Tausende demonstrieren gegen Massentierhaltung und Gentechnik
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Demo: „Wir haben es satt“
Mehrere tausend Menschen kämpften für ein Ende der Massentierhaltung, ein Verbot der Gentechnik in der Landwirtschaft und bessere Arbeitsbedingungen für Landwirte.
http://www.bild.de/video/clip/demonstrationen/demonstration-agrarpolitik-22210080.bild.html
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http://www.n-tv.de/politik/Proteste-begleiten-Gruene-Woche-article5284306.html
Samstag, 21. Januar 2012
„Power to the Bauer“
Proteste begleiten Grüne Woche
Während in den Hallen kräftig zugelangt wird, protestieren am Rande der Grünen Messe in Berlin Zehntausende Menschen gegen die Industrialisierung der Landwirtschaft. „Gentechnik nicht auf meinem Teller“, heißt es da etwa. Auf einem Gipfel debattierten derweil Agrarminister aus alle Welt über Ernährungssicherung und den Kampf gegen den Hunger.
Mehrere tausend Menschen haben in Berlin am Rande der Grünen Woche gegen die deutsche und internationale Agrarpolitik sowie eine Industrialisierung der Landwirtschaft demonstriert. Nach Veranstalterangaben zogen 23.000 Bauern, Umwelt- und Tierschützer sowie Verbraucher unter dem Motto „Wir habe es satt – Bauernhöfe statt Agrarindustrie! “ vor das Kanzleramt. Sie forderten von Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Neuausrichtung der Landwirtschaftspolitik.
In den Messehallen wurde derweil kräftig zugelangt. (Foto: dpa)
Mit Trillerpfeifen, Trommeln und Kuhglocken machten die Protestler ihrem Ärger Luft. „Power to the Bauer“ stand auf einer Fahne, „Gentechnik nicht auf meinem Teller“ lautete der Spruch auf einem Banner. „Wir sind mehr als zufrieden“, sagte Mitorganisator Jochen Fritz. „Wir hätten nicht mit so vielen Teilnehmern gerechnet.“ Ursprünglich sei man von etwa 10.000 Demonstranten ausgegangen.
Parallel zu dem Agrarministergipfel in Berlin hatte ein Bündnis aus mehr als 90 Organisationen zu der Großdemonstration aufgerufen. Die Veranstalter werfen der Bundesregierung vor, bei der Reform der EU-Agrarpolitik „Steigbügelhalter für die Agrarindustrie“ zu sein, statt die Forderungen der Zivilgesellschaft durchzusetzen. Die Agrarzahlungen müssten an ökologische, soziale und Tierschutzkriterien gekoppelt und für Großbetriebe gedeckelt werden, lautete die Forderung. Sämtliche Subventionen für den Agrarexport seien zu stoppen.
Agrarminister debattieren Hungerkrisen
Derweil besuchten Tausende Menschen die Messehallen unter dem Berliner Funkturm. Noch bis 29. Januar präsentieren sich mehr als 1600 Aussteller aus knapp 60 Ländern. Verbraucher können auf einem Erlebnisbauernhof den Weg der Nahrung von Stall und Feld auf den Teller verfolgen und in der Blumenhalle tausende Pflanzen bewundern. Partnerland ist in diesem Jahr das neue EU-Mitglied Rumänien.
Im Mittelpunkt eines Agrarministergipfels mit Teilnehmern aus mehr als 70 Ländern standen derweil die weltweite Ernährungssicherung und der Kampf gegen den Hunger. Die Ergebnisse des Treffens sollen nach Angaben von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner unter anderem auf der UN-Konferenz für nachhaltige Entwicklung im Juni 2012 diskutiert werden
„Kein Land kann den Hunger allein bekämpfen“, sagte der Generaldirektor der Welternährungsorganisation (FAO), José Graziano da Silva, auf dem Treffen. Mehr als 900 Millionen Menschen hätten nicht genug zu essen. Es gebe eigentlich genügend Nahrung auf der Welt. In ärmeren Ländern könnten sie viele Menschen aber nicht bezahlen. Zugleich gebe es auch mehr als eine Milliarde Übergewichtige. „Wir müssen die Menschen lehren, wie man richtig isst.“
Aigner als Gastgeberin sagte, bis zur Mitte des Jahrhunderts werde die Weltbevölkerung von sieben auf neun Milliarden Menschen wachsen. Notwendig sei daher, „den Kampf gegen den Hunger noch entschlossener zu führen“. Ernteverluste bei Transport und Lagerung müssten reduziert werden. Zugleich gehe es auch angesichts des Klimawandels um einen schonenderen Umgang mit knappen natürlichen Ressourcen wie Land und Wasser.
AFP/dpa
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20. Januar 2012, 09:45
Grüne Gentechnik und Grüne Woche: Regierung fördert mit 400 Millionen Eur
Berlin (WWF) – Zum Start der „Grünen Woche“ und der geplanten Großdemonstration unter dem Motto „Wir haben es satt!“ am Samstag in Berlin, kritisiert der WWF die Förderpolitik der Bundesregierung. Die ökologische werde gegenüber der konventionellen Landwirtschaft noch immer massiv benachteiligt. So würden für ökologischen Landbau und andere Formen der nachhaltigen Landwirtschaft gerade einmal Forschungsgelder in Höhe von 8 Mio. Euro pro Jahr bereitgestellt. Im Gegensatz dazu wird die Bioökonomie-Forschung, die auch auf Gentechnik und Biotechnologie setzt, pro Jahr mit 400 Millionen Euro gefördert.
„Die Förderpolitik der Bundesregierung ist gegen die Mehrheit der Deutschen gerichtet, die Gentechnik in der Landwirtschaft klar ablehnt. Ein höherer Anteil an ökologischer Landwirtschaft käme zudem Umwelt, Mensch und Kulturlandschaft zu Gute“, kritisiert Tanja Dräger de Teran, Referentin Ernährung beim WWF Deutschland. Auch die Förderung für die Umstellung oder Beibehaltung von Öko-Betrieben stehe auf „wackeligen Beinen“. So hat Schleswig-Holstein diese bereits 2010 als erstes Bundesland eingestellt. Insgesamt sei die Förderung zwischen 2004 und 2009 um elf Prozent gesunken. Damit befände sich das einstige Vorreiterland im europäischen Mittelfeld wieder. „Statt die Förderung zu verbessern wird die Förderung eingefroren. So lassen sich die ambitionierten, nationalen Nachhaltigkeitsziele nicht erreichen“, kritisiert Dräger de Teran
Im Jahr 2002 wurde festgelegt, den Anteil der Öko-Anbaufläche in Deutschland bis 2010 auf 20% zu erhöhen. Tatsächlich lag der Anteil vor zwei Jahren gerade einmal bei 5,9%. Damit steht Deutschland weit hinter Ländern wie Österreich (18,5 %), Schweden (12,8 %), Tschechien (10,6) oder Estland (12,8). Seitens der Bundesregierung heißt es nunmehr vage, man „beabsichtigt, die Rahmenbedingungen für den Umstieg so zu gestalten, dass in den nächsten Jahren ein Anteil von 20 % erreicht werden kann“. Der WWF bezeichnete diese Absichtserklärung als „vollkommen unzureichend und den Interessen von Verbrauchern und Umwelt widersprechend“.
Nach einer aktuellen WWF-Studie landen in Deutschland jedes Jahr Nahrungsmittel auf dem Müll, für deren Produktion eine Fläche von der Größe Mecklenburg-Vorpommerns benötigt wird. „Statt weiterhin eine Intensivierung der industriellen Landwirtschaft zu verfolgen, sollten wir besser mit unseren Ressourcen wirtschaften. Die Zukunft im Agrar-Bereich ist ‚Bio‘, auch wenn die Bundesregierung das noch nicht erkannt zu haben scheint“, sagt Dräger de Teran. So habe inzwischen auch die Welternährungsorganisation FAO erklärt, dass ein „Weiter wie bisher“ keine Option sei. Das Paradigma eines intensiven Ackerbaus werde den Aufgaben des Jahrhunderts nicht gerecht, so die FAO.
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http://www.keine-gentechnik.de/news-gentechnik/news/de/25098.html
20.01.2012 |
Tausende demonstrieren morgen in Berlin: Wir haben es satt!
EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos diskutierte heute in Berlin mit der Zivilgesellschaft über die EU-Agrarreform.
