Menschenrechtsverletzungen durch Agro-Gentechnik erneut beim UN-Menschenrechtsausschuss
Klage gegen die Bundesrepublik Deutschland eingereicht
Christiane Lüst von der Aktion GEN-Klage hat nun gegen das sechste Land Klage wegen Menschenrechtsverletzungen durch Nutzung der Agro-Gentechnik vor dem Menschenrechtsausschuss der Vereinten Nationen eingereicht – diesmal gegen Deutschland – und war am letzten Montag gemeinsam mit Mitgliedern des von ihr gegründeten internationalen Netzwerkes „Aktion GEN-Klage“ zur persönlichen Anhörung vor dem Ausschuss in Genf (s. Fotos im Anhang – vor dem Palais Wilson, dem Sitz des UN-Menschenrechts- Ausschusses in Genf – gemeinsam mit Ute und Andreas Strauß aus Rostock – Sagerheide, Direktanlieger am größten Genforschungsfeld in Deutschland ).
Alle 5 Jahre müssen die Regierungen, die – so wie Deutschland – den Menschenrechtspakt ratifiziert haben, vor dem Ausschuss berichten über die Situation der Menschenrechte in ihrem Land – und NGOs können Berichte einreichen über die Menschenrechtsverletzungen, die – meist von den Regierungen nicht erwähnt – in den einzelnen Ländern tatsächlich stattfinden. Nach 3 Wochen Klausur und Diskussion mit NGOs und Regierungsvertretern erlässt der Ausschuss Auflagen an die Regierungen, die diese in den nächsten 5 Jahren umsetzen müssen.
Geklagt hat Christiane Lüst in den vergangenen Jahren bereits gegen die Folgen der Agro-Gentechnik in Österreich, Kanada, Indien, Brasilien und Kolumbien vor dem UN-Menschenrechtsausschuss. Mit Erfolg: „Der UN-Ausschuss hat daraufhin gegen Indien erstmals die Einführung der Gentechnik in der Landwirtschaft als Menschenrechtsverletzung gerügt und eine Regierung aufgefordert, den Zugang der Bauern zum alten wieder verwendbaren Saatgut zu schützen und die Abhängigkeit von Konzernen zu beseitigen – sowie vorletztes Jahr gegen Brasilien durch einen Stop der Abholzung der Urwälder – meist für Anbauflächen von Gensoja – weitere Zerstörung der Lebensgrundlagen von indigenen Völkern und Kleinbauern, Landkonzentration, Sklavenarbeit, Landflucht und Zunahme der Armut zu verhindern“, so Lüst. Mehr… >
Parallelbericht_Deutschland_deutsche_Endfassung PDF
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http://dlz.agrarheute.com/gvo-mais
Achtung: GVO-Mais ist wieder im Umlauf
Bereits Mitte Juni 2010 mussten Ackerbauern auf bundesweit 2000 ha ihren Mais umbrechen. Schuld war GVO-verunreinigtes Saatgut.
In Nordrhein-Westfalen haben die Untersuchungsämter gentechnisch verändertes Mais-Saatgut gefunden. In vier von 16 Proben des importierten, konventionellen Saatgutes wurden Spuren von gentechnisch verändertem Mais festgestellt, unter anderem fand sich in drei der vier Partien MON 810.
Die Lieferungen wurden gesperrt und dürfen nicht mit dem Ziel des Anbaus verkauft und auf die Felder ausgebracht werden. Der Anbau von gentechnisch verändertem Mais ist in Deutschland verboten. Deswegen wurden die Untersuchungen so terminiert, dass genügend Zeit blieb, damit Landwirtinnen und Landwirte nicht unbewusst gentechnisch verändertes Saatgut ausbringen.
Das Mais-Saatgut mit den Gentechnik-Spuren stammt aus Argentinien, Ungarn, Frankreich, Kanada, Chile und Österreich. Betroffen sind laut NRW die Sorten Delitop, Nerissa, PR34 B3 9-I276 und Saludo. Die mittlere Konzentration der Verunreinigungen liegen bei den vier Partien bei etwa 0,02 Prozent. Die Gentechniküberwachungsbehörden überwachen gemeinsam mit der Staatlichen Saatgutkontrolle die Warenströme, den Verbleib und die weitere Verwendung des Saatgutes. Der Landtag des Landes Nordrhein-Westfalen ist über die Funde informiert worden, teilt Umweltminister Remmel mit.
dlz-Kommentar: Garantien geben lassen!
