Unbequeme Fragen… Auch wir wir uns inhaltlich nicht solidarisieren, sondern nur interessante Meldungen weitergeben wollen… anregend ist das folgende Video auf jeden Fall:
http://www.youtube.com/watch?v=8QbNCXxopmY&feature=channel_video_title
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Appell von Campact: Jedes Land muss Gentechnik verbieten können! Siehe Aktionen >
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Von: AbundantHope Deutschland [mailto:kt@abundanthope-deutschland.de]
Gesendet: Montag, 27. Juni 2011 10:31
Betreff: [KT] Tiere meiden gentechnische Pflanzen
Von klugen Tieren können wir nur lernen, selbst von den von den von uns Menschen schändlich missbrauchten Herdentieren.
http://www.initiative.cc/Artikel/2006_07_06%20Weisheit%20der%20Tiere.htm
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FERNSEHTIPP: 3Sat | 08.07.2011 | 20:15 Uhr
http://www.sonnenseite.com/TV-Tipps,Risiko+Gen-Nahrung,21,a19596.html
:: Risiko Gen-Nahrung
Unsichtbare Gen-Spuren in deutschen Lebensmitteln | 3Sat | 08.07.2011 | 20:15 Uhr
Essen wir längst genmanipulierte Nahrung ohne es zu merken?
22 Pflanzenarten sind bereits gentechnisch verändert worden, darunter Auberginen, Erbsen und Kartoffeln. Diese Gen-Gemüse gibt es in Deutschland allerdings nicht im Supermarkt.
Noch ist der Verkauf verboten
Aber die Gentechnik kommt schon heute durch die Hintertür auf unsere Teller: Sie steckt in Zutaten und Zusatzstoffen vor allem aus Soja und Mais. Schokolade, Kekse, Chips, Brot und auch Babynahrung können Spuren von genetisch verändertem Soja und Mais enthalten. Auf der Verpackung steht das nicht.
Auch Tierfutter ist betroffen: Kühe, Schweine und Hühner werden mit gentechnisch verändertem Sojaschrot gefüttert. Davon erfahren die Verbraucher nichts, denn die Produkte müssen nicht gekennzeichnet werden.
Die grüne Gentechnik entwickelt sich in Amerika und Asien außerdem schneller als die Prüf- und Zulassungsverfahren in Europa. Zwar hat die EU die strengsten Gesetze weltweit – nur zugelassene Pflanzen dürfen verarbeitet werden -, und es gibt festgelegte Grenzwerte.
Aber: Wie wird das überprüft? Der Film „Risiko Gen-Nahrung“ begibt sich auf die Suche nach unsichtbaren Gen-Spuren in deutschen Lebensmitteln und fragt, wie schädlich Gen-Nahrung ist.
3Sat | 08.07.2011 | 20:15 Uhr
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01.07.2011 um 20:17 Uhr
Gentechnik aufs Korn genommen
Tatsachen-Kabarett gegen Genlobby im Stift Eberndorf.
EBERNDORF. In Österreich werden rund 600.000 Tonnen gentechnisch verändertes Soja als Futtermittel importiert. Was langfristig die Auswirkungen der so erzeugten tierischen Produkte auf die Menschen sind, weiß niemand genau, es gibt allerdings Hinweise auf neuartige Erkrankungen, die damit zusammenhängen könnten. Werden gentechnisch veränderte Organismen (GVOs) einmal bei uns angebaut, gibt es kein Zurück mehr.
Und darum geht es auch diesen Sonntag, dem 3. Juli, um 19 Uhr (bei Schlechtwetter am 31. Juli) auf der Freilichtbühne im Stift Eberndorf beim Tatsachen-Kabarett von Biobauer Volker Helldorff und Umweltmediziner Dieter Schmidt. Sie werden spannend und trotzdem humorvoll über Macht, Profit und das Spiel der Genlobby mit unserer Gesundheit „berichten“ – unter dem Aspekt, dass unsere Nahrungsmittel hoffentlich auch „Lebensmittel“ bleiben.
Kabarett. Sonntag, 3. Juli, 19 Uhr, Stift Eberndorf (Ersatztermin 31. Juli), am 19. Juli auf der Heunburg. Karten: Abendkasse, Tourismusamt Eberndorf (0 42 36) 22 42-24 und Ö-Ticket 01 36 096.
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http://www.schweizerbauer.ch/htmls/artikel_25248.html
Agrarchemie
Monsanto mit glänzendem Quartalsergebnis
Die gestiegene Nachfrage der Landwirte nach Saatgut und Unkrautvernichtern hat dem weltgrössten Agrar- und Biotechnikkonzern Monsanto zu glänzenden Geschäften verholfen.
Im dritten Geschäftsquartal (Ende Mai) stand unter dem Strich ein Gewinn von 680 Mio. Dollar.Das ist fast doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum.
Der Umsatz stieg um 21 Prozent auf 3,6 Mrd. Dollar. Es sei eines der besten Quartale aller Zeiten gewesen, erklärte der Rivale der Basler Syngenta am Mittwoch und hob die Gewinnprognose für das Gesamtjahr an. Das Unternehmen ist wegen seines gentechnisch veränderten Saatguts umstritten.
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http://www.raiffeisen.com/news/artikel/30218962
Nationale Gentechnik-Anbauverbote auf der Kippe
Über den Anbau von Gentechnik-Pflanzen sollen die EU-Länder künftig selbst entscheiden: Am Mittwoch nächster Woche, am 6. Juli, stimmen die EU-Parlamentarier darüber ab, ob den einzelnen Mitgliedstaaten eine rechtlich sichere Möglichkeit gegeben wird, über den Anbau von Gentechnik-Pflanzen in ihrem Land selbst zu entscheiden. Im Sommer letzten Jahres hatte die Europäische Kommission den Vorschlag zu neuen Regelungen im EU-Gentechnikrecht gemacht. Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments hat sich nun im Gegensatz zur Kommission dafür ausgesprochen, dass die Länder den Anbau auch verbieten können, wenn sie Risiken für die Umwelt befürchten. Dies können Gefahren für die biologische Vielfalt, Schädlingsresistenzen, aber auch wissenschaftliche Unklarheiten sein. Damit werden Anbauverbote der Mitgliedsländer rechtlich abgesichert. (29.06.2011)
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Keine Nulltoleranz mehr für Gentechnik in Futtermitteln
Dienstag, 28. Juni 2011
Die EU-Kommission hat am 24. Juni neue Regeln für gentechnisch veränderte Futtermittel verabschiedet. Danach sind nun Spuren gentechnischer Verunreinigung in importiertem Futter bis zu einem Grenzwert von 0,1 Prozent erlaubt.
Im Februar hatten die EU-Mitgliedstaaten dem Kommissionsvorschlag, die Vorschriften zu lockern, zugestimmt. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die genmanipulierte Substanz schon in mindestens einem Drittstaat genehmigt ist und in der EU seit mindestens drei Monaten ein Zulassungsverfahren bei der zuständigen Lebensmittelbehörde EFSA läuft.
Das bedeutet, dass künftig Futter auf den europäischen Markt kommt, das genmodifizierte Bestandteile enthält, die in der EU nicht erlaubt sind. Selbst noch so geringe Spuren gentechnisch veränderter Organismen könnten EU-Bürger gefährden, befürchtet Greenpeace. Die Kommission habe sich mit dem neuen Grenzwert dem Druck der internationalen Futtermittelexporteuere gebeugt.
Zudem widerspricht das Aus für die Nulltoleranz laut einem Gutachten im Auftrag des BUND EU-Recht. Denn bisher gilt: Gentechnikpflanzen, die keine Zulassung und keine Sicherheitsbewertung haben, sind in der EU strikt verboten. Auch eine gentechnische Kontamination bis zu 0,1 Prozent würde dagegen verstoßen. [mbu]
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Brandenburg hadert mit Kompetenzzuwachs in Sachen Gentechnik
[28.06.2011]
Staatssekretär Dr. Heinrich-Daniel Rühmkorf vom Potsdamer Umweltministerium hat sich kritisch zur geplanten Selbstbestimmung der Bundesländer bei Gentechnik-Abständen geäußert. Auf einer gemeinsamen Fachtagung vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) und Brandenburgs Umweltressort erklärte Rühmkorf kürzlich in Berlin, die praktische Umsetzung könne problematisch werden. Unklar wäre bisher beispielsweise die Behandlung von Flächen in der Nähe von Bundeslandgrenzen. Auch dürften Betriebe mit Flächen in unterschiedlichen Ländern nicht zu viele bürokratische Hürden auferlegt bekommen.