Morgen ist es so weit:
In Berlin treffen sich tausende Menschen, um gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung zu demonstrieren und eine tiergerechte und nachhaltige EU-Agrarpolitik ohne Gentechnik zu fordern. Über 90 Organisationen rufen dazu auf, bei der bevorstehenden EU-Agrar-Reform die Menschen in der Landwirtschaft in den Mittelpunkt der Politik zu stellen. EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos kam bereits heute nach Berlin und hat sich den Fragen der Zivilgesellschaft gestellt. Ca. 130 Bürgerinnen und Bürger kamen zu der Diskussionsveranstaltung im Kongresszentrum. Umweltgerechte und nachhaltige Politik stehe für ihn nicht im Widerspruch zur Wettbewerbsfähigkeit, so der EU-Kommissar. Die Teilnehmer forderten den Kommissar auf, soziale und ökologische Kriterien bei der Reform ausreichend zu berücksichtigen und sich nicht dem Druck der Bundesregierung sowie der Agrarindustrie zu beugen. Am Nachmittag überreichte das „Wir haben es satt“-Bündnis Bundesagrarministerin Aigner 75.000 Unterschriften für eine grünere und gerechtere Vergabe der EU-Agrarsubventionen.
http://www.aerztezeitung.de/news/article/802225/platow-empfehlung-basf-akzeptanz-ungebrochen.html
Ärzte Zeitung, 21.01.2012
PLATOW Empfehlungen
BASF: Akzeptanz an der Börse ist ungebrochen
Deutschland und Agro-Gentechnik – dass passt irgendwie nicht zusammen. Zwar sind einige deutsche Aktiengesellschaften (unter anderem Bayer und KWS Saat) im Geschäft mit gentechnisch veränderten Organismen tätig, doch wird dies in der Öffentlichkeitsarbeit eher sparsam kommuniziert.
Der Chemiegigant BASF fährt sein Engagement nun sogar deutlich zurück. Künftig werden keine speziell auf den europäischen Markt ausgerichteten Produkte mehr entwickelt. Die „entsprechende Akzeptanz“ sei einfach zu gering.
Glücklicherweise ist BASF viel mehr als nur ein Player im Gentechnikmarkt – die Akzeptanz an der Börse ist denn auch ungebrochen. Besonders seit Mitte Dezember schwingen wieder klar die Bullen das Zepter, die Aktie hat seit Ihrem nahezu perfekt getimeten Einstieg inzwischen 37 Prozent an Wert gewonnen und vor wenigen Tagen die 200-Tage-Linie erreicht.
Aber auch auf dem erhöhten Kursniveau ist der Dax-Titel mit einem 2012er-Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11 und einer Dividendenrendite von 4,1 Prozent interessant. Anleger akkumulieren daher noch bis 56 Euro.
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http://www.keine-gentechnik.de/news-gentechnik/news/de/25095.html
19.01.2012 |
Patent-Antrag heute endlich im Bundestag
Tomaten als Erfindung? Der Bundestag soll sich nun dagegen ausprechen.
Heute wird im Bundestag ein interfraktioneller Antrag eingebracht, der sich gegen die Patentierung von konventionell gezüchteten Tieren und Pflanzen richtet. Über ein Jahr wurde an dem Antrag gearbeitet, obwohl sich alle Parteien grundsätzlich darin einig sind, Patente auf Tiere und Pflanzen verhindern zu wollen. Der Bund ökologische Lebensmittelwirtschaft begrüßt den Schritt demnach auch als „längst überfällig“ und geht mit seinen Forderungen über die Inhalte des Antrags hinaus:
Auch gentechnisch veränderte Organismen müssen von der Patentierbarkeit ausgenommen werden. Denn dies sei die eigentliche Triebfeder bei der Entwicklung von Gentechnik-Pflanzen: Nachbau der Ernte zu verhindern sowie Züchter mit ihrer Arbeit zu behindern. Auch der LINKEN fehlt der Hinweis auf Biopatent, die auf einer gentechnischen Arbeit beruhen. Die Partei trägt den Antrag dennoch mit. An der Miteinreichung wurde die Partei jedoch wegen des Unvereinbarkeitsbeschlusses der Unionsfraktion gehindert.
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http://www.ptext.de/nachrichten/pflanzenzuechtung-gentechnik-300363
Pflanzenzüchtung ist mehr als Gentechnik
18.01.2012 – 15:56 – Kategorie: Land- und Forstwirtschaft – (lifepr)
Die Diskussion um Grüne Gentechnik in Deutschland ist in den letzten Tagen erneut aufgeflammt. Dabei wird die öffentliche Diskussion im Zusammenhang mit Pflanzenzüchtung sehr häufig auf das Thema Grüne Gentechnik reduziert. Doch für KWS als einem führenden Unternehmen der Pflanzenzüchtung stellt sich das Thema weitaus differenzierter dar: Pflanzenzüchtung ist weit mehr als nur Gentechnik.
Pflanzenzüchtung basiert auf einem breiten Schatz an genetischen Ressourcen, der immer weiter verbessert und den Veränderungen der Umwelt angepasst wird. Die Produktentwicklung folgt sodann den Anforderungen der Landwirte in aller Welt. Ihr Ziel ist, gute Qualitäten mit hohen Erträgen bei Widerstandskraft gegen Krankheiten und Schädlingen auf ihren Feldern zu erzielen. Auf diesem Wege erfüllen sie die Wünsche der Verbraucher nach gesunden Nahrungsmitteln zu fairen Preisen.
Züchtung und Forschung, die bei KWS Hand in Hand unter einem Dach arbeiten, benutzen hierfür viele unterschiedliche Methoden. Das sind u. a. Kreuzung und Auslese, Hybridzüchtung, Zellbiologie, DNA-Marker, Doppelhaploid-Technologie, Genomforschung und eben auch die Grüne Gentechnik. Diese enge Verzahnung zwischen Züchtung und Forschung und die Nutzung vieler Methoden sind die essentiellen Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Pflanzenzüchtung.
In der Forschung orientiert sich KWS an der Nachfrage auf den Weltmärkten. In weiten Teilen außerhalb Europas nutzen Landwirte gentechnisch veränderte Sorten mittlerweile auf über 150 Mio. Hektar als Standardprodukte. Sie unterscheiden nicht, mit welchen Methoden Pflanzen gezüchtet worden sind, sondern bewerten deren Eigenschaften.
Die zentrale Forschung und Züchtung einschließlich biotechnologischer Verfahren finden am Hauptsitz der KWS in Einbeck und in einem weltweiten Forschungsnetz mit ausgewählten starken Partnern statt. Anwendungsnahe Versuche mit gentechnisch veränderten Sorten werden zunehmend in den Regionen durchgeführt, in denen die Produkte auch nachgefragt und eingesetzt werden.
Fazit: Pflanzenzüchtung und -forschung finden bei KWS weiterhin in Deutschland statt. Die Produkte der global ausgerichteten Forschung in der Grünen Gentechnik werden allerdings nur in den Märkten zum Einsatz kommen, in denen auch eine entsprechende Nachfrage besteht.
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http://www.taz.de/Disput-um-Gentechnik-Schulprojekt/!86005/
Disput um Gentechnik-Schulprojekt
Lobbyalarm im Klassenzimmer
Agrarminister Gert Lindemann will ein hannoversches Gentechnik-Schulprojekt auf ganz Niedersachsen ausweiten. Umweltinitiativen und Grüne sehen darin einseitige Propaganda.von Teresa Havlicek
Umstrittener Plan: Grüne Gentechnik auf niedersächsischen Stundenplänen Bild: dpa
HANNOVER taz | Dieses Thema beschert ihm immer wieder Kritik von Umweltinitiativen und Landtagsgrünen: Erst im Dezember hatte Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) angekündigt, ein Lernprojekt zur sogenannten Grünen Gentechnik an Schulen in Hannover auch in diesem Jahr 2012 fortzusetzen. Jetzt bereitet er gar die Ausweitung aufs ganze Land vor – aus „HannoverGen“ soll „NiedersachsenGen“ werden.
Durch biotechnologische Experimente sollen SchülerInnen laut Lindemann „zu einer eigenen Sichtweise“ der Agrogentechnik kommen. 6.000 SchülerInnen haben die „HannoverGen“-Labore an vier Schulen in der Region Hannover seit Projektbeginn 2008 besucht. Die Versuche sollen sie „in die Lage versetzen, sich selbst ein Urteil sowohl über Nutzen als auch Risiken zu bilden“, so Lindemann
Eben das bezweifelt der Grünen-Agrarpolitiker Christian Meyer. Er nennt es einen „Skandal, dieses Projekt der Genlobby fortzusetzen“ und warnt „dringend“ vor einer Ausweitung. „Das klare Ziel ist“, so Meyer, „Propaganda für genmanipulierte Lebensmittel zu machen.“
Auch Annemarie Völling von der Initiative Gentechnikfreie Regionen in Deutschland, einer Kooperation von BUND und der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft, spricht von einem „einseitig ausgerichteten Projekt“. Die Projektkosten in Höhe von rund einer Million Euro trugen bis 2011 zum Großteil Niedersachsens Agrar-, Kultus- und Wissenschaftsministerien. Aber auch aus der Wirtschaft kam Geld: vom Verband der Chemischen Industrie (VCI), dem Saatgutkonzern KWS Saat, der seit Jahren Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Zuckerrüben durchführt, und vom Verein BioRegion, in dessen Beirat neben dem Impfstoffentwickler VPM wiederum auch der VCI sitzt.
