Traum und Albtraum Gentechnik

http://www.osthessen-news.de/beitrag_G.php?id=1192992

„Heißes Eisen!“ Traum und Albtraum Gentechnik – US-Farmer schildert Lage

28.01.11 – BIMBACH – Ein „heißes Eisen“ hat die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL e. V.) angepackt und geht damit deutschlandweit auf Informationsverbreitung: Agro-Gentechnik in den USA – ist sie ein Fluch oder ein Segen? Keinen Zweifel ließen die Redner bei der abendlichen Veranstaltung in Bimbach an der drohenden Gefahr nicht nur für Landwirte. Und sie fanden ein gebannt lauschendes Publikum, der Saal war überfüllt, Junge, Alte, Frauen und Männer hörten gespannt zu, als ein US-Farmer und ein Mitarbeiter des US-amerikanischen Zentrums für Nahrungsmittelsicherheit über die Erfahrungen mit genmanipulierten Pflanzen in ihrem Land berichteten. „Wie kann man den Wahnsinn stoppen, was können wir tun?“ war die Frage, mit der die Besucher den Saal verließen. Die Redaktion von osthessen-news hat sich mit dem Farmer und dem Wissenschaftler aus den USA über die Situation in ihrem Land unterhalten und veröffentlicht im Laufe des Freitag ein Video-Interview. Oswald Henkel, ein Landwirt aus der Rhön und örtlicher Vertreter der AbL, begrüßte die vielen Interessierten und stellte die Referenten vor. Dr. Hubert Beier vom Verein Natur- und Lebensraum Rhön und vom Kreisbauernverband Fulda-Hünfeld informierte über die Situation im Landkreis Fulda: Schon in 2002-2003 habe es Diskussionen um die Gentechnik gegeben. In 2004 wurden Landwirte aus dem Biosphärenreservat Rhön aufgefordert, sich schriftlich für drei Jahre zu verpflichten, keine gentechnisch veränderten Pflanzen anzubauen. Dazu hätten sich in Teilen der drei Landkreise fast 50 % bereit erklärt. In 2007 wurde die Aktion wiederholt. Von 1500 angeschriebenen Landwirten unterschrieben 526, was 38 % der Fläche und 32 % aller Landwirte entsprach. In 2010 wurde das Thema aktualisiert, eine Umfrage endet am 31. Januar. Im Zwischenergebnis ist man gerade bei 54,2 % in der Fläche und 48,9 % aller Betriebe, die Gentechnik ablehnen. Über den Vogelsbergkreis berichtete Oswald Henkel, 13 000 Hektar Ackerland gelten hier als gentechnikfrei. Er appellierte an die Zuhörer, auf das grüne Logo für gentechnikfreie Lebensmittel zu achten. In Zeiten der Gleichmacherei kaufe ein Händler, wo er die Ware am billigsten erwerben könne. Im System der grauen Massenware gebe es immer Leute, die noch billigere Produkte anböten. „Verbraucher wollen keine Gentechnik“ Annemarie Volling arbeitet in der Koordination der Gentechnikfreien Regionen in Deutschland für die AbL. Sie begleitet die zwei US-Amerikaner zehn Tage quer durch Deutschland. Sie erläuterte, dass die AbL sich für eine gentechnikfreie Landwirtschaft einsetzt. Dabei machte sie deutlich, dass es in der Landwirtschaft keinen Schutz vor Verunreinigungen beim Anbau gebe. Die AbL plädiere dafür, dass die Verursacher für die Kosten der Schäden aufkommen, und setze sich für eine weltweit ökologische Landwirtschaft und faire Preise ein. Mit Informationen aus erster Hand sollten sich die Zuhörer selbst ein Bild machen in Zeiten, in denen wichtige Entscheidungen anstehen über Neuzulassungsprozesse auf europäischer Ebene und die Diskussion um Saatgutschwellenwerte. Annemarie Volling richtete den Blick auf den Markt: „60 bis 80 % der Verbraucher wollen keine Gentechnik“, teilte sie mit. „Über 90 % der Welt-Ackerflächen sind noch gentechnikfrei, da haben wir eine Menge zu verteidigen!