Wie der Fall in Nordrhein-Westfalen zeigt, ist leider wieder GVO-verunreinigtes Saatgut unterwegs. Ich weiß derzeit nicht, ob dies ein Einzelfall ist oder auch andere Bundesländer davon betroffen sind.
Allerdings kann ich Landwirten nur raten, sich vom Saatgut-Lieferanten eine Bestätigung geben zu lassen, dass das gelieferte Mais-Saatgut GVO-frei ist. Das sichert ihnen nicht nur mögliche Rechtsansprüche, falls doch fehlerhafte Ware in Umlauf und auf den Acker kommt. Sie sparen sich damit auch einigen Ärger. Denn wer GVO-freies Saatgut hat, dem drohen auch keine Feldumbrüche, wie im vergangenen Jahr.
Wer keine Garatieerklärungen abgeben kann oder will, den sollten Sie als Lieferant Ihres Maissaatgutes ausschließen.
dlz agrarmagazin, jo
GREENPEACE Verzeichnis_Maissaatgutverunreinigung_final_3.5.2011 PDF
Meldungen zur Mais-Kontamination: http://dlz.agrarheute.com/gvo-mais
http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/0,1518,760390,00.html
http://www.keine-gentechnik.de/news-gentechnik/news/de/23703.html
04.05.2011 | permalink
Sieben Prozent der Mais-Proben mit Gentechnik verunreinigt
Dieses Jahr sind in sieben Prozent der 417 Mais-Saatgut-Proben in elf Bundesländern Spuren von Gentechnik gefunden worden. Die Verunreinigungen stiegen in den letzten Jahren an. Laut einer Presseerklärung von Greenpeace und Bioland waren vor drei Jahren nur 2.1 Prozent der Proben mit gentechnisch veränderten Organismen vermischt. Der Mais kann durch Insekten, Pollen oder durch Lagerung und Transport der Ernte verunreinigt werden. Letztes Jahr wurde ein Saatgut-Skandal ausgelöst, weil Behörden die Ergebnisse der Tests nicht rechtzeitig bekannt gaben. Mehrere Landwirte hatte die mit Gentechnik verunreinigte Saat bereits ausgebracht und mussten ihre Pflanzen dann umbrechen. Da die Behörden dieses Jahr die Tests rechtzeitig durchgeführt haben, konnte das Saatgut vor der Aussaat zurückgerufen werden. In Bayern wurden am meisten Verunreinigungen gefunden (7,9%). Greenpeace und Bioland fordern die Beibehaltung der strengen Null-Toleranz für das Saatgut. Die regelmäßige Verschmutzung sei nicht akzeptabel. Im März sprach sich der Bundesrat in einer Abstimmung mehrheitlich gegen die Aufweichung der Saatgutreinheit aus, nachdem es bundesweite Proteste gegeben hatte.
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Genmanipulierte Pflanzen führen zu „Giftcocktails“ in Nahrungsmitteln
Mittwoch, 04. Mai 2011
Das Instituts Testbiotech warnt in einem Bericht davor, dass die verstärkte Nutzung gentechnisch veränderter Pflanzen zur Folge hat, dass Rückstände von Herbiziden, Insektengiften und giftigen Beistoffen in gesundheitsschädigenden Konzentrationen in Nahrungsmitteln enthalten sein können. Herbizide, Insektengifte und Beistoffe seien ein fester Bestandteil der Nahrungskette geworden und führten demnach zu einer nicht einzugrenzenden Gefährdung von Mensch und Umwelt, heißt es im Fazit. Die Autoren des Berichts kritisieren unter anderem, dass es bisher keine ausreichenden Untersuchungen darüber gibt, wie stark pflanzliche und tierische Produkte mit Rückständen des weltweit am häufigsten eingesetzten Herbizids „Roundup“ und seinen Beistoffen belastet sind. Auf Basis ihrer Ergebnisse schlagen sie einen Maßnahmenkatalog für herbizidtolerante und insektengiftproduzierende Pflanzen vor, darunter eine bessere Verzahnung der Risikobewertung von Pflanzen und Pestidien, mehr Informationen für Verbraucher, Landwirte und Futtermittelhersteller sowie die Neubwertung zugelassender insektengiftproduzierender Pflanzen. [am]