Der wissenschaftliche Leiter von „HannoverGen“, Hans-Jörg Jacobsen, Professor für Pflanzenbiotechnologie an der Uni Hannover, ist Vorstand im Wissenschaftlerkreis Grüne Gentechnik. Die Lobbyorganisation hat 2009 mit einem offenen Appell an Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) versucht, das Anbauverbot für Genmais zu verhindern. Bei der Agrogentechnik „existieren keine Risiken“, erklärt Jacobsen gerne in Interviews, Kritik weist er als „Mumpitz“ zurück. „HannoverGen“, kündigte Jacobsen schon 2006 an, solle „die Jugend ein bisschen immunisieren gegen diese merkwürdige Propaganda“.
Didaktisch vermittelt wird das etwa im Planspiel „GenFit GmbH“: In einem fiktiven Rollenspiel sollen SchülerInnen entscheiden, ob die Schulmensa bei einer Genfood-Firma Lebensmittel wie den Ketchup „Fit-Tomat“ und den „Gen-ial-Reis“ – beides gentechnisch mit Vitaminen zur Leistungs- und Konzentrationssteigerung angereichert – bestellt. Oder doch „ausgewogene Menüs“ vom Biohof Meyer.
Dem Anspruch, neutral zu informieren, werde „HannoverGen“ mit solchen Materialien nicht gerecht, sagt Annemarie Völling von Gentechnikfreie Regionen. Kritische Argumente würden zwar benannt, im Gegensatz zu Pro-Argumenten aber „nicht sauber“ sowie „verkürzt dargestellt“.
Zwar hätten Gentechnik-Kritiker an „HannoverGen“ nicht mitgewirkt, eine „ausgewogene Informationsvermittlung über Chancen und Risiken“ finde laut einer Evaluation aber trotzdem statt, betont das Landwirtschaftsministerium, das im laufenden Jahr 115.000 Euro für die Fortsetzung des Projekts bereitstellt. Hinzu kommen 16 Anrechnungsstunden für LehrerInnen pro Woche von Kultusminister Bernd Althusmann (CDU). Weil aus der Evaluation auch ein „erheblicher Wissenszuwachs zum Thema Grüne Gentechnik“ hervorgehe, plane man nun den landesweiten Ausbau, erklärt eine Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums.
Finanzierung und Umsetzung würden derzeit diskutiert. Nach taz-Informationen sind für die Einführung von „NiedersachsenGen“ fast 15 Millionen Euro veranschlagt. Geld aus der Wirtschaft, so die Sprecherin, sei für eine Ausweitung des Projekts aber nicht in Aussicht gestellt.
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http://wissen.dradio.de/nachrichten.58.de.html?drn:news_id=62266
Dienstag, 17. Januar 2012 09:09 Uhr
Argentinische Behörde wirft Monsanto-Zulieferer Sklavenarbeit vor
von 09:09 Uhr
Die argentinische Steuerbehörde wirft einem Landwirtschaftsbetrieb vor, Arbeiter unter sklavenähnlichen Bedingungen zu beschäftigen. Die Behörde erklärte, die Zulieferfirma des US-Agrarkonzerns Monsanto habe alle Erntehelfer illegal beschäftigt. Sie hätten 14 Stunden am Tag Maiskolben ernten müssen und hätten die Felder nicht verlassen dürfen. Außerdem seien die Löhne nicht ausgezahlt worden.
Monsanto produziert unter anderem Saatgut, darunter auch gentechnisch veränderte Maissorten.
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Von: Josef Feilmeier [mailto:josef.feilmeier@web.de]
Gesendet: Dienstag, 17. Januar 2012 20:35
An: ‚Josef Feilmeier‘
Betreff: Neue Informationen
Liebe Freunde,
Nachfolgend wieder einige Meldungen der letzten Tage:
Bericht top agrar :
vor einem Jahr war die Auftaktveranstaltung für das IBO-Schweinefleischprogramm. Ich hielt damals den Startvortrag. Vor vielen Neidern belächelt und bekämpft. Der Firmenchef Oberndorfer lies sich aber nicht beirren. Sein Zeil war klar. Er will seine Kunden mit gesundem Schweinefleisch beliefern. Schon nach einem Jahr zeigt sich eine wahre Erfolgsgeschichte. Viele Bauern zweifelten beim Start, ob man bei gentechnikfreier Fütterung tatsächlich weniger Futter braucht und die Tiere gesünder sind. Heute können sie es selbst feststellen, dass es so ist.
Bericht Kronen-Zeitung:
REWE-Österreich geht mit gutem Beispiel voran. Hoffen wir, dass dies auch bald in Deutschland so ist. Die große Mehrheit der Bauern will gentechnikfrei erzeugen. Gesunde Lebensmittel zu produzieren, ist die Uraufgabe der Bauern.
Und wieder ein großer Erfolg. Die BASF will die Gentechnikforschung in die USA verlagern, weil es die Deutschen nicht wollen. Jahrelang hat es gedauert, bis sie das kapiert haben. Wir hätten es ihnen immer wieder gesagt, aber auf uns hören die Konzerne ja nicht.
Jedenfalls sind sie gut weiter. Ich kenne niemand, der hier nur eine Träne nachweint. Aber es so hinzustellen, als ginge deswegen am Arbeitsmarkt die Welt unter, ist an Arroganz nicht zu überbieten. Etwa 100 Arbeitsplätze gehen laut BASF verloren. 100 Mitarbeiter bei BASF ?!? Dieser Riesenkonzern kann doch seine Mitarbeiter gar nicht genau auf 1.000 hin oder her definieren. Ich würde sowieso niemals bei einer solchen Firma arbeiten. BASF hat einen Kooperationsvertrag mit Monsanto zur Einführung der Gentechnik. Ich hoffe, dass die BASF einige Personen in der Politik (MdB) gleich mitnimmt in die USA. Dann würde auch in der Politik wieder unbelasteter gearbeitet.
Vielleicht verfassen wir noch einen Nachruf.
Auf jeden Fall sollen die BASF-Forscher, die in die USA gehen, die Koffer gepackt lassen. Derzeit formieren sich nämlich dort riesige Anti-Gentechnik-Aktionen. Die Umstellung auf gentechnikfrei erzeugte Lebensmittel ist in den USA derzeit der Wirtschaftsbereich mit den höchsten Zuwachsraten.
Bericht Chemieriesen angeklagt:
Das Ansehen der großen Chemiekonzerne schwindet immer mehr. Menschenleben interessiert sie nicht mehr. Es geht nur um Profit. Aber wie lange noch? Warten wir dieses Jahr ab.
Und noch eine Meldung für Ihre Gesundheit: Achten Sie beim Kauf von Geflügelfleisch auf gentechnikfreie Erzeugung und heimische Produktion. Schöne Produktnamen garantieren Ihnen keine Sicherheit. Fast die ganze Geflügelbranche in Deutschland steht unter der „Zettel-Kontrolle“ von QS. Und wieder zeigt sich, dass diese Kontrolle nutzlos ist. Im letzten Jahr Dioxin, dieses Jahr Antibiotika und nächstes Jahr … ? Vermutlich kommt in diesem Jahr noch ein weiterer Futtermittelskandal durch die Aufhebung der Nulltoleranz für GVO bei Importfuttermitteln. Ich empfehle allen Landwirten, sich Futterbestätigungen geben zu lassen.
Viele Grüße
Feilmeier Josef
– Internationale Arbeitsgruppe Futtermittel NON-GVO
www.feilmeier.info
Gentechnikfrei_KronenZeitung PDF
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http://www.tagesspiegel.de/wissen/interview-mais-mais-mais-ist-keine-gute-idee/6086918.html
20.01.2012 10:52 UhrVon Ralf Nestler
Interview „Mais, Mais, Mais ist keine gute Idee“
Der Bioökonomierat stellt seine Studie zur Bioenergie vor. Im Interview spricht der Ratsvorsitzende Reinhard Hüttl über unsere Verantwortung für Schwellenländer und wie Landwirtschaft intensiv und zugleich nachhaltig betrieben werden kann.
Heute übergibt der Bioökonomierat seine Studie zu Chancen und Risiken der Bioenergie. Das Ziel der Bundesregierung lautet, bis 2050 den Anteil der Biomasse am Energieverbrauch von derzeit acht Prozent auf 23 Prozent zu steigern. Wie soll das gehen, wenn bereits heute jeder sechste Hektar der landwirtschaftlich genutzten Fläche mit Energiepflanzen besetzt ist?