“ Heute gebe es 203 gentechnikfreie Regionen in Deutschland, über die Hälfte der Betriebe in diesen Regionen bestätigten: „Wir füttern auch gentechnikfrei“. Auch Kommunen, Landeskirchen und Firmen sprächen sich gegen Gentechnik aus, was die Nachfrage nach gentechnikfreien Lebensmitteln erhöhe. Monsanto und das Unkraut Der US-Farmer Troy Roush baut in Indiana Mais, Soja und Weizen an. Er erzählte, wie seine Familie vor zehn Jahren vom Chemiekonzert Monsanto beschuldigt wurde, Saatgut unerlaubt aufzubewahren. Die Anwaltskosten bei Prozessführung hätten zu 1,5 Millionen Dollar führen können, deshalb habe man sich außergerichtlich geeinigt. Mit den mittlerweile weltbekannten Dokumentationen über die Vorgehensweise des Monsanto-Konzern (z. B.: Die Welt, wie sie Monsanto sieht) begannen die Menschen auch in den USA, darüber nachzudenken, wie ihre Lebensmittel produziert würden. Die Landwirte in Nordamerika kennen, so Roush, vor allem ein großes Thema: Unkräuter, die gegen Herbizide resistent sind. Das Problem wurde vor acht Jahren erkannt, nach Einsatz von so genannten „Roundup-Saatgut“, das, gentechnisch verändert, mehr Erträge und weniger Pestizide versprach. „In den Jahren haben die Farmer vergessen, wie man Unkraut konventionell bekämpft und gentechnikfreies Saatgut ist nur noch schwer erhältlich“, nannte Roush zwei Ursachen für die negativen Entwicklungen in der US-Landwirtschaft. Als Lösung gegen die Unkräuter biete Monsanto einen krebserregenden Wirkstoff an: Dicamba. Roush erzählte von der verheerenden Wirkung des Mittels und fragte, wie gefährlich ein Konzern einzuschätzen sei, der so einen Wirkstoff mit so giftigen Eigenschaften entwickle. „Haben diese Menschen dort andere Gedanken als den des schnellen Profits?“ Teures Saatgut Bill Freese, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Zentrum für Nahrungsmittelsicherheit in Washington D.C., erläuterte die Forschung seines Instituts an genmanipulierten Pflanzen, die wirklich angebaut wurden und werden, anders als die Erfindung der Werbewelt für die Gen-Industrie, den „Goldenen Reis“, den es nie gab und wohl auch nie geben werde. Freese informierte, dass man nur in wenigen Ländern genmanipulierte Pflanzen finde: hauptsächlich in Nord-Amerika. Aber auch in seinem Land lehnen viele Weitervermarkter und Bauernverbände die genmanipulierten Pflanzen ab. Für die Genmanipulation bei Pflanzen sollten eigentlich zwei Eigenschaften sprechen: sie sollen resistent gegen Unkraut und Insekten sein. Anhand von verschiedenen Beispielen zeigte Freese auf, dass die manipulierten Pflanzen geringere Erträge und Probleme durch Verunreinigungen brächten. Zudem sei das genmanipulierte Saatgut teurer als konventionelles, das es aber kaum noch zu kaufen gebe. Der Monsanto-Konzern beschäftige eine ganze Abteilung, die US-Farmer mit