ein ganzes Jahr lang davon zu essen. Karotten kann man nicht gut lagern, also muss man sie alle paar Wochen neu pflanzen. Das kann keine von uns leisten.“ Die Bauern aus der Nachbarschaft, erzählt Kapopo, fragen, wo die Gruppe das Saatgut her hat und wo man es für die nächste Saison bekommen kann. Genau darauf hatten die Regierungsberater gehofft. Sie wollen, dass sich die Nachricht von dem neuen Mais verbreitet und so die Nachfrage nach Saatgut fast von selbst entsteht.
Sambische Bäuerinnen auf ihrem Maisfeld. (Bild: Katrin Zöfel)
Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO haben in Afrika etwa ein Drittel aller Kinder unter fünf Jahren spürbaren Vitamin A-Mangel, weltweit etwa jedes vierte Kind unter fünf. Die Zahlen dazu sind bis heute nicht eindeutig, auch weil die Messmethoden zum Teil immer noch umstritten, teuer oder sogar widersprüchlich sind. Noch häufiger ist Eisenmangel. Auch hier fehlt eine einheitliche Messmethode und es gibt selbst von der WHO wieder nur eine Schätzung: jedem zweiten Vorschulkind und jeder zweiten schwangeren Frau in Entwicklungsländern fehlt es demnach an Eisen. Der dritte Mangelkandidat ist Zink. Hier sind die Zahlen noch dünner gesät, erst seit 2007 gibt es eine aussagekräftige Methode, um den Zinkstatus eines Menschen zu erfassen. Experten schätzen, dass Zinkmangel sogar mehr Menschen betreffen könnte als der Mangel an Eisen oder Vitamin A. Zusammen genommen beeinträchtigt versteckter Hunger mehr Menschen als der ganz normale, offensichtliche Hunger aus Mangel an Kalorien. Die Schätzungen gehen bis zu drei Milliarden Menschen, also fast der Hälfte aller Menschen auf der Erde, und zwar in Entwicklungsländern wie in Industriestaaten. In beiden Fällen gilt: es werden viele, teils zu viele Kalorien konsumiert, ob als Kohlenhydrat oder als Eiweiß.
Farm in Sambia (Bild: Katrin Zöfel)
Mikronährstoffe dagegen fallen unter den Tisch. Viele Regierungen versuchen seit gut zehn Jahren das Problem mit Tabletten zu lösen. Das tun sie – wie von der WHO empfohlen – gezielt für die Bevölkerungsschichten, die am stärksten betroffen sind. Die sambische Regierung verteilt zweimal jährlich Vitamin-A-Tabletten an schwangere Frauen und an Kinder unter fünf Jahren. Außerdem schreibt sie gesetzlich vor, dass bei der Verarbeitung von raffiniertem Zucker Vitamin A zugegeben wird. Studien belegen, dass all diese Maßnahmen durchaus einen positiven Effekt haben. Doch der Mangel in der Ernährung wird nicht behoben und es bleibt immer das Risiko, dass die Menschen zu viel Vitamin A abbekommen. An der Wurzel gepackt wäre das Problem erst, wenn in der täglichen Nahrung alles drin wäre, was der Mensch braucht. Können Pflanzen wie der orangene Mais das Problem vielleicht besser lösen? Zwei Studien laufen in diesen Wochen in Sambia an, um diese Frage zu klären. Studie 1 von der Universität Wisconsin prüft detailliert, ob die Maiskarotinoide vom Körper aufgenommen werden und wie sie den Vitamin-A-Haushalt verändern. Studie 2 konzentriert sich auf den leicht messbaren Vitamin-A-Spiegel im Blut und offensichtliche Mangelsymptome bei Kindern. Amanda Palmer von der John Hopkins Universität leitet diese Studie vor Ort. “Wir werden einfach ausprobieren, was passiert, wenn Kinder den orangenen Mais täglich essen. Wir begleiten dafür 1250 Kinder in einer ländlichen Gegend sechs Monate lang; die einen bekommen den Mais, die anderen nicht. Davor und danach messen wir den Vitamin-A-Blutspiegel und untersuchen die Augen der Kinder auf Defekte, die für Vitamin-A-Mangel typisch sind. Wenn unser Ergebnis am Ende ist, dass der orangene Mais den Mangel lindert, dann könnte es tatsächlich sein, dass Politiker sich entscheiden und sagen: ja, diesen Mais sollten alle bekommen.“ Viele Länder, nicht nur Sambia, sagt Palmer, würden lieber heute als morgen mit der Verteilung von Vitamin-A-Tabletten aufhören, einfach weil die Maßnahme Geld kostet. “Aber das wäre ein Riesenfehler. Erst muss die Ernährungssituation besser werden, sonst kehrt der Mangel einfach zurück. Die Kindersterblichkeit würde wieder steigen, die Probleme mit den Augen würden zunehmen.“ Mitte 2013 wollen Palmer und ihre Kollegen erste Ergebnisse vorlegen. Doch längst nicht jeder Fachmann ist von dem Konzept, das HarvestPlus verfolgt, überzeugt. Zu kurz gesprungen, zu einfach gedacht, sagt der Sozioökonom Pablo Eyzaguirre. “Viele Gesundheitsprobleme kommen doch daher, dass unsere Ernährung verarmt und dass altes Wissen verloren geht. Man nimmt einfach hin, dass sich viele Menschen vor allem von Mais oder vor allem von Reis ernähren. Ich denke, es wäre besser, die Vielfalt der Lebensmittel zu fördern, statt sich mit der Monotonie abzufinden.“ Eyzaguirre arbeitet am Forschungsinstitut Biodiversity International in Rom. In seinen Augen erinnert der Ansatz von HarvestPlus viel zu sehr an den umstrittenen Goldenen Reis. Dieser gentechnisch mit Betakarotin angereicherte Reis hatte Anfang der 1990er Jahre viel Kritik provoziert. Zu Recht findet Eyzaguirre: “Das war sehr stark von der Technologie her gedacht. Anders ausgedrückt: Es gab die neue Möglichkeit, Gene von einer Pflanze in eine andere zu schleusen, also wollten die Forscher das auch anwenden. Die Befürworter behaupteten sogar, dass es keinen Reis gäbe, der viel Vitamin A enthält. Das war einfach falsch: In Nepal zum Beispiel gibt es viele alte Vitamin-A-reiche Sorten.“ HarvestPlus kommt ohne Gentechnik aus, die Forscher nutzen die Vielfalt in den Saatgutbanken, um nahrhafte neue Sorten zu züchten. Trotzdem: Bis 2013 werden umgerechnet 132 Millionen Euro in das Projekt fließen, aus verschiedenen Geldtöpfen, unter anderem der Gates Foundation. Diese Mittel sähe Eyzaguirre lieber breiter investiert. “Wir haben zum Beispiel in Kenia versucht, die traditionellen Gemüsesorten in die Supermärkte zu bringen. Das hatte bisher noch keiner gemacht. Jetzt gibt es Amaranth-Blätter und andere Blattgemüse in einigen Supermärkten tatsächlich zu kaufen, die sind gesund, passen in die Kultur und sie sind nicht teuer.“ “My name is Erick boy, B, O, Y. …Ich bin Mediziner, spezialisiert auf den Mangel an Mikronährstoffen.“ Erick Boy sitzt am Abend in einer gepflegten Hotelbar. Es ist das Protea Hotel in Livingstone im Westen Sambias, kurz vor der Grenze zu Namibia und Simbabwe. Das Abendessen ist gerade vorbei, Boys Kollegen sitzen zusammen und diskutieren. HarvestPlus hat in diesem Jahr nicht nur das Maisforschertreffen nach Sambia verlegt, sondern auch das Treffen aller Mitarbeiter. Es geht um die Strategie für die nächsten Jahre, Erfolge und Fehler werden besprochen. Der Guatemalteke Boy ist der leitende Ernährungswissenschaftler der Initiative. “Es ist natürlich richtig, dass die Menschen lernen sollten, was eine gute Ernährung überhaupt ist, auch der Rat, Gemüse zu essen, ist gut. Was wir bei HarvestPlus tun, ist nur ein Baustein in einem großen Puzzle. Wir denken aber, dass viele Menschen kaum die Möglichkeit haben, sich Gemüse, Milch, Eier oder andere gesunde Dinge zu besorgen. Für die ist unser Ansatz gedacht. Wir nehmen das Hauptnahrungsmittel und prüfen, ob man es verbessern kann. Wir gleichen aus, was die grüne Revolution in den 1960ern versäumt hat. Damals wollte man vor allem mehr Nahrung, mehr Kalorien. Das hat man geschafft. Jetzt kommt es darauf an, die Mikronährstoffe quasi nachzureichen.“ Neben Boy sitzt Eliab Simpungwe. “Ich bin Sambier und bin selbst in einem Dorf groß geworden. Ich weiß, was die Menschen auf dem Land zu essen haben. In mageren Zeiten gibt es nur noch Mais, dazu vielleicht ein bisschen Beilage, die konserviert wurde, indem man sie in der Sonne getrocknet hat. Da ist nicht mehr viel Nährwert übrig.“ Eliab Simpungwe leitet das Mais-Programm für Sambia. Es ist nicht leicht, sagt er, seine Landsleute, die seit Jahrzehnten ihren weißen oder gelben Mais gewohnt sind, von der Neuerung zu überzeugen. Schließlich geht es ums tägliche Brot. “Die Leute müssen satt werden, darauf kommt es ihnen zuallererst an, sie brauchen Ernährungssicherheit. Von da aus gehen wir aber einen Schritt weiter.“
Der Bauernhof von Bridget Kapopo (Bild: Katrin Zöfel)
Sambias Regierung unterstützt die Idee, anders wäre das Engagement von HarvestPlus in dem Land gar nicht möglich. Im ganzen Land werden Demo-Felder mit orangenem Mais bepflanzt und Infotage für die Bauern organisiert. In anderen Ländern sind es andere Pflanzen, andere Nährstoffe, aber immer dasselbe Prinzip. Es braucht für die Intervention einen möglichst gut funktionierenden Markt und eine halbwegs stabile Regierung. Seit 2007 pflanzen Bauern in Uganda und Mosambik orangene Süßkartoffeln an, inzwischen sind es dort geschätzte 200 000.Haushalte, die die Ackerfrucht nutzen. In Nigeria wurden gerade vor einigen Wochen drei Sorten orangener Kassava offiziell freigegeben. Außerdem gibt es Pläne für Asien: In Indien soll es noch in diesem Jahr eisenreiche Perlhirsevarianten geben, 2013 dann zinkreichen Weizen für Indien und Pakistan und zinkreichen Reis für Indien und Bangladesch. Fehlt schließlich noch das Bohnenprogramm für Ruanda. Das Land selbst betreibt seit Jahren ein kompetentes Forschungsinstitut für Bohnenzucht, die Pflanze ist aus der Ernährung der Menschen nicht wegzudenken. “Jeder isst Bohnen. Wir sagen zu Bohnen auch ‚Fleisch des Ruanders‘. Sie sind unsere Eiweißlieferanten. Wer keine Bohnen gegessen hat, heißt es bei uns, hat eigentlich gar nicht gegessen.“ Das sagt Lister Katsvairo. Er leitet das nationale Programm für Ruanda. Beim Nährstofftest hatte sich zu Beginn der Arbeit von HarvestPlus gezeigt, dass sich der Eisengehalt bei Bohnen steigern lassen müsste. Vier neue Sorten sind nun schon auf dem Markt, diesen Juni folgen weitere vier. Wie beim Mais müssen sich die neuen Bohnen auf einem differenzierten Saatgutmarkt behaupten. “Es gibt ungefähr 120 Bohnensorten, keine davon hat mehr als acht Prozent Marktanteil.“ Für die Züchter heißt das, sie müssen liefern, was die Bauern wollen, denn die haben die Wahl. Auf dem flachen Land, erzählt Katsvairo, sind rote Bohnen gefragt, in der Stadt eher helle Sorten. Außerdem setzen sich Kletterbohnen immer mehr gegen Buschbohnen durch, sie bringen auf der gleichen Fläche den vierfachen Ertrag. Die neuen Sorten, sagt Katsvairo müssen mindestens so gut sein, wie die, die schon auf dem Markt sind. Nur hohe Eisenwerte überzeugen keinen Bauern. “Die hohen Eisenwerte sind ja nicht sichtbar, also müssen wir andere Eigenschaften in unseren Bohnen haben, die ein normaler Bauer selbst sehen kann.“ In vielen Ländern ist HarvestPlus an genau diesem Punkt: Die Forscher treten zum Test an, ob ihre Idee für die Wirklichkeit taugt. Howarth Bouis: “Wir hoffen, dass irgendwann Sorten, die neu auf den Markt kommen, wie selbstverständlich hohe Werte für Zink, Vitamin A oder Eisen haben. Worauf es jetzt aber ankommt ist, dass wir mit dem Mais in Sambia, mit den Bohnen in Ruanda oder mit zinkreichem Reis in Bangladesch wirklich sichtbare Erfolge erzielen.“ Der Ökonom stellt sich gerne vor, dass vielleicht schon in 20 Jahren sambische Kinder verblüfft reagieren, wenn sie hören, dass Mais einmal weiß und nicht orange gewesen sein soll.
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http://www.wiesbadener-kurier.de/region/rheingau/eltville/12064842.htm
„Chancen der grünen Gentechnik vergeben“
09.06.2012 – ELTVILLE
NACHHALTIGKEIT Thema: Grenzen des Wachstums
(red). Die Menschen auf dem Wege zur Anpassung an Klimaänderungen und veränderte Wachstumsbedingungen mitzunehmen, ist nach Überzeugung von Günter Brack die verantwortungsvollste Aufgabe, der sich die Politik in den nächsten Jahren stellen muss. Der ehemalige Leiter der Abteilung „Agrar- und Umweltpolitik“ im Landwirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz und Vorsitzende der Rauenthaler Umweltstiftung referierte auf Einladung des CDU-Stadtverbands Eltville zum Thema „Wachstum ohne Grenzen“ im Gutsausschank beim jungen Oetinger in Erbach.
Umweltbildung nötig
Für Brack ist ein ganz entscheidender Schritt eine umfassende außerschulische Umweltbildung vom Kindesalter an. Er kämpft nach wie vor für die Einrichtung eines Umweltbildungszentrums als Angebot für die Schulen im Rheingau-Taunus-Kreis. Dafür sei auch das Land in der Pflicht.
Unter den Nägeln brenne aktuell die Frage, ob der Planet künftig neun Milliarden Menschen ernähren könne. Bodenerosion, Versalzung und die Ausweitung der Wüsten führten zu hohen Verlusten an fruchtbarem Boden. Dennoch besitze die Agrarwirtschaft die nötigen Bewirtschaftungstechniken, um auch 2030 die Welternährung zu sichern. Im Interesse einer nachhaltigen Entwicklung sei es aber nötig, dass die konventionelle Landwirtschaft Methoden des ökologischen Landbaus übernehme.
Klar sprach sich Brack für die grüne Gentechnik aus, um Pflanzen zu gewinnen, die auch auf versalzten Flächen und Trockenstandorten noch Erträge bringen. Mit der Ablehnung der grünen Gentechnik habe sich Deutschland um ein wichtiges Forschungsgebiet gebracht, wie die Verlagerung dieses Forschungsbereiches durch die BASF nach USA gezeigt habe.
Die These, durch Verbesserung der Energieeffizienz könne Wachstum unter Einsparung von Energie fortgesetzt werden, betrachtet Brack als Träumerei. Schon die Mitteilung von Boeing, dass sich bis 2030 die Zahl der Personen- und Frachtflugzeuge um 30 000 verdoppeln werde, lasse diesen Traum platzen. Auch eine bessere Energieeffizienz ändere nichts daran, Verzicht leisten zu müssen.
In Gutachten werde übereinstimmend von den kommenden Generationen eine Abkehr vom Konsumdenken gefordert. Als „politisch machbar“ zählte Brack unter anderem auf: Verstärkung der Forschungsförderung, um neue ökologisch vertretbare Wachstumspfade zu erschließen, Förderung der Wärmedämmung von Altbauten, Einführung eines gesetzlichen Nachhaltigkeitskodex für die Wirtschaft, Ausweitung der Recyclingmethoden sowie Ausrichtung der Produktion auf langlebigere Güter zur Abkehr von der Wegwerfgesellschaft.
Wertediskussion gefordert
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Zimmer machte deutlich, in welch erschreckendem Maß die Menschheit bereits die ökologischen Grenzen überschritten habe. Er fordert eine Wertediskussion, die die Verantwortung für den Erhalt der Schöpfung bewusst mache.
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Betreff: ZDF Umwelt – EU Agrarsubventionen
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=xTjXoxh6bJg
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=Jt9n6z01eWI
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http://www.npla.de/de/poonal/3835-qwir-zogen-der-genindustrie-den-boden-unter-den-fuessen-wegq
„Wir zogen der Gen-Industrie den Boden unter den Füßen weg“ |
Donnerstag, den 07. Juni 2012 |
von Angélica Enciso und Blanche Petrich(Mexico-Stadt, 12. Februar 2012, la jornada-poonal).- Vor zehn Jahren machten Ignacio Chapela, Mikrobiologe der Universität von Kalifornien (Berkely), und sein Schüler David Quist eine Entdeckung, die eine der wichtigsten Annahmen der Gentechnologie beim Mais widerlegte. „Wir zogen der Gen-Industrie den Boden unter den Füßen weg“, kommentierte Chapela selbst diese Entdeckung.Die internationale wissenschaftliche Zeitschrift „Nature“ veröffentlichte im Dezember 2001 die Untersuchung der beiden Forscher. Chapela und Quist wiesen das Vorhandensein von Genmais auf Feldern in der Sierra Norte, dem nördlichen Bergland des Bundesstaates Oaxaca nach. Die Sierra Norte gilt als eines der Ursprungszentren des Maisgetreides in Mexiko. Sie befindet sich weit weg von jenen Orten, an denen mit Genmais experimentiert wurde.