Seit die EU-Kommission angekündigt habe, den Mitgliedstaaten die Entscheidung über den Anbau von gentechnisch verändertem Mais zu überlassen, sei wieder Bewegung in das Thema gekommen. „Die meisten Brandenburger lehnen gentechnisch veränderte Lebensmittel ab“, berichtete Rühmkorf. Darauf müsse die Politik eingehen. Brandenburg sei ein Vorreiter für gentechnikfreie Regionen gewesen und solle es bleiben.
Laut einem bekannt gewordenen Entwurf zur Änderung des Gentechnikgesetzes sollen die Bundesländer künftig die Abstände zwischen Flächen mit gentechnisch veränderten Pflanzen und herkömmlichen Kulturen selbst festlegen. (AgE)
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http://www.keine-gentechnik.de/news-gentechnik/news/de/24020.html
28.06.2011
Mehr Spielräume für nationale Gentechnik-Anbauverbote
Über den Anbau von Gentechnik-Pflanzen sollen die EU-Länder künftig selbst entscheiden.
Am Mittwoch nächster Woche, den 6. Juli, stimmen die EU-Parlamentarier darüber ab, ob den einzelnen Mitgliedstaaten mehr Möglichkeiten gegeben wird, über den Anbau von Gentechnik-Pflanzen in Ihrem Land selbst zu entscheiden. Im Sommer letzten Jahres hatte die Europäische Kommission den Vorschlag zu neuen Regelungen im EU-Gentechnik-Recht gemacht. Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments hat sich nun im Gegensatz zur Kommission dafür ausgesprochen, dass die Länder den Anbau auch verbieten können, wenn sie Risiken für die Umwelt befürchten. Dies können Gefahren für die biologische Vielfalt, Schädlingsresistenzen, aber auch wissenschaftliche Unklarheiten sein. Damit werden Anbauverbote der Mitgliedsländer rechtlich abgesichert. Um die deutschen Abgeordneten dazu zu bringen, für den Vorschlag des Umweltausschusses zu stimmen, haben Verbände bereits einen Brief an die Parlamentarier verfasst. Mit einer heute startenden Campact-Aktion können alle Bürgerinnen und Bürger aktiv werden. Eine Woche ist noch Zeit!
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Monsanto erzielt deutliche Gewinnsteigerung, schlägt Erwartungen
Mittwoch, 29. Juni 2011 14:54
St. Louis (aktiencheck.de AG) – Der US-Agrarkonzern Monsanto Co. (ISIN US61166W1018/ WKN 578919) gab am Mittwoch bekannt, dass sein Gewinn im dritten Quartal deutlich gestiegen ist, was mit einem starken Umsatzwachstum zusammenhängt. Die Erwartungen wurden klar geschlagen. Zudem wurde der Ausblick angehoben.
Der Nettogewinn nach Abzug von Minderheitsanteilen belief sich auf 680 Mio. US-Dollar bzw. 1,26 US-Dollar pro Aktie, gegenüber 384 Mio. US-Dollar bzw. 70 Cents pro Aktie im Vorjahr. Der Umsatz nahm im Berichtszeitraum um 21 Prozent auf 3,59 Mrd. US-Dollar zu.
Analysten waren im Vorfeld von einem Gewinn von 1,10 US-Dollar pro Aktie und einem Umsatz von 3,36 Mrd. US-Dollar ausgegangen. Für das laufende Quartal stellen sie ein EPS-Ergebnis von -18 Cents bei Erlösen von 2,05 Mrd. US-Dollar in Aussicht.
Für das laufende Geschäftsjahr rechnet der Konzern nun mit einem bereinigten EPS-Ergebnis von 2,84 bis 2,88 US-Dollar (zuvor: 2,72 bis 2,82 US-Dollar). Analysten sehen hier einen Gewinn von 2,82 US-Dollar pro Aktie.
Die Aktie von Monsanto gewinnt an der NYSE vorbörslich aktuell 2,78 Prozent auf 68,76 US-Dollar. (29.06.2011/ac/n/a)Quelle: Finanzen.net / Aktiencheck.de AG
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30. Juni 2011 | gg
Odenwald-Bauern erklären Gentechnik-Verzicht
Nahrungsmittel-Produktion: Zehn Organisationen unterzeichnen Vertrag, der Kreistagsbeschluss aufgreift
ERBACH.
Zehn im Odenwaldkreis mit der Nahrungsmittelproduktion verbundene Organisationen und Institutionen verbürgen sich dafür, dass ihre Mitglieder alles tun, um diese Region frei von Gentechnik zu halten. Die so erfassten Erzeuger verpflichten sich damit unbefristet, keine gentechnisch veränderten Pflanzen zu säen, zu vermehren oder anzupflanzen. Zudem wollen sie für diese ethische Haltung werben, um weitere Produzenten zu überzeugen und die Verbraucher zu erreichen.
Festgehalten ist dies in einer gemeinsame „Selbstverpflichtungserklärung“, die Vertreter von Verbünden und Stellen nun im Erbacher Landratsamt unterzeichnet haben und deren besonders Merkmal die starke Präsenz landwirtschaftlicher Verbünde und verwandter Metiers ist. Davon hat nun die Pressestelle der Kreisverwaltung berichtet. Jede Abweichung von der erklärten Position setzt demnach einen ausdrücklichen Widerruf des dann potenziellen Odenwälder Gentechnik-Verwenders voraus.
Mit der Erklärung hat der Odenwaldkreis eine erste konkrete Konsequenz aus einem Beschluss des Kreistags vom Dezember 2009 zustande gebracht. Das höchste Organ des Kreises hatte das Ziel einer gentechnikfreien Region Odenwaldkreis ausgegeben und als Weg dorthin freiwillige Zusammenschlüsse von Landwirten und Handel vorgegeben.
Daraufhin hatte der selbst beruflich aus Land- und Forstwirtschaft stammende Landrat Dietrich Kübler entsprechende Gespräche und Verhandlungen angestoßen, deren Ergebnis die Beteiligung von zehn Organisationen an der Selbstverpflichtungs-Erklärung ist. Bei deren Unterzeichnung erinnerte Kübler daran, dass maßgebliche Impulse für das Streben nach einer gentechnikfreien Zone aus der Odenwälder Bauernschaft selbst gekommen seien. Besonderen Einsatz habe Kreislandwirt Peter Hofferberth gezeigt, der die Ortslandwirte bereits im Frühjahr informierte und gemeinsam mit Gebietsagrarausschuss (GAA), Regionalbauernverband Starkenburg und Bund Deutscher Milchviehhalter den bäuerlichen Anteil am Gentechnik-Abwehrprogramm sicherte. Zudem gewann er die Kreisgruppe Erbach im Hessischen Gärtnereiverband hinzu.
Aus der Landwirtschaft beteiligt sind zudem die Landfrauen-Vereinigung und die Odenwälder Direktvermarkter, von denen einige schon Erfahrung mit der gentechnikfreien Produktion haben: Wer unter dem hessenweiten Zeichen „Landmarkt“ firmiert, unterschreibt damit eine Garantie rein natürlicher Produktion. Dasselbe gilt für die Träger der Kennzeichnung „Bio“. Weitere Unterzeichner der Odenwälder Erklärung für gentechnikfreie Nahrungsmittelerzeugung sind der Verein für landwirtschaftliche Fortbildung Odenwald, der Schäferverein Odenwaldkreis, die Arbeitsgemeinschaft Odenwälder Imker und der Verein Odenwälder Regionalprodukte.
Den Unterzeichnungsakt nutzten die Beteiligten, um die Beweggründe ihres Mitwirkens zu erläutern und die Situation in ihren Berufen auch von der wirtschaftlichen Seite her zu beleuchten. Dabei räumten sie übereinstimmend ein, dass noch reichlich Arbeit vor ihnen liege, um die Regionalmarke „Echt Odenwald“ als Synonym für gebietsbezogene, gesunde und natürliche Ernährung zu etablieren. Landrat Kübler ermutigte hier mit dem Hinweis, in der Bevölkerung wachse sowohl das Gesundheits- als auch das Qualitätsbewusstsein und damit auch die Bereitschaft, für regionale Erzeugnisse mehr zu zahlen als für Billigware unbekannter Herkunft. Christel Götzinger-Heldmann, Vorsitzende des Landfrauenbezirks Michelstadt bestätigte, dass immer mehr Kunden heute danach fragten, woher das Produkt genau kommt. Hier liege die Chance für den Odenwald: Die Kundschaft auf natürliche Art zu überzeugen und „aus sauberer Quelle zu schöpfen“.