Es geht nur, wenn auf den vorhandenen Flächen die Erträge steigen. Wir werden auch verstärkt auf Abfallstoffe wie Stroh oder Alt- und Restholz zurückgreifen müssen, um daraus Energie zu gewinnen.
Was ist darunter zu verstehen?
Nehmen wir Holz: Das könnte beispielsweise im Bau für Dachstühle und Fenster oder für Möbel und Fußböden genutzt werden. Wenn Jahre später umgebaut wird, steht es wieder zur Verfügung und kann vielleicht noch in der Papierindustrie verwendet, auf jeden Fall aber energetisch verwertet werden. Heute bedeutet das zumeist nichts anderes als Verbrennen, in Zukunft hoffentlich auch die Produktion flüssiger Treibstoffe.
Zurück zur Ertragssteigerung. Welche Rolle kommt dabei der grünen Gentechnik zu?
Zunächst lässt sich auch ohne Gentechnik viel erreichen. Hier in Deutschland wurde die Produktivität der Landwirtschaft seit der Mitte des letzten Jahrhunderts ganz erheblich gesteigert – durch herkömmliche Züchtung, verbesserte Anbau- und Ernteverfahren sowie Düngung und Schädlingsbekämpfung. Ein solcher Sprung steht vielen Ländern noch bevor.
Was die grüne Gentechnik betrifft, sollte die Erforschung frei sein. Eine flächendeckende Umsetzung und Anwendung der Forschungsergebnisse ist aber eine politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entscheidung. In den USA oder China steht man der grünen Gentechnik offen gegenüber. Bei uns wird das bekanntermaßen sehr kritisch gesehen.
Stichwort Akzeptanz. Wer in der Nähe von Biogasanlagen wohnt, ist genervt von der „Vermaisung“ der Landschaft, von Zulieferverkehr, Lärm und Gestank. Und es entstehen immer mehr Betriebe. Droht die Stimmung in der Bevölkerung zu kippen?
Wir haben in Deutschland rund 6.000 solcher Anlagen und in der Tat ist das ein kritisches Thema. Aufgrund hoher Einspeisevergütungen für Strom aus Biogas wird mancherorts die auf Nahrungsmittelproduktion ausgerichtete Landwirtschaft durch die neuen Energiewirte verdrängt. Das hat auch Auswirkungen auf Boden- und Pachtpreise. Abgesehen davon ist der monotone Maisanbau auch für die Böden nicht gut.
Worin besteht das Problem?
Dem Boden werden viele Nährstoffe entzogen. Um das auszugleichen, muss viel gedüngt werden. Hinzu kommen Erosion sowie Bodenverdichtung durch die Maschinen während der Ernte. In kurzer Zeit muss viel Mais geborgen werden, auf ungünstige Witterung kann keine Rücksicht genommen werden. Auch die Artenvielfalt leidet. Natürlich ist das je nach Standort verschieden, jeder Boden erfordert eine bestimmte Fruchtfolge. Aber Mais nach Mais nach Mais, das ist keine gute Idee.
Sie wollen deshalb die Einspeisevergütung streichen?
Nein, ich setze vorerst auf andere Wege. Das können Quoten für bestimmte Pflanzen oder Anbauformen sein. Wir sollten alternative Verwertungswege stärken. Etwa Getreidestroh für die Bioethanolproduktion, Kurzumtriebsplantagen, auf denen für wenige Jahre schnellwachsende Hölzer wachsen oder Agro-Forstanlagen, wo Hölzer gemeinsam mit landwirtschaftlichen Pflanzen angebaut werden. Sinnvoll wäre eine Zertifizierung, die den nachhaltigen Anbau einer bestimmten Energiepflanze nachweist. Ein solches Siegel darf es natürlich nur dann geben, wenn zum Beispiel wechselnde Fruchtfolgen oder Höchstmengen für Dünge- und Pflanzenschutzmittel eingehalten werden. Letztlich muss es darum gehen, dass wir nicht mehr Energie – in Form von Maschinenbewegung, Dünger, Pflanzenschutz, Bewässerung, bis hin zur Verwertung in technischen Anlagen – reinstecken als wir rausholen. Für den Kohlendioxidausstoß muss die Bilanz selbstverständlich ebenfalls positiv sein. Ich will noch einmal hervorheben: Eine intensive Produktion ist möglich, ohne dabei die Natur zu zerstören.
In dem Bericht heißt es sogar: „Aktuelle Tendenzen in der Politik, eine Extensivierung der Landwirtschaft (Ökolandbau) zu fördern, sind zu hinterfragen.“ Was spricht gegen Ökolandbau?
Nichts, solange wir hier nicht janusköpfig agieren. Bereits heute führen wir 40 Prozent der hierzulande verarbeiteten Biomasse aus dem Ausland ein. Es wäre unredlich, unseren steigenden Bedarf über mehr Importe zu decken und zugleich die Flächenerträge der eigenen Landwirtschaft zu reduzieren.
Dennoch werden die Importe weiter zunehmen, sonst geht die Bioenergiestrategie nicht auf. Ist das zu verantworten, wenn dadurch vor allem in Schwellenländern die Nahrungsmittelversorgung unter Druck gerät?
Da stehen wir klar in der Verantwortung, und es heißt eindeutig: Food First. Aber wir verschwenden noch viel Potenzial. Nehmen wir zunächst Deutschland. 30 bis 40 Prozent der Nahrungsmittel werden weggeworfen, unter anderem weil das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht ist. Oft wird nicht geprüft, ob das Lebensmittel noch genießbar ist. Wenn wir diese Quote senken, etwa indem wir Nahrungsmitteln realistische Preise geben, haben wir viel gewonnen. Auch in den Entwicklungsländern gibt es eine ähnliche Verlustquote, die allerdings früher in der Produktionskette entsteht: durch wenig ausgereifte Erntetechniken und dadurch bedingte Ernteverluste oder lückenhafte Kühlketten bei Transport und Lagerung. Auch dort gibt es noch viele Möglichkeiten, um die Versorgung zu verbessern.
Gesetzt den Fall, diese Probleme werden entschärft: Ist es möglich, sieben Milliarden Menschen satt zu machen und gleichzeitig so viel Bioenergie zu erzeugen, dass ein nennenswerter Anteil des Gesamtbedarfs gedeckt wird, wie es die Bundesregierung vorsieht?
Ich bin fest davon überzeugt, dass dies gelingen kann, sonst hätten ich und meine Kollegen den Bericht nicht unterschrieben.
Das Interview führte Ralf Nestler.
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http://www.youtube.com/watch?v=LhRM-Ll5KAY&feature=player_embedded
22.01.2012
200.000 Selbstmorde in Indien: Die verheerenden Folgen durch Monsanto
Monsantos Vorgehen in Indien ist ein Beispiel für die Monopolisierung und Manipulation der Marktwirtschaft, der Tradition, der Technologie und für die schlechte Regierungsarbeit. Der weltgrößte Hersteller gentechnisch veränderten Saatgutes verkaufte in den vergangenen zehn Jahren gentechnisch veränderte Ware zum Nutzen der indischen Landwirte – so zumindest behauptet es das Unternehmen.
In einem Staat, in dem es mehr als 550 Millionen Landwirte gibt, die zum großen Teil arm und wenig gebildet sind, und die Märkte für landwirtschaftliche Güter immer noch von wenig effizienten Geschäfts- und Handelspraktiken geprägt sind, versuchte die indische Regierung die Märkte durch die Abschaffung von Subventionen und Krediten an die Landwirte zu reformieren.
Aber die Regierungsreform verbesserte die Lage der Landwirte nicht. Auf Druck der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) setzte die indische Regierung »eine Liberalisierung des Marktes in Indien durch, was bedeutete, dass die Regierungssubventionen und die von der Regierung gedeckten Kredite an die Landwirte wegfielen«.
Jetzt trat der amerikanische agro-industrielle Großkonzern Monsanto mit seinem »wundersamen« gentechnisch veränderten Saatgut auf den Plan, um das Leben der armen Landwirte von Grund auf zu verändern. Für Monsanto ist es eine Sache, Landwirte davon zu überzeugen, künstliches Saatgut einzusetzen, um ihre Lebensumstände zu verbessern, aber es ist eine ganz andere Sache, die Natur und Technik zu manipulieren, um daraus Profit zu ziehen.