Blick hinter die KulissenChapela widerfuhr, was auch viele anderen ExpertInnen erlebten, als sie die Alarmglocken hinsichtlich der Gefahren der Biotechnologie läuteten. Er und Quist wurden Opfer einer aggressiven Verleumdungskampagne, sowohl innerhalb als auch und außerhalb des universitären Campus. Heute gibt Chapela, dem damals vorübergehend die Professur entzogen wurde, im Interview zu: „Meiner Karriere hat dies geschadet, das muss ich akzeptieren. Gleichzeitig war das sehr erhellend und verdeutlichte den Hintergrund der Situation.“Mit zehn Jahren Abstand erinnert sich der nach wie vor in Berkely forschende Ignacio Chapela: „In diesem Moment hatten wir die Gelegenheit, unter die Kutte der Gentechnik-Religion zu schauen. Wir widerlegten ihre Versprechen, vor allem das einer durchführbaren Kontrolle. Wir bekamen den Einfluss korrupter Kräfte zu spüren. Die Gentechnik gibt es inzwischen seit 40 Jahren und sie hat uns nichts gebracht. Trotzdem bringen sie ihre Produkte weiterhin auf irreführende Weise unter die Leute.“
Diffamierung im Auftrag der Multis „Das Ausmaß der Koordination und des Einflusses der Unternehmen – nicht nur in Mexiko sondern auch in den USA bzw. der englischsprachigen Welt – war beeindruckend“, erinnert sich der Wissenschaftler an die damalige Hetze. Damals verfolgte der englische Journalist Jonathan Matthews den Weg der E-Mails in denen Chapela diffamiert wurde, bis zu ihrem Ursprung zurück. Dabei fand er heraus, dass zwei angebliche Forscherinnen, Mary Murphy und Andura Smetacek, die Initiatorinnen der Kampagne, vom Multi Monsanto für Öffentlichkeitsarbeit bezahlt wurden. Chapela kommentierte das 2002 gegenüber der mexikanischen Tageszeitung La Jornada mit folgenden Worten: „Die Autoren der in Nature gegen mich veröffentlichten Briefe befinden sich in einem direkten Interessenkonflikt. Sie sind in einen weiteren Skandal in Berkely aus dem Jahr 1998 verwickelt, in dessen Kontext Novartis (ein weiterer Großkonzern der Gentechnik) 25 Millionen US-Dollar in die Forschung investierte. Damit wollten sie den ganzen Lehrkörper kaufen.“ Kontrollierbarkeit der Gentechnik in Frage gestellt Der Artikel in der Zeitschrift Nature, dessen Ergebnisse in den vergangenen Jahren durch neuere Untersuchungen, in denen die Kontaminierung mit Genmais in Mexiko bestätigt wurde, Rückendeckung erhielt, hatte eine enorme Wirkung, wie Elena Álvarez Buylla vom Ökologie-Institut der Autonomen Universität Mexikos UNAM erklärt. Denn die „Konzerne argumentierten stets, dass die genveränderten Organismen auf einer präzisen und kontrollierbaren Technologie beruhten.“ Der Fund hinterfragte eines dieser grundlegenden Postulate der Industrie und er belegte, dass die Technologie alles andere als beherrschbar war. Diese Fakten sind nicht unerheblich angesichts der Notwendigkeit, unabhängige genaue Forschungen über Langzeitwirkungen der Gentechnik zu finanzieren, was auf einen erheblichen Gegendruck trifft – die Unternehmen sehen ein solches Vorgehen als „Zeitverschwendung“ und damit als Geldverschwendung an. [Der Originalartikel erschien am 13. Februar 2012 in der mexikanischen Tageszeitung „La Jornada“. Der Text ist der vierte von sieben Artikeln der AutorInnen zum Thema Gentechnik in Mexiko, die wir in den kommenden Wochen hier wiedergeben werden.] Übersetzung: „Entre Campos & Entre Pueblos – Zwischen Land und Leuten“ |
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Funde von Gentech-Raps bestätigt – Conti fordert Amt für Verbraucherschutz
Aktualisiert am 06.06.2012
Untersuchungen des Kantonslabors haben ergeben, dass im Hafen Kleinhüningen und am Bahnhof Basel-St.Johann tatsächlich genmanipulierter Raps wächst.
Die Funde von genmanipuliertem, in der Schweiz nicht zugelassenem Raps der Monsanto-Sorte GT73 in Basel haben sich bestätigt. Im Mai hatte die Umweltorganisation Greenpeace im Rahmen einer Aktion auf Gentech-Raps im Hafenareal im Basler Stadtteil Kleinhüningen und auf dem Gelände des St. Johann-Bahnhofs aufmerksam gemacht. Das Kantonale Labor Basel-Stadt präsentierte nun am Mittwoch die Ergebnisse eigener Tests. Die Proben hatte das Labor im Zuge eines Monitoringprojekts gentechnisch veränderter Organismen (GVO) im Auftrag des Bundesamts für Umwelt (Bafu) erhoben, wie Kantonschemiker Philipp Hübner vor den Medien sagte. Die Probenahme entlang von Bahnlinien in den beiden Basel erfolgte am Tag nach der Greenpeace-Aktion, war aber schon zuvor geplant gewesen.
Zudem erhob das Labor Proben im Hafen. In den eigenen wie in jenen Proben, die Greenpeace dem Labor nach der Aktion übergeben hatte, sei zweifelsfrei GT73-Raps nachgewiesen worden. Woher der auf den Arealen wachsende Raps stammt, sei nicht klar und schwer herauszufinden, sagten Hübner und der Basler Gesundheitsdirektor Carlo Conti. Er dürfte indes beim Umschlag freigesetzt worden sein. Der Kanton hat die betroffenen Betriebe aufgefordert, Massnahmen zur Bekämpfung der freigesetzten, herbizidresistenten Pflanzen zu erarbeiten. Zudem werden die Behörden die Kontrolle in und um die Areale ausweiten. Genaueres zu den Massnahmen wurde aber nicht bekannt.
Zuvor schon im Tessin
Das Basler Kantonslabor betreibt das Monitoring von GVO in der Umwelt für den Bund seit 2011. Dabei wurden in Kooperation mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) SBB-Strecken von der italienischen und französischen Grenze bis zu Ölsaat verarbeitenden Betrieben in den Kantonen Tessin und Baselland untersucht.
2011 war dabei im Raum Basel keine einzige Gentech-Rapspflanze gefunden worden, wohl aber in Lugano. Gentech-Raps ist problematisch, weil er sich in Wildpflanzen einkreuzen und lange Zeiträume in der Umwelt verbleiben kann. In der Schweiz darf nur herkömmlicher Raps angepflanzt und verarbeitet werden.
Conti fordert Amt für Verbraucherschutz
Der Basler Gesundheitsdirektor fordert in der Schweiz ein Amt für Verbraucherschutz. Die bisherige Aufteilung der Zuständigkeiten für Lebensmittelsicherheit auf verschiedene Bundesämter sei ein Anachronismus. Derzeit sei bei Lebensmitteln tierischer Herkunft das Bundesamt für Veterinärwesen (BVET), bei jenen nicht-tierischer Herkunft das Bundesamt für Gesundheit (BAG) für die Sicherheit zuständig. Die beiden Ämter gehörten zu verschiedenen Departementen. Aus der Sicht Contis und des Basler Gesundheitsdepartements bestehen so bei der Überwachung der Lebensmittelkette aber zu viele Schnittstellen mit dem Risiko mangelnder Kommunikation.
Nötig sei jedoch eine gesamthafte Betrachtung. Basel-Stadt hat daher die entsprechenden kantonalen Stellen unter dem Dach des Konsumentenschutzes zusammengefasst, wie Anne Lévy, Leiterin Gesundheistsschutz im Departement, sagte. Dies sollte auch auf Bundesebene umgesetzt werden. Ein neues Amt brauche es dazu nicht, betonte Conti. Vielmehr sollen die Funktionen zusammengefasst und neu formiert werden; die Gelegenheit sei günstig, da der Bundesrat beschlossen habe, künftig auch das BVET im Innendepartement anzusiedeln. (amu/sda)
Erstellt: 06.06.2012, 16:30 Uhr
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http://www.schweizerbauer.ch/htmls/artikel_29079.html
Syngenta und Monsanto haben Quasi-Monopl bei gewissem Saatgut
Die beiden Agrarkonzerne Syngenta und Monsanto kontrollieren bei gewissen Gemüsearten über 50 Prozent des globalen Saatgutmarktes. Dies geht aus einer Studie von Swissaid und Erklärung von Bern hervor.
Syngenta und Monsanto besitzen bei Peperoni 56 Prozent, bei Tomaten 62 Prozent und bei Blumenkohl gar 71 Prozent aller in Europa geschützten Sorten. Dies geht aus einer heute veröffentlichten Studie von Swissaid und der Erklärung von Bern hervor. Betroffen sei auch die Schweiz, zumal knapp die Hälfte des hier konsumierten Gemüses aus dem Ausland stammt und weil für die Aussaat auf Sorten aus dem EU-Sortenkatalog zurückgegriffen werde, teilen die beiden Organisationen mit. Durch das Quasi-Monopol weniger Saatgutkonzerne steige der Druck auf Kleinbauern und -Züchter, während die Sortenvielfalt bei vielen Gemüsen und damit die Auswahl für die Konsumierenden stetig sinken würden.
Die Studie wurde von folgenden Organisationen in Auftrag gegeben: Erklärung von Bern, Swissaid, IP Suisse, Bio Suisse, Pro Specie Rara, Stiftung für Konsumentenschutz (SKS), Fédération Romande des Consommateurs (FRC) und Associazione consumatrici e consumatori della Svizzera italiana (ACSI).
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http://brd-schwindel.org/gmo-kennzeichnung-kommt-in-fahrt-monsanto-zittert/
GMO-Kennzeichnung kommt in Fahrt – MONSANTO zittert
von Natural Society
Die Meriten-Geschichte von Monsanto
Trotz der von Monsanto verbreiteten Reklame, dass praktisch alle medizinischen Gesellschaften glauben, es gäbe keinen Unterschied zwischen traditionellen und genetisch veränderten Organismen, wird sogar die American Medical Association (AMA) womöglich bald die Kennzeichnung der GMO-Produkte durch Bundesgesetze oder Regulierung unterstützen.
Beim Versuch, den Prozess durch direkte Kennzeichnung zu beschleunigen, haben die Staatliche Medizinische Vereinigung von Indiana und die Staatliche Medizinische Gesellschaft von Illinois beide der AMA zu diesem Thema Resolutionen vorgelegt. Die Resolutionen von diesen prominenten Gesellschaften drängen die AMA, die Initiative zur Kennzeichnung zu unterstützen.
Die AMA erwägt, wie berichtet, die Vorschläge auf ihrer Jahrestagung um 17. Juni zu beraten. Die lange Liste von Personen und Organisationen hinter dieser Kennzeichnungs-Initiative endet nicht damit.
Die Resolutionen an die AMA werden unterstützt von einer Vielzahl von Forschern und Ärzten, einschließlich Dr. Martha Herbert, eine Kinderarzt-Neurologin und ehemalige Vize-Vorsitzende des Rates für Verantwortliche Genetik. Als Antwort auf die geheime Natur der GMOs und den damit verbundenen Mangel an konkretem Wissen über eine große Reihe von Auswirkungen, erklärt Dr. Herbert:
„Die Millionen Menschen mit empfindlichen Immun-Systemen und ihren Reaktionen auf neue Proteine und Virus-Fragmente in genetisch behandelter Nahrung aufzufinden, ist unmöglich ohne Kennzeichnung der Nahrung.“
Kennzeichnung der GMOs kommt in Fahrt
Mit anderen Worten, da die GMOs gegenwärtig in der Nahrung inkognito auftreten und nichtsahnende Verbraucher sie ständig verzehren, ist es sehr schwierig, sie direkt für bestimmte Folgen verantwortlich zu machen. Z. B. kann ein es zu einem verbreiteten Auftreten von Krebs kommen als Folge von GMO-Verzehr und es wird beinahe unmöglich sein, die Vorfälle zu isolieren und sie ausschließlich mit GMO in Verbindung zu bringen. Dies ist einer der Gründe, weil es so wichtig ist, Monsanto durch einen Prozess festzunageln, damit das Unternehmen nicht sagen kann – wegen der mangelnden Kennzeichnung – dass es unmöglich sei zu beweisen, dass GMO dafür verantwortlich ist.
Was wir jedoch wissen, ist, dass GMOs mit einer Reihe von Problemen sowohl für Menschen als auch für die Umwelt in Verbindung gebracht worden sind. Insekten wie der Westliche Maiswurzelbohrer werden immer resistenter gegen die starke Pestizid-Benutzung bei GMO-Feldfrüchten, was die Bauern verleitet, noch größere Mengen von Pestiziden anzuwenden, die mit Gehirnschäden in Verbindung gebracht werden. Dies ist nicht nur eine ernste Bedrohung der menschlichen Gesundheit sondern auch für die Umwelt.
Durch die Schaffung von „veränderten“ Käfern, die den Anbau bedrohen, verändern Monsantos Kreationen die eigentliche Art und Weise, wie Insekten auf chemische Pestizide reagieren. Deswegen ist es zu Warnrufen der EPA (US-Umweltschutzbehörde) und wissenschaftlicher Gruppen gekommen.
Selbst Mainstreammedien verlassen ihre Deckung und unterstützen die Kennzeichnung von GMOs. Es ist an der Zeit, dass die Regierung anfängt, angemessen zu reagieren auf die überwältigende Menge von Kennzeichnungs-Kampagnen und -Initiativen, die weltweit in Gang gesetzt werden.
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http://www.mydividends.de/aktionaere_des_saatgutkonzerns_monsanto_erhalten_30_us_-_cents_dividende
Aktionäre des Saatgutkonzerns Monsanto erhalten 30 US-Cents Dividende
Gespeichert von Redaktion MyDiv… am/um 7. Juni 2012 – 20:40
Der weltweit größte Saatgutkonzern Monsanto (ISIN: US61166W1018, NYSE: MON) wird weiterhin eine Dividende von 30 US-Cents je Aktie ausbezahlen. Die Auszahlung erfolgt am 27. Juli 2012. Auf das Jahr hochgerechnet werden 1,20 US-Dollar ausgeschüttet. Die Aktie von Monsanto weist beim derzeitigen Aktienkurs von 78,86 US-Dollar eine Dividendenrendite von 1,52 Prozent auf. Im August 2011 erfolgte die letzte Erhöhung der Quartalsdividende von 28 auf nun 30 US-Cents je Aktie. Gleichzeitig gab Monsanto ein Aktienrückkaufprogramm von bis zu 1 Mrd. US-Dollar bekannt. Das Programm läuft ab dem 1. Juli für drei Jahre. Monsanto ist ein international tätiges Unternehmen für Agrarprodukte mit Firmensitz in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri. Das Unternehmen ist einer der Weltmarktführer in der Entwicklung und Herstellung von umweltverträglichen Pflanzenschutzmitteln und mit Hilfe moderner Biotechnologie verbesserten Saatguts. Redaktion MyDividends.de
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http://www.keine-gentechnik.de/news-gentechnik/news/de/25833.html
06.06.2012 |
Dürre: Gentechnik hält nicht was sie verspricht
Gentechnik hilft nicht gegen Dürre; Foto: Maret Hosemann / pixelio
Gentechnisch veränderte Pflanzen halten unter Dürrebedingungen nicht, was sie versprechen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie US-amerikanischer Wissenschaftler der Union of Concerned Scientists (UCS) (zu deutsch: „Union besorgter Wissenschaftler“), einer nicht-kommerziellen Forschergemeinschaft. Laut ihren Ergebnissen können mit den untersuchten Gentechnikpflanzen nur „bescheidene“ Erträge geerntet werden – und das auch nur im Fall von „milden“ Dürren, nicht unter extremen Bedingungen, die im Zuge des Klimawandels immer häufiger auftreten werden.
Gegenstand der Studie war vor allem der Gentechnik-Mais „DroughtGuard“ des Agrochemie-Konzerns Monsanto. Das Unternehmen verspricht, dass diese Pflanzen mit wenig Wasser große Erträge hervorbringen könnten. Die unabhängigen Forscher der UCS urteilen nun aber: „Dieses Produkt – und diese Technologie – sind kein Heilmittel für Dürre.“ Da solche Trockenphasen sehr unterschiedlich stark seien, und auch andere Faktoren wie z.B. die Bodenqualität in Betracht gezogen werden müssten, bietet die Gentechnik aus Sicht der Wissenschaftler keine befriedigende Lösung. In der näheren Zukunft sei auch keine verbesserte Wassereffizienz zu erwarten.
Auch der von der Gentechnik-Industrie oft beschworene Kostenvorteil bewahrheitet sich nicht. Andere Ansätze, beispielsweise traditionelle und neuere Züchtungsmethoden, seien ertragreicher und gleichzeitig wirtschaftlich günstiger. Legt man die langen Entwicklungsphasen von gentechnisch veränderten Pflanzen zugrunde, seien herkömmliche Züchtungsmethoden sogar zwei bis drei mal effizienter.
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http://www.proplanta.de/Agrar-Nachrichten/Pflanze/Gentechnik-Pflanzen_article1338967660.html
06.06.2012 | 09:27 |
EU diskutiert weiter über Gentechnik-Pflanzen
Luxemburg – Die EU-Umweltminister wollen in der nächsten Woche einen letzten Versuch unternehmen, die Entscheidung über den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten zu überlassen.