Um die Ausdehnung der Mitwirkenden und des Vertragsinhalts wird sich nun ein Arbeitskreis beim Landwirtschaftsamt mit Vertretern der verschiedenen Organisationen kümmern. Wie Kübler und die Leiterin des Amts für den ländlichen Raum in Reichelsheim, Elsbeth Kniß, ankündigten, werden die Akteure beim 111. Beerfelder Pferde-, Fohlen- und Zuchtviehmarkt zur Bezirkstierschau am 11. Juli (Montag) auf ihr Modell aufmerksam machen.
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http://kurier.at/nachrichten/3918540.php
Bürgerinitiativen: Organisierte Wut
Immer mehr Menschen steigen in Österreich auf die Barrikaden. Nun haben sie sich eine Plattform geschaffen.
Von den Franzosen ist man es gewohnt, dass sie demonstrieren, die deutschen Wutbürger haben überrascht, aber wenn nun auch die Österreicher auf die Barrikaden steigen, ist man geneigt, Kaiser Ferdinand den Gütigen zu zitieren: „Ja, dürfen’s denn des?“
Ja, sie dürfen – wenn man den Worten von Herta Wessely glaubt. Sie ist Obfrau des Vereins Aktion 21, der zum Ziel hat, verschiedensten Bürgerinitiativen eine Plattform zu geben. Anfangs nur für Wien gedacht, wird die Internet-Plattform nun auf ganz Österreich ausgeweitet, denn Wutbürger gibt es auch hierzulande genug. Es sind längst nicht mehr langhaarige Jugendliche, die mit Bändern in den Haaren und Blumen im Herzen gegen Zwentendorf marschieren, der Protest manifestiert sich heute in der bürgerlichen Mitte.
Herta Wessely wählt ihre Worte mit Bedacht, aber man sieht ihre Wut über die Unglaublichkeiten, die in Österreich möglich sind: „Bürgerbeteiligungsverfahren sind in den meisten Fällen eine reine Alibi-Veranstaltung.“ Besorgte Bürger würden nicht informiert, nicht registriert. Etwa beim umstrittenen Garagenbau unter der Schule Geblergasse ( siehe Artikel rechts unten ): „Da kommt die Stadtschulrätin und appelliert an die Schüler, doch bitte an die armen Autofahrer zu denken. Eine Frechheit“, empört sich Wessely. Die Politiker hätten zu viel Macht: „Trotz Protest wird überall über die Bürger drübergefahren. Es reicht!“
Zwickmühle
„Politiker müssten Bürgerinitiativen ernster nehmen und Fehler eingestehen“, erklärt der Politologe Thomas Hofer, doch man könne nicht jedes Projekt absagen, nur weil sich einer aufrege. Dass das Unterstützen von Bürgerinitiativen für Oppositionspolitiker ein zweischneidiges Schwert ist, müssen die Wiener Grünen anhand der Geblergasse feststellen. Einst gegen die Garage, muss man den Bau nun in der Regierung umsetzen. Grundsätzlich ortet Hofer eine steigende Demokratieverdrossenheit, die sich in Österreich vor allem über Zuwächse für die FPÖ ausdrücke. Viele fühlen eine unbestimmte Wut und Ohnmacht, Menschen in Bürgerinitiativen wollen jedoch an der Demokratie teilnehmen.
Die oft fehlende Transparenz bei Projekten in Österreich bemängelt auch Korruptionsforscher Hubert Sickinger: „Gerade jene Staaten, die eine Tradition des offenen Informationszugangs haben, haben bedeutend weniger Korruption.“
Leider hinke Österreich hier hinterher, der Bürger werde hierzulande oft als Störfaktor gesehen. In skandinavischen Ländern sei etwa jeder Akt einsehbar, in Österreich werde sich oft auf das Amtsgeheimnis ausgeredet. Er hat daher ebenfalls eine Plattform gegründet: Unter http://www.amtsgeheimnis.at können Bürger auflisten, wo sie mit oft lächerlich einfachen Anfragen an mauernden Behörden gescheitert sind. Aktuellstes Beispiel sind die Steinhofgründe auf der Baumgartner Höhe: Dort haben die Bauarbeiten für ein Reha-Zentrum bereits begonnen, die Präsentation des Gesamtprojekts inklusive 650 Wohnungen im Naherholungsgebiet soll aber erst im Herbst erfolgen.
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Saatgut lässt Monsanto kräftig sprießen
Management erhöht Prognose, Aktie legt zu.
Kansas City. Eine starke Nachfrage nach Saatgut und Pflanzenbiotech-Produkten hat dem US-Agrarchemiekonzern Monsanto im abgelaufenen Quartal die Kasse prächtig gefüllt. Der Gewinn des weltgrößten Saatgutproduzenten aus St. Louis sprang im dritten Quartal bis Ende Mai binnen Jahresfrist um fast 80 Prozent auf 680 Millionen Dollar (477 Mio. Euro) in die Höhe, wie der Konkurrent der deutschen Bayer und der Schweizer Syngenta am Mittwoch mitteilte. Pro Aktie stand ein Gewinn von 1,26 Dollar in den Büchern. Analysten hatten im Schnitt mit lediglich 1,11 Dollar gerechnet.
Konzernchef Hugh Grant versprühte Zuversicht für die weitere Geschäftsentwicklung. Der Manager hob die Gewinnprognose für das gesamte Geschäftsjahr 2011 deutlich an. Nun erwartet Monsanto je Aktie einen Gewinn von 2,84 bis 2,88 Dollar. Bislang lautete das Ziel 2,72 bis 2,82 Dollar.
An der Börse konnte Monsanto mit seinem Quartalsbericht punkten: Die Aktie kletterte im Handelsverlauf 4,5 Prozent auf 69,94 Dollar. Auch Analysten spendeten Lob. Monsanto habe vernünftige Erwartungen geschürt und diese dann übertroffen, sagte Chris Shaw von Monness Crespi Hardt & Co.
Monsanto steigerte im abgelaufenen Quartal seinen Umsatz mit Saatgut für Mais, Baumwolle und Sojabohnen und weiteren Pflanzenbiotech-Produkten um zwölf Prozent auf 2,6 Milliarden Dollar. Im seinem Segment Agricultural Productivity, zu dem auch das Pflanzenschutzmittel-Geschäft gehört, legten Umsätze um 57 Prozent auf 943 Millionen Dollar zu.
Ein Wermutstropfen sind allerdings die Untersuchungen der US-Börsenaufsicht SEC zu einem Anreizprogramm für Kunden aus den Geschäftsjahren 2009 und 2010. Die SEC will diese Programme, bei denen es um den Glyphosat-haltigen Unkrautvernichter Round Up ging, unter die Lupe nehmen. Monsanto hatte Landwirte Geldanreize bei der Bekämpfung von Unkräutern offeriert, die mittlerweile gegen den Pestizid-Wirkstoff resistent sind. Monsanto-Chef Grant hielt sich zu den Untersuchungen weitgehend bedeckt. Der Konzern kooperiere voll mit der Behörde, sagte er lediglich. Monsanto hatte sein Pestizid-Geschäft wegen der starken Billigkonkurrenz aus Fernost zuletzt umfassend umgebaut.
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From: Christiane Lüst
Sent: Thursday, June 30, 2011 11:19 AM
Subject: Einladung zum Pressegespräch
PRESSEEINLADUNG
zu einem Pressegespräch in Berlin
Freitag, 1. Juli 14.30Uhr
Cafeteria Pavillon am Reichstag
UN-Aufforderung zum Gesundheitsschutz vor GEN-Food im Bundestag
Gauting. Die Aufforderung des UN-Menschenrechtsausschusses an die deutsche Bundesregierung zu Maßnahmen des Gesundheitsschutzes im Zusammenhang mit GEN-Nahrungsmitteln wird am Freitag von der Gautinger Gründerin der Aktion GEN-Klage, Christiane Lüst, in mehreren Sitzungen mit Mitgliedern des Menschenrechtsausschusses und des Ausschusses für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Ernährung vorgestellt und die Umsetzung diskutiert. Eingeladen zu einem Gespräch mit allen Nichtregierungsorganisationen, die gegen Deutschland Klage eingereicht haben, hat der Menschenrechtsausschuss des Deutschen Bundestages.
Erstmals forderte der Menschenrechtsausschuss der Vereinten Nationen Ende Mai von einer Regierung – hier der Bundesrepublik Deutschland – eine Politik des Gesundheitsschutzes in Bezug auf Nahrungsmittel, die genetisch veränderte Organismen enthalten. Anlass war ein Bericht, den Christiane Lüst vom internationalen Netzwerk „Aktion GEN-Klage“ im Frühjahr gegen die Bundesrepublik als sechstes Land wegen Menschenrechtsverletzungen durch Nutzung der Agro-Gentechnik in Genf eingereicht hat. Bisher hatten die Klagen durchaus Erfolg, andere Regierungen wurden bereits aufgefordert, etwas gegen Agrogentechnik und zum Schutz von Bauern und Konsumenten zu tun.