Mörderisches Saatgut
Leider stellte sich bald heraus, dass sich das gentechnisch veränderte Saatgut (GM-Saatgut) in Indien als nicht so effektiv erwies und auch die Folgen nicht so rosig waren, wie Monsanto versprochen hatte. Vor etwa drei Jahren erschienen kritische Berichte über Massenselbstmorde unter indischen Bauern, als zahlreiche Landwirte Selbstmord begingen, weil sie die finanzielle Last der hohen Preise und das Versagen des GM-Saatgutes von Monsanto nicht verkraften konnten.
Monsanto hatte den indischen Bauern sein GM-Saatgut mit dem Versprechen angeboten, dass dies die Ernteerträge vervielfachen würde. Die unbedarften und größtenteils wenig gebildeten Landwirte waren der Ansicht, Monsanto stelle ihnen sozusagen ein »Wundermittel« zur Verfügung, das ihr gesamtes Leben zum Besseren verändern würde. Sie hatten keine Ahnung, was sie wirklich erwartete.
Aber das Saatgut Monsantos lieferte nicht die Ernteerträge, die das Unternehmen versprochen und auf die die Bauern gehofft hatten. Das um vieles teurere Saatgut häufte Schulden auf und zerstörte die Anbauflächen. In vielen Fällen ging die Saat überhaupt nicht auf. Den Bauern war nicht bekannt, dass GM-Saatgut einen höheren Wasserbedarf als traditionelles Saatgut hat. Und die Trockenheit in vielen Teilen Indiens trug das ihrige dazu bei, die Situation noch zu verschärfen.
Ohne Ernte konnten die Bauern ihre Kredite nicht mehr bezahlen. Unter dem Druck der Schuldenlast und der Beschämung [, als dumme Bauern dazustehen, die auf Monsanto hereingefallen waren,] sahen viele Landwirte keinen anderen Ausweg als den Selbstmord. Einig vergifteten sich mit Pestiziden vor den Augen ihrer Familie. Bis zum heutigen Tag haben in ganz Indien etwa 200.000 Landwirte Selbstmord begangen.
Aber das Elend hatte damit kein Ende, im Gegenteil. Die zurückgelassenen Witwen »erbten« die Schulden und mussten fürchten, ihr Haus und ihr Land zu verlieren. Ohne geregeltes und ausreichendes Einkommen konnten die Kinder die Schule nicht länger besuchen. Der massenweise Selbstmord unter indischen Landwirten wird im Volksmund »GM-Völkermord« genannt.
Auf seiner Internetseite behauptet Monsanto, es verspreche Entschlossenheit [des Unternehmens] zu einer guten Geschäftspraxis. Und dann fallen im Zusammenhang mit der Firmenphilosophie so hochtrabende Worte wie »Integrität« und »Transparenz«. In gewisser Hinsicht erfüllt das Vorgehen Monsantos in Indien die Ansprüche des Firmenmottos: Das Unternehmen erhöhte zielbewusst und entschlossen seine Macht und seinen Einfluss auf die Regierung, um die landwirtschaftlichen Märkte mit bestimmten Absichten, aber ohne Moral zu erobern.
Marktmacht
Aufgrund seiner beträchtlichen Marktmacht gelang es Monsanto schlauerweise, auf den indischen Märkten Fuß zu fassen. Das Unternehmen überzeugte die indische Regierung davon, dass sein GM-Saatgut zu besseren Ernten führe. Einem Bericht der Internetseite Farm Wars zufolge behauptete ein früherer geschäftsführender Direktor von Monsanto, das Unternehmen habe Forschungsdaten manipuliert, um »für seine Produkte in Indien die Zulassung zur kommerziellen Nutzung zu erhalten«.
Die indischen Aufsichtsbehörden machten sich nicht die Mühe, die Daten zu überprüfen, sondern übernahmen fügsam die Ergebnisse, die Monsanto vorgelegt hatte. »Sie verfügten nicht einmal über ein Reagenzglas, um die Daten zu bestätigen, und die damaligen Daten waren manipuliert«, heißt es in dem Bericht von Farm Wars weiter.
Die Regulierungsbehörden begünstigten Monsantos Bemühen, eine Monopolstellung auf dem indischen Saatgutmarkt zu erreichen. So übte zum Beispiel das »Büro des Ministerpräsidenten« auf die Regierungen verschiedener Bundesstaaten Druck aus, damit diese zusammen mit Monsanto Absichtserklärungen zur Privatisierung des Saatgutmarktes unterzeichneten. Aufgrund dieser »gemeinsamen Interessen« mit der indischen Regierung gelang es Monsanto, sich für mehr als zehn Jahre eine Monopolstellung auf dem Markt für GM-Saatgut zu sichern.
Da die Landwirte praktisch kein traditionelles Saatgut mehr beziehen konnten, mussten sie hohe Preise für das sehr viel teurere GM-Saatgut aufwenden. Viele Bauern mussten Kredite von lokalen Geldverleihern aufnehmen, um das Saatgut Monsantos kaufen zu können. Ein Beispiel verdeutlicht den Preisunterschied: 100 Gramm GM-Saatgut kosten den Landwirt 15 Dollar, während er früher für den gleichen Preis ein Kilogramm traditionellen Saatgutes erhielt.
Die renommierte indische Wissenschaftlerin und Aktivistin Vandana Shiva schrieb, Monsanto habe auch beabsichtigt, das Wasser in Indien zu kontrollieren. Dazu wollte das Unternehmen die Wasserversorgung auf dem Wege der Privatisierung übernehmen und kontrollieren. Monsanto wollte also sogar aus dem Wasser, einer unverzichtbaren Lebensgrundlage der indischen Bevölkerung, Profit schlagen. Und wenn es die Wasserversorgung kontrollierte, hätte Monsanto von der Wasserknappheit profitiert, von der so viele indische Kommunen geplagt werden.
Manipulation und Falschinformation
Das Versagen des GM-Saatgutes von Monsanto war augenfällig. Die Landwirte hofften fest auf bessere Ernten, nachdem sie das »magische« GM-Saatgut ausgesät hatten. Aber es wuchsen keine Feldfrüchte. In Dörfern in ganz Indien fiel die Ernte aus, wenn GM-Saatgut ausgebracht worden war. Parasiten befielen und zerstörten das angeblich gegen Krankheiten resistente GM-Saatgut.
Monsanto setzte Manipulation und Falschinformation ein, um seine Gewinne auf Kosten der Landwirte zu erzielen, die auf organische Anbau- und Zuchtmethoden vertrauten, die in Indien seit Jahrhunderten traditionell angewandt wurden. Eine Vertragsklausel untersagte es den Landwirten, angemessene Mengen an Monsantos GM-Saatgut zurückzulegen, um sie nach der ersten Erntesaison zu benutzen.
Ob den Bauern die Bedeutung dieser rechtlichen Verpflichtung klar war, wäre einer genaueren Untersuchung wert, um das Ausmaß der Marktmacht Monsantos und der hinterhältigen Geschäftspraktiken herauszustellen. Irreführung und Zwang zum Kauf von GM-Saatgut über die politische Unterstützung der Regierung und eine Monopolstellung dürfen nicht länger Teil der Reform des indischen Agrarmarktes sein.
Aktionen gegen GM-Saatgut
Prinz Charles lehnt die Vorgehensweise Monsantos und das Leid, das durch diese Praxis für das Leben der Landwirte entstanden ist, ab. Er hat seiner Abscheu gegenüber diesen »Bio-Tech-[Markt-] Führern« und »Politikern«, die für die Selbstmorde unter den indischen Bauern verantwortlich sind, Ausdruck verliehen. Seine Wohltätigkeitsorganisation fördert die »langfristigen Vorteile einer nachhaltigen Landwirtschaft«, die den Landwirten ein »anständiges Einkommen« sichert.
Angesichts des Drucks von Gegnern gentechnisch veränderten Saatgutes, von Nichtregierungsorganisationen und lokalen Gemeinden gab die indische Regierung schließlich nach. 2010 erließ der indische Umweltminister ein »befristetes Moratorium« gegen das Vorhaben Monsantos, in Indien gentechnisch verändertes Auberginen-Saatgut einzuführen. Noch ist offen, wie lange diese Politik durchgehalten wird.
In einem Land, in dem Geld, Politik und Geschäftswelt oft gemeinsame Sache machen, sind die Bauern oftmals ihrem Schicksal ausgeliefert.
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Gentechnik letztlich eine unkontrollierbare Gefahr? – ein Interview mit Steffi Ober
17.01.12
Inzwischen gibt es viele Artikel und Schriften über die Gefahren, die von der Grünen Gentechnik ausgehen. Und dennoch scheinen manche Zeitgenossen sich nicht darüber im Klaren zu sein, welche dramatischen, unabsehbaren Folgen der Eingriff in die Naturkreisläufe diese Technik mit sich bringt. Buergerstimme hat nunmehr die Gelegenheit, mit Steffi Ober, NABU-Expertin für Agrogentechnik & Biodiversität, über dieses Thema ein Interview zu führen.