Scheitert er erneut, muss die EU-Kommission die anstehenden Zulassungen erteilen. Weitere gv-Pflanzen könnten dann zum Anbau freigegeben werden, darunter auch der umstrittene gv-Mais MON810. Doch viele Länder werden die politische Schwäche der EU nutzen, um doch noch de-facto-Verbote durchzusetzen. Umweltverbände und ökologische Landwirtschaft fordern einen Zulassungsstopp. Schon seit längerem wollen EU-Verbraucherschutzkommissar John Dalli, aber auch viele Mitgliedsstaaten und eine Mehrheit im Europäischen Parlament die Entscheidung über den Anbau von gv-Pflanzen auf die nationale Ebene zurückverlagern. Doch die Umsetzung ist bisher weder politisch noch rechtlich gelungen. Einige Länder, darunter auch Deutschland, lehnen den Plan strikt ab, da er gegen den gemeinsamen Binnenmarkt und internationale Handelsverträge verstoße. Zuletzt hatte die dänische Ratspräsidentschaft versucht, die starren Fronten mit einem pragmatischen Vorschlag zu überwinden. Danach sollte der Anbau einer gv-Pflanze in der EU nur dann genehmigt werden, wenn die jeweiligen Unternehmen sich verpflichten, das Saatgut nicht in solchen Ländern zu vermarkten, die das nicht wollen. Zudem sollten einzelne Länder den Anbau aus „sozio-ökonomischen Gründen“ verbieten oder einschränken können. Doch im März fand auch dieser Kompromiss nicht die erforderlichen Mehrheiten. Noch einmal steht am 11. Juni das Thema auf der Tagesordnung des Umweltministerrats in Luxemburg. Alles andere als ein Scheitern des dänischen Vorschlags wäre eine Überraschung. Dann bliebe alles, wie es ist: Wie in den vergangenen Jahren werden sich die zerstrittenen Mitgliedsstaaten weiterhin bei jeder Entscheidung neutralisieren, da keine Seite eine qualifizierte Mehrheit hinter sich bringen kann. Die EU-Kommission muss dann ihre in den EU-Verträgen festgelegte Aufgabe wahrnehmen und die geltenden Rechtsvorschriften vollziehen: Danach müssen GVO-Produkte zugelassen werden, wenn sie nach aktuellem wissenschaftlichen Stand sicher sind und bei ihrer Nutzung alle weiteren gesetzlichen Vorschriften eingehalten werden. Das gilt auch für eine Reihe von gv-Pflanzen, die auf Anbauzulassungen in der EU warten. Mit Rücksicht auf die noch nicht abgeschlossenen Diskussionen über eine Re-Nationalisierung hatte die Kommission die fälligen Entscheidungen zurückgehalten. Doch dieser Schwebezustand kann nicht beliebig lang aufrecht erhalten werden. Für sechs gv-Maislinien, für die eine wissenschaftliche Sicherheitsbewertung seit längerem abgeschlossen ist, muss die Kommission nun die Entscheidung herbeiführen und – wenn sich am politischen Patt unter den Mitgliedsstaaten nichts ändert- am Ende die Anbauzulassungen erteilen: Erneut für den erstmals 1998 zugelassenen MON810-Mais sowie für fünf weitere gv-Maislinien mit Resistenzen gegen Herbizide, den Maiszünsler oder den Maiswurzelbohrer, einen sich rapide ausbreitenden neuen Schädling (Events: GA21, 1507, MON88017, NK603, Bt11 von verschiedenen Unternehmen). Doch ob diese neuen gv-Sorten nach einer Zulassung tatsächlich als Saatgut auf den Markt kommen, scheint fraglich. Einige Gentechnik-skeptische Länder werden versuchen, erneut nationale Anbauverbote zu erlassen und sich dabei auf nicht geklärte Sicherheitsfragen berufen. Auch wenn solche Begründungen angesichts der nach aktuellem Wissensstand erteilten Zulassungen rechtlich fragwürdig sein mögen, kann sich eine gerichtliche Klärung über Jahre hinziehen. Zudem fehlt es der Kommission an politischem Rückhalt, um ihre wenig populären Maßnahmen gegen die nationalen Regierungen durchsetzen zu können. Inzwischen können nach den 2010 von der Kommission erlassenen „Leitlinien“ die Mitgliedsstaaten den Anbau bestimmter gv-Pflanzen stark einschränken oder ganz verbieten, wenn nur damit die Koexistenz zwischen landwirtschaftlichen Systemen mit und ohne Gentechnik zu gewährleisten ist. Auch in Deutschland sollen die Bundesländer die Mindestabstände zwischen Feldern ausweiten dürfen, sodass ein Anbau von gv-Pflanzen praktisch unmöglich wird. Schon länger hat die Bundesregierung vor, das Gentechnik-Gesetz entsprechend zu ändern. Konkrete Vorschläge will sie jedoch erst dann vorlegen, wenn über mögliche Änderungen auf EU-Ebene entschieden ist. Auch die Interessen der Imker sollen in künftigen Koexistenzvorschriften berücksichtigt werden. Mehrere Umweltorganisationen und Verbände des ökologischen Landbaus haben in einem offenen Brief Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner und den neuen Bundesumweltminister Peter Altmaier aufgefordert, sich in Brüssel für einen Zulassungsstopp einzusetzen. „Weder die EU-Kommission noch die Mitgliedsstaaten dürfen neue Anbauzulassungen für gentechnisch veränderte Pflanzen erteilen, solange ihre negativen Auswirkungen auf die Umwelt, die Wahlfreiheit der Verbraucherinnen und Verbraucher sowie ihre sozio-ökonomischen Effekte auf die Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion nicht umfassend bewertet worden sind.“ (TransGen)
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Grünes Licht für sechs Genmaissorten auf dem EU-Markt?
Mittwoch, 06. Juni 2012
Möglicherweise wird die EU-Kommission Anfang Juli mehrere gentechnisch veränderte Maissorten für den Anbau genehmigen. Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA erklärte diese Sorten für unbedenklich. Wenn die EU-Umweltminister am 11. Juni dem Recht auf nationale Anbauverbote zustimmen, könnten die Pläne gestoppt werden.
Unter anderem geht es um die Wiederzulassung von MON810, weitere Anträge liegen vor für: BT11, 1507, NK603, GA21 und MON88017. Besonders umstritten sind Maissorten, die gleichzeitig gegen Insekten und Herbizide, zum Beispiel Glyphosat resistent sind. Der agrarpolitische Sprecher der Grünen im EU-Parlament Martin Häusling bezeichnete die geplanten Zulassungen als „ein nicht kalkulierbares Risiko für Mensch und Umwelt“. Studien hätten gezeigt, dass etwa im Fall von NK603 die von Monsanto vorgelegten Tests an Ratten fehlerhaft waren. Im Fall von MON88017 habe sogar die EFSA selbst davon gesprochen, dass diese Maissorte zu einer Verarmung der Biodiversität auf den Feldern führt. Häusling findet es daher unverständlich, dass die Kommission die Einführung dieses Maistyps in Europa erwägt. Friends of the Earth Europe (FoEE) hoffen nun auf das Treffen der EU-Umweltminister am 11. Juni. Sollten diese sich auf das Recht der Mitgliedstaaten einigen, Anbauverbote für Genpflanzen zu erlassen, könnten sich die Zulassungsverfahren verzögern. [mbu]
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http://www.epochtimes.de/gruene-mahnen-vor-geplanter-zulassung-von-genmais-906234.html
Verarmung der Biodiversität Grüne mahnen vor geplanter Zulassung von Genmais
Epoch Times Deutschland
06.06.2012
Gemäß Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament, sei die EU-Kommission drauf und dran. ab Anfang Juli sechs Sorten Genmais für den Anbau in Europa zuzulassen. Häusling sagt dazu: „Die … Zulassung von sechs Genmais-Sorten birgt ein nicht kalkulierbares Risiko für Mensch und Umwelt. Ich appelliere an die Kommission, von diesen Plänen unverzüglich Abstand zu nehmen.“
Zu den betreffenden Sorten Genmais soll eine Pflanze gehören, die in sechs europäischen Staaten – dazu gehören Deutschland und Frankreich – verboten wurde: Mon 810 vom Düngermittel- und Chemikalienproduzenten Monsanto. In diesem Genmais ist zwar die Resistenz gegen den Schädling Maiszünsler eingebaut, doch beschränkt sich das im Genmais wirkende Gift nicht nur auf diesen Schädling, sondern macht diversen unschädlichen Schmetterlingen den Garaus. Häusling sagt: „Mit der Bestätigung der inzwischen ausgelaufenen ersten Genehmigung von 1998 könnte auch das derzeitige Anbauverbot in Deutschland fallen.“
Andere Genmais-Sorten gelten als nicht genügend auf negative Folgen getestet und beim Genmais Mon 88017 (ebenfalls von Monsanto) habe die europäische Lebensmittelbehörde EFSA sogar selbst davon gesprochen, dass der Genmais zu einer Verarmung der Biodiversität auf den Feldern führt. In vielen Fällen sei „völlig offen, welche Folgen diese Genmais-Pflanzen auf die Umwelt haben.“ (sol)
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http://www.agrarheute.com/monsanto-514745
05.06.2012
Monsanto blickt optimistisch in die Zukunft
St. Louis – Der Saatgut- und Pflanzenschutzmittelkonzern Monsanto hat nach anhaltend starken Erlösen im dritten Quartal seinen Ausblick für das am 31. August endende Geschäftsjahr 2011/12 angehoben.
Mit seinem Pflanzenschutzmittel „Roundup“ verdient Monsanto nach wie vor viel Geld. © Landpixel
Wie das US-Unternehmen am vergangenen Mittwoch mitteilte, erwartet es ein Wachstum des verwässerten Gewinns aus dem laufenden Geschäft von bis zu 25 Prozent (%) im Vergleich zum Vorjahr auf bis zu 3,70 $ (2,95 Euro) je Aktie. Im Jahr 2011 erwirtschaftete Monsanto laut Geschäftsbericht ein Nettoergebnis von 1,607 Milliarden Dollar (1,282 Milliarden Euro). Als Grund für seine optimistischen Erwartungen führte das Unternehmen die außergewöhnlich erfolgreich verlaufene Verkaufsaison im Geschäftsfeld „Seeds and Traits“ an. In Südamerika habe das Maisgeschäft sogar die Erwartungen übertroffen. Darüber hinaus hätten sich die Pflanzenschutzsparte einschließlich Roundup, selektiver Herbizide und des Geschäftsfeldes „Haus und Garten“ ebenfalls besser entwickelt als ursprünglich angenommen. In den USA, dem wichtigsten Markt des Konzerns, hätten die steigenden Anbauumfänge bei Mais und Sojabohnen das Umsatzwachstum unterstützt. Monsanto-Geschäftsführer Hugh Grant rechne auch für das kommende Wirtschaftsjahr mit einem erneut kräftigen Zuwachs beim Konzernüberschuss – diesmal in Höhe von etwa 15 %. (Umrechnungskurs: 1 $ = 0,7978 Euro)
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Monsanto-Aktie: stärkere Nachfrage nach Mais und Sojabohnen
05.06.12 12:18
Charlotte (www.aktiencheck.de) – Kevin McCarthy, Analyst von BofA Merrill Lynch Research, stuft die Aktie von Monsanto (ISIN US61166W1018 / WKN 578919 ) unverändert mit „buy“ ein.
Der Bericht zum abgelaufenen Quartal sei stark ausgefallen. Monsanto erfreue sich einer stärkeren heimischen Nachfrage nach Mais und Sojabohnen. Das Kursziel werde von 91,00 auf 96,00 USD heraufgesetzt. Die Bewertung bleibe auf einem attraktiven Niveau. Vor diesem Hintergrund empfehlen die Analysten von BofA Merrill Lynch Research die Monsanto-Aktie weiterhin zum Kauf. (Analysevom 04.06.12) (05.06.2012/ac/a/a)
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http://www.keine-gentechnik.de/news-gentechnik/news/de/25821.html
04.06.2012 |
Gentechnik: BASF fordert Unterstützung von Bundesregierung
©BLE, Bonn/Foto: Thomas Stephan; Im Jahr 2012 sind Freisetzungsversuche mit den Gentechnik-Kartoffeln Modena und Fortuna von BASF geplant.
In einem Interview mit dem Tagesspiegel fordert BASF-Vorstand Michael Heinz Unterstützung für die Agro-Gentechnik seitens der Bundesregierung, denn es drohe ein Zurückfallen der Forschung und ein Verlust von Arbeitsplätzen. Er räumt ein, dass Europa Biotechnologie nicht brauche, um seine Bevölkerung zu ernähren aber um ein Exportland für landwirtschaftliche Produkte zu bleiben. Anfang des Jahres hat der Konzern die Biotech-Sparte in die USA verlegt. Der Grund lag in der fehlenden Gentechnik-Akzeptanz der Bevölkerung und des Marktes in Europa. Die hauseigene Gentechnik-Kartoffel hat das Unternehmen 1,4 Milliarden Euro gekostet – eingebracht hat sie nichts. Aber ganz aufgeben will der Konzern den europäischen Markt wohl doch nicht. Im April kündigte BASF Freisetzungsversuche mit Gentechnik-Kartoffeln in Deutschland, Schweden und den Niederlanden an. Der Konzern sieht in der Biotechnologie nach wie vor eine gewinnbringende Sparte. Der weltweit größte Chemiekonzern verbuchte 2011 einen Rekordgewinn von 8,4 Milliarden Euro, den er 2012 noch übertreffen will.
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http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/wir-gehen-dorthin-wo-man-uns-wertschaetzt/6705700.html
Wirtschaft „Wir gehen dorthin, wo man uns wertschätzt“
00:00 Uhr
Michael Heinz macht Europas Krise wenig Sorgen. Das starke Wachstum in Asien und Lateinamerika gleiche das aus. Foto: BASF
Wir verkaufen Chemie, nicht mehr nur Chemikalien“ BASF-Vorstand Michael Heinz über Gentechnik, Wachstum und die Euro-Krise.
Herr Heinz,
im ersten Quartal ist BASF schwach in das Jahr gestartet – wegen der kräftig gestiegenen Rohstoffpreise. Wie groß sind Ihre Sorgen?
Analysten hatten mit weniger Gewinn gerechnet, weil das Niveau des Rekordquartals 2011 nicht zu halten war. Aber: Ja, wir kämpfen mit erhöhten Rohstoffpreisen, die wir bislang nicht vollständig an unsere Kunden weitergeben konnten. Wir rechnen damit, dass sich die Lage im zweiten Halbjahr stabilisieren wird.
Was ist Ihre langfristige Strategie, die Sie steigenden Energiepreisen entgegensetzen? Einerseits haben wir selbst ein Rohstoffgeschäft über unsere Öl- und Gastochter Wintershall.
Wenn also die Ölpreise steigen, nehmen auch unsere Gewinne im Öl- und Gasgeschäft zu. Andererseits waren wir bisher immer in der Lage, gestiegene Rohstoffkosten im Chemiegeschäft weiterzugeben. Wir haben aber lieber einen konstant hohen Ölpreis als Schwankungen.
Gerade in Ihrer Sparte „Performance Products“ – Spezial- und Feinchemikalien – sind höhere Preise schwer durchzusetzen. Verbraucher reagieren empfindlich, wenn ihre Creme teurer wird. In meiner Sparte beziehen wir viele Rohstoffe intern. Wenn also die Marge nicht in meinem Bereich anfällt, dann in den Vorstufen, die uns die Chemikalien zur Verfügung stellen. Wenn einzelne Bestandteile eines Produktes teurer werden, überprüfen wir gemeinsam mit unseren Kunden die Rezepturen, ob wir mit geringeren Rohstoffmengen auskommen können oder Inhaltsstoffe austauschen können.
Was verspricht in Ihrem Bereich, dem größten des Konzerns, der Tenside für Waschmittel, aber auch Schmierstoffe für Autos umfasst, das stärkste Wachstum? Im Bereich „Care Chemicals“ – also Inhaltsstoffen für Kosmetik, Waschmittel, Reinigungsmittel und Hygiene sowie Ernährung und Gesundheit – versprechen wir uns großes Wachstum. Durch den Kauf von Ciba und Cognis haben wir aber auch eine ganze Reihe von Rohdiamanten erworben, die wir nun veredeln wollen, wie etwa das Wassergeschäft oder Chemikalien für den Bergbau. Mit Lösungen für Wasseraufbereitung wollen wir ab 2020 über 800 Millionen Euro Jahresumsatz erzielen.
In welchen Regionen erwarten Sie das größte Wachstum? In den Schwellenländern, das gilt für alle Bereiche des Konzerns.
Wie können Sie in Ihrer Sparte von der wachsenden Weltbevölkerung profitieren? BASF konzentriert sich auf drei große Herausforderungen. Eine davon ist der Bereich Energie und Klima. Hier engagieren wir uns zum Beispiel bei der Elektromobilität, um einer der führenden Hersteller von Batteriebestandteilen zu werden. Die zweite große Herausforderung ist Ernährung und Gesundheit. Wir müssen in der Zukunft ausreichend Nahrungsmittel produzieren können, um die Versorgung der Menschen sicherzustellen. Aber wir müssen das gleichzeitig ressourcenschonend und effizient bewerkstelligen. Hier fällt etwa die Anreicherung von Grundnahrungsmitteln mit lebenswichtigen Vitaminen und Nährstoffen in meinen Bereich. Der dritte wichtige Punkt ist der steigende Lebensstandard auf der Welt, der fast alle Industrien tangiert. In meiner Sparte lässt sich das an Wasch- und Reinigungsmitteln zeigen.
Inwiefern? Die Erfahrung zeigt: Für die ärmsten Menschen steht zunächst Ernährung an allererster Stelle. Mit steigendem Einkommen möchten die Menschen dann auch Seife benutzen, dann Zahnpasta, dann Shampoo, dann Kosmetik, dann Babywindeln. BASF stellt für all diese Dinge die Inhaltsstoffe her. Somit werden wir profitieren, wenn das Einkommen der Menschen in den Schwellenländern steigt.
Und in Zahlen? Zahlen für einzelne Geschäfte nennen wir nicht, aber wir werden in den Schwellenländern weiter kräftig investieren. Zwischen 2011 und 2015 plant die BASF weltweit Investitionen von rund 15 Milliarden Euro, um das organische Wachstum weiter voranzutreiben. Davon werden 30 bis 40 Prozent auf Schwellenländer entfallen. Zwischen 2016 und 2020 wollen wir weitere 15 bis 20 Milliarden Euro investieren, 35 bis 45 Prozent davon in den Schwellenländern.
Sie haben lange im Pflanzenschutz gearbeitet. Nun hat BASF die Gentechnologie in die USA verlegt. Wer hat schuld daran? Wir sind nicht ganz aus Europa weggegangen. In Berlin haben wir das Biotechnologieunternehmen Metanomics, im belgischen Gent halten wir an unserer Forschung fest. Wegen massiver Vorbehalte in der Bevölkerung haben wir aber unsere Zentrale aus Limburgerhof bei Ludwigshafen nach Raleigh in North Carolina verlagert. Betroffen sind davon rund 140 hoch qualifizierte Arbeitsplätze. Es ist uns nicht gelungen, die Menschen in Deutschland davon zu überzeugen, dass Gentechnik eine sinnvolle Methode sein kann, um künftig ausreichende Mengen an Nahrungsmitteln sicherzustellen.
Hätten Sie sich mehr Unterstützung von der Politik gewünscht? In Europa sind wir nach wie vor mit führend in der Forschung zur Gentechnologie. Doch die Politik muss sich fragen, wie lange das noch so sein wird, wenn man die Früchte der Wissenschaft am Ende nicht kommerziell nutzen kann. Die Regierung sollte sich überlegen, ob sie es in Kauf nehmen will, dass weitere Arbeitsplätze verloren gehen. In Europa selbst brauchen wir die Technologie nicht, um die Bevölkerung mit Lebensmitteln zu versorgen. Aber ein Exportland für landwirtschaftliche Produkte werden wir mit dieser Blockadehaltung nicht sein.
Hoffen Sie auf die EU? Wir haben mehr als zehn Jahre gebraucht, um in Europa eine Zulassung für die Stärkekartoffel Amflora zu bekommen. Dabei ist sie ausschließlich für die industrielle Nutzung vorgesehen, nicht zum Verzehr! Herkömmliche Kartoffelstärke besteht aus zwei Komponenten. Die Amflora bildet dagegen nur eine aus – die sogenannte Amylopektinstärke, die zur Herstellung von Papier oder Klebstoffen genutzt wird. Dadurch wird die umweltschädliche Trennung des Stärkegemisches überflüssig. Es wurde eine Vielzahl von Studien zur Unbedenklichkeit der Kartoffel erstellt, und dennoch haben wir es nicht geschafft, auf EU-Ebene dafür die notwendige Unterstützung zu bekommen. Daher gehen wir jetzt dorthin, wo man diese Technologie wertschätzt.
Was lernen Sie aus dem Scheitern? Wir können nur offen kommunizieren und versuchen, dadurch das Vertrauen der Menschen zu gewinnen. Das geht schon in der Schule los. Es ist wichtig, dass die Menschen sich nicht gegen Innovationen sperren. Risiken gibt es, aber wir müssen erklären, wie man damit umgehen kann. Es gab auch unglaubliche Bedenken, als das Auto eingeführt wurde, selbst der Kaiser war dagegen. Heute möchte darauf niemand mehr verzichten.