„Es freut uns natürlich sehr, dass wir eingeladen worden sind Maßnahmen mit Bundestagsabgeordneten zu diskutieren – in der Hoffnung, dass Berlin hier durch internationalen Druck von außen doch langsam tätig wird“, so Lüst. Ein Termin mit Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner wurde angefragt, bisher noch ohne Antwort.
Christiane Lüst: “Dabei steigt auch in Deutschland bereits die gentechnische Verunreinigung stark an und freisetzende Firmen wie BASF haben ja bereits zugegeben, dass sie das nicht mehr unter Kontrolle haben. Auch das haben wir in Genf vorgebracht. Allein dies ist schon ein triftiger Grund, auch in Deutschland sofort jegliche Freisetzungen zu stoppen. Gerade in Bayern war die Saatgutverunreinigung mit 7,9 % bei Mais am größten!“
Diese und weitere Informationen sowie einen kurzen Bericht über die Gespräche mit den zuständigen Ausschüssen im Bundestag am Vormittag stellen wir Ihnen bei Interesse gern in einem informativen Pressegespräch am Freitag um 14.30 Uhr in Berlin im Pavillon am Reichstag vor und stehen für Fragen und mehr zu Ihrer Verfügung.
Mit dabei sind Andreas und Ute Strauß aus Sagerheide, Anwohner am größten Freilandversuchsfeld Deutschlands und Miteinreicher des Berichtes in Genf. Beide waren bei der Anhörung bei den Vereinten Nationen mit in Genf.
Über Ihr Interesse und Ihr Kommen würden wir uns sehr freuen! Wir bitten um eine kurze Rückmeldung, ob Sie es einrichten können.
Weitere Infos unter www.stopptgennahrungsmittel.de
Christiane Lüst
Aktion GEN-Klage
Berengariastr. 5 82131 Gauting Tel.: 089 / 893 11 054
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http://blogs.taz.de/saveourseeds/2011/07/01/gentechnik-tango/
01.07.2011
Verbieten oder verbiegen? Ein Gentechnik-Tango im Europaparlament.
von saveourseeds
Abbildungen im Originalbeitrag – siehe Link!!
Der „Hemicyle“ des Europäischen Parlaments
Verbieten oder nicht verbieten und wenn ja wie und warum verbieten? Im Europäischen Parlament wird nächste Woche über die Zukunft eines Gesetzes entschieden, das dem Konflikt um die Agro-Gentechnik dauerhaft eine neue Bewegungsform in der EU geben könnte. Dann würden über den Anbau von Gentechnikpflanzen nach gemeinsamer Prüfung letztlich doch die einzelnen Mitgliedsstaaten entscheiden. Offiziell wollen dieses Gesetz alle Seiten. Doch manche hätten es am liebst so, dass es keine Wirkung entfaltet. Fast 60.000 Menschen haben deshalb innerhalb von nur drei Tagen den deutschen Europa-Abgeordneten von CDU und FDP ins Gewissen geredet. Sie können sich daran bis Montag auch noch beteiligen.
Am kommenden Dienstag könnte das Europäische Parlament ein Bisschen Gentechnik-Geschichte schreiben, wenn es den Bericht seiner liberalen Abgeordneten Corinne Lepage zu einem Gesetzentwurf der europäischen Kommission annimmt. Es geht um die Frage ob und vor allem wie der Anbau von grundsätzlich in der EU zugelassenen Gentechnikpflanzen von nationalen Regierungen dennoch verboten werden kann. Alle Details finden Sie hier.
Darüber, dass solche Verbote möglich werden sollen, sind sich offiziell in Brüssel fast alle einig. Bereits vor Jahren hatten die österreichische und holländische Regierung diesen Vorschlag zur Güte gemacht: Zwar sollen Risiken und Nebenwirkungen grundsätzlich für die ganze EU geprüft werden. Doch wenn ein GVO zugelassen ist, können einzelne Staaten dessen Anbau (nicht seinen Verkauf als Lebens- oder Futtermittel) dennoch verbieten. So kann dann jeder nach seiner Façon seelig werden.
Die EU-Kommission, die es leid ist, den Gentechnik-Buhmann zu spielen, griff den Vorschlag auf und legte eine entsprechende Änderung der Gentechnik-Richtlinie vor. Kaum hatte sie dies getan war das Geschrei groß. Weder Gegnern noch Freunden der Gentechnik schmeckte der Braten.
Letztere fürchten zu recht, dass nationale Regierungen ihre Konstrukte regelmäßig verbieten würden, weil ihre Wähler sie notorisch ablehnen. Nur eine „wissenschaftsbasierte“ Zulassung kann ihnen helfen, die Gentechnik doch noch in Europa einzuführen. Demokratie gilt in diesen Kreisen mittlerweile gewissermaßen als wissenschaftsfeindlich.
José Bové hielt das Gesetz lange für ein Komplott
Auch die Gegner lehnten den Vorschlag ab. Dafür gab es gute Gründe. Denn die Kommission will als Begründung für nationale Verbote nur gelten lassen was sie nicht zu prüfen hat. Umwelt- und Gesundheitsrisiken, selbst das auskömmliche Nebeneinander von gentechnischer und gentechnikfreier Landwirtschaft aber wird schließlich in dem EU-Zulassungsverfahren geprüft. Es gab dafür auch weniger gute Begründungen: Wenn die Staaten einmal zugelassene Produkte bei sich wieder verbieten könnten, so die Befürchtung, dann würden sie sich nicht mehr so vehement gegen ihre europäische Zulassung wehren wie bisher.
Nach der Logik der Zulassung von Produkten auf dem gemeinsamen Binnenmarkt aber darf was einmal für sicher erklärt wurde von einzelnen Staaten nur dann verboten werden, wennihnen neue wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen, die daran Zweifel nahelegen. Nach diesem Verfahren haben sowohl Deutschland als auch viele andere EU-Staaten den Anbau des einzigen relevanten GVO, einer Maissorte namens Mon-810 von Mon-santo verboten. Das Verfahren der EU sieht in diesem Falle vor, die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu prüfen und entweder die EU-Zulassung deshalb zurückzuziehen oder aber das nationale Verbot wieder aufzuheben, wenn sich die Zweifel als unbegründet erweisen. Nachdem die Kommission die Zweifel der Mitgliedsstaaten regelmäßig für unbegründet erklärt hatte, wurde sie aber im Ministerrat ebenso regelmäßig mit einer soliden 2/3 Mehrheit niedergestimmt: Die nationalen Verbote blieben bestehen, zogen aber kein EU-Verbot nach sich. Denn die Regierungen stimmten aus Gründen der politischen Solidarität (man wollte dem Nachbarn nichts aufzwingen) nicht aus wissenschaftlicher Einsicht für die Aufrechterhaltung der nationalen Verbote.
Einer andern Logik folgt die Umweltgesetzgebung der EU: Mitgliedsstaaten müssen hier Mindeststandards einhalten, können aber national darüber hinausgehen, etwa bei der Gewässergüte, dem Schutz der Artenvielfalt oder beim Klimaschutz.
Hier setzt die französische Juristin Lepage an: Die Freisetzung eines GVO in die Umwelt sei grundsätzlich ein Umweltproblem und deshalb müsse seine Regelung auch nach dem dafür einschlägigen Artikel der EU-Verfassung behandelt werden. Der würde es Mitgliedsstaaten dann erlauben, etwa bei der Vorsorge und beim Schutz der spezifischen heimischen Fauna und Flora über die EU-Mindeststandards hinauszugehen.
Darüber hinaus fordert sie, dass Regierungen eine volkswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Analyse machen dürfen: Wenn der Anbau von Gentechnik durch eine Minderheit der Mehrheit dergentechnikfreien Landwirte und Lebensmittelhersteller Kosten und Probleme verursacht, die in keinem Verhältnis zum angenommenen Nutzen der Gentechnikfreaks stehen, ist dies ebenfalls ein guter Grund, den Anbau zu verbieten.
Die FDP-Abgeordnete Koch-Mehrin hält sich notorisch an die wissenschaftlichen Fakten
Schließlich fordert sie, dass die EU endlich die Liste der Kritikpunkte am gegenwärtigen Zulassungsverfahren abarbeitet, die von allen Regierungen schon 2008 moniert wurden. Dazu gehört vor allem eine Reform der Risikobewertung, die durch einen Ausschuss der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA erledigt wird, dem niemand über den Weg traut. Er ist nicht nur mehrheitlich mit ausgewiesenen Gentechnik-Fans besetzt, die in ihrem bürgerlichen Beruf davon leben, an Gentechnik zu forschen, sondern prüft ausschließlich am grünen Tisch was ihm von der Industrie an Untersuchungen und Tests vorgelegt wird. Für eigene Prüfungen fehlt das Geld. Die Studien der Industrie sind zu allem Elend auch noch „confidential business information“, also nicht der Öffentlichkeit zugänglich. Dass in diesem Klima wissenschaftlicher Vetternwirtschaft bisher nur positive Bescheide herauskamen wundert niemanden.