Buergerstimme: Herzlich Willkommen zum Interview, Frau Ober. Bevor wir innerhalb dieses großen Themas uns in Einzelheiten vertiefen, können Sie in wenigen und einfachen Worten unseren Lesern schildern, was eigentlich Grüne Gentechnik beinhaltet?
Steffi Ober: „Grüne“ Gentechnik ist ein freundlicher Euphemismus für einen technologischen Eingriff in das Saatgut. So können artfremde Eigenschaften in das Genom einer Pflanze eingebracht werden, die aus Bakterien, Tieren oder anderen Pflanzen stammen Die Erdbeere wird kälteresistent durch ein Gen aus der Flunder, einem Fisch. Die Agrogentechnik wie wir sie nennen, ist allerdings höchst unpräzise. Die Fremdgene werden über eine „Genkanone“ in den Zellkern geschossen oder auch über einen viralen Transporter, wie das Blumenkohlmosaikvirus, in das Genom eingebracht. Damit die Fremdgene abgelesen werden, braucht man Start- und Endsignale, die das erwünschte Gen umrahmen. An welcher Stelle das neue Gen eingebaut wird und wie oft, ist nicht vorhersagbar. Zur Grünen Gentechnik zählen auch Eingriffe am Genom von Tieren. So wurden Lachse mit einem Wachstumsgen so verändert, daß sie sehr viel größer sind als ihre Artgenossen. Diese sollen in den USA zugelassen werden, doch selbst dort gibt es dagegen erhebliche Widerstände. Die „Rote“ Gentechnik wird in der Medizin, die „Weiße“ Gentechnik in der Mikrobiologie angewandt. Mit der „Blauen“ Gentechnik manipuliert man Algen, die „Graue“ Gentechnik dient der Herstellung biologischer Waffen.
Buergerstimme: Auf der einen Seite herrscht in Europa selbst überwiegend eine ablehnende Haltung gegenüber der Gentechnik, während insbesondere in Brasilien und den USA diese sich längst etabliert hat. Dürfen wir von einer scheinbaren europäischen Isolation der Gentechnik sprechen, weil sie dennoch hier angewandt wird?
Steffi Ober: Deutschland hat international eine hohe Reputation in der Biotechnologie-Forschung. Sowohl in Europa als auch in Deutschland werden biotechnologische Forschungsansätze mit hohen staatlichen Fördersummen unterstützt. Zum Anbau zugelassen sind in Europa nur zwei Pflanzen, nämlich MON 810 von Monsanto, ein insektenresistenter Mais und Amflora, eine Stärkekartoffel für die Industrie der BASF. Viele Staaten allerdings wie Deutschland, Frankreich, Griechenland, Ungarn usw. haben ein Anbauverbot für den Mais MON 810. Begründet wird dieses Verbot mit ungeklärten Risiken für die Umwelt der einzelnen Länder. Allerdings importieren wir große Mengen an gentechnisch veränderten Futtermitteln als Eiweißfutter, allein 35 Mio. Tonnen Soja und Sojaschrot jährlich. Diese gelangen in die Futtertröge unserer Rinder, Schweine und Geflügel. Niedersachsen, das Bundesland mit den meisten Massentierhaltungsanlagen, verbraucht 5 Mio. Tonnen Soja pro Jahr. Da Fleisch, Eier und Milch, die von Tieren stammen, welche mit Gentechnik gefüttert wurden, nicht gekennzeichnet werden, wissen die Verbraucher nichts von ihrem indirekten GVO-Konsum. Wir fordern deshalb eine Kennzeichnung dieser Lebensmittel und damit Transparenz und Wahlfreiheit für den Verbraucher. Völlig unterbelichtet in der Diskussion bleibt die Tatsache, daß über sechzig Prozent der Baumwolle weltweit aus GVO-Saatgut stammt. Sofern wir keine Biobaumwolle tragen, müssen wir davon ausgehen, daß wir über unsere Kleidung den GVO-Anbau unterstützen. In den USA sind fast 100 Prozent, in China, Indien, Pakistan gut zwei Drittel der Baumwolle aus gv-Saatgut.
Buergerstimme: Immer wieder müssen wir feststellen, daß letztlich eine gewisse Lobby, wie z.B. der Weltkonzern Monsanto ihre machtvoll verzweigte Struktur ausnutzt, um auch uns die Gentechnik aufzuzwingen. Hat da etwa die Politik längst die Segel gestrichen und sich stillschweigend über unsere Köpfe hinweg gefügt? Was für Möglichkeiten des Widerstands bleiben uns noch?
Steffi Ober: Der Anbau von GVO in ganz Europa ist bescheiden. Das ist ein großer Erfolg des Widerstandes der Verbraucher. Die großen deutschen Konzerne wie BASF oder Bayer haben keine Lust mehr, sich mit den europäischen Verbrauchern rumzuärgern und konzentrieren sich auf die Märkte in Lateinamerika und den USA. Dies zeigt ebenfalls, daß der Widerstand Erfolg hat, es zeigt aber auch, daß das Spiel weltweit nach anderen Regeln läuft. Gentechnik wird auf über 130 Mio. Hektar angebaut, Tendenz steigend. In Afrika drohen wir die Schlacht zu verlieren, nicht nur Monsanto, sondern auch Bayer drängen dort mit gentechnisch veränderter Baumwolle auf den Markt. Die Anbauflächen von gv-Soja in Lateinamerika wachsen ungebremst. Argentinien ist zu 100 Prozent mit gv-Soja bestellt, in Paraguay, Uruguay fressen sich die neuen Ackerflächen mit gv-Soja in den Urwald. Angetrieben wird dieser Prozess vom weltweit steigenden Fleischkonsum, insbesondere in den aufstrebenden Ländern wie China und Indien und der Nachfrage nach Biosprit. Die Flächenkonkurrenz durch nachwachsende Rohstoffe, Fleischkonsum und Nahrungsmitteln dient als Legitimation für die hoch-industrialisierte, inputintensive Form der Landbewirtschaftung. Wenn wir es schaffen, in Europa unseren Lebensstil zu ändern, weniger Fleisch zu konsumieren und die Tiere wieder mit heimischen Leguminosen statt mit gv-Soja aus Übersee zu füttern, dann setzen wir ein starkes Zeichen für die Eliten in den aufstrebenden Ländern. Doch das Vorbild, das wir heute abgeben, ist nicht nachhaltig, unser ökologischer Fußabdruck ist viel zu hoch.
Buergerstimme: Sie selbst kommen aus der Forschung. Und wer forscht, hat sich stets auch gewissen Gesetzmäßigkeiten unterzuordnen, d.h. ohne Kompromisse werden einfach notfalls Geldhähne zugedreht. In wie weit hat die Forschung selbst überhaupt noch einen Einfluß auf politische Vorgaben? Muß sie sich nicht selbst hinterfragen, wo moralische und ethische Bedenken ihnen Grenzen aufweisen?