BASF hat sich über die Jahre zum weltgrößten Chemiekonzern entwickelt. Was hat sich am Geschäft verändert? Früher waren wir im Wesentlichen an Wertschöpfungsketten ausgerichtet, heute orientieren wir uns viel stärker an Industrien. Zudem waren wir ein Chemieunternehmen, das hauptsächlich Chemikalien verkauft hat, heute verkaufen wir Chemie. Innovationen kommen in Zukunft weniger aus der Entwicklung neuer Moleküle, sondern aus der Kombination von Materialien und dem Know-how, daraus Systeme mit neuen Eigenschaften zu machen.
Was ist der Vorteil daran? Das schafft eine ganz andere Kundenbindung. Ein Beispiel ist die Autoindustrie, die zwischen 10 und 15 Prozent unseres gesamten Umsatzes ausmacht. Dabei geht es quer durch alle Sparten der Chemie um Materialsysteme, um spezielle Kunststoffe, um Batterien. Gemeinsam mit Daimler haben wir den Elektro-Smart Forvision entwickelt, ein leichtes und sehr energieeffizientes Auto. Dafür haben wir Experten aus allen Bereichen des Unternehmens zusammengezogen.
Wie groß sind die Sorgen der BASF angesichts der Schuldenkrise und der sich abschwächenden Weltkonjunktur? Die Unsicherheit durch die Schuldenkrise in Europa führt zu einer Zurückhaltung der Konsumenten, das beeinflusst auch unser Geschäft. Der große Wachstumsmotor ist derzeit aber nicht Europa, die Zuwächse kommen aus Asien und Lateinamerika. Dort haben wir immer noch ziemlich hohe Wachstumsraten. So stehen wir auf mehreren Beinen und sind trotz Schuldenkrise zuversichtlich.
Das Interview führte Jahel Mielke.
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Wall Street Eröffnung: Deutliche Abschläge, Monsanto im Blick, Pep Boys brechen ein
New York (www.aktiencheck.de) – Die US-Leitindizes präsentieren sich zur Wochenmitte kurz nach Handelsbeginn deutlich schwächer. Dabei haben die Märkte unter zunehmenden Unsicherheiten bezüglich der Eurozone zu leiden. So belasten einerseits schlechte Konjunkturaussichten für die Eurozone, andererseits beunruhigen jüngste Umfragen vor den Wahlen in Griechenland die Marktteilnehmer. Der Dow Jones verliert aktuell 1,04 Prozent auf 12.450,21 Zähler. Der NASDAQ Composite präsentiert sich mit einem Minus von 1,36 Prozent bei 2.831,96 Zählern, während der S&P 500 derzeit einen Abschlag von 1,19 Prozent auf 1.316,56 Punkte zeigt.
Die Mortgage Bankers Association of America (MBA) ermittelte für die Woche zum 25. Mai 2012 einen saisonbereinigten Rückgang bei der Zahl der Hypothekenanträge. So verringerte sich der entsprechende Index gegenüber der vorangegangenen Woche um 1,3 Prozent. In der Vorwoche war hingegen ein Plus von 3,8 Prozent ermittelt worden. Den weiteren Angaben der MBA zufolge belief sich der durchschnittliche Zinssatz für 30-jährige Hypotheken auf 3,91 Prozent, was einer Abnahme um 0,02 Prozentpunkte gegenüber der Vorwoche entspricht. In Kürze werden noch die anstehenden Hausverkäufe erwartet.
Unternehmensseitig stehen heute Monsanto im Blick der Börsianer. Der Saatgut- und Agrarchemiekonzern hat seinen Ausblick für das Gesamtjahr 2012 angehoben. Unternehmensangaben zufolge erwartet man nun einen Gewinn je Aktie in Höhe von 3,73 bis 3,78 US-Dollar, bzw. 3,65 bis 3,70 US-Dollar im fortgeführten Geschäft. Für das dritte Quartal stellt der Konzern ein EPS von 1,69 bis 1,74 US-Dollar in Aussicht. Der Gewinn je Aktie aus den fortgeführten Geschäftsbereichen wird bei 1,57 bis 1,62 US-Dollar gesehen. Analysten prognostizieren ein EPS von 1,29 US-Dollar für das laufende Quartal und von 3,56 US-Dollar für 2012. Die Aktie kann im frühen Handel 2,4 Prozent zulegen.
Ebenfalls im Fokus befinden sich Pep Boys – Manny, Moe & Jack. Der Betreiber von Kfz-Werkstatten gab am späten Dienstag bekannt, dass die geplante Übernahme durch die Private Equity-Gesellschaft The Gores Group wieder abgesagt wurde. Die Aktie muss vor diesem Hintergrund vorbörslich deutlich Federn lassen. Der Finanzinvestor hatte Ende Januar eine Übernahmeofferte vorgelegt, im Rahmen derer die Aktionäre von Pep Boys – Manny, Moe & Jack 15,00 US-Dollar je Aktie in bar erhalten sollten. Das Board von Pep Boys hatte das Übernahmeangebot einstimmig gebilligt und den Aktionären empfohlen, die Offerte anzunehmen. Nun wird die Gores Group eine Break-Up-Gebühr in Höhe von 50 Mio. US-Dollar entrichten und Pep Boys die Kosten erstatten, die im Zusammenhang mit der geplanten Transaktion entstanden sind. Pep Boys brechen aktuell um mehr als 20 Prozent ein.
Indes verbuchte der Einzelhandelskonzern The [WKN=A1CYYW]Fresh Market[/WKN] im ersten Quartal einen deutlichen Umsatz- und Ergebnisanstieg. CEO Craig Carlock zeigte sich mit dem Ergebnis im Auftaktquartal äußerst zufrieden. Neben der starken Umsatzentwicklung habe man auch von einer weiteren Verbesserung der Margen profitieren können, hieß es. Daneben konnte Booz Allen Hamilton Holding im ersten Quartal mit einem deutlichen Gewinnanstieg aufwarten. Insgesamt habe man von einer starken operativen Entwicklung in allen Kernsegmenten profitieren können, erklärte das Consulting-Unternehmen. Während The Fresh Market um 12,3 Prozent vorrücken, können Booz Allen sogar um 13,5 Prozent anziehen.
Darüber hinaus teilte die Kaufhauskette Macy`s, die auch die Bloomingdale`s-Geschäfte betreibt, heute mit, dass sie im Monat Mai einen Umsatzanstieg erzielt hat. Trotzdem geben Titel von Macy`s momentan 2,9 Prozent ab.
Schließlich tendieren Papiere von [WKN=A0MR90]Yingli Green Energy[/WKN] zurzeit nahezu unverändert. Der chinesische Solartechnikkonzern musste im ersten Quartal einen Verlust hinnehmen. Nach Aussage von CEO Liansheng Miao habe man im Auftaktquartal zwar von einer deutlich höheren Nachfrage aus den USA und Deutschland profitieren können. Angesichts des wachsenden Überangebots von Solarprodukten und des sich weiter verschärfenden Wettbewerbsumfelds seien die Preise für Solarpanels und andere Produkte jedoch weiter zurückgegangen. Dies habe sich sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis negativ bemerkbar gemacht. (30.05.2012/ac/n/m)
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http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/umweltschutz-der-wwf-ist-schizophren-11772066.html
Umweltschutz „Der WWF ist schizophren“
03.06.2012 · Der Dokumentarfilmer und Buchautor Wilfried Huismann wirft dem World Wide Fund For Nature vor, der Natur mehr zu schaden als zu nutzen.
Ihr Buch liest sich wie eine Anklageschrift gegen den World Wide Fund For Nature (WWF). Was haben Sie gegen diese Stiftung?
Ich hatte nie etwas gegen den WWF. Es hat immer eine Sympathiewelle in mir ausgelöst, wenn ich den Panda irgendwo entdeckte. Aber im Rahmen einer Recherche über die ökologische Katastrophe in der chilenischen Lachsindustrie ist mir klargeworden, dass der WWF zu dieser Industrie sehr enge Beziehungen hat. Der WWF fördert diese bedenkliche Massentierzucht, indem er an einem „Nachhaltigkeitssiegel“ mitarbeitet, das aus meiner Sicht ökologisch wertlos ist.
Das Siegel soll ja nur zeigen: Hier wird mehr für die Umwelt getan als gesetzlich vorgeschrieben. Jede Ernährungsweise hinterlässt doch einen „ökologischen Fußabdruck“.
Ja, aber wenn für ein Kilogramm Lachs vier bis sechs Kilo wilder Fisch geopfert werden, vermindert das nicht den ökologischen Fußabdruck. Es fördert ein äußerst problematisches System. Der Lachs ist ein Raubfisch, und um ihn in der Aquakultur eiweißreich zu ernähren, muss man große Mengen wilden Fisch verfüttern. Selbst WWF-Mitarbeiter, die im Meeresschutz arbeiten, sagen: Es gibt keine nachhaltige Lachszucht, weil die Meere dadurch leer gefischt werden. Ich glaube, dass es vor allem um Profite der Fischindustrie geht und nicht um die Frage, wie sich die Menschheit sinnvoll ernähren kann. Ich ärgere mich darüber, wie hier Verbraucher hinters Licht geführt werden.
Muss man denn nicht mit den Konzernen zusammenarbeiten, um sie zu verändern? Auf „Augenhöhe“, wie der WWF sagt?
Natürlich, aber dazu muss man seine Unabhängigkeit wahren wie der BUND oder Greenpeace, die keine Spenden von Konzernen annehmen. Damit hat man eine Verhandlungsposition auf Augenhöhe und nicht, wenn man finanziell von denen profitiert, die man eigentlich kritisieren will. Das Gehalt einer Lachsexpertin des WWF Norwegen wurde jahrelang zu hundert Prozent von Marine Harvest bezahlt, dem größten Konzern der Branche.
Firmenspenden machen laut dem WWF Deutschland gerade einmal sieben Prozent seiner Spendeneinnahmen aus.
International ist das viel mehr. Und wenn die HSBC-Bank in London, eine der größten Banken der Welt, 100 Millionen Dollar springen lässt für ein Klimaschutzprojekt mit dem WWF, wird das Geld direkt in das Gemeinschaftsprojekt überwiesen. Es taucht dann nicht als Spende in der Bilanz des WWF auf. Hinzu kommen Lizenzeinnahmen, wenn Firmen den Panda zur Werbung einsetzen.
Sie werfen dem WWF vor, nicht immer mit offenen Karten zu spielen. Können Sie das belegen?
Nehmen wir nur das Projekt KAZA. Es geht um die Einrichtung eines grenzüberschreitenden Tierschutzgebietes in der Kavango-Zambesi-Region. Der WWF wirbt um Spenden für afrikanische Elefanten, die angeblich vom Aussterben bedroht seien. Tatsächlich gibt es in einigen Staaten zu viele Elefanten, nicht zu wenige.
Das soll ja ein Sinn des Schutzgebiets sein, dass die Elefanten sich besser verteilen können.
Aber die Partner des WWF sind dabei, im Süden Afrikas ein profitables Geschäft mit der Großwildjagd auch auf Elefanten einzurichten. Die Jagd ist in einem Teil des KAZA-Gebiets bereits ein gut laufender Wirtschaftszweig. Das wird allenfalls am Rande erwähnt. Der WWF wurde 1961 ja auch von Jägern mitgegründet. König Juan Carlos, der sich vor kurzem bei der Elefantenjagd in Botswana die Hüfte brach, ist spanischer Ehrenpräsident des WWF.
Und mutmaßliches Mitglied des „Club der 1001“, einem Kreis von Förderern der Stiftung, die der Öffentlichkeit nicht genannt werden. Welche Namen haben Sie am meisten überrascht, als Sie die Mitgliederliste bekamen?
Robert McNamara und Gerhard Stoltenberg. Fast alle anderen sind reiche Menschen, Unternehmer oder Banker, die auch ein wirtschaftliches Interesse haben an der strategischen Zusammenarbeit mit dem WWF. Verteidigungsminister fallen da aus dem Rahmen.
Der Club hat doch gar keine Entscheidungsbefugnis. Welche Rolle spielt er heute überhaupt noch?
Das ist die große Frage: Wer hat überhaupt Entscheidungsbefugnis beim WWF? Wahlen gibt es ja nicht. Es ist ein recht komplexes Netzwerk nationaler Organisationen mit einer Dachorganisation in der Schweiz. In den Vereinigten Staaten gibt es für Leitungspositionen beim WWF ein Ernennungskomitee, und das wird vom früheren Coca-Cola-Chef Neville Isdell geleitet. Das sind alles keine transparenten Verfahren, und dazu passt der Club der 1001 als grüne Elite-Loge ganz gut. Der Club ist nach wie vor aktiv. Ich habe auch versucht, seinen jährlichen Panda-Ball zu besuchen und Bilder zu machen – das lehnte der WWF mit größter Vehemenz ab.
Was mögen Sie denn am WWF?
Ich mag die Leute, die sich in Norddeutschland eingesetzt haben für den Schutz des Wattenmeers und die sich jetzt gegen die Vertiefung der Elbe wehren. Das ist sinnvoll. Das Problem ist, dass zwar auf der nördlichen Halbkugel gute Projekte gemacht werden, aber auf der südlichen Halbkugel hält der WWF mit seinen dortigen Organisationen nicht genug Distanz zu den größten Umweltzerstörern der Erde. Ich meine, dass die negativen Folgen der WWF-Politik stärker sind als ihre positiven.
Sie meinen also, der WWF hat zwei Gesichter?
Er ist in meinen Augen eine schizophrene Organisation. Und wenn er die gute Seite nicht hätte, würde auch die andere nicht funktionieren. Denn der Wert der Marke Panda für einen Großkonzern wie Coca-Cola oder Marine Harvest ist ja, dass er seine Waren besser verkaufen kann, wenn der Panda ihnen ein grünes Image verleiht. Und beim WWF ist der Einfluss echter Naturschützer, die über ihr ehrenamtliches Engagement gekommen sind, stark zurückgegangen. In führenden Funktionen sitzen Manager aus der Wirtschaft oder PR-Spezialisten. Allein der Geschäftsführer des WWF in den Vereinigten Staaten bekommt mehr als 500000 Dollar Jahresgehalt.
Welche Rolle spielt das Geld?
Der WWF ist aus meiner Sicht in erster Linie ein Geschäftsmodell. Er hat keine Scheu, mit großen Ölkonzernen Deals zu machen. Die Industriepartnerschaften haben weltweit zugenommen, in Deutschland entwickeln sie sich gerade erst. Hier fließt viel Geld vom Staat in Vorhaben, an denen der WWF beteiligt ist. So zahlt das Entwicklungshilfeministerium unter anderem für das Projekt „Heart of Borneo“, womit auch die angeblich nachhaltige Anlage von Palmölplantagen gefördert wird. Das Problem ist: Wo Palmölplantagen entstehen, muss erst einmal der Wald weg.
Kann man die nicht auf Brachflächen anlegen? Dann würde der Regenwald geschont.
Was in Indonesien vor 30 Jahren abgeholzt und zur Brachfläche wurde, ist heute wieder Wald. Es ist zwar Sekundärwald, aber von hohem Wert. Brachflächen, auf denen gar nichts wächst, gibt es eigentlich nicht. Und alle Flächen gehören jemandem, einem Dorf oder einem indigenen Volk. Die Konflikte mit der lokalen Bevölkerung und die Mitverantwortung für deren Vertreibung kann der WWF nicht einfach von der Hand weisen. In Indien klagte die Stiftung sogar vor dem Obersten Gerichtshof, was in der Folge die Vertreibung von Ureinwohnern aus geplanten Naturreservaten beschleunigte.
Der WWF gibt zu, dass das „zu den dunkelsten Kapiteln des Naturschutzes“ gehört. Aber man habe dazugelernt und lehne Zwangsumsiedlungen strikt ab.
Das Kriterium der Wahrheit ist für mich immer die Praxis, nicht die Theorie. Ich sehe oft Widersprüche zwischen den Verheißungen in den schönen Prospekten und der Praxis, wie in Indien oder bei den Pygmäen in Uganda, die dem Tourismusprojekt Berggorillas weichen mussten und vor der Ausrottung stehen. Der WWF profitiert dort mit eigenen Gorilla-Touren direkt vom Ökotourismus.
Sie werfen dem WWF vor, auch auf Gentechnik zu setzen. Aber der WWF lehnt Gentechnik auf internationaler Ebene ab. Wie passt das zusammen?
Zur Gentechnik bekennen sich einzelne Länderorganisationen, und zwar ausgerechnet jene, die bei Anbau und Handel mit gentechnisch manipuliertem Soja entscheidend sind: aus den Vereinigten Staaten, Argentinien und den Niederlanden. Gentechnisch verändertes Soja ist in erster Linie für den europäischen Markt bestimmt, wo der größte Teil zu „Bio-Diesel“ wird. Die Bundeskanzlerin und andere Politiker haben irgendwann gesagt, wenn es stimmt, dass für Bio-Diesel Wälder verfeuert werden, dann fordern wir in der EU, dass ein Nachhaltigkeitsnachweis erbracht wird. Und das geschieht mit einem Siegel des „Runden Tisches für verantwortungsvolles Soja“. Das schließt Gen-Soja ausdrücklich ein. Der WWF war an der Gründung des Projekts beteiligt, und so ist das genmanipulierte Soja mit seiner Hilfe elegant in den europäischen Markt geschlüpft.
Gen-Soja wird auch als Futtermittel in der Tiermast verwendet. Was essen Sie überhaupt noch?
Ich esse überwiegend vegetarisch. Meine Töchter machen seit Jahren Terror. Wenn ich Fleisch esse, fragen die jedes Mal, ob ich mir vorstellen könnte, so ein Schwein selbst zu schlachten. Da ist mir allmählich der Appetit vergangen. Wenn ich mal Fleisch esse, dann im Restaurant – unbeobachtet.
Mit dem Autor sprach Stefan Tomik.
Wilfried Huismanns Buch „Schwarzbuch WWF. Dunkle Geschäfte im Zeichen des Pandas (Gütersloher Verlag, 2012) ist direkt beim Verlag erhältlich: www.randomhouse.de.
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Exklusiv BASF fordert mehr Unterstützung von der Politik für Gentechnik
12:15 Uhr
Genveränderte Kartoffel der Sorte Fortuna bei der BASF. – Foto: dpa
BASF-Vorstand Michael Heinz sieht wegen der Vorbehalte gegen Gentechnik Arbeitsplätze in Deutschland gefährdet. Darüber hinaus warnt er vor einem Zurückfallen bei der Forschung.