Ein soeben von dem Anti-Gentech-Thinktank „testbiotech“ veröffentlichtes Beispiel für die Praxis der Zulassung des sechsfach manipulierten Mais-Kosntruktes „Smartstacks“ der Firma Monsanto, läßt einem die Haare zu Berge stehen. Die „testbiotech“ zugespielten Geheimstudien zur Sicherheit des Konstruktes spotten buchstäblich jeder Beschreibung.
Es ist offensichtlich, dass nationale Verbote diesen Mangel an wissenschaftlicher Seriosität und Transparenz nicht ausgleichen können. Ebenso offensichtlich ist auch, dass gemeinsame wissenschaftliche Standards für die Bewertung von Hochrisiko-Technologien auf europäischer Ebene von Nöten sind.
Faxen beim Abstimmen
Der Lepage-Bericht droht jetzt allerdings im Plenum des Parlamentes nach massiver Intervention der Gentechnik-Lobby, aber auch mit, sagen wir, aktiver Billigung interessierter Regierungen, wie etwa der deutschen, zu scheitern. Weder eine konkrete Liste der möglichen Verbotsgründe noch die Änderung der Rechtsgrundlage will die christdemokratische PPE-Fraktion im Plenum mittragen, notfalls den Bericht sogar in seiner Gänze ablehnen.
Den Gentechnikbefürwortern, die mehrheitlich nicht die demokratische Grösse der holländischen Regierung zu besitzen scheinen, wäre es am liebsten, der ursprüngliche Kommissionsvorschlag würde beibehalten und könnte dann im Ministerrat entweder mit guten juristischen Argumenten abgelehnt werden; oder aber ein Gesetz würde verabschiedet, das Anbauverbote zwar theoretisch, etwa aus „ethischen“ Gründen erlaubt, die Regierungen aber sehenden Auges ins Messer ihrer juristischen Unhaltbarkeit laufen läßt. Spätenstens von der Welthandelsorganisation WTO würden sie dann nach allen Regeln ihrer Kunst doch noch zur Duldung des Anbaus gezwungen. Pech gehabt.
Der CDU-Abgeordnete Peter Liese, eher nachdenklicher Umwelt-Spielmacher seiner Fraktion, möchte den Gentech-Ball flach halten
Wovor der Bundesregierung und anderen Länderchefs am allermeisten graust ist allerdings die Vorstellung, sie müßten den Anbau von GVOs politisch verantworten und könnten dies nicht mehr auf „die Gesetzeslage der EU“ und „Brüssel“ schieben. Dann nämlich müßten sie sich entscheiden zwischen Wählermehrheit und Industrieansprüchen.
Dass die Wähler schon jetzt von den EU-Abgeordneten verlangen, Farbe zu bekennen, ist neu. 60.000 Mails in einer Woche an die CDU- und FDP-Abgeordneten des europäischen Parlamentes zeugen von einem neuen „europäischen Geist“ der Zivilgesellschaft, die wie die meisten das Treiben im Europaparlament eher am Rande und nicht wichtigen Ort demokratischer Willensbildung und Entscheidungsfindung wahrgenommen hat. Darüber sollten sich die Abgeordneten auf jeden Fall freuen. Vielleicht lassen sie sich ja sogar noch zu politischer Vernunft überreden. Unmöglich ist dies im Europaparlament nicht. Denn der Fraktionszwang hier, anders als in nationalen Regierungskoalitionen, nicht das in Stein gemeisselte Ende des demokratischen Disputes.
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http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft/aktuell/_1.11087668.html
Neue Zürcher Zeitung – 29.06.2011
«Niemand beim WWF will ein Feigenblatt sein»
Dokumentarfilm «Pakt mit dem Panda» erhebt schwere Vorwürfe
Eine Dokumentation des ARD hat schwere Vorwürfe gegen den WWF erhoben. Der stark zugespitzte Film hat in den sozialen Medien eine Welle der Empörung ausgelöst. Im Film kommt der WWF kaum zu Wort. Hier nimmt der Chef des WWF Schweiz, Hans-Peter Fricker, Stellung.
Interview: Marco Metzler
NZZ Online: Herr Fricker, der Hauptvorwurf des ARD-Dokumentarfilms «Der Pakt mit dem Panda» [1] lautet, dass der WWF als Feigenblatt für umweltschädliche Geschäfte von multinationalen Unternehmen dient. Stimmt das?
Hans-Peter Fricker: Das finde ich absurd. Ich bin jetzt acht Jahre in der Organisation und kenne niemanden, der beim WWF arbeiten möchte, um als Feigenblatt für die Machenschaften internationaler Konzerne zu dienen. Wir haben schon vor Jahren gemerkt: Wenn wir in der Ökologie ernsthaft etwas bewegen wollen, dann muss man die Privatwirtschaft einbeziehen. Es wäre für uns viel einfacher, wenn wir sagen könnten: «Es gibt überhaupt keine Beziehungen zur Wirtschaft, keine Kooperationen und Partnerschaften.» So wäre man immer fein raus. Doch damit verändert man letztlich wenig.
NZZ Online: Wie sieht eine solche Kooperation aus?
Hans-Peter Fricker: Vor vier Jahren haben wir beispielsweise einen Vertrag mit Coca Cola unterzeichnet, wonach das Unternehmen innert fünf Jahren für die Herstellung seiner Produkte den Wasserverbrauch weltweit um 20 Prozent reduzieren muss. Das überprüfen wir auch; nächstes Jahr läuft die Frist ab. Mit solchen Kooperationsverträgen lässt sich enorm viel erreichen.
Natürlich ist deswegen nicht alles heilig, was Unternehmen tun – und da kritisieren wir diese auch hart. Aber gerade, weil wir intensive Dialoge mit den Firmen führen und offizielle Sitzungen mit ihnen halten, können wir auch auf direktem Weg Kritik anbringen.
«Ohne die Unternehmen am Tisch gäbe es keine Chance auf Veränderung»
NZZ Online: Der ARD-Film erhebt weitere Vorwürfe: Verhilft der WWF tatsächlich Unternehmen wie Monsanto oder dem Palmölproduzenten Wilmar gentechnisch verändertes Soja oder auf gerodetem Urwaldboden produziertes Palmöl mit dem Label «nachhaltig» zu bezeichnen?
Hans-Peter Fricker: Nein, das ist eine Behauptung, die einen existierenden Mechanismus falsch interpretiert oder sogar wissentlich ausblendet. Beim Sojaanbau – egal ob konventionell oder mit Gentech-Pflanzen – gibt es zwei Möglichkeiten: Wir können entweder zuschauen, nichts tun und sagen, dass dies allein die Sache der lokalen Bevölkerung ist. Wenn wir etwas ändern wollen, dann müssen wir die Politik, die Bevölkerung und die Unternehmen herausfordern. Dafür gibt es sogenannte Roundtables, die nur einem Zweck dienen: Alle Anspruchsgruppen an einen Tisch zu holen, um miteinander Verbesserungsmöglichkeiten auszuarbeiten. Neben den Produzenten sind da eine Vielzahl anderer NGO dabei – auch beim Palmöl-Roundtable. Wir sind also nur eine Stimme unter vielen.
Ohne die Unternehmen am Tisch gäbe es keine Chance auf Veränderung. Dass diese Unternehmen am Tisch sitzen, heisst überhaupt nicht, dass wir alles automatisch gut finden, was sie tun – im Gegenteil. Ginge es allein nach dem WWF, wären die Kriterien deutlich strenger. Wenn der Film also behauptet, der WWF kooperiere mit diesen Firmen und legitimiere damit deren Tun, dann ist das gleich doppelt unwahr. Erstens weil wir nur eine von ganz vielen Stimmen in diesem Prozess sind, und zweitens, weil wir weder mit Monsanto noch mit Wilmar eine direkte Kooperation haben.
NZZ Online: Der WWF bestreitet auf seinen Websites die meisten Vorwürfe der ARD-Dokumentation. Ist an gewissen Vorwürfen dennoch etwas dran?