Steffi Ober: Hatte die Forschung jemals Einfluss auf politische Vorgaben? Wer ist „die Forschung“? Der Einfluss der Agrarfakultäten und der Ressortforschung auf die politische Forschungsagenda des Bundesministeriums für Forschung (BMBF) oder die Deutsche Forschungsgesellschaft ist denkbar gering. Das BMBF leistet sich den Luxus, eigene Beratungskommissionen aufzustellen. Diese Gremien sind handverlesen aus Industrie und technologieorientierter Großforschungseinrichtung. Die Agenda „Hightechstrategie“, die mithilfe der Forschungsunion aufgestellt und weiterentwickelt wurde, spricht die Sprache der Technokraten und Wirtschaftsförderer. Wissen und Wissenschaft wird verkürzt auf Produktentwicklung für die Industrie. Dies gilt ebenso für den „Bioökonomierat“, der von der Forschungsunion für die Weiterentwicklung der Hightechstrategie „Pflanze“ eingesetzt wurde. Der Bioökonomierat setzt sich zusammen aus Wissenschaftlern der Biotechnologie sowie Wirtschaftslenkern aus der Chemie, Energie und Lebensmittelbranche. Der Staat wird als Beute genommen, als Selbstbedienungseinrichtung nicht nur für die Politiker gleich welcher Partei (Herbert von Arnim), ebenso von der Industrie. Diese lenkt mittels mannigfaltiger etablierter, personeller Verflechtungen mit dem Bundesministerium für Forschung die Forschungsmilliarden so, daß über Forschungsrahmenprogramme wie Bioökonomie 2030 oder Hightechstrategie Produktentwicklung und Wirtschaftswachstum für die Industrie im Vordergrund stehen. Forschung prägt unsere Zukunft und ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Wo wollen wir hin, und wie wollen wir leben? Diese Fragen müssen in einem breiten gesellschaftlichen Diskurs erarbeitet und nicht von einem industriell-wissenschaftlichen Komplex gesetzt werden. Soziale Innovationen, die schneller umsetzbar und billiger für alle sind, sind von diesen Gremien nicht zu erwarten. Statt durch Gentechnologie den Ertrag (vermeintlich) absichern zu wollen, könnte man auch Strategien zur Verminderung des Fleischkonsums entwickeln. Damit wäre ein erheblicher Druck von den Flächen genommen, denn wir importieren in Europa dreißig Prozent mehr Fläche über Futtermittel und nachwachsende Rohstoffe, als wir selbst haben. Daß die Agrarwissenschaft dermaßen auf Drittmittel und damit die „Geldhähne“ der Politik wie BMBF oder Europäische Forschungsrahmenprogramme angewiesen ist, ist ein Skandal an sich. Die Universitäten wurden gezwungen, all die Lehrstühle einzustellen, die keine Drittmittel einwerben können und aktuell nicht „sexy“ genug sind. Deshalb flossen in der Vergangenheit immer mehr Gelder in die Molekularbiologie, die Taxonomen oder Universalisten dagegen starben aus. Das rächt sich heute bitter, da viel Systemwissen verloren gegangen ist. Die üblichen dreijährigen projektbezogenen Förderperioden sind für die Landwirtschaft viel zu kurz. Eine Saatgutentwicklung benötigt zehn Jahre, viele prozessbezogene Untersuchungen gerade im ökologischen Landbau arbeiten mit mehrjährigen Fruchtfolgen. Völlig abgesehen von Moral und Ethik brauchen wir einen anderen Ansatz für die Agrarforschung.
Sie spielen mit ihrer Frage gewiß auf die Vorgänge rund um kritische Gentechnikforscher an, die weltweit Schwierigkeiten bekamen, wenn sie unliebsame (für die Industrie negative) Forschungsergebnisse publizierten. Dazu gibt es einen schönen Beitrag mit dem Namen „Battlefield“ in „Nature“ vor zwei Jahren von Emily Weiss. Dort berichtet sie von Forschern, die mit der Publikation von den Kollegen diffamiert und mit Gegenstellungnahmen in renommierten Journals ihrer Forschungsergebnisse attackiert wurden. Sie mußten sich persönlicher Angriffe erwehren, Forschungsgelder wurden gestrichen. Das Ziel von Industrie und Mainstream Wissenschaft dabei ist eindeutig: Es werden Fanale gesetzt, damit sich so schnell keiner mehr auf diesem Feld bewegt, und jedem Wissenschaftler klar sein muß, was er oder sie riskiert. Nach dem Motto „gemeinsam sind wir stark“ haben sich aus diesen Erfahrungen heraus Wissenschaftler in den USA und seit neuestem auch in Europa zusammengeschlossen in der „Union of concerned Scientits“ und in ENSSER in Europa. Die Gründungsveranstaltung für ENSSER fand bei uns, beim NABU statt.
Buergerstimme: Immer wieder wird gern mit der Ernährungslüge argumentiert, um auf diesem Wege die Grüne Gentechnik als Notwendigkeit zu verkaufen, trotz der unvorsehbaren Gefahren für unser Ökosystem? Gibt es Alternativen, die eigentlich schon immer vorhanden waren?
Steffi Ober: Über 50 Prozent der Nahrungsmittel werden in den USA weggeschmissen, in Europa über 30 Prozent. Man kann sich leicht ausrechnen, wie viel Fläche man nicht belegen muß, wie viel CO2 nicht produziert wird, wenn wir diese ungeheure Verschwendung stoppen. Der Ökolandbau kann die Welt ernähren mit dem Vorteil, daß dieser mit den Gemeingütern schonend umgeht und sie nicht zerstört. Für Afrika sagt selbst die UNESCO, daß der Ökolandbau erhebliche Ertragszuwächse bringt, da er den Boden wieder aufbaut und die Ressourcen optimal nutzt. Gentechnik ist nur ein Mittel, um das Saatgut zu verändern. Saatgut ist nicht alles in der Landwirtschaft, zu einer guten Ernte gehört weit mehr wie Know-How des Landwirtes, Boden, Wasser, Wetter (und Klima).
Buergerstimme: Was unternehmen Sie persönlich, um diese Grüne Gentechnik hierzulande zu stoppen oder zumindest weitestgehendst zu verhindern? Ist es nicht vielmehr schon zu spät dafür, weil die Bevölkerung der Politik bisher fast blind vertraut hat?
Steffi Ober: Tut sie das? Gerade in der Gentechnik zeigen alle Umfragen, daß Politik und Industrie in der Gentechnikfrage keiner traut. Die höchste Reputation haben Verbraucherschutz und Umweltschutzverbände, auch die Wissenschaft ist weit abgeschlagen, da man sie in einem Boot mit der Industrie vermutet. Das Volk liegt gar nicht so verkehrt in seiner Einschätzung. Bundeskanzlerin Merkel, unsere Forschungsministerin Schavan, der Präsident der Deutschen Forschungsgesellschaft, selbstverständlich auch die Vorstände der Industrien und der IHK befürworten die Gentechnik lautstark. Das ändert jedoch nichts am Mißtrauen der Bevölkerung.
Buergerstimme: Selbstverständlich darf man nicht nur die Gentechnik allein und isoliert betrachten, sie ist ja auch deshalb entstanden, weil u.a. Pestizide inzwischen viele Insektenplagen nicht mehr verhindern. Darüber hinaus muß Mensch sein maßloses Konsumieren ebenso möglichst schnell überdenken, wenn unser aller Leben gesichert sein soll in der Zukunft. Was sollten wir ändern?
Steffi Ober: „Du musst dein Leben ändern“ ist ja sehr populär in den Debatten der Feuilletons. Das billige Leben im Schlaraffenland hat seinen Preis, das erkennen wir immer mehr. Lebensmittelskandale sind ein ständiger Begleiter der Massentierhaltung, die Bürgerinnen und Bürger ziehen so langsam auch daraus ihre Konsequenzen, die Nachfrage nach ökologisch produziertem Fleisch nimmt zu. Die Kosten für unsere Lebensmittel müssen in Zukunft die Wahrheit sagen: Was wurde an Wasser verbraucht, wie viel CO2 wurde emittiert, wie viel Land versiegelt oder Flüsse verschmutzt. Heute werden die Kosten für die entstandenen Schäden sozialisiert und die Gewinne der Unternehmen privatisiert. Wir profitieren von billiger Kleidung, billigem Fleisch und billiger Hightech. Zahlen müssen die anderen in Lateinamerika, Indien oder im Kongo. In einer „true cost economic“ werden für uns Lebensmittel teurer, die Welt aber ein Stück weit gerechter und lebenswerter.
Buergerstimme: Vielen lieben Dank für Ihre erschöpfenden, interessanten Antworten, Frau Ober. Einmal mehr wird deutlich, daß bei der Problematik der Gentechnik viele weitere Faktoren eine erhebliche Rolle spielen. Der Lebensraum des Menschen umfaßt die gesamte Ökologie, die wiederum sich mit der Ökonomie arrangieren muß.
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http://www.keine-gentechnik.de/news-gentechnik/news/de/25076.html
17.01.2012 | permalink
EU entscheidet über GVO-Soja-Zulassung
Soja(Photo:Franz Haindl/Pixelio)
Am heutigen Dienstag entscheiden die EU-Mitgliedsstaaten in Brüssel über die Zulassung von vier Varianten gentechnisch veränderter Soja für die Verwendung in Futter- und Lebensmitteln. Friends of the Earth Europa und Testbiotech fordern in einem gemeinsamen Brief die Mitgliedsstaaten dazu auf, diese Anmeldungen zurückzuweisen. Rückstände aus Spritzmitteln könnten in die Nahrungskette gelangen. Zudem führt die Zulassung insbesondere der herbizidresistenten Pflanzen zu resistenten Unkräutern und neuen Pflanzenkrankheiten, was ein erhebliches Risiko für Landwirte und die biologische Vielfalt darstellt. Die Risikobewertung durch die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA weist bei den vorliegenden Fällen erhebliche Schwächen auf. So wurden beobachtete unbeabsichtigte Veränderungen der Pflanze sowie das festgestellte Risiko für das Immunsystem im Fall der insektengiftigen Sojabohne MON87701 entweder nicht genauer untersucht oder als irrelevant abgetan.