Der weltgrößte Chemiekonzern BASF hat die Politik aufgefordert, sich stärker für Gentechnologie einzusetzen. „Die Regierung sollte sich überlegen, ob sie es in Kauf nehmen will, dass weitere Arbeitsplätze verloren gehen“, sagte BASF-Vorstand Michael Heinz dem Tagesspiegel. Der Konzern hatte jüngst den Sitz seiner Gentechniksparte aus Limburgerhof bei Ludwigshafen nach Raleigh in North Carolina verlagert – „wegen massiver Vorbehalte in der Bevölkerung“, sagte Heinz. Insgesamt sollen dadurch in Europa 140 Arbeitplätze wegfallen.
„Es ist uns nicht gelungen, die Menschen in Deutschland davon zu überzeugen, dass Gentechnik eine sinnvolle Methode sein kann, um künftig ausreichende Mengen an Nahrungsmitteln sicherzustellen“, sagte Heinz.
Daher gehe BASF nun mit der Sparte dorthin, „wo man diese Technologie wertschätzt“. Der Vorstand kritisierte auch den „irrationalen“ Umgang der Bevölkerung mit der Gentechnik. „Es ist wichtig, dass die Menschen sich nicht gegen Innovationen sperren.“
Heinz warnte auch vor einem Zurückfallen bei der Forschung zur grünen Gentechnologie. Noch sei man in Europa in diesem Bereich mit führend. „Doch die Politik muss sich fragen, wie lange das noch so sein wird, wenn man die Früchte der Wissenschaft am Ende nicht kommerziell nutzen kann“, kritisierte der Vorstand. Zwar brauche Europa diese Technologie nicht, um die Bevölkerung mit Lebensmitteln zu versorgen. „Aber ein Exportland für landwirtschaftliche Produkte werden wir mit dieser Blockadehaltung nicht sein“, sagte Heinz.
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Europäische Agrarpolitik Das Gespenst Gentechnik geht
29.05.2012 · Während fast überall auf der Welt neue Nutzpflanzen gezüchtet werden, sinkt das Interesse für die grüne Gentechnik in Deutschland und Europa ständig. Auf dem Acker fahren wir im Rückwärtsgang. Die EU-Kommission versucht das zu ändern.
s fehlt nicht mehr viel, und Europa erlebt einen neuen Bankrott – allerdings einen, bei dem sich das Jammern in Grenzen halten dürfte. Er betrifft die Grüne Gentechnik. Europas Ernährungsvisionäre haben sich auf diesem Feld verzockt: die EU-Kommission, die Wissenschaft, die Wirtschaft, Teile der Politik. Fast überall auf der Welt, wo große Mengen Lebensmittel gebraucht oder für den Export erzeugt werden, nimmt das Interesse für neue Nutzpflanzen zu, auch für solche, die gentechnisch hergestellt sind. Zweistellige Wachstumsraten sind normal.
In Europa hingegen ist die Zahl der Freilandversuche mit neuen, gentechnisch veränderten Sorten um zwei Drittel auf knapp vierzig gefallen, drei Viertel davon entfallen allein auf Spanien. In Deutschland wird in diesem Jahr ein einziger Forschungsanbau mit Zuckerrüben gestartet. Gentechnik – das ist hierzulande Hochtechnologie fürs Hinterzimmer.
Verspielt Europa seine landwirtschaftliche Zukunft?
Und wenn schon? Demoskopisch gesehen sieht es die große Mehrheit im Land sehr gerne, wenn das Gespenst Gentechnik aus der Lebensmittelproduktion verbannt wird. Die Richtung in Ernährungsfragen ist eindeutig: ökologisch ja, gentechnisch nein. Nichts deutet nach eineinhalb Jahrzehnten kommerzieller Agrobiotechnik darauf hin, dass sich daran etwas ändert: Auf dem Acker fährt Europa im Rückwärtsgang. Zehn EU-Länder sind politisch quasi ausgestiegen, haben wie Deutschland nationale Anbauverbote für eigentlich zugelassene Sorten erlassen; die BASF hat sich als wichtigster privater Forschungsakteur nach Amerika zurückgezogen, und gemeinschaftlich ist man in Europa nicht mehr willens, dem technischen Trend schnell zu folgen.
Stattdessen setzen andere die Trends, die Kritiker und Feldzerstörer: Der Gentechnik-Schaugarten in Üplingen in Sachsen-Anhalt bleibt dieses Jahr wegen der Drohungen radikaler Gentechnikgegner geschlossen; die Zahl der Gebiete, die sich „gentechnikfrei“ nennen, nimmt europaweit zu. In Deutschland sind es schon zweihundert Regionen und dreihundert Kommunen.
Deshalb ist es konsequent, dass Europa sich vom Rest, auch vom Rest der westlichen Welt, radikal trennt. Die Frage ist: Verspielt Europa damit seine Zukunft auf dem Agrarsektor? Provoziert es am Ende endgültig einen Handelskonflikt mit den anderen Exportnationen, die das Abschotten zunehmend als Protektionismus einstufen? Beides versucht die EU-Kommission fast verzweifelt zu verhindern.
Importverbote nicht durchsetzbar
Dass Erzeugnisse aus gentechnisch veränderten Lebensmitteln, allen voran Sojaprodukte, in die Gemeinschaft gelangen, ist längst unvermeidlich. Unklar ist, wie sich Europa zum Anbau auf eigenem Gebiet stellt. Die gängige Praxis, dass mit einer positiven Sicherheitsbewertung für Umwelt und Gesundheit der Weg für die jeweilige Nutzpflanze frei ist, gilt quasi als gescheitert. Man schiebt, nachträglich, umstrittene Sicherheitsbedenken vor, um politisch gewollte Verbote durchzusetzen und damit das Zulassungsverfahren ad absurdum zu führen.
Klarheit schafft das nicht, weder für Forschung und Wirtschaft noch für den Verbraucher. Nun ist auch der Versuch der Kommission, die europäischen Gentechnik-Gesetze so zu ändern, dass die Staaten am Ende wieder selbst entscheiden können, ob sie Anbauverbote erlassen, im Ministerrat gescheitert. Zwanzig waren dafür, sieben nicht. Ausgerechnet Deutschland, das selbst vor drei Jahren ein umstrittenes nationales Anbauverbot für eine gentechnisch veränderte Maissorte durchgesetzt hat und mit der Gentechnikfrei-Bewegung vorprescht, will Kleinstaaterei verhindern.
Selbstbestimmung erwünscht
Dabei steckt in dem Vorstoß die Chance, die verfahrene Gentechnikpolitik regelrecht zu befreien. Er könnte sogar eine neue Fortschrittskultur begründen, den Konflikt zwischen Wissenschaft und Politik auflösen und vielleicht sogar den Vertrauensverlust schmälern. Der entscheidende Vorschlag lautet nun: Anbaubeschränkungen nach „sozioökonomischen Kriterien“. Fürwahr, einen nichtssagenderen Begriff könnte man sich kaum vorstellen. Was darunter zu verstehen ist, muss noch ausbuchstabiert und juristisch wasserdicht gemacht werden.
Im Prinzip geht es aber um Selbstbestimmung. Die Regionen sollen fragen – und demokratisch entscheiden – dürfen, ob die Verbreitung genveränderter Kultursorten beispielsweise kleinbäuerliche Strukturen gefährdet und die Reinheit des Saatguts bedroht; ob ein ungestörtes Nebeneinander von Öko- und Intensivlandbau möglich ist. Im Grunde geht es um die Anerkennung soziokultureller Vielfalt.
Abwanderung von Forschern und Instituten
Dass im heterogenen Europa jemals ein amerikanisches Naturbild allgemein anerkannt wird, das die Erzeugnisse der Gentechnik als natürliche Bestandteile der Lebensmittel einstuft, ist heute undenkbar. Die Wissenschaft als Impulsgeber des Fortschritts hat das längst hingenommen. Selbstverständlich bleibt es für sie irrational, die pflanzenzüchterischen Vorteile sicherer Sorten nicht nutzen zu wollen. Aber die Einwände, seien sie grundsätzlicher moralischer Art wie die Nichtrückholbarkeit neuer Genkonstrukte, sind auch für sie nicht mehr fadenscheinig. Sie steht im Wettbewerb und geht dahin, wo sie Chancen für die Grüne Gentechnik sieht. Europa kann hier keine erste Adresse mehr sein.
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http://www.keine-gentechnik.de/news-gentechnik/news/de/25793.html
29.05.2012 |
Offener Brief: Keine neuen Zulassungen für Gentechnik!
Verbände fordern Ilse Aigner zum Handeln auf (Photo:Volker Gehrmann)
Die Bundesregierung soll sich bei der EU-Kommission gegen die Zulassung neuer Gentechnik-Pflanzen und für die Anwendung geltender EU-Gesetze einsetzen. Dies fordert ein Bündnis mehrerer Verbände in einem offenen Brief an Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) und den neuen Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU).
Trotz der Sicherheitsbedenken unabhängiger Wissenschaftler – und einer weitestgehend ablehnenden Haltung in der Bevölkerung – scheint die EU-Kommission neue gentechnisch veränderte Pflanzen zum Anbau zulassen zu wollen. Dabei handelt es sich vor allem um herbizidresistente Mais- und Sojapflanzen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass dadurch der Einsatz von chemischen Spritzmitteln massiv ansteigt, weil sich sogenannte Superunkräuter, die ebenfalls gegen das Gift immun sind, entwickeln und in der Folge bekämpft werden müssen. Zudem sind die Gesundheitsrisiken für die Verbraucher immer noch ungeklärt.
Die Unterzeichner des offenen Briefs fordern daher, vorerst keine Zulassungen auszusprechen sowie das bisherige Verfahren, das solche Gentechnik-Pflanzen durchlaufen, grundlegend zu reformieren. Außerdem müsste den negativen sozioökonomischen Konsequenzen der Gentechnik Rechnung getragen werden, indem nicht mehr – wie bisher – die ökologisch und konventionell arbeitenden Landwirte, Imker und Saatgutzüchter für die zusätzlichen Kosten der Trennung, Reinhaltung und Kontrolle aufkommen müssen, sondern die Verursacher von Gentechnik-Kontaminationen.
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http://www.transgen.de/aktuell/1674.doku.html
Weizen-Versuch in Großbritannien: Polizei verhindert Zerstörung durch Gentechnik-Gegner
(28.05.2012) Die angekündigte Zerstörung eines Versuchsfeldes mit gentechnisch verändertem Weizen in Harpenden nördlich von London ist ausgeblieben. Ein großes Polizeiaufgebot hat am Pfingstwochenende das Gelände des Rothamsted Research Instituts gegen die Gentechnik-Gegner abgeschirmt. In den vergangenen Wochen hatten sich die Wissenschaftler des Instituts an die Öffentlichkeit gewandt und die Ziele ihres Forschungsprojekts erläutert. Ihr Appell Don’t destroy research wurde bisher von mehr als 6000 Personen unterzeichnet. Der Konflikt um den Weizenversuch führte in Großbritannien zu einer intensiven öffentlichen Diskussion um die Grüne Gentechnik.
Dem Aufruf der Aktionsgruppe Take the flour back, das Versuchsfeld mit gentechnisch verändertem Weizen am Pfingstwochenende zu zerstören, waren nach Angaben der Veranstalter etwa 400 Personen gefolgt, darunter Politiker der Green Partysowie Gentechnik-Gegner aus Frankreich und Deutschland.Nachdem die Behörden der Grafschaft Hertfordshire kurzfristig den Zugang zum Gelände des Instituts eingeschränkt hatten, umstellte eine Polizeikette das Areal mit den Weizen-Parzellen und trennte so Gentechnik-Gegner und die zahlreichen Wissenschaftler, die für den Versuch und eine auch mit gentechnischen Methoden arbeitende Pflanzenforschung eintraten. Der Protest blieb auf beiden Seiten friedlich und das Versuchsfeld an diesem Wochenende unbehelligt.Der Konflikt um das Weizen-Forschungsprojekt war Anfang Mai eskaliert, als die Gegner zu einer öffentlichen Zerstörung des Versuchs am 27. Mai aufriefen. Vier an dem Projekt beteiligte Wissenschaftler wandten sich in einem Youtube-Video an die Öffentlichkeit. Ihr Weizen-Projekt sei ein Beispiel für die „zweite Generation gentechnisch veränderter Pflanzen“, die sich ohne chemische Hilfsmittel gegen Schädlinge und Krankheiten wehren und so zu einer nachhaltigen Landwirtschaft beitragen könnten. Sie baten die Gentechnik-Gegner, davon abzulassen, die Pflanzen – und das Ergebnis jahrelanger Arbeit – „unwiderruflich zu zerstören“.Das Team um die isländische Biologin Gia Aradottir hat in Weizen neben technischen Konstrukten ein Gen für einen Duftstoff eingebracht, wie er auch in anderen Pflanzen, etwa Minze gebildet wird. Mit dem gleichen Duftstoff warnen Läuse ihre Artgenossen vor Feinden. Ob der gv-Weizen wie bei den vorangegangenen Labor-Versuchen auch unter Feldbedingungen funktioniert und er tatsächlich Läuse vertreibt, soll in den 2012 begonnenen Freilandversuchen überprüft werden. |
Im Weizenanbau gelten Läusen als großes Problem, da sie Viren übertragen und damit Krankheiten auslösen können. In Großbritannien setzen konventionelle Landwirte breit wirkende Insektizide gegen Läuse ein, die zwangsläufig auch andere Insektenarten schädigen.
Doch auch in Großbritannien ist die Grüne Gentechnik umstritten. Neben eher allgemeinen, gv-Pflanzen insgesamt betreffenden Vorbehalten lehnen Kritiker den Weizen-Versuch ab, weil die Erfahrung gezeigt habe, dass gentechnisch vermittelte Resistenzen nicht dauerhaft seien und nach einiger Zeit zu einem erhöhten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln führten. Da ein in den Weizen eingebrachtes Gen-Element dem Gen einer Kuh ähnelt, schüren die Gegner mit dem Bild eines Mischwesens aus Kuh und Brot das in der Öffentlichkeit verbreitete Unbehagen an gentechnisch veränderten Organismen.
Auch die Rothamsted-Wissenschaftler suchten die Öffentlichkeit: Sie stellten den bisher von mehr als 6000 Personen unterzeichneten Appell Don’t destroy research ins Internet, nutzten Blogs und Twitter, um ihre Argumente zu verbreiten. Zudem lud das Institut die Kritiker von Take the flour back zu einer öffentlichen Diskussion an einem neutralen Ort ein, doch diese sagten kurzfristig ab.
Auch die großen Medien – Fernsehen und Zeitungen – berichteten über die Auseinandersetzungen um die Weizen-Versuche. Die Newsnight von BBC2 und andere Fernsehkanäle sendeten Diskussionen zwischen den Rothamsted-Wissenschaftlern und ihren Kritikern.
Viele britische Zeitungen werten in ihren Kommentaren das Scheitern der geplanten Zerstörungsaktion als Niederlage für die Gentechnik-Gegner. Zudem habe sich das Meinungsklima gewandelt und die Ablehnung der Gentechnik sei weniger stark als in den Jahren nach der BSE-Krise. Das habe es den Wissenschaftlern leichter gemacht, mit ihren Argumenten die Öffentlichkeit zu erreichen.
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Gentechnik-Gegner befürchten neue Anbauzulassungen
[29.05.2012
Die Anzeichen häufen sich dafür, dass neue Anbauzulassungen für gentechnisch veränderte Pflanzen bereits im Juni auf der Agenda des EU-Gesundheitskommissar John Dalli stehen und damit neue Entscheidungen im Juli möglich werden.
Nach Angaben der Antigentechnik-Initiative save-our-seeds hängt die Entscheidung vom kommenden EU-Umweltministerrat am 11. Juni ab. Wird dort eine Einigung bezüglich nationaler Anbauverbote erzielt, werden Neuzulassungen wohl erst später auf der Agenda stehen. Für eine Übereinkunft müssten allerdings einige Mitgliedstaaten ihre Haltung gegenüber einem nationalen Anbauverbot ändern. Das gilt derzeit als unwahrscheinlich. Noch bleibe außerdem unklar, ob das Thema „nationale Anbauverbote“ überhaupt auf der kommenden Ministerratssitzung debattiert werde, räumte die Initiative ein.
Derweil kritisierte der Vorsitzende vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, mit Blick auf Brüssel den „Schlingerkurs“ von Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner. Die Ministerin gebe vor, den Anbau von Gentech-Pflanzen in Bayern verhindern zu wollen, unternehme jedoch nichts, um in Brüssel die dafür notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. „Mit der Haltung Deutschlands besteht die Gefahr, dass die Beschlüsse des Europäischen Parlaments, mit denen die EU-Mitglieder den Anbau von Gentech-Pflanzen regional verbieten könnten, beim Umweltministerrat scheitern werden“, sagte Prinz Löwenstein. (AgE)
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http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2012-05/biotechnologie-schaedlinge
Grüne Gentechnik Transgener Mais erstmals anfällig für Schädlinge
Die Heilsversprechen von Konzernen wie Monsanto lösen sich auf: Transgener Bt-Mais hilft kaum noch gegen Schädlinge. Schuld ist der ungezügelte Anbau von Monokulturen.
© U.S. Department of Agriculture
Der Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera) breitet sich inzwischen auch in Europa aus.
Diabrotica virgifera ist ein gelb-schwarzer, fünf Millimeter großer Käfer, den man glatt für uninteressant halten könnte, wenn er nicht jedes Jahr über eine Milliarde Euro Schaden verursachen würde: Seine Larven fressen die Wurzeln von Maispflanzen, sodass die Pflanzen verkümmern oder gar umkippen. Der Westliche Maiswurzelbohrer, wie Diabrotica mit bürgerlichem Namen heißt, breitet sich seit Anfang der neunziger Jahre auch in Europa aus und vernichtete 2009 in Italien insgesamt etwa eine Million Tonnen Mais. Seit 2007 ist er auch in Deutschland beheimatet.
In seinem Herkunftsgebiet Nord- und Mittelamerika setzen Landwirte transgenen Mais gegen den Schädling ein, und das mit Erfolg. Seit 2003 die ersten kommerziellen Maishybride mit einem Toxingen des Bacillus thuringiensis auf den Markt kamen, sind die Ernteverluste durch den Schädling dort deutlich zurückgegangen – und der Anteil der genetisch veränderten Sorten am Maisanbau weltweit kontinuierlich gestiegen. Zuletzt bis auf etwa 60 Millionen Hektar – das entspricht der doppelten Fläche Deutschlands.
Der Erfolg allerdings ist gefährdet, denn der Maiswurzelbohrer hat reagiert. Im Mittleren Westen der USA berichten Maispflanzer von eigentlich insektenresistenten Pflanzen mit Fraßschäden – ein Team um Aaron Gassmann von der Iowa State University bestätigte dann den Verdacht: Der Schädling wird gegen die bisher gebräuchlichste Variante des Toxins resistent. Wissenschaftler sind alarmiert. Eine Gruppe von Agrarwissenschaftlern um Joseph Spencer von der University of Illinois schrieb bereits im März einen Brief an den Leiter der US-Umweltbehörde EPA, in dem die Forscher dringend dazu aufrufen, sich mit dem Problem zu befassen, bevor sich die resistenten Käfer weiter verbreiten.