Hans-Peter Fricker: Der WWF ist nicht perfekt, und auch wir können uns in vielen Bereichen noch verbessern. Deshalb gehen wir den Vorwürfen jetzt natürlich intensiv nach. Wir können aber bereits jetzt sehr viele dieser happigen Vorwürfe widerlegen. Aber es gehört zur Seriosität unserer Organisation, dass wir herauszufinden versuchen, wo allenfalls doch ein Kritikpunkt wahr ist und wo wir also etwas ändern müssen. Wir sind eine lernende Organisation und wollen das auch bleiben. Und: Wir führen bei allen unseren nationalen und internationalen Projekten schon heute ein striktes Monitoring durch.
NZZ Online: Nun hat der WWF eingestanden, Spenden beispielsweise vom kritisierten Saatgutunternehmen Monsanto entgegengenommen zu haben. Viele Spenden kommen aus der Privatwirtschaft. Ist es da nicht sehr schwierig, die Unabhängigkeit aufrechtzuerhalten?
Hans-Peter Fricker: Von 1985 bis 1992 erhielt der WWF USA von Monsanto tatsächlich Spenden von insgesamt 103’000 Dollar. Aber das ist 20 Jahre her! Zudem muss man sehr gut unterscheiden zwischen einer reinen Spende – einem freiwilligen Beitrag einer Privatperson, einer Stiftung, eines Unternehmens – , dem sogenannten Sponsoring und einer ökologischen Kooperation, bei der unter Umständen auch Geld fliesst.
Bei Spenden sind wir frei in der Verwendung der Gelder. Beim Sponsoring wird eine Leistung vereinbart: Ein Konzert oder ein Projekt wird von einem Sponsor mitfinanziert und wir informieren darüber, was wir bei Spenden nicht tun. Schliesslich gibt es die eigentliche ökologische Zusammenarbeit im Rahmen von konkreten Projekten. Da fliesst zum Teil Geld, damit wir unseren Aufwand dafür einigermassen decken können. Solche Kooperationen erfordern sehr viele Mitarbeiter, setzen Fachwissen und ein Monitoring der Entwicklung voraus. Das können wir nicht gratis machen. Aber es ist ganz genau abgemacht, wer welche Leistungen erbringt, und wofür.
NZZ Online: Eine WWF-Vertreterin, die im Film ein wenig unglücklich agiert, sagt, dass es ihr wichtig sei, als Nichtregierungsorganisation nicht nur belächelt zu werden, sondern als kompetenter Gesprächspartner akzeptiert zu werden. Das klingt fast so, als käme die Zusammenarbeit mit den Unternehmen letztlich aus einer Art Minderwertigkeitskomplex zu Stande . . .
Hans-Peter Fricker: Die Dame, die im Film zu Wort kam, arbeitete erst seit wenigen Wochen in einer unteren Charge beim WWF und ist schon deshalb keine repräsentative Sprecherin. Leider hat der Filmemacher das Angebot des WWF Deutschland abgelehnt, mit der wirklich zuständigen Fachperson ein Interview zu führen.
Beim WWF Schweiz haben wir keinen solchen Komplex. Wir gehen mit dem Selbstbewusstsein dessen, der weiss, was er tut, und der von seinem Handwerk etwas versteht, an solche Projekte heran. Unsere Devise lautet «Kooperation kommt vor Konfrontation». Dennoch müssen wir konfrontieren, wenn wir mit der Kooperation nicht weiterkommen. Wir haben keinen falschen Respekt und müssen uns auch nicht einschmeicheln. Oft kritisiert der WWF Schweiz beispielsweise Economiesuisse als Wirtschaftsvertreterin sehr scharf. Da gibt es keine Ängste.
NZZ Online: In einer anderen Szene gibt es WWF-Vertreter aus den USA und Argentinien, die sich im Film sehr positiv zur Gentechnik äusserten, obwohl der WWF diese in seinen internationalen Normen ablehnt. Wie ist so etwas möglich?
Hans-Peter Fricker: Leider halten sich diese Leute nicht an die intern geltenden Regelungen. Der Herr aus Argentinien hat bis 2008 bei der Stiftung Vida Silvestre gearbeitet – einer Partnerorganisation des WWF. Er drückt im Film seine persönliche Meinung aus und spricht nicht für das WWF-Netzwerk. Von Jason Clay in den USA wissen wir, dass er eine andere Meinung vertritt. Er meint, dass es Gentechnik brauche, wenn man das Welternährungsproblem lösen wolle. Wir sind da dezidiert anderer Meinung.
NZZ Online: Wie hat der Schweizer Spender die Gewissheit, dass sein Geld nicht für die Errichtung gentechnisch veränderter Monokulturen oder «nachhaltiger» Palmölplantagen eingesetzt wird, wie der Film suggeriert?
Hans-Peter Fricker: Dafür stehe ich gerade – der WWF Schweiz finanziert sicher nicht Palmölplantagen von multinationalen Unternehmen mit – warum sollten wir? Abgesehen davon gibt es strenge Kontrollen in unserer Organisation: Ich selber werde von drei Seiten kontrolliert. Einerseits habe ich als CEO zwar die Befehlsgewalt beim WWF Schweiz, habe aber Fachleute als Mitarbeiter, die hier ein Gegengewicht bilden, wenn ich auf dem falschen Dampfer sitzen würde. Dann gibt es den Stiftungsrat, dem ich Rechenschaft schuldig bin. Dieser ist Treuhänder der Stiftungsurkunde, des WWF-Gedankens und überwacht die Verwendung der Mittel gegenüber Spendern und Mitgliedern. Schliesslich kommt die internationale Kontrolle hinzu. Hier wird ebenfalls geprüft, was wir mit unseren Geldern gemacht haben und wie erfolgreich die Arbeit war.
«Hilft dieser Film der Welt wirklich?»
NZZ Online: Wie gross war das Medienecho auf die Dokumentation?
Hans-Peter Fricker: Am meisten läuft sicher in den sozialen Medien. Glücklicherweise hatten wir beim WWF Schweiz in den ersten drei Arbeitstagen seit Ausstrahlung der Dokumentation nur etwa 40 Austritte – bei 220’000 Mitgliedern also rund 0,15 Promille. Wir bedauern das natürlich sehr. In Deutschland hingegen waren es deutlich mehr Austritte.
NZZ Online: Die Wirkung der Dokumentation wurde durch die Social-Media-Kanäle noch multipliziert. Hat der WWF die Wirkung von Social Media bisher unterschätzt?
Hans-Peter Fricker: Unterschätzt nicht. Wir wussten einfach nicht, auf welche Kanäle die Leute gehen werden. Beim WWF Schweiz haben wir die Wichtigkeit der Social Media schon länger erkannt und nutzen sie intensiv. Wir haben für Schweizer Verhältnisse eine bereits recht grosse Facebook-Community in allen drei Landessprachen und sind auch auf Twitter aktiv.
NZZ Online: Muss der WWF Massnahmen ergreifen, um künftig bei Krisen schneller auf den Social-Media-Kanäle reagieren zu können?
Hans-Peter Fricker: Haben wir langsam reagiert? Auch wir haben den Film bei seiner Ausstrahlung auf der ARD am letzten Mittwoch zum ersten Mal gesehen. Natürlich kann man alles besser machen, und wir machen uns dazu unsere Gedanken. Die grosse Herausforderung ist die, wie man als ein weltweites Netzwerk mit relativ unabhängigen Länderorganisationen auf eine solche Situation reagiert. Weil der Film auf einem renommierten deutschen Fernsehsender ausgestrahlt wurde, steht jetzt vor allem der WWF Deutschland im Zentrum der Kritik. Auswirkungen davon spüren wir aber auch bei uns und in Österreich. Die Herausforderung bei der Krisenkommunikation ist es, erstens immer bei der Wahrheit zu bleiben und zweitens dafür zu sorgen, dass nicht jede Länderorganisation anders argumentiert. Daraus ergeben sich auch Herausforderungen für die interne Kommunikation. Da werden wir sicher noch einiges zu verbessern haben.
NZZ Online: Es wurde geschrieben, dass der Dokfilm und die Reaktion des WWF auf die Social-Media-Welle ein PR-Desaster darstellt?
Hans-Peter Fricker: Desaster würde ich es nicht nennen. Wir konnten unsere Argumente durchaus transportieren. Was ich persönlich feststelle: Die Leute waren sehr unterschiedlich stark bereit, uns zuzuhören und unsere Sichtweise auch zur Kenntnis nehmen. Was ich mich allerdings gefragt habe: Was sind die Motive des Filmemachers, den WWF so negativ darzustellen? Hilft das der Welt wirklich? Ist das ein Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit? Aber das ist eine Frage, die Sie dem Autor stellen müssen.