übelsten Methoden bespitzele und verklage, wenn sie eigenes Saatgut verwendeten. Und durch die Terminator-Technologie bringe man die Landwirte dazu, kein eigenes Saaltgut nachzubauen, weil die gentechnisch veränderten Pflanzen steril würden. Der Saaten-Nachbau sei aber ein traditionelles Recht des Bauern, so Freese. Nur im geringen Maß gebe es Saatenzuchten von öffentlichen Stellen und Universitäten. Oswald Henkel fügte hinzu, dass bereits vier Millionen Hektar Ackerflöäche mit resistenten Unkräutern verseucht seien, die Fläche werde in den nächsten Jahren auf 12 Millionen Hektar anwachsen, das sei die Nutzfläche etwa von ganz Deutschland. Viele Fragen Zahlreiche Besucher nutzten die Möglichkeit, Fragen an die Veranstalter und an die US-Gäste zu stellen. Trotz des heiklen Themas und des vollen Saales blieben die Zuhörer konzentriert und sachlich. Der Hut, in dem für die Finanzierung der Veranstaltung gesammelt wurde und der durch die Tischreihen wanderte, füllte sich zusehends. Ein vieldiskutiertes Thema war das Patent auf Saatgut, was von vielen Rednern als Einschränkung des traditionellen Rechtes des Landwirtes gesehen wurde. Angesprochen wurde in diesem Zusammenhang die Nachbau-Abgabe, die in Deutschland abzugeben ist. Hier plädierte Annemarie Volling als Modell für die Einrichtung eines öffentlichen Saatgut-Fonds, in der die Gesellschafter mitreden können, wohin die Saatgut-Züchtungen gehen sollen. Oswald Henkel forderte in diesem Zusammenhang die Zuhörer auf, bei den bevorstehenden Wahlen die Politiker daran zu erinnern, den Anbau genmanipulierter Pflanzen in Deutschland zu verhindern. Für die direkte, regionale Vermarktung von Produkten sprach sich eine Besucherin aus, um aus „dem Massenkram“ herauszukommen. Sie dankte den Bauern für ihre Produktion und sah im Monsanto-Konzern mit seiner enormen finanziellen Potenz eine große Gefahr. „Wo sind in Amerika die kritischen Bürger?“ fragte ein Gast. Dazu antwortete Bill Freese, die amerikanische Regierung habe sich vor 20 Jahren entschieden, dass Biotechnologie die Zukunftstechnologie des 21. Jahrhunderts sei. Die Politiker glaubten damals, das Richtige zu tun. Eine kritische Stimme sei seine Organisation. Man habe in 2008 einen Prozess gewonnen und die Zulassung von genmanipulierten Zuckerrüben und Luzerne gestoppt. Diese Arbeit werde fortgesetzt. Zu dem Thema teilte ein Zuhörer mit, in Nordheim würden genmanipulierte Zuckerrüben angebaut. „Wenn sich die über Wildpflanzen auskreuzen, dann „gute Nacht““. Kritisch hinterfragt wurden die Einstellungen des Deutschen Bauernverbandes und der Politiker zur Gentechnik, von denen sich die konventionellen und Ökobauern nicht unterstützt fühlen. Ein Teilnehmer fasste zusammen: er nehme Angst mit für die nächste Zeit, aber auch Hoffnung. Denn: eine Firma wie Monsanto könne in 25 Jahren nicht die Evolution durcheinander wirbeln. Er baue auf die Resistenz der Natur. Dr. Peter Hamel sagte abschließend „Wir wissen am Jahresende nicht, wie sich die Preise entwickeln. Aber wir haben gute Ansätze. Machen Sie alle mit – verlangen Sie gentechnik-freie Lebensmittel und gentechnikfreie Saaten.“ (Renate Reus) +++