Die Probleme sind die gleichen, die auch Antibiotika plagen
Unerwartet kommt das Problem nicht – genau wie Krankheitserreger gegen Antibiotika resistent werden können, entwickeln Ernteschädlinge früher oder später Unempfindlichkeiten gegen häufig auftretende Gifte. Die Probleme sind die gleichen, die auch Antibiotika plagen: Die veränderten Pflanzen werden insgesamt zu oft eingesetzt, nicht nur dann wenn es nötig wäre. Die Wissenschaftler beklagen in ihrem Memorandum, dass Bauern den Mais routinemäßig auch in Gebieten anpflanzen, in denen die Maiswurzelbohrer nur geringe ökonomische Schäden hervorrufen. Zunehmend gebe es zudem gar kein anderes Saatgut mehr auf dem Markt, schreiben die Forscher.
© Screenshot ZEIT ONLINE
Erschienen auf spektrum.de
Auch die Biologie der Käfer macht den Forschern einen Strich durch die Rechnung. „Erste Ergebnisse zeigen, dass der Maiswurzelbohrer schlicht oft nicht dorthin geht, wo wir ihn vermuten“, schrieb zum Beispiel Joseph Spencer von der University of Illinois. Der Entomologe erforscht die Effektivität eines zentralen Teils der Resistenzvermeidung, nämlich die Refuge-Gebiete, die Bauern in Feldern mit Bt-Mais anlegen müssen. Dabei bepflanzt der Landwirt ein Teil des Feldes mit einer nicht vor dem Schädling geschützten Maissorte. In diesen Refuge-Bereichen vermehren sich gegenüber Bt-Toxin empfindliche Maiswurzelbohrer stark. Diese Tiere sind gegenüber den wenigen im eigentlichen Feld lebenden resistenten Käfervarianten in Überzahl, so dass die resistenten Exemplare sich nahezu zwangsläufig mit nichtresistenten Partnern paaren. So wollen die Bauern verhindern, dass resistente Maiswurzelbohrer miteinander wiederum resistente Nachkommen zeugen und sich eine widerstandsfähige Population etabliert.
Das allerdings hat sich als vergebliche Hoffnung erwiesen. Die Käfer nämlich fliegen nicht annähernd so weit zu potenziellen Partnern wie vermutet – die Refuge-Strategie stütze sich auf veraltete Daten, beklagt Spencer. Anders als vermutet dringen die Käfer aus den Refuge-Bereichen gar nicht zu allen potenziell resistenten Populationen vor.
Seite 2/2:
Es reicht nicht, im Labor schädlingsresistente Sorten zu erzeugen
Doch die meisten Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass der Hintergrund der neu aufgetretenen Resistenzen weniger im Verhalten der Käfer als vielmehr im Verhalten der Bauern zu suchen ist: „Es handelt sich dabei in erster Linie um ein Managementproblem“, erklärt Stefan Vidal von der Abteilung für Nutzpflanzenwissenschaften der Universität Göttingen. „Die Farmer im amerikanischen Corn Belt haben über Jahre Bt-Mais der ersten Generation mit zu geringer Wirksamkeit angebaut.“ Das habe, vermutet der Forscher, auch mit der Marktmacht von Unternehmen wie Monsanto zu tun gehabt, die dazu führte, dass die Bauern über große Landstriche nur eine einzige Sorte anbauten.
Außerdem seien oft die erforderlichen Bt-freien Refuge-Bestände nicht angepflanzt worden. „Die Bauern halten sich oft nicht an die 20-Prozent-Regel, weil es zusätzlichen Aufwand bedeutet.“
Verhindern, dass sich die Tiere anpassen
Auch die Forscher um Spencer sind zuversichtlich, dass die resistenten Käfer mit einer geeigneten Strategie in Schach gehalten werden können. Allein, man müsse dringend an solchen Strategien arbeiten. Die Agrarwirtschaft hat sich zu lange auf die Widerstandskraft der transgenen Sorten verlassen – damit müsse nun Schluss sein, schreiben sie und listen eine Reihe von Maßnahmen auf, mit denen sie das Problem in Zukunft in Schach halten wollen: transgenen Mais nur noch dort anpflanzen, wo es sinnvoll und notwendig ist, dort regelmäßig zwischen Sorten mit unterschiedlichen Bt-Proteinen wechseln und andernorts eine größere Palette nicht-transgener Hybriden entwickeln und verwenden, sodass die Bauern mehr Alternativen beim Saatgut haben.
Für die Biotechnologie allerdings sind die resistenten Käfer ein Warnschuss: Es reicht eben nicht, im Labor schädlingsresistente Sorten zu erzeugen, Forscher müssen sehr genau die Wechselwirkung zwischen Pflanze und Schädling beobachten und mit geeigneten Maßnahmen auf den Feldern kontinuierlich verhindern, dass die Tiere sich anpassen. Als warnendes Beispiel sollte das Schicksal der Antibiotika nur allzu präsent sein.
Seite 2/2:
Es reicht nicht, im Labor schädlingsresistente Sorten zu erzeugen
Doch die meisten Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass der Hintergrund der neu aufgetretenen Resistenzen weniger im Verhalten der Käfer als vielmehr im Verhalten der Bauern zu suchen ist: „Es handelt sich dabei in erster Linie um ein Managementproblem“, erklärt Stefan Vidal von der Abteilung für Nutzpflanzenwissenschaften der Universität Göttingen. „Die Farmer im amerikanischen Corn Belt haben über Jahre Bt-Mais der ersten Generation mit zu geringer Wirksamkeit angebaut.“ Das habe, vermutet der Forscher, auch mit der Marktmacht von Unternehmen wie Monsanto zu tun gehabt, die dazu führte, dass die Bauern über große Landstriche nur eine einzige Sorte anbauten.
Außerdem seien oft die erforderlichen Bt-freien Refuge-Bestände nicht angepflanzt worden. „Die Bauern halten sich oft nicht an die 20-Prozent-Regel, weil es zusätzlichen Aufwand bedeutet.“
Verhindern, dass sich die Tiere anpassen
Auch die Forscher um Spencer sind zuversichtlich, dass die resistenten Käfer mit einer geeigneten Strategie in Schach gehalten werden können. Allein, man müsse dringend an solchen Strategien arbeiten. Die Agrarwirtschaft hat sich zu lange auf die Widerstandskraft der transgenen Sorten verlassen – damit müsse nun Schluss sein, schreiben sie und listen eine Reihe von Maßnahmen auf, mit denen sie das Problem in Zukunft in Schach halten wollen: transgenen Mais nur noch dort anpflanzen, wo es sinnvoll und notwendig ist, dort regelmäßig zwischen Sorten mit unterschiedlichen Bt-Proteinen wechseln und andernorts eine größere Palette nicht-transgener Hybriden entwickeln und verwenden, sodass die Bauern mehr Alternativen beim Saatgut haben.
Für die Biotechnologie allerdings sind die resistenten Käfer ein Warnschuss: Es reicht eben nicht, im Labor schädlingsresistente Sorten zu erzeugen, Forscher müssen sehr genau die Wechselwirkung zwischen Pflanze und Schädling beobachten und mit geeigneten Maßnahmen auf den Feldern kontinuierlich verhindern, dass die Tiere sich anpassen. Als warnendes Beispiel sollte das Schicksal der Antibiotika nur allzu präsent sein.
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Lebensmittel Wie die Genfood-Lobby Behörden beeinflusst
Manch ein Kontrolleur arbeitet nebenher für die Lebensmittelindustrie, zeigt eine Studie. Selbst die Vorsitzende einer deutschen Kontrollbehörde ist eng mit einer Firma vernetzt, die Patente auf genmanipulierte Organismen angemeldet hat.
Auch deutsche Lebensmittelprüfer sind eng mit der Lebensmittel-Lobby vernetzt. Foto: picture-alliance/ ZB
Die Bürger in Deutschland begegnen der Gentechnik mit großer Skepsis, manche haben sogar Angst. Umso mehr erwarten sie, dass die Behörden mit Sorgfalt und Unabhängigkeit gentechnisch veränderte Organismen und daraus hergestellte Produkte prüfen.
Doch genau das muss jetzt bezweifelt werden. Denn an wichtigen Stellen in europäischen und deutschen Einrichtungen sitzen Personen, die Gentechnik-Befürworter und/oder eng mit der Industrie verbandelt sind.
Nachdem erst vor zwei Wochen die Verwaltungsratschefin der europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde, Diana Banati, von der EU-Kommission umgehend von allen Aufgaben entbunden wurde, geraten nun auch deutsche Einrichtungen in die Kritik.
Banati war mehrfach ihre Nähe zu dem von der Lebensmittelindustrie finanzierten Institut ILSI Europe vorgeworfen worden. Nun wird sie demnächst Chefin des Instituts. Das sei nicht mit dem Geist der Unabhängigkeit einer EU-Agentur zu vereinbaren, sagte ein Sprecher von EU-Verbraucherkommissar John Dalli. Das EU-Parlament verweigerte der Lebensmittelbehörde sogar vorerst die Entlastung für das vergangene Haushaltsjahr.
Mögliche Interessenkonflikte
Wer den Blick auf die Heimat richtet, erkennt, dass bedeutende deutsche Wissenschaftler ebenfalls genau für dieses besagte ILSI arbeiten. Dazu gehört zum Beispiel der Leiter der Abteilung Lebensmittelsicherheit beim Bundesinstitut für Risikoprüfung, Alfonso Lampen.
Das BFR spielt bei der Prüfung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln eine zentrale Rolle in Deutschland. Es erstellt nicht nur Gutachten, sondern ist auch der erste Ansprechpartner der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde.
Die Abteilung von Lampen ist unter anderem für die Beurteilung der Risiken von Lebensmitteln aus gentechnisch veränderten Organismen zuständig und lässt sich von einer externen Expertenkommission beraten. In dieser Kommission sitzt auch Gerhard Eisenbrand. Er ist Präsident von ILSI Europe und übt damit eine ähnlich bedeutende Funktion aus, wie künftig Diana Banati, die deswegen von der EU-Kommission geschasst wurde.
Von den 13 Mitgliedern der Expertenkommission des BFR sind laut einer Analyse des unabhängigen Instituts Testbiotech mindestens acht dem Pro-Gentechnik-Lager zuzuordnen. Sieben haben selber als Forscher, teilweise zusammen mit großen Agrochemiekonzernen wie Bayer und Monsanto, Patentanträge auf gentechnisch veränderte Organismen gestellt. Fünf gehören inoffiziellen Listen zufolge dem Wissenschaftlerkreis Grüne Gentechnik an, der sich für genetisch veränderte Osganismen einsetzt.
„Man kann nicht auf die Unabhängigkeit Vertrauen“
Die Vorsitzende der Kommission, Inge Broer, ist Chefin des Vereins Finab, dessen Tochterunternehmen Biovativ gemeinsam mit anderen Partnern laut Eigendarstellung „führender Dienstleister für die Prüfung und Zulassung von gentechnisch veränderten Nutzpflanzen in Europa“ werden will.
Sie hat auch Patente auf gentechnisch veränderte Organismen angemeldet. Trotzdem erklärt Broer, dass keine Interessenkonflikten bestünden. Auch andere Mitglieder machten gegenüber dem BFR keinerlei oder unvollständige Angaben, während sie zum Teil Interessenkonflikte der Europäischen Lebensmittelbehörde gegenüber einräumten.
Einige der Personen mit möglichen Interessenkonflikten tauchen auch an anderer Stelle wieder auf: Zum Beispiel in der Senatskommission zur gesundheitlichen Bewertung von Lebensmitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die Stellungnahmen erarbeitet und Bund und Länder berät. Der Chef des staatlichen Max-Rubner-Instituts für Ernährung- und Lebensmittelforschung, Gerhard Rechkemmer, ist wiederum Direktor des umstrittenen, industriefinanzierten ILSI.
„Im Ergebnis kann man in Deutschland nicht auf die Unabhängigkeit der Behörden vertrauen, wenn es um die Risikobewertung gentechnisch veränderter Pflanzen geht“, so Studienautor Christoph Then. „Hier ist vom Versuch einer systematischen Einflussnahme auf staatliche Institutionen und auch auf die öffentliche Meinung auszugehen.“
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http://www.keine-gentechnik.de/news-gentechnik/news/de/25767.html
24.05.2012 |
Gentechnik-Klüngel in deutschen Behörden
Enge Kontakte zwischen Privatwirtschaft und Behörden; Foto: Stephanie Hofschlaeger / pixelio
Nach Recherchen von Testbiotech gibt es ernst zu nehmende Hinweise auf Interessenskonflikte in einer Expertenkommission, die das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zu Fragen der Sicherheit von Gentechnik in Futter- und Lebensmitteln beraten soll. Dieser Verdacht besteht demnach bei neun der insgesamt 13 Experten. Sie könnten „als voreingenommen und in vielen Fällen industrienah gelten.“ Außerdem gebe es auch bei zwei leitenden Angestellten des BfR nicht die nötige Distanz zur Gentechnik-Industrie.
Das BfR soll als „zentrale nationale Kontaktstelle“ zwischen Wissenschaft und den zuständigen EU- und Bundesbehörden mögliche Gefahren in Lebensmitteln, Chemieerzeugnissen und anderen Produkten einschätzen und somit letztendlich Schaden von den Verbrauchern abwenden. Dabei wird es theoretisch von der nun in der Kritik stehenden Expertengruppe unterstützt. Die Mitglieder derselben werden vom BfR nicht bezahlt und müssen persönliche Interessenskonflikte transparent machen. Offenbar hat dies aber kaum einer der Betroffenen getan.
Neben der Expertenkommission haben die Autoren des Berichts noch bei weiteren Forschungseinrichtungen Bedenken: „Insgesamt ergibt sich das Bild einer organisierten und zumindest zum Teil verdeckten Einflussnahme der Industrie in zentralen Einrichtungen des Bundes, die mit der Risikoabschätzung und der Forschungsförderung im Bereich der Agrogentechnik befasst sind.“
Es zeigen sich auch Parallelen zu dem jüngsten Skandal in der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA), dessen Verwaltungsratsvorsitzende zu einem bekannten Lobbyorgan der Agrogentechnik-Industrie, dem US-amerikanischen International Life Science Institute (ILSI) wechselte. Anscheinend hat ILSI auch mehrere wichtige Mitarbeiter in deutschen Instituten und offiziellen Kommissionen platziert.
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—–Ursprüngliche Nachricht—–
Von: Projektwerkstatt Saasen [mailto:saasen@projektwerkstatt.de]
Gesendet: Samstag, 26. Mai 2012 23:44
An: gentec-filz-aufdecken@lists.antispe.org
Betreff: [News Schaugarten Üplingen ++ InnoPlanta-Forum 2012] Schaugarten
Üplingen bleibt 2012 zu!!! … und weitere Infos
Hallo,
dieses ist die zweite Mobilisierungs-Rundmail für die Aktivitäten
gegen das InnoPlanta-Forum 2012. Über 220 Menschen haben sich jetzt
schon auf die InteressentInnenlisten eingetragen – und auch genau
Euch geht jetzt diese Mail (einige erhalten sie leider nicht, weil
keine Email angegeben oder diese zu undeutlich geschrieben wurde).
Ihr dürft diese Mail aber gerne an weitere Interessierte weiterleiten.
Aber zunächst ein TROMMELWIRBEL!!!
Der Schaugarten Üplingen bleibt 2012 zu – und das zweite
Mehrfach-Versuchszentrum AgroBioTechnikum nahe Rostock auch gleich!
Das ist die Jubelmeldung des Frühjahrs. Nur noch 3 Felder bleiben
überhaupt übrig – alle drei weiter östlich, aber noch in
Sachsen-Anhalt. Es sind zwei Kartoffelfelder von BASF (die Anfang
des Jahres geflunkert haben mit ihrer Ankündigung, nichts mehr in
Deutschland anzupflanzen) und ein Rübenfeld von Monsanto (Rübe, die
zusammen mit KWS entwickelt wurde).
Lest und freut Euch über das Ende der meisten Felder:
– http://de.indymedia.org/2012/05/329986.shtml
Die Uni Rostock erwies sich im übrigen mal wieder als schlechte
Verliererin und verbot den Vortrag „Monsanto auf Deutsch“ auf ihrem
Gelände: http://de.indymedia.org/2012/05/330082.shtml
Über das InnoPlanta-Forum haben wir hingegen noch nichts Genaueres
erfahren. So bleibt als Verdachtstermin der erste Montag im
September erhalten – haltet Euch den frei. Als Aktionsidee
kristallisiert sich ein Spalier aus großen roten Karten an den
Ortseingängen sowie von großen Geldscheinen in der Zufahrt heraus
(Symbolik: Das Geld winkt, aber die Menschen zeigen die rote Karte).
Rundherum kann es aber noch eine bunte Vielfalt an Aktionen geben –
wir freuen uns über mehr Idee, die Ihr auch gerne mitteilen könnt.
Noch vor dem InnoPlanta-Forum findet eine ähnlich schräge
Propagandaveranstaltung statt – und wer Lust hat, kann die auch
gerne mal besuchen bzw. Proteste organisieren:
19.-21.6. in Bernburg: DLG-Feldtage – Werben für industrielle
Landwirtschaft, u.a. ein Themenzentren „Gentechnik“,
„Pflanzenschutz“ (=Giftspritzen) und „Energie vom Feld“ sowie
Veranstaltungen von Monsanto und anderen. Dort treten die
Seilschaften in der Agro-Gentechnik ungeniert völlig einseitig und
zusammen mit einem Werbezelt gemeinsam auf: Lobbyisten,
Universitäten (Rostock, Gießen), das Pseudo-Begleitprogramm
„Biosicherheit“, staatliche Behörden – derart offen einseitig und
ideologisch agierten die Seilschaften bislang noch nicht zusammen.
Der erste Titel wurde geändert, um der Kritik auszuweichen – aber
der ursprüngliche Einladungsflyer ist zum Glück gesichert worden
(siehe auf www.projektwerkstatt.de/termin.html).
Den aktuellen Newsletter mit mehr Infos zu Gentechnik-Seilschaften
findet Ihr unter www.projektwerkstatt.de/gen/ticker/news.html – und
gerne könnt Ihr Euch da auch eintragen, um den immer zu erhalten.
Soweit eine kurze Infos zur Lage der Dinge.
Beste Grüße aus der Projektwerkstatt, Jörg B.