NZZ Online: Sie arbeiteten bei Radio DRS – einem öffentlich-rechtlichen Medium. Wie beurteilen Sie, dass mit der ARD eine öffentlich-rechtliche Station diesen sehr zugespitzten, ziemlich einseitigen Dokumentarfilm ausstrahlt?
Hans-Peter Fricker: Wäre mir diese Sendung als Programmleiter vorgelegt worden, dann hätte ich sie sicher nicht durchgewinkt, sondern hätte mehr Ausgewogenheit verlangt.
NZZ Online: Der Film suggeriert, dass die internationale WWF-Zentrale in Genf zu den Vorwürfen nicht Stellung nehmen wollte. Stimmt das?
Hans-Peter Fricker: Das WWF-Netzwerk wollte tatsächlich nicht, dass Jason Clay seine abweichende Meinung zu Gentech nochmals ausbreiten konnte, denn das ist nicht die WWF-Position. Wie bereits gesagt: der WWF Deutschland hat mehrmals versucht, mit Herrn Huismann ins Gespräch zu kommen. Doch dieser lehnte ab.
«Man kann die Leute nicht zur Nachhaltigkeit zwingen»
NZZ Online: Wurden von Seiten des WWF rechtliche Schritte geprüft?
Hans-Peter Fricker: Geprüft auf jeden Fall, denn wenn so tendenziös berichtet wird, dann haben wir ein Schutzinteresse, weil wir auf Glaubwürdigkeit angewiesen sind. Wir sind auf das Vertrauen der Bevölkerung angewiesen – denn mit deren Spenden finanzieren wir unsere Projekte.
Bisher haben wir gegenüber den Autoren des Films nur auf den Programmvorschau-Text reagiert, den die ARD auf der Website publiziert hatte. Dort stand beispielsweise, das Filmteam habe in Borneo keine Orang-Utan-Projekte gefunden – dabei tun wir nachweislich sehr viel für das Überleben dieser Gattung, gerade auf Borneo. Die unwahren Stellen wurden denn auch schnell gelöscht.
NZZ Online: Der WWF versucht den Vorwürfen mit einem Faktenblatt [2] auf den Websites zu begegnen. Wieso ist dieses so gut versteckt? Haben Sie Angst, dass noch mehr Spender und Mitglieder von den Vorwürfen erfahren?
Hans-Peter Fricker: Natürlich muss man sich überlegen, wie weit wir diese Vorwürfe aktiv thematisieren. Wer macht schon gern Werbung für einen suggestiven Beitrag, der uns in einer Art und Weise kritisiert, die wir nicht verdient haben?
Was wir künftig sicher aktiver tun müssen: Jene Themenbereiche kommunizieren, von denen wir wissen, dass sie oft zu Missverständnissen führen – wie beispielsweise die Unternehmenspartnerschaften oder die Roundtables. Wir müssen künftig sicher besser erklären, wieso wir Partnerschaften eingehen, denn in vielen Köpfen steckt noch immer das Bild, dass der private Sektor und die Nichtregierungsorganisationen in unterschiedlichen Welten zu Hause sind und immer in einem Spannungsfeld stehen. Ich bin sicher: Es ist eine Frage der Zeit, bis die Leute vermehrt einsehen, dass es ein Gewinn ist, wenn man die Kräfte zusammenlegt.
Wir sehen dies auch in unserer Politikarbeit. Dort kommt immer wieder das Argument: «Bitte keine neuen Gesetze. Fördert die Nachhaltigkeit, wenn schon, zusammen mit den Unternehmen.» Ich selber bin überzeugt: Man kann die Leute nicht zur Nachhaltigkeit zwingen, sondern wir müssen sie dafür gewinnen.
Dokumentarfilmer Wilfried Huismann im Originalton
«Der Pakt mit dem Panda»: Zur Sendung
http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=7495082
50 Jahre WWF: Umweltschutz auch als Business
http://www.nzz.ch/nachrichten/zuerich/stadt_und_region/_1.10302753.html
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Pakt_mit_dem_Panda
[2] http://www.wwf.de/themen/huismann-kritik-pakt-mit-dem-panda-faktencheck/der-pakt-mit-dem-panda-im-faktencheck/
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WWF-Dok-Film
«Der WWF kann gerne vor Gericht gehen»
Im neuen Dokumentarfilm «Der Pakt mit dem Panda» wird der WWF massiv kritisiert. Der WWF schreibt von «unbegründeten, ungeheuerlichen Anschuldigungen». Der Dokumentarfilmer Wilfried Huismann nimmt Stellung.
Der WWF steht derzeit massiv in der Kritik. Grund dafür ist der neue Dokumentarfilm «Der Pakt mit dem Panda», der in der ARD ausgestrahlt wurde und auch auf anderen Sendern gezeigt werden soll. Der Filmemacher Wilfried Huismann suggeriert im Film unter anderem, der WWF sei für die Gentechnik und unterstütze die Abholzung von Urwäldern für die Soja- und Palmölproduktion. Zudem agiere er als grünes Feigenblatt für die Industrie und nehme von Grossunternehmen wie Monsanto Geld an. Der WWF Deutschland schaltete auf seiner Internetseite kurz nach Ausstrahlung des Films eine umfangreiche Stellungnahme auf, in welcher er sämtliche Vorwürfe zu widerlegen versucht und von «ungeheuerlichen Anschuldigungen» spricht.
BeobachterNatur: Herr Huismann, Ihr Film über den WWF hat viel Staub aufgewirbelt. Viele Leute wollen dem WWF kein Geld mehr spenden. War das Ihre Absicht?
Wilfried Huismann: Nein, mein Interesse war es nicht, den WWF zu schwächen. Aber ich wollte den Menschen die Augen öffnen, damit in der Öffentlichkeit eine offene, aber faire Diskussion über die zahlreichen Partnerschaften des WWF mit der Industrie geführt wird. Damit hoffe ich, dass dies beim WWF zu einer Veränderung der Politik führt.
BeobachterNatur: Der WWF ist aber fest überzeugt, dass er nur mit Industriepartnerschaften Verbesserungen für die Umwelt erreichen kann.
Huismann: Ich bezweifle, dass Partnerschaften mit grossen Unternehmen möglich sind, ohne dass man dabei die eigenen Ziele aufgibt. Der WWF ist viel zu schwach, um bei einem Riesen wie Monsanto etwas zu erreichen. Das ist, wie wenn der Schwanz sagen würde, er wedle mit dem Hund.
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Kommentar von Josef Feilmeier zum folgenden Artikel:
Von: Josef Feilmeier
Gesendet: Sonntag, 03. Juli 2011 10:08
Betreff: AW: USA 2011: Gentechnik-Anteil bei Mais, Soja und Baumwolle weiter bei 90 Prozent
„Falschmeldung: Die Farmer in den USA setzen nicht auf Gentechnik, sondern können anders nicht mehr ansäen, weil es entweder kein natürliches Saatgut mehr gibt oder weil die Böden bereits kontaminiert sind und damit wäre auch die natürliche Saat durch den horizontalen Gentransfer wieder genverändert. Ebenso wäre es unmöglich, dass ein Landwirt zwischen anderen natürlich ansät. Wenn ich aber den historischen Widerstand in den USA gegen die Gentechnik betrachte, wird sich das bald ändern.“
http://www.transgen.de/aktuell/1627.doku.html
USA 2011: Gentechnik-Anteil bei Mais, Soja und Baumwolle weiter bei 90 Prozent
Abbildungen siehe Originalartikel (Link)
(02.07.2011) Auch 2011 setzen die Landwirte in den USA unvermindert auf gentechnisch veränderte Pflanzen. Bei Mais, Soja, Baumwolle und Zuckerrüben liegt der Gentechnik-Anteil zwischen 88 und 94 Prozent. Insgesamt wurde in diesem Frühjahr auf einer Fläche von 67 Millionen Hektar gentechnisch verändertes Saatgut ausgebracht. Das geht aus der aktuellen Agrarstatistik der amerikanischen Landwirtschaftsbehörde USDA hervor.
Fläche in Mio. Hektar
Anteil in %
Gv-Soja
28,5
94
Gv-Mais
32,8
88
Gv-Baum-wolle
4,95
90
Gv-Zucker-rübe
0,45
95
USA: Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen 2011
Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen in den USA: 1996-2011
(jeweils in Prozent der Gesamtanbaufläche einer Kulturart): Soja (oben)
Mais (oben)
Baumwolle (oben)
Die Zahlen für Soja, Mais und Baumwolle stammen aus der offiziellen Agrarstatistik der US-Landwirtschaftsbehörde USDA. Sie werden vom National Agricultural Statistics Service (NASS) erstellt und basieren auf Auswertungen von Saatgutverkäufen und repräsentativen Befragungen von Landwirten.