http://www.transgen.de/aktuell/1264.doku.html

USA: Anbau von Gentechnik-Alfalfa ohne Auflagen erlaubt

(28.01.2011) Die US-amerikanische Landwirtschaftsbehörde hat den Anbau gentechnisch veränderter Alfalfa (Luzerne) ohne Auflagen freigegeben. Diese Entscheidung kam überraschend, da Landwirtschaftsminister Tom Vilsack sich vor kurzem für Maßnahmen zur Sicherung der Koexistenz ausgesprochen hatte.

Nach der vollständigen Deregulierung durch die USDA können Farmer von nun an gv-Alfalfa wieder ohne Auflagen und ohne behördliche Kontrollen anbauen. Auch beim Handel mit Saatgut und Ernteprodukten sind konventionelle und gv-Alfalfa gleichgestellt.

Alfalfa oder Luzerne wird in den USA auf über 9 Millionen Hektar als Futter für Milchkühe und Mastrinder angebaut. Wie alle Hülsenfrüchte kann auch Alfalfa mit Hilfe von Bakterien den Stickstoff aus der Luft aufnehmen und deswegen als „Gründünger“ eingesetzt werden.

Der amerikanische Landwirtschaftsminister Tom Vilsack: „Die nun abgeschlossene Prüfung der Umweltauswirkungen hat gezeigt, dass gentechnisch veränderte Alfalfa genau so sicher ist wie konventionell gezüchtete.“

http://www.laborpraxis.vogel.de/management/berufundkarriere/weiterbildung/articles/300781/

Methodensammlung

Methoden für Probenahme und Analytik in der Gentechnik

27.01.2011 | Redakteur: Doris Neukirchen

Die Amtliche Sammlung von Untersuchungsverfahren des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) umfasst jetzt auch einen Methodenband zur Gentechnik.

Das Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat einen Methodenband zur Gentechnik herausgegeben. (Bild: BVL)
Vorgestellt werden in der Erstausgabe insgesamt 14 Methoden für die Probenahme und die Analytik im Rahmen der Überwachung nach dem Gentechnikrecht gemäß § 28b GenTG. Im Mittelpunkt stehen dabei zunächst die analytischen Anforderungen, die bei der Probenahme und Untersuchung zu beachten sind. Darüber hinaus werden die einzelnen Schritte der Laboruntersuchung wie zum Beispiel für den DNA-Nachweis oder die Identifizierung gentechnisch veränderter Bakterien und Pilze sowie Viren genau beschrieben.

Sachverständige der amtlichen Gentechniküberwachung der Bundesländer sowie Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft haben die Methoden im Rahmen einer BVL-Arbeitsgruppe erstellt. Geprüft wurden vorrangig solche Methoden, die bereits auf Bundes- bzw. Landesebene validiert wurden und dort zum Einsatz kommen.

Mit dem neuen Methodenband zur Probenahme und Analytik leistet das BVL einen entscheidenden Beitrag zu einer bundeseinheitlichen Untersuchungspraxis bei der Überprüfung von gentechnischen Arbeiten und Anlagen sowie von Freisetzungen gentechnisch veränderter Organismen und deren Inverkehrbringen. Für 2011 plant das BVL die Veröffentlichung weiterer Untersuchungsverfahren: Darin wird es um Methoden zum Nachweis und der Identifizierung gentechnisch veränderter Pflanzen gehen. Neben den bereits veröffentlichten Bänden zu den Bereichen Lebensmittel, Bedarfsgegenstände, Kosmetika, Tabakerzeugnisse und Futtermittel ist auch der neue Band zur Gentechnik beim Beuth Verlag als Online-Dienst erhältlich.


http://www.nachrichten.at/nachrichten/wirtschaft/wirtschaftsraumooe/art467,544422

Freitag, 28. Jänner 2011, 20:27 Uhr

Streit um Gentechnik-Soja: Fleischer schafft Fakten

Mehr als 500.000 Tonnen Sojaschrot pro Jahr müssen nach Österreich importiert werden, weil sein Eiweiß in der Schweine- und Hühnermast nicht durch heimische Pflanzen ersetzt werden kann. Da es fast ausschließlich von gentechnisch veränderten (GVO) Sojabohnen aus Südamerika stammt, geraten jetzt die ohnehin unter sinkender Nachfrage (deutscher Dioxinskandal) und steigenden Futtermittelpreisen leidenden Schweinemäster unter zusätzlichen Druck.

Gesundheitsminister Alois Stöger möchte den Konsumenten mit einem neuen Gütesiegel für GVO-freie Fütterung mehr Information geben. Der Raaber Futtermittelhändler Karl Pilstl will GVO-freies Futter forcieren und sagt, es gebe am Weltmarkt ausreichend für Österreichs Viehhalter; man müsse es nur rechtzeitig bestellen.