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http://www.welt.de/print/welt_kompakt/print_wirtschaft/article13818792/Europa-ade.html
17.01.2012
Europa adé
Chemiekonzern BASF wandert mit seiner Gentechniksparte nach Amerika aus
Auf dem alten Kontinent sieht das Unternehmen kein Marktpotenzial
Wegen der Ablehnung der Gentechnik in Europa verlagert der Chemiekonzern BASF seine Zentrale für Pflanzen-Biotechnologie von Deutschland in die USA. Alle Projekte in der Pflanzengentechnik, die ausschließlich auf Europa ausgerichtet sind, sollen gestoppt werden, kündigte BASF an. Das bedeutet auch das Aus für den Anbau der umstrittenen Genkartoffel Amflora. Die Mehrheit der Verbraucher, Landwirte und Politiker in weiten Teilen Europas akzeptiere die Gentechnik nicht, erklärte BASF-Vorstand Stefan Marcinowski. Auf absehbare Zeit sehe der Konzern keine Chance, mit gentechnischen Pflanzen in Europa Geld zu verdienen. BASF wolle sich „auf die attraktiven Märkte in Nord- und Südamerika und die Wachstumsmärkte in Asien konzentrieren“.
Die Entwicklung und der Verkauf aller Produkte, die allein für den europäischen Markt gedacht waren, werden gestoppt. Dies betreffe die gentechnisch veränderten Stärkekartoffeln Amflora, Amadea und Modena, die gegen Kraut- und Knollefäule resistente Kartoffel Fortuna, eine weitere Stärkekartoffel sowie eine gegen Pilzbefall resistente Weizensorte, teilte BASF mit. Um alle Optionen für die Kartoffelprodukte zu erhalten, werden bereits eingeleitete Zulassungsprozesse aber fortgeführt. Amflora war 2010 nach einem 13-jährigen Verfahren für die Produktion von Industrie-Stärke zugelassen worden. Auch wegen der heftigen Proteste wurde die Sorte im vergangenen Jahr in Deutschland und Schweden auf gerade einmal zwei Hektar Fläche angebaut.
Die Bereiche Forschung und Entwicklung will BASF Plant Science künftig an drei Standorten bündeln: Raleigh in North Carolina, Gent in Belgien und in Berlin. In der Bundeshauptstadt will BASF das Biotechnologie-Unternehmen Metanomics ausbauen. Geschlossen werden sollen hingegen die Standorte in Gatersleben (Sachsen-Anhalt) und im schwedischen Svalöv.
In der bisherigen Pflanzenbiotech-Zentrale in Limburgerhof sollen lediglich elf Stellen erhalten bleiben. Das Arbeitsgebiet soll künftig von Raleigh aus gesteuert werden. Der Konzern spreche mit Arbeitnehmervertretern über die insgesamt 140 Arbeitsplätze, die BASF in Europa abbauen will. Weltweit hat die Pflanzenbiotech-Tochter BASF Plant Science 840 Beschäftigte. Zuletzt hatte BASF rund 150 Millionen Euro jährlich in die Pflanzengentechnik investiert. Ein Sprecher des Bundeslandwirtschaftsministeriums wollte den Entschluss von BASF nicht kommentieren.
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BASF-Vorstandsvorsitzender Bock
Mit aller Konsequenz
17.01.2012 · Der BASF-Vorstandsvorsitzende Kurt Bock beendet die Gentechnik-Forschung in Deutschland. Jetzt kann jeder den Unterschied zu seinem Vorgänger Jürgen Hambrecht sehen: Bock wird nicht versuchen, die Welt zu ändern, er ändert die Unternehmensstrategie.
Von Bernd Freytag
Kurt Bock ist kein Besessener. Er argumentiert nicht leidenschaftlich wie Jürgen Hambrecht, sein Vorgänger an der Spitze des weltgrößten Chemiekonzerns BASF. Bock ist kein Prediger, der seine Gegner immer wieder versucht zu überzeugen, der sie anfleht, um sie von ihren vermeintlichen oder tatsächlichen Irrwegen abzubringen. Bock dehnt die Vorwarnzeit nicht über alle Maßen aus. Er analysiert, bespricht und zieht dann seine Konsequenz. In der Welt der Politik, in die sich seine Vorgänger hineinbewegt hatten, hört der Kampf für die eigene Überzeugung niemals auf. Das ist aber nicht die Welt von Kurt Bock. Er muss keine Staaten regieren, sondern einen Konzern.
Die grüne Gentechnik hat in Europa keine Chance, und das ist seine Antwort: Bock verlagert die Forschung nach Amerika, die Entwicklung am Forschungszentrum Limburgerhof in der Nähe des Konzernsitzes Ludwigshafen wird gestoppt. Die Zulassung der Genkartoffel Amflora hatte sich in Europa über viele Jahre hingezogen, die Akzeptanz der Gentechnik ist in dieser Zeit keinen Deut gewachsen. Die Finanzmärkte interessieren sich nicht für diese Debatte, außerhalb Europas brummt das Geschäft – damit waren für den Analytiker Bock alle Variablen für eine Entscheidung gegeben.
Ein Kind der Globalisierung
Bock, der den Konzern seit vergangenem Frühjahr führt, hat damit seine Leitplanken mehr eingerammt als gesetzt. Jeder kann jetzt sehen: Er geht einen anderen Weg als seine Vorgänger. Eine Debatte jedenfalls wie unter Jürgen Hambrecht, der die Bundeskanzlerin für den Empfang des Dalai Lama kritisierte (weil damit das Regime in China vor den Kopf gestoßen werde), der sich stark machte für Russland als Partner und der einen leidenschaftlichen Kampf gegen die schnelle Energiewende führte – das alles wird es unter Bock nicht geben. Er wird nicht versuchen, die Welt zu ändern, er ändert die Unternehmensstrategie. Bei aller Kontinuität, die die BASF-Führung für sich in Anspruch nimmt: der Wandel ist groß.
Kurt Bock ist ein Kind der Globalisierung, kein Strippenzieher der alten Deutschland AG. Bock hat als Finanzchef des Konzerns lange in Amerika gelebt, das hat ihn geprägt. Er kennt vor allem die Geldgeber und weiß, was er ihnen schuldig ist. Dabei kritisiert er durchaus süffisant die Auswüchse des Finanzsystems: etwa wenn er sagt, dass es Privatleuten zu Recht verboten sei, eine Unfallversicherung auf das Haus ihrer Nachbarn abzuschließen – solche Produkte aber im Wirtschaftleben gang und gebe seien. Wer Bock danach fragt, bekommt auch mal ein „So was braucht man nicht“ als Antwort. Bock wird deswegen aber nicht in Berlin oder Brüssel anrufen, damit sich etwas ändert. Er hat als Finanzchef die Finanzierung über die Anleihemärkte ausgedehnt und die Bankenabhängigkeit verringert – das ist seine Antwort.
Erst der zweite Nicht-Chemiker
Bock ist nach Strube erst der zweite Nicht-Chemiker an der Spitze des Unternehmens. Als Finanzfachmann unumstritten, wurde er in seiner Funktion als Amerika-Chef zunächst unterschätzt. Das Amerika-Geschäft gestaltete sich lange Jahre schwierig. Bocks ist es im Krisenjahr 2009 gelungen, das Betriebsergebnis der Landesgesellschaft trotz starker Umsatzrückgänge beträchtlich auszuweiten. Damit war der Grundstein zum Aufstieg gelegt.
Der promovierte Betriebswirt Bock ist schon 1985, nach dem Studium in Münster, Köln und Pennsylvania, in die BASF eingetreten. Von 1992 bis 1996 wechselte er zu Bosch, zunächst als Leiter Finanzen, später als Geschäftsführer der brasilianischen Tochtergesellschaft. 1998 kehrte Bock zur BASF zurück, seit 2003 ist er im Vorstand. Bock ist 53 Jahre alt, verheiratet, seine drei Kinder sind wegen der Ausbildung in Amerika geblieben. Er ist Ostwestfale, geboren in der Kleinstadt Rahden am Nordzipfel von Nordrhein-Westfalen. Etwas dröge, in jedem Fall aber nüchtern und sachlich, dieses Anfangsurteil korrigiert sich bald, wenn man mit ihm spricht. Bock ist süffisant, ironisch, distanziert – die Eigenschaften eines Glaubenskriegers liegen nicht in seiner Natur.
Während seiner ersten Strategiekonferenz Ende 2011 sagte er, Europa habe keinen Grund zum Kulturpessimismus. Er gehe davon aus, dass die Staaten eine Lösung für ihre Schuldenprobleme finden, schon jetzt sei bemerkenswert, was der Druck der Kapitalmärkte bewirkt habe. Damit war aber auch Schluss. Hambrecht hätte händeringend um Reformen geworben und gemahnt und gerufen. Für Kurt Bock endet damit seine Aufgabe. Wie gesagt, er muss keine Staaten regieren, sondern einen Konzern.