Der Report mit den aktuellen Anbauzahlen der laufenden Vegetationsperiode erscheint jährlich Ende Juni. Darin sind auch die Flächen für gentechnisch veränderte Soja-, Mais- und Baumwollsorten ausgewiesen.
Bei Soja sind gv-Sorten zum Standard geworden. Ihr Anteil ist gegenüber dem Vorjahr leicht auf nunmehr 94 Prozent gestiegen, die Flächen gingen wie auch der gesamte Sojaanbau in den USA leicht zurück und liegen 2011 bei 28,5 Millionen Hektar. Weiterhin werden ausschließlich Sojabohnen mit einer gentechnisch vermittelten Herbizidresistenz angebaut.
Bei Mais hat der Anteil der gv-Pflanzen noch einmal um zwei Prozent auf 88 Prozent zugelegt. Vor allem wegen der verstärkten Verwendung für die Bioenergiegewinnung ist der Maisanbau gegenüber dem Vorjahr landesweit um fünf Prozent angewachsen. Entsprechend sind die gv-Mais-Flächen auf 32,8 Millionen Hektar gestiegen.
Mehr als die Hälfte der im Frühjahr 2011 ausgebrachten gv-Maissorten verfügt über mehrere Insekten- und Herbizidresistenzen (stacked genes). Im Handel sind verschiedene Sorten, die zwei oder mehr Varianten des Bt‑Proteins bilden, die gegen Schädlinge wie den Maiszünsler (European Corn borer) oder den Maiswurzelbohrer (Corn root worm) gerichtet sind. Zusätzlich sind die Maispflanzen resistent gegen verschieden Herbizide.
Bei Baumwolle ist der Anteil gv-Sorten von 93 auf 90 Prozent zurück gegangen. Dennoch vergrößerten sich die Flächen mit gv-Baumwolle auf knapp fünf Millionen Hektar, da der Anbau von Baumwolle in den USA 2011 gegenüber dem Vorjahr um ein 25 Prozent zugenommen hat. Zwei Drittel des verkauften Saatguts hat kombinierte Insekten- und Herbizidresistenzen.
Nicht in der offiziellen Agrarstatistik der US-Landwirtschaftsbehörde ausgewiesen sind Anbauflächen für gv-Sorten bei anderen Kulturarten.
In den Zuckerrübenregionen der USA haben die Farmer auch 2011 gv-Sorten auf einer Fläche von etwa 450.000 Hektar (Anteil 95 Prozent) ausgesät. Im Winter hatte ein Gericht die Anbau-Zulassung von gv-Zuckerrüben wegen einer unzureichenden Umweltverträglichkeitsprüfung für unzulässig erklärt. Kurz vor der Aussaat im Frühjahr gab die nächst höhere Instanz den Anbau jedoch wieder frei, wenn auch unter Auflagen.
400.000 Hektar – oder 80 Prozent der nationalen Erzeugung – werden in den USA mit gv-Raps bewirtschaftet. Auf kleineren Flächen, aber regional mit hohen Anteilen, werden gv-Squash (gelbe Zucchini, 2000 Hektar) und auf Hawaii gv-Papaya (400 Hektar) angebaut, beide mit Resistenzen gegen durch Viren ausgelöste Pflanzenkrankheiten.
US-Farmer sind von gv-Sorten weiterhin überzeugt
Bei Mais, Sojabohnen und Baumwolle werden gv-Sorten inzwischen flächendeckend angebaut. Auch fünfzehn Jahre nachdem die ersten in den Handel kamen, sind die Farmer in den USA von ihren Vorteilen offenbar weiter überzeugt. Gv-Sorten mit Herbizid- oder Insektenresistenz sind in diesen Kulturarten landesweit zum Standard geworden.
Zwar haben sich in einigen Regionen inzwischen verschiedene Unkräuter verbreitet, die gegen den überwiegend ausgebrachten Herbizidwirkstoff Glyphosat (Roundup) resistent geworden sind. Das hat jedoch nicht zu einem Wechsel zu konventionellen Sorten und herkömmlicher Unkrautbekämpfung geführt. Inzwischen sind weitere gv-Sorten auf dem Markt, die über Toleranzen gegen anderen Herbizide verfügen, mit denen diese Unkräuter weiterhin kontrolliert werden können.
Dagegen ist das bei Mais und Baumwolle für eine pflanzeneigene Resistenz gegen Fraßinsekten genutzte Bt-Konzept weiterhin ohne Einschränkungen wirksam. Wie eine aktuelle Studie amerikanischer Ökologen bestätigt, sind in Nordamerika bisher im Feld keine Schädlinge gefunden worden, die eine Resistenz gegen das in verschiedenen Varianten genutzte Bt-Protein entwickelt haben.
Dass das Konzept weder von Baumwoll-, noch von Maisschädlingen durchbrochen wurde, führen die Wissenschaftler auf das wirksame, von den Behörden überwachte Resistenzmanagement zurück. In den USA müssen die Landwirte auf ihren Feldern einen bestimmten Anteil Refugienflächen mit konventionellen Sorten anlegen, auf denen nicht-resistente Schädlingspopulationen überdauern können. Zusätzlich wird in den insektenresistenten Sorten die Menge des gebildeten Bt-Protein so dosiert, dass es auch gegen „schwach resistente“ Schädlinge wirkt und somit deren Ausbreitung verhindert.
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CONAMAQ protestiert gegen Zulassung des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen
Samstag, den 02. Juli 2011
(Lima, 23. Juni 2011, noticias aliadas/poonal).- Der indigene Nationale Rat der Ayllus und Markas von Qollasuyo CONAMAQ (Consejo Nacional de Ayllus y Markas del Qollasuyo) hat das am vergangenen 18. Juni verabschiedete Gesetz für eine Reformierung der Landwirtschaft in Bolivien scharf verurteilt. Das “Gesetz zur produktiven, landwirtschaftlichen und gemeinschaftlichen Revolution” soll die Ernährungssicherheit gewähren und entsprechende technische und finanzielle Maßnahmen und Veränderungen in der Produktion und im Handel von land- und forstwirtschaftlichen Produkten einführen.
CONAMAQ fordert Streichung von Gesetzespassagen
Der Verband CONAMQ fordert von Präsident Morales die Streichung zweier Gesetzespassagen, die den Schutz natürlicher genetischer Ressourcen betreffen. Nach Ansicht des Verbandes verletzen die Absätze „das Recht auf Leben der Menschheit und der Mutter Erde (Pachamama)“, so der Verband in einer Erklärung.
In Artikel 15 der Novelle heißt es „Es werden weder landwirtschaftliche Technologie-Pakte im Land eingeführt, welche gentechnisch verändertes Saatgut jener Arten betreffen, deren Ursprungsland Bolivien ist oder wo Bolivien im Zentrum der Biodiversität steht, noch jene Arten, die das genetische Erbe, die Artenvielfalt, die Gesundheit des Lebensraums und der Menschheit angreifen würden“. In Artikel 19 wird präzisiert, dass „Grundlagen zur Kontrolle der Produktion, des Imports und des Handels mit gentechnisch veränderten Produkten geschaffen werden.“ Von einem Verbot der Einfuhr nicht konventioneller Samen von beispielsweise Soja, Reis oder Sorga ist in keinem Passus des Gesetzes die Rede, kritisiert die Vereinigung.
Regierung weist Kritik zurück
Isaac Ávalos, Vorsitzender der Fraktion der regierenden Partei Bewegung zum Sozialismus MAS (Movimiento Al Socialismo), verteidigte das Gesetz hingegen als ein „historisches Gesetz“, das Kleinbauern und -bäuerinnen, Indigene sowie ProduzentInnen mit kleinen wie mit großen Unternehmen unterstütze. Laut Ávalos verschaffe das Gesetz ihnen “Vorrang, Saatgut, Einkünfte, Kredite, Maschinen; das heißt: Die Chance weiterhin zu produzieren”.
Bezüglich der Gentechnik erklärte Ávalos, dieses Thema sei Gegenstand einer Untersuchung und festzulegender Regelungen, ministerieller Beschlüsse oder gegebenenfalls auch schnell zu erlassender Regierungsdekrete.
Proteste vor internationalen Gremien
CONAMAQ kritisiert hingegen, dass die neue Regelung auf multinationale Konzerne zugeschnitten sei, die im Bereich der gentechnisch veränderten Organismen und Düngemittel agieren. Der Verband kündigte an, das Thema vor internationalen Gremien zu bringen.
In Bolivien wird seit mehr als zehn Jahren gentechnisch veränderte Soja angebaut. Schätzungen gehen davon aus, dass mittlerweile mehr als 75 Prozent der im Land angebauten Soja gentechnisch verändert ist.