Jetzt kommt das IBO-Schwein

Die Landwirtschaftskammer (LWK) versucht, diese Tendenzen mit allen Mitteln zu stoppen, weil sie eine existenzielle Bedrohung der heimischen Mast sieht. „GVO-freier Sojaschrot würde höhere Kosten bedeuten, die Schweinefleisch für den Konsumenten um 20 bis 25 Prozent verteuern“, sagt LWK-Vizepräsident Franz Reisecker. Auf diesen Mehrkosten blieben die Bauern sitzen. Das habe sich bei Milchvieh- und Legehennenhaltern gezeigt, die auf GVO-frei umgestellt haben. Wer die Preise des Handels nicht akzeptiere, werde durch Billigware ersetzt, notfalls importierte.

Nun prescht der Fleischer Franz Oberndorfer aus Ried im Traunkreis vor. Er will ab Mai Fleisch und Wurst seiner neuen Marke „IBO“-Schwein („Ich bin aus Oberösterreich“) in den Handel bringen. Der Familienbetrieb (40 Mitarbeiter) will von Vertragsbauern rund 35.000 Schweine im Jahr GVO-frei mästen lassen. Ein Tier brauche rund 50 Kilo Soja – Mehrkosten bloß zwei Euro. „Unser IBO-Fleisch wird nur wenig mehr kosten als AMA-Gütesiegel-Fleisch“, sagt Oberndorfer. Es habe aber strengere Richtlinien.

Die Kammer ist nicht prinzipiell gegen Spezialanbieter. Schon jetzt könne der Konsument aber Fleisch von GVO-frei gemästeten Tieren kaufen. Es sei gekennzeichnet mit dem AMA-Bio-Siegel oder jenem der Arge „Gentechnikfrei“. Ein Übermaß an Qualitätszeichen verwirre die Konsumenten. Und: Der GVO-freie Sojaschrot sei auch aus Südamerika.


http://www.fuldainfo.de/index.php?area=1&p=news&newsid=15019

Agro-Gentechnik in den USA – Dürfen die Fehler der Amerikaner nicht wiederholen
Fulda. „Die Versprechen der Gentechnik haben sich nicht erfüllt. Gentechnik kann keine höheren Erträge und nicht die Ernährung der Weltbevölkerung sichern. Dieser Ansatz ist falsch. Denn: Es gibt noch ausreichend Lebensmittel auf der Erde, aber zu viele Menschen, die sich diese nicht leisten können“, leitet Troy Roush, Farmer aus Indiana (USA) und Vizepräsident der American Growers Association, die Diskussion anlässlich der gestrigen Pressekonferenz in der tegut… Zentrale im Fuldaer Eisweiher ein.

Zum Thema „Agro-Gentechnik in den USA: Fluch oder Segen?“ hat die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) e. V. eine bundesweite Rundreise gestartet, um die Bevölkerung über Vor- und Nachteile gentechnisch veränderter Organismen (GVO) zu informieren. Was ist dran an höheren Erträgen, weniger Pestiziden und geringeren Kosten? Diese Fragen standen gestern auch im Blickpunkt der exklusiven Veranstaltung im Hause tegut…, die einem Verbraucher-Infoabend in der Region voranging. Seit in den Staaten gentechnisch veränderte Sojabohnen und Mais angebaut werden, seien die US-Bürger als Versuchskaninchen missbraucht worden, so der amerikanische Farmer. Roush: „Meine Erfahrung zeigt ebenso, dass durch das Aussäen von GVO-Pflanzen die Unkräuter auf den Feldern resistent werden und die Farmer nun zu stärkeren Pestiziden greifen müssen.“ Nach zweijährigem Klageverfahren des US-Konzerns Monsanto (einem einem der weltweit größten Saatgut-Züchter und Herbizid-Produzenten) gegen ihn, hatte er seinen konventionellen Sojaanbau auf GVO-Roundup-Ready-Soja umgestellt. Nach wenigen Jahren traten, wie bei zahlreichen anderen Farmen, erste Schwierigkeiten mit Roundup-resistenten Unkräutern auf. Inzwischen baut Troy Roush wieder vermehrt konventionelle Sojasorten an.