P.S. zum Abschluss ein paar Termine der nächsten Zeit zum Thema:
Donnerstag, 31.5., 20 Uhr in Berlin (auf der Berlin Biennale,
Auguststr. 69, nahe Oranienburger Straße/Tor): Ton-Bilder-Schau
„Monsanto auf Deutsch – Seilschaften zwischen Behörden, Forschung
und Gentechnikkonzernen“
Am 1. Und 2.6. gibt es in Berlin ein paar Aktionstrainings und
weitere Vorträge. Mehr auf www.projektwerkstatt.de/termine.html
Sonntag, 3.6. um 13 und 16 Uhr auf dem Hoffest der Schlossimkerei
Tonndorf (südlich Erfurt/Weimar): Ton-Bilder-Schau „Monsanto auf
Deutsch – Seilschaften zwischen Behörden, Forschung und
Gentechnikkonzernen“
Dienstag, 5. Juni, ca. 19 Uhr in Mainz (Haus Mainusch):
Ton-Bilder-Schau „Monsanto auf Deutsch – Seilschaften zwischen
Behörden, Forschung und Gentechnikkonzernen“
Montag, 18.6. um 11 Uhr am Verwaltungsgericht Magdeburg (Breiter Weg
203, Saal 11): Prozess wegen der Klagen gegen die Polizeimaßnahmen
im Rahmen des InnoPlanta-Forums 2010 (Festnahme von zwei
DemonstratInnen mit Gewahrsam, siehe
http://de.indymedia.org/2010/09/290052.shtml)
19.-21.6. in Bernburg: DLG-Feldtage – Werben für industrielle
Landwirtschaft, u.a. ein Themenzentren „Gentechnik“,
„Pflanzenschutz“ (=Giftspritzen) und „Energie vom Feld“ sowie
Veranstaltungen von Monsanto und anderen
Donnerstag, 28. Juni, 20 Uhr in der Kommune Niederkaufungen (bei
Kassel, Kirchweg 3, 34260 Kaufungen): Ton-Bilder-Schau „Monsanto auf
Deutsch – Seilschaften zwischen Behörden, Forschung und
Gentechnikkonzernen“
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Jörg Bergstedt, 06401/90328-3, Fax -5 (nach Anruf) oder
03212-1434654, Handy 01522-8728353
c/o Projektwerkstatt, Ludwigstr. 11, 35447 Reiskirchen-Saasen
P.S. Die Projektwerkstatt lebt davon, dass woanders Sachen übrig
sind: Eine Liste, was gebraucht wird, ist unter
www.projektwerkstatt.de/gesucht zu finden.
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http://www.keine-gentechnik.de/news-gentechnik/news-regional/news/de/25766.html
23.05.2012 |
Schweiz: Illegaler Gentechnik-Raps in Basel
Raps (©Tobias Kunze/PIXELIO)
In Basel und Umland haben Umweltaktivisten von Greenpeace Schweiz an drei Stellen wachsenden Gentechnik-Raps entdeckt, der in dem Alpenland weder angepflanzt noch als Lebens- oder Futtermittel eingeführt werden darf. Nach Angeben von Greenpeace handelt es sich bei dem Fund um die herbizidresistente Sorte GT73 des Agrarkonzerns Monsanto. In zuvor durchgeführten Tests waren unter insgesamt 136 Rapspflanzen 29 Genmanipulierte gefunden worden. Greenpeace entfernt diese heute. Sie sollen anschließend den zuständigen Behörden übergeben werden.
Es wird vermutet, dass die Gentechnik-Pflanzen in verunreinigten Rapslieferungen aus den USA nach Europa transportiert und beim Verladen der Container von Schiffen oder Zügen in die Umwelt gelangt sind. Da sich Raps rasch verbreitet, sind die genmanipulierten Pflanzen kaum noch aus der freien Natur rückholbar. Greenpeace forderte in einer Stellungnahme genauere Kontrollen durch Importeure, Hafenbetreiber und Behörden.
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http://www.proplanta.de/Agrar-Nachrichten/Pflanze/Gentechnik-Pflanzen_article1337584292.html
21.05.2012 | 09:11 | ||
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Immer weniger Gentechnik-Pflanzen in Europa
Darmstadt – In Europa gibt es immer weniger Freisetzungsversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen. Die einzige Ausnahme ist Spanien, wo große Firmen eine Reihe von Anbauversuchen durchführen.
(c) proplantaNur wenige Freisetzungen sind Bestandteil von Forschungs- und Entwicklungsprojekten, in denen es um Pflanzen mit neuen oder verbesserten Eigenschaften geht. Die weit verbreitete Ablehnung gentechnisch veränderter Pflanzen erschwert die Rahmenbedingungen für Forschung und Zulassung. Wissenschaftler und Firmen ziehen unterschiedliche Konsequenzen. Für das Jahr 2012 wurden in der Europäischen Union bis Mai nur 41 neue Freisetzungsanträge für gentechnisch veränderte (gv-)Pflanzen gestellt. 2009 waren es noch über 100 Neuanträge, seitdem ist die Tendenz kontinuierlich fallend. 30 der neuen Anträge für 2012 kommen aus Spanien, die restlichen elf verteilen sich auf Schweden, Irland, Dänemark, Deutschland, Belgien, Tschechien, Ungarn und die Slowakei. Unter den 41 Neuanträgen sind 27 Anbauversuche, die große Firmen wie BASF und Bayer mit bereits entwickelten gv-Pflanzen durchführen und die fast alle in Spanien stattfinden. Getestet werden Mais, Baumwolle und Zuckerrüben, die gegen Schädlinge oder Herbizide resistent sind. Die übrigen Anträge kommen bis auf eine Ausnahme aus Universitäten und öffentlichen Forschungseinrichtungen. Bei einigen geht es um Grundlagen- und Sicherheitsforschung. Nur zehn neu beantragte Freisetzungen gehören zu Projekten, in denen Pflanzen mit neuen oder verbesserten Eigenschaften entwickelt werden. Höherer Vitamingehalt, niedrigerer Stickstoffbedarf, Krankheitsresistenz So wird an der Universität Lleida in Spanien ein südafrikanischer Süßmais freigesetzt, der deutlich mehr Vitamin A, C und E enthält als konventionelle Maissorten. Das Projekt soll einen Beitrag leisten, die in Entwicklungsländern weit verbreiteten Vitaminmangelerscheinungen zu bekämpfen. Der transgene Mais wurde maßgeblich von Wissenschaftlern der Universität Frankfurt am Main mitentwickelt. In Schweden werden von 2012 bis 2016 transgene Gerstenpflanzen freigesetzt, die weniger Stickstoffdüngung für ihr Wachstum benötigen sollen. Sie tragen zwei Gene aus der Ackerschmalwand, die es ihnen ermöglichen, stickstoffhaltige Verbindungen wie Aminosäuren effizienter aus dem umgebenden Boden aufzunehmen. Um veränderte Wachstumseigenschaften geht es auch bei den Versuchen in Belgien: Mais, der höher wächst, ohne mehr Biomasse zu produzieren, könnte dichter gesät werden als herkömmlicher Mais. Pappeln, die mehr Biomasse bilden, werden in Spanien getestet. Bei weiteren Versuchen in Spanien werden Mais- und Tabakpflanzen freigesetzt, die einen erhöhten Zucker- und Stärkegehalt für die Produktion von Bioethanol aufweisen. Eine Firma in Tschechien forscht an transgenem Flachs, dessen Samen mehr Ölsäure enthalten. In zwei Anträgen geht es um cisgene Pflanzen. Hier handelt es sich bei den neu eingeführten Genen nicht um artfremde, sondern um arteigene Gene. Trotzdem gelten diese Pflanzen rechtlich als GVO, so dass jegliche Freisetzung beantragt werden muss. An der Universität Aarhus in Dänemark wurde eine cisgene Gerste entwickelt, die ein zusätzliches Gen für das Enzym Phytase enthält. Es wird bisher mit Hilfe gentechnisch veränderter Mikroorganismen hergestellt und dem Futter von Schweinen und Geflügel beigemischt. Mit Hilfe der Phytase können diese Tiere einen weitaus größeren Teil des in Futterpflanzen enthaltenen Phosphors verwerten. Da sie weniger Phosphorverbindungen ausscheiden, wird gleichzeitig noch die Umwelt entlastet. Das nationale irische Agrarforschungsinstitut Teagasc hat Freilandversuche mit einer cisgenen Kartoffel beantragt, die an der Universität Wageningen (Niederlande) entwickelt wurde. Die Kartoffel ist resistent gegen Phytophthora infestans, den Erreger der Kraut- und Knollenfäule, eine der wichtigsten Kartoffelkrankheiten. Bislang wird Kraut- und Knollenfäule fast ausschließlich mit chemischen Pflanzenschutzmitteln bekämpft. Die Wissenschaftler brachten ein Resistenzgen aus einer Wildkartoffel in eine Speisekartoffel ein. Gesellschaftliche Ablehnung bis hin zu Zerstörungen: Forscher und Firmen ziehen Konsequenzen Eine Phythophthora-resistente Kartoffel wurde bereits vor längerer Zeit von der Firma BASF entwickelt. Sie wird 2012 zum wiederholten Mal in Deutschland freigesetzt – auf zwei der gerade noch vier Freisetzungsflächen, die das deutsche Standortregister für dieses Jahr ausweist und die alle vor 2012 beantragt wurden. In Deutschland ist die Zahl der Freisetzungsversuche ebenso rückläufig wie auf europäischer Ebene: 2007 fanden noch rund achtzig Versuche statt, 2011 war die Anzahl bereits auf fünfzehn zurückgegangen. Wissenschaftler und Firmen in Europa, die gentechnische Methoden in der Pflanzenforschung und -züchtung einsetzen, erleben seit Jahren, dass immer wieder Versuchsfelder zerstört werden. Auch sonst sehen sie sich einer tiefen gesellschaftlichen Ablehnung gegenüber, die auch der Grund für die schwierigen politischen Rahmenbedingungen bei der Zulassung von gv-Pflanzen ist. BASF zog Anfang 2012 die Konsequenzen und verlagerte seine Forschungssparte in die USA. Der Schaugarten Üplingen in Sachsen-Anhalt, in dem bis 2011 verschiedene gv-Pflanzen angebaut und umfangreiche Informationen zu Landwirtschaft und Gentechnik bereitgestellt wurden, wird 2012 geschlossen bleiben. Wissenschaftler vom Rothamsted Research Institute südlich von London versuchen einen anderen Weg: Als radikale Gentechnikgegner vor kurzem eine Feldzerstörung auf dem Institutsgelände für Ende Mai ankündigten, erhielten sie eine öffentliche Videobotschaft von den Forschern. Auf dem Versuchsfeld steht ein gentechnisch veränderter Weizen, der einen Duftstoff aus Minze produziert, welcher schädliche Läuse fernhält. In ihrem Appell begründen die Wissenschaftler, warum sie ihre Forschung als Beitrag zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft sehen, und fordern die Aktivisten auf, von der Feldzerstörung Abstand zu nehmen und sich der Diskussion zu stellen. Quelle: www.biosicherheit.de |
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Anfang der weitergeleiteten E‑Mail:
Von: „Herbert Jung“ <jung-herbert@a1.net> Datum: 20. Mai 2012 10:27:30 MESZ An: <GefragtAmMarkt@kronenzeitung.at> Betreff: Inserat „Wirksame Wurzelbehandlung für Unkraut“
Sehr geehrte Frau
Birgit Weichselbaumer!
Als umweltbewußter Österreicher und treuer Leser Ihrer Zeitung musste ich mit Entsetzen feststellen, dass Sie in der Krone Bunt am 20.05.12, Teil „Gefragt am Markt“ eine Einschaltung über „Wirksame Behandlung für Unkraut“ aufgenommen haben.
Nun ist ja schon allgemein bekannt und Ihr Kollege Mark Perry weiß da ohnehin Bescheid, dass das angesprochene Mittel „RoundUp“ riesige gesundheitliche Probleme bei uns, den Tieren und auch eminente Schäden an den Pflanzen hervorruft.
Ich erlaube mir daher, Ihnen einige Untersuchungsergebnisse über die Probleme mit RoundUp zu übermitteln und Sie zu ersuchen, dass solche Einschaltungen nicht mehr berücksichtigt werden.
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http://www.nachrichten.at/nachrichten/wirtschaft/art15,888458
Sonntag, 20. Mai 2012, 09:48 Uhr
Gentechnik-Alarm im Schweinestall
LINZ. Eigentlich wollten Lebensmittelwirtschaft und Handel den Konsumenten
etwas Gutes tun. Sie verbannten Futtermittel aus gentechnisch veränderten
Organismen (GVO) aus der Tierhaltung: erst in der Milch-, dann in der
Eierproduktion und ab Anfang 2012 in der Hühnermast.
Seither prangt auf allen Milchpackerln, Eierkartons und Henderln im
Kühlregal die Werbebotschaft: „Garantiert gentechnikfrei!“
„Damit ist vielen Konsumenten erst bekannt geworden, dass in der
Fleischerzeugung zum Großteil importiertes GVO-Futter verwendet wird“, sagt
Karin Nakhai, die Pressesprecherin des Handelskonzerns Rewe (Billa, Merkur).
Der will nun Druck machen. „Wir sind Gründungsmiglied der Arge
Gentechnikfrei. Die Österreicher lehnen Gentechnik in Lebensmitteln ab“,
sagt Nakhai.
Billa macht Druck
Deshalb gibt es in den Billa-Filialen seit einigen Wochen auch die
volumenmäßig wichtigste Fleischsorte aus gentechnikfreier Mast, erzeugt von
oberösterreichischen Vertragsbauern für die Fleischerei Oberndorfer in Ried
im Traunkreis (Marke: Ibo-Schwein – Ich bin aus Oberösterreich). Das hat in
heimischen Schweineställen Gentechnik-Alarm ausgelöst.
So wollen nicht nur die anderen Handelsketten GVO-freies Schweinefleisch im
Regal haben. Es wissen auch die Billa-Manager, dass sie mit den rund 1500
Ibo-Schweinen, die pro Woche schlachtreif werden, die Kühlregale nicht
füllen können. Rewe verhandelt mit dem Welser Großschlächter Handlbauer, auf
GVO-frei umzustellen. Wenn die Bauern mit GVO-freiem Soja zu mästen
beginnen, dauert es dreieinhalb Monate, bis die Tiere schlachtreif sind. Im
Herbst sollen damit 12.000 GVO-freie Schlachtschweine pro Woche zur
Verfügung stehen.
Auch Spar verhandelt mit Schlachtbetrieben, heißt es in der Branche. Der
größte oberösterreichische Schweineschlächter, Großfurtner in St. Martin im
Innkreis, strecke seine Fühler aus.
Doch wenn der gesamte Markt umgestellt wird, geht es um 100.000 Sauen pro
Woche. Alles steht und fällt mit der Verfügbarkeit von gentechnikfreiem
Futter. Das kommt bisher, ob bei Rind, Huhn oder Ibo-Schwein, aus Brasilien,
importiert vom Innviertler Agrarhändler Pilstl. Er versorgt seit Jahren auch
Schweizer und deutsche Tierhalter. 1995 hat er gestartet, erst für kleine
Mischfutterwerke, weil Gentechnikfreiheit nur für Bio-Fleisch vorgeschrieben
ist. Die größte österreichische Schweinehalterorganisation, der VLV, bremst
die Umstellung auf GVO-frei: Erstens weil die Bauern schon bei Milchkühen
und Hühnern die Mehrkosten von GVO-freiem Soja in Höhe von rund zehn Prozent
nicht abgegolten erhalten. Zweitens sei die Futterversorgung nicht
gesichert.
„Brasilien produziert 14 Millionen Tonnen gentechnikfreies Soja im Jahr,
Österreich mit seinem Bedarf von 300.000 Tonnen kann jederzeit versorgt
werden. Nur muss man rechtzeitig bestellen“, sagt Karl Pilstl.
Oberösterreichs Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger will für den wachsenden
Bedarf den Sojaanbau in Südosteuropa forcieren (Projekt Donau Soja): „Das
ist wegen des kürzeren Transportwegs ökologischer, und wir machen uns nicht
von Brasilien abhängig.“ Bis Ungarn, Serbien etc. ausreichend GVO-freies
Soja liefern können, werden aber Jahre vergehen.
Soja: Die Welternte verdreifachte sich seit 1982 auf 250 Millionen Tonnen im
Jahr (USA 90, Brasilien 64, Argentinien 50 Millionen Tonnen). Das Eiweiß der
Sojabohne ist optimal für die Tiermast; die Pflanze bildet in ihren Wurzeln
Stickstoff und spart Kunstdünger. Anteil gentechnisch veränderter Sorten
(GVO) weltweit: 77 Prozent.
Die Wunderbohne Soja und die Gentechnik
Import: Österreich muss derzeit mehr als 550.000 Tonnen Soja im Jahr
importieren, großteils gentechnisch veränderte Organismen (GVO). Die EU
führt 40, China 50 Millionen Tonnen ein. Größter Importeur GVO-freier Ware
ist die Firma Pilstl in Raab.
Eigenproduktion: Österreichs Bauern erzeugen auf 35.000 Hektar rund 100.000
Tonnen Soja im Jahr, zur Hälfte für Nahrungsmittel (Tofu, Sojamilch etc.).
Klima und Böden würden 50.000 Hektar ermöglichen.
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http://oesterreich.orf.at/stories/2533156/
Experte: „Bio“ von Weg abgekommen
Die Landwirtschaft in ihrer jetzigen Form wird es nicht mehr lange geben, ist der Biopionier Werner Lampert überzeugt. Im Interview mit ORF.at pocht er auf mehr Nachhaltigkeit bei Lebensmitteln und erklärt, warum „Bio“ längst vom Weg abgekommen sei.
„Die konventionelle Landwirtschaft manövriert uns in eine Sackgasse, das ist eine Landwirtschaft ohne Zukunft“, sagte der Gründer der REWE-Marke „Ja! Natürlich“ und des Hofer-Labels „Zurück zum Ursprung“. Durch sie könne, so Lampert, die europäische Bevölkerung in den nächsten 20, 30 Jahren nicht mehr ernährt werden, da sie auf „totale Ausbeutung“ aufbaue. Am Leben erhalten werde das System lediglich durch die Förderpolitik.
Werner Lampert GmbH
Lampert brachte mit „Ja! Natürlich“ Österreichs erstes Biolabel auf den Markt, 2006 gründete er die Marke „Zurück zum Ursprung“ für Hofer
„Ganz weit abgedriftet“
Die biologische Landwirtschaft in ihrer jetzigen Form sei dabei keine Lösung: Sie sei zwar vielen in den 60ern als leuchtendes Zukunftsmodell vor Augen gestanden. „Seit zehn, zwölf Jahren ist das jedoch ganz weit weggedriftet vom ursprünglichen Gedanken“, kritisiert Lampert gegenüber ORF.at. Übrig geblieben sei eine sehr pragmatische Einrichtung, die sich in ihren Methoden immer mehr der konventionellen Landwirtschaft annähere.
Durch die steigende Nachfrage seien die Richtlinien verwässert worden – „Bio“ sei in den wenigsten Fällen nachhaltig. Ein Beispiel: „Bio“ garantiere zwar Auslauf für Kühe, das passiere jedoch in den wenigsten Fällen auch tatsächlich auf Weiden.
Zusammenbruch droht
Lampert warnt davor, dass das derzeitige Landwirtschaftssystem durch seine große Abhängigkeit von Schwellenländern und der Petrochemie zu kippen drohe: Wenn Bauern in Brasilien und Argentinien auf ihren Riesenfeldern nicht länger Soja für Lebensmittel, sondern nur noch Getreide für Biosprit anbauten, um größere Erträge zu erzielen, „bricht alles zusammen“. Preise für Fleisch würde sich in Europa schlagartig verdoppeln oder verdreifachen.
Die einzige überlebensfähige Landwirtschaft sei eine, die auf „Bio“, Nachhaltigkeit und Regionalität setze, in der weder Boden noch Tiere oder Menschen ausgebeutet werden. Strenge Richtlinien seien dafür ebenso nötig wie gegenseitige Verantwortung. Die Konsumenten müssten begreifen, dass sie für die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit der heimischen Bauern verantwortlich seien. Die Bauern wiederum müssten sich bewusst machen, dass sie Lebensmittel für Menschen produzieren und damit für deren Gesundheit mitverantwortlich sind.
„Zeit der billigen Lebensmittel ist vorbei“
Mit drastischen Auswirkungen auf den Konsumenten: Zum einen, so Lampert, sei die Zeit der billigen Lebensmittel vorbei. Zum anderen müssten sich auch die Essgewohnheiten der Menschen ändern. Der große Fleischhunger der Europäer könne auf Dauer nicht gedeckt werden – man müsse wieder zu den Zeiten zurückkehren, als es nur ein-, zweimal in der Woche Fleisch zu essen gab. Ein „Umerziehen“ sei da aber gar nicht nötig – irgendwann werde es ganz einfach gar keine andere Möglichkeit mehr geben.
Petra Fleck, ORF.at
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Anfang der weitergeleiteten E-Mail:
Von:
Datum: 16. Mai 2012 00:03:42 MESZ
An:
Betreff: [KT] GENSAAT Monsanto verkauft Saatgut unter anderen Markennamen
Der Konzern Monsanto verkauft Saatgut für Gemüse unter anderen Markennamen http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=/2012/05/03/a0113
Wohlklingende Tochterfirmen
AGRAR Der Konzern Monsanto verkauft Saatgut für Gemüse unter anderen Markennamen. Hobbygärtner ahnen oft nicht, welches Unternehmen hinter ihrem Samentütchen steht
VON SUSANN SCHÄDLICH
BERLIN taz – Als Hersteller von Genpflanzen ist er wohlbekannt: der Saatgutkonzern Monsanto. Mit seinen gentechnisch veränderten Pflanzen, etwa dem Mais Mon810, der stetig ein Gift gegen Insekten produziert, bekommt der global operierende Konzern aus den USA in Europa keinen Fuß auf den Boden. Gute Geschäfte macht er trotzdem, und zwar mit Hobbygärtnern, die oft nicht einmal ahnen, dass sie Saatgut des Unternehmens kaufen. Monsanto bedient sich nämlich der Namen aufgekaufter Tochterunternehmen und Vertriebsfirmen, um seine Produkte an den Mann zu bringen.
Monsanto besitzt derzeit 90 Prozent aller weltweit angebauten Genpflanzen und ist damit Marktführer im Bereich gentechnisch veränderter Feldfrüchte – besonders im Anbau der lukrativen „Cash-Crops“ Gen-Mais, -Raps und -Soja. Im Hobbybereich vertreibt der Konzern unter den Namen der Tochterfirmen De Ruiter Seeds und Semenis Saatgut etwa für Gurken, Salate und Tomaten. Gentechnisch verändert sind diese nicht, die Herkunft ihres Herstellers verraten die Samentütchen im Baumarkt dem Käufer aber auch nicht. Herauszufinden, hinter welchem Namen Monsanto tatsächlich steckt, ist darum schwierig. Zwar verweisen De Ruiter Seeds und Semenis auf ihren Homepages auf Monsanto. Doch neben Tochterfirmen unterhält Monsanto ein weltweites Netzwerk an Vertriebsgesellschaften und exklusiven Vertriebspartnern. So lässt sich etwa die Verbindung zu der Marke Kiepenkerl über die Kontaktliste von De Ruiter Seeds bis zu Monsanto zurückverfolgen.
„Wir halten uns klar an die gesetzlichen Richtlinien zur Produktinformation“, sagt Ursula Lüttmer-Ouazane, Geschäftsführerin der Monsanto-Deutschland Agrar GmbH. Grund für die Vermarktung unter einem anderen Namen sei, dass es sich um ein aufgekauftes Produkt handele und den Kunden der Namen bereits vor der Übernahme durch Monsanto ein Begriff sei. Genaue Auskünfte darüber, in welchen Größenordnungen der Mutterkonzern am Endprodukt beteiligt ist, macht Monsanto nicht.
Dass das Unternehmen kein Interesse an erhöhter Transparenz hat, ist für Heike Moldenhauer vom Bund für Natur- und Verbraucherschutz klar. „Würde Monsanto draufstehen, wo Monsanto drin ist, wäre dass das Antiverkaufsargument schlechthin“, sagt sie. Für mehr Klarheit müssten in Zukunft Wettbewerbshüter sorgen.
Das Unternehmen hat kein Interesse an mehr Transparenz
– Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, daß das was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere ILLUSION ist als die Welt des Traumes. (Salvador Dali)
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15.05.2012
Gentechnisch veränderter Weizen Das Korn des Anstoßes
Von Nina Weber
n Großbritannien läuft ein Freilandversuch mit gentechnisch verändertem Weizen. Eine Protestgruppe hat angekündigt, das Feld zu zerstören, das Datum ist schon bekannt. Die Wissenschaftler bitten um ein offenes Gespräch. Der Fall zeigt das Dilemma der Pflanzen-Gentechnik in Europa.
Am 27. Mai soll Schluss sein mit dem Feldexperiment. Jedenfalls, wenn es nach dem Willen der Gruppe „Take the Flour back“ geht. Die Aktivisten protestieren gegen einen Versuch von Rothamsted Research, einer Forschungseinrichtung nördlich von London. Sie haben angedroht, dort einen Freilandversuch zu zerstören.
Die Rothamsted-Wissenschaftler haben acht je sechs mal sechs Meter große Felder mit gentechnisch verändertem Weizen bepflanzt. Das Getreide produziert einen Duftstoff, der Blattläuse vertreibt. So könnten künftig Insektenschutzmittel gespart werden, falls das Konzept aufgeht, meinen die Forscher. „Wir wollen eine nachhaltige Landwirtschaft fördern“, sagt Gudbjorg Inga Aradottir, die am Projekt beteiligt ist. „Die Insekten werden nur vertrieben, nicht getötet.“ Die Substanz produzieren Hunderte verschiedener Pflanzen. „Es ist eine absolut ungiftige Angelegenheit.“
Die Protestgruppe sieht das anders. Gentechnik hätte bisher nie dazu geführt, dass weniger Pestizide eingesetzt werden. Es sei sogar zu befürchten, dass man am Ende mehr Pflanzenschutzmittel denn je benötige. Sie meinen, die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt seien nicht abzuschätzen. Einige ihrer Argumente:
Es drohe eine Auskreuzung des Weizens mit Pflanzen jenseits des Versuchsfelds und bei einer späteren Markteinführung eine Vermischung von gentechnisch verändertem und konventionellem Getreide.
Tatsächlich ist – als Marker – ein Gen für eine Antibiotikaresistenz in den Weizen eingebaut. Es könnte im Freiland auf Bodenbakterien übertragen werden, so die Befürchtung.
Landwirten würden wirtschaftliche Schäden drohen, wenn ihr Getreide mit gentechnisch verändertem Weizen verunreinigt werde, denn die Verbraucher wollen kein Gen-Food.
Kurzum: Die Mehrheit sei gegen gentechnisch veränderte Pflanzen. Und daher sei der Versuch, der ohnehin ein Problem lösen wolle, das gar nicht existiert (da die Weizenerträge in Großbritannien in Ordnung seien), nichts als eine Gefahr. Bevor die Pollen des gentechnisch veränderten Getreides ausfliegen könnten, wollen die Aktivisten daher nicht nur protestieren, sondern in letzter Konsequenz das Feld zerstören.
Feindbild Monsanto
Es stimmt, dass gerade in Europa gentechnisch veränderte Pflanzen von vielen Verbrauchern abgelehnt werden. Vorteile für den Verbraucher sind erst einmal nicht erkennbar – wer merkt schon, ob der Landwirt mehr oder weniger Pestizide versprüht? Dazu kommt das Auftreten des Großkonzerns Monsanto, das den gesamten Forschungszweig überschattet.
Eine Auswirkung zeigte sich vor kurzem: BASF verlagerte seine Forschung zur Pflanzen-Biotechnologie von Deutschland in die USA – weil die Akzeptanz in weiten Teilen Europas fehle.
Die Stimmung spiegelt sich beim aktuellen Vorfall in Großbritannien wider: Denn im Grunde ist es kurios, dass die Gegner des Versuchs anmahnen, der gentechnisch veränderte Weizen sei nicht gut genug erforscht – und dann ein Experiment zerstören wollen, mit dem eben genau dies geändert werden soll. Unterm Strich scheint es den Aktivisten weniger um die bessere Erforschung des Weizens zu gehen, vielmehr sehen sie den Freilandversuch als eine Art Büchse der Pandora. Und ist die erst einmal geöffnet, ist alles zu spät.
Zumindest ein Feindbild der Gentechnikgegner scheint Rothamsted dabei so gar nicht zu bedienen: Es handelt sich nicht um einen Großkonzern, sondern um eine öffentliche Einrichtung. „Wir werden von der Öffentlichkeit finanziert. Wir machen das nicht, um später an einem Patent zu verdienen“, sagt Aradottir. Aber das will Take the Flour back nicht glauben.
Die beteiligten Forscher reagierten auf die Ankündigung – mit Briefen an die Aktivisten und einem Video. Sie schlagen darin ein Gespräch vor. Und bitten, ihre Forschung nicht zu zerstören. Inzwischen gibt es auch eine Online-Petition mit mehreren tausend Unterzeichnern.
Warten auf den 27. Mai
Aradottir weist darauf hin, dass das Versuchsergebnis offen ist. Die Forscher hoffen, dass der Weizen im Testfeld den gewünschten Effekt zeigt, der in früheren Laborexperimenten auftrat, sowie nützliche Insekten wie Marienkäfer nicht beeinträchtigt. Doch das ist nicht garantiert. Deshalb muss das Experiment weiterlaufen.
Die Umwelt sei durch das Experiment keineswegs in Gefahr. Ein Sicherheitsbereich um den Weizen hält die Pollen auf. Auskreuzung unter diesen Bedingungen nicht möglich, versichert sie. Auch andere Befürchtungen könnten die Forscher ausräumen, sagt sie. Aradottir hofft, dass sich die Gruppe von ihrer Aktion abbringen lässt.
Doch es scheint eher – nach einem weiteren Briefwechsel – die Ruhe vor dem Sturm eingekehrt zu sein.
In einer Mail bestätigt Take the Flour back: „Wenn der Feldversuch mit gentechnisch verändertem Weizen nicht sofort eingestellt wird, wird der Aktionstag am 27. Mai stattfinden.“ Ob die Forscher irgendwelche Argumente vorbringen könnten, die sie vom Gegenteil überzeugen? Fehlanzeige.
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http://www.rostock-heute.de/universitaet-rostock-gentechnik-kritik-joerg-bergstedt/45108
Uni Rostock erteilt Gentechnik-Gegner keine Redeerlaubnis
Universität Rostock sagt Vortrag von Ökoaktivist Jörg Bergstedt in den Räumen des Campus Ulmenstraße kurzfristig ab
15. Mai 2012,
Ein Déjà-vu musste gestern die Grüne Hochschulgruppe (GHG) erleben. Bereits vor zwei Jahren hatte sie zu einem Vortrag des Agrogentechnik-Kritikers Jörg Bergstedt eingeladen. Nun sollte er wieder zum Thema „Monsanto auf Deutsch: Seilschaften in der Gentechnik“ sprechen.
Wieder in einem Raum auf dem Universitätscampus in der Ulmenstraße und wieder wurde die Veranstaltung von der Universitätsleitung abgesagt. Allerdings erst wenige Stunden vorher, obwohl der Termin den unteren Ebenen der Universität schon seit drei Wochen bekannt gewesen sein soll, sagt Jan Delph von der GHG.
Hatten die Ereignisse vor zwei Jahren noch für Protest sowohl bei den Gentechnik-Gegnern, die der Universität Zensur vorwarfen, als auch bei den Befürwortern, die durch Zwischenrufe während des Vortrags auffielen, gesorgt, blieb er diesmal aus. Gut ein Dutzend Zuhörer fanden sich schließlich im Haus Böll ein, wohin die Veranstaltung ausweichen konnte.
Zur Begründung der Absage teilt die Universitätsleitung mit, dass die Veranstaltung „nicht den Voraussetzungen für eine Raumvergabe an der Universität entspricht. Einem wissenschaftlichen Diskurs, der auch andere Meinungen zulässt, stehen die Räumlichkeiten der Universität jederzeit offen. In diesem Fall war allerdings zu befürchten, dass die Veranstaltung rein propagandistischen Zwecken dienen soll. Dafür Bühne zu sein, ist nicht Aufgabe einer Universität.“
„Es ist tatsächlich eine Tendenzveranstaltung“, gibt der Student Jan Delph zu: „Aber es wirft ein schlechtes Licht auf die Uni.“
Die Gerüchte über Gewalttätigkeiten gegenüber Uni-Mitarbeitern möchte der Referent Jörg Bergstedt jedoch nicht im Raum stehen lassen. „Es liegt wohl eher daran, dass der Vortrag einen sehr detaillierten Blick in den Kochtopf der Gentechnikseilschaften in Deutschland wirft und auch die Universität Rostock dabei eine relevante Rolle spielt“, so der Ökoaktivist zu Beginn seines gut zweistündigen Vortrages.
Viel Neues hatte er nicht zu berichten. Noch immer sei „alles mit allem verbunden“, der Anbau der Versuchsfelder, die Genehmigung und Kontrolle, die Geldvergabe und Lobbyarbeit. „Manchmal auch in einer einzigen Person, der kurze Weg von Synapse zu Synapse.“ Davon gebe es nicht allzu viele, aber eine sei die in Rostock tätige Inge Broer, so Bergstedt, der für das Herausreißen genmanipulierter Gerste eine sechsmonatige Haftstrafe verbüßte.
Die vielfältigen Proteste hätten sich gelohnt, macht der Gentechnik-Gegner deutlich. Seien es im letzten Jahr noch 18 Felder in Deutschland gewesen, schätzt er, dass die Zahl in diesem Jahr deutlich zurückgeht. Nicht zuletzt wegen des „Totalausfalls der Agrogentechnischem Freisetzung der Universität Rostock“.
Für den 9. Juni ist ein weiterer Vortrag zum Thema Gentechnik geplant. Unterstützt vom Allgemeinen Studierendenausschuss soll dann die Gentechnikwissenschaftlerin Professor Susan Bardócz ab 19:30 Uhr im Audimax über das „Sicherheitsrisiko Gentechnik“ referieren.
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http://kurier.at/tv/detail.php?aID=216-0-31579647
Dienstag | 15.05.
ARTE
Was tun?
Antworten von Vandana Shiva
Reihe, BRD 2010, 10 Min. Regie: Dirk Wilutzky
14:25
Die Nuklearphysikerin und Aktivistin Vandana Shiva engagiert sich seit den 70er Jahren für den indischen Umweltschutz und den Erhalt der Artenvielfalt. Ihre inspirierende und Mut machende Arbeit basiert auf dem Konzept der Erd-Demokratie. Die Massen-Selbstmorde indischer Bäuerinnen und Bauern, deren Existenz durch das Saat- und Düngermonopol unter anderem der US-Firma Monsanto zerstört wurde, bewegten sie zur Gründung einer Saatgut-Bank auf ihrer Versuchsfarm NAVDANYA (Neun Saaten) im Norden Indiens. Dort bringt sie den Bauern biologischen Landbau bei und befreit sie von der Abhängigkeit von genetisch verändertem Saatgut. Außerdem erforscht sie die ertragstärksten Techniken – mit erstaunlichen Ergebnissen. Ein Film über die unbestreitbaren Vorteile der Diversität im organischen Landbau und eine neue, nachhaltige Idee von Demokratie.
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Lobbyistin der Industrie soll in den EFSA-Vorstand
[05.05.2012]
Mella Frewen
Kritiker werfen der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) schon lange zu enge Verstrickungen mit der Wirtschaft vor. Das Pikante: Die EFSA bewertet u.a. Nahrungsmittel und gentechnisch veränderte Sorten auf ihre Sicherheit. Nun dürfte eine aktuelle Personalie für neuen Ärger sorgen. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, soll die Irin Mella Frewen in die Behörde gewählt werden. Sie ist derzeit Cheflobbyistin der europäischen Lebensmittelindustrie. Bis 2007 hat sie beim US-Saatgutkonzern Monsanto gearbeitet, wo sie für die Regierungsbeziehungen in Europa zuständig war. 2006 hatte die EFSA den Genmais des Unternehmens als unbedenklich bewertet.
Brisant ist das Thema nun, da die EFSA erst vor einer Woche versprochen hatte, ihre Personalrichtlinien zu verschärfen. Hintergrund war der Wechsel der für Gentechnik zuständigen Mitarbeiterin Suzy Renckens zum Konzern Syngenta. Die Branche habe nicht viel von der Behörde zu befürchten, sagt Nina Holland von der Anti-Lobby-Organisation Corporate European Observatory (CEO). Schon gar nicht, wenn Cheflobbyistin Mella Frewen im Vorstand der EFSA sitzt. „Der Vorstand entscheidet z.B., welche Wissenschaftler in der EFSA die Gutachten über die Risiken von neuen Produkten erstellen. Das ist sehr viel Macht. In so ein Gremium gehören keine Lobbyisten aus der Lebensmittelindustrie“, ärgert sich Holland. Im Juni wird der Europäische Rat auf Vorschlag der EU-Kommission sieben neue Vorstandsmitglieder für die Lebensmittelbehörde ernennen. Aus Brüssel heißt es, Frewen sei lange genug von Monsanto weg, man verletze die Unabhängigkeitsregeln der Behörde nicht. Im Gegenteil: Die Statuten der EFSA sähen sogar vor, dass vier Vorstandsmitglieder aus der Lebensmittelindustrie kommen sollen. Laut Holland steht es dort jedoch anders geschrieben: Vier Mitglieder sollen einen „Hintergrund in Konsumentenorganisationen oder anderen Bereichen mit einem Interesse an der Nahrungskette“ haben. Das könnten ebenso gut Landwirte oder Mitglieder von Nichtregierungsorganisationen sein, sagt sie. (ad)