„Wir können Saatgut nur noch mieten“
„Statt auf Gentechnik zu setzen, wäre es zielführender, die Zucht der Pflanzen zu verbessern“, bekräftigt Bill Freese, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentrum für Nahrungsmittelsicherheit (Center for Food Safety – CFS – in Washington DC). Angefangen habe die besorgniserregende Entwicklung mit dem neuen Patentrecht in den USA, so Freese. „Seither können Farmer Saatgut nicht mehr kaufen, sondern nur noch mieten. Die früher übliche Praxis, einen Teil der Ernte für die Aussaat im nächsten Jahr zu verwenden, wird unter Androhung horrender Schadensersatzzahlungen von Monsanto verboten.“ Fakt ist: Heute bestimmen die Pestizidproduzenten auch den Saatgut-Markt. Bill Fresse kritisiert: „Es gibt keinerlei Studien. Die Zulassung von genmanipulierten Lebensmitteln in den USA ist sehr unzulänglich, wir haben lediglich ein Beratungssystem auf freiwilliger Basis.“ Sicher ist seiner Ansicht nach jedoch, dass durch GVO auch Giftstoffe über Pflanzen übertragen werden können und eine Rückumstellung der Felder auf konventionellen Anbau nicht ohne weiteres möglich ist.

In Deutschland: Großteil der Verbraucher lehnt Gentechnik ab

„Über 70 Prozent der deutschen Verbraucher lehnen Gentechnik ab und legen größten Wert auf Wahlfreiheit. Unser Ziel ist es: Gentechnisch veränderte Lebensmittel müssen auch im tierischen Bereich gekennzeichnet werden“, betont Dr. Peter Hamel, Landwirt und Mitbegründer der „Zivilcourage Vogelsberg“. „Fakt ist: Wer die Macht über die Lebensmittel hat, hat auch die Macht über die Menschen. Wir dürfen die Fehler der Amerikaner nicht wiederholen.“ „Bisher gibt es in Deutschland kein Gesetz, dass eine Kennzeichnung gentechnisch veränderter Organismen in tierischen Lebensmittel vorschreibt“, erklärt Thomas Gutberlet, tegut… Vorstandsvorsitzender. Allerdings sei hier eine Positiv-Deklaration „Ohne Gentechnik“ möglich. „Dies praktizieren wir bei tegut… seit Jahren, beispielsweise bei unseren Eigenmarken.“ Durch die Kennzeichnung „Ohne Gentechnik“ hätten Verbraucher die Wahlmöglichkeit und es helfe, das Bewusstsein in der Bevölkerung für dieses Thema zu schärfen. Es gelte, die kleinteilige Landwirtschaft in der Region zu bewahren und zu fördern. „Idealerweise mit Produkten, die auch in unsere Region gehören würden, wie z.B. auch Erbsen oder Bohnen. Da diese aber in Deutschland fast gar nicht mehr vermehrt und großflächig angebaut werden, reduzieren wir auch die Eiweißquellen unserer Nutztiere auf Mais und Soja, was zu den beschrieben Abhängigkeiten und Konsequenzen führt.“ „Kontrollen werden nicht grundsätzlich verhindern können, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel im Handel sind. Stattdessen müssen wir über die Motivation gehen und Aufklärung betreiben“, bekräftigt auch Andreas Swoboda, tegut… Geschäftsleiter Qualität und Umwelt.

Befragung unter Landwirten im Landkreis Fulda

„Im Landkreis Fulda haben etwa 50 Prozent aller großen Landwirtschaftsbetriebe bereits 2003 anlässlich einer Befragung eine freiwillige Selbstkontrolle unterzeichnet und sich verpflichtet, auf den Anbau von GVO-Pflanzen zu verzichten. Diese Befragung aktualisieren wir jetzt, diesmal unter allen Betrieben in der Region“, erklärt Dr. Hubert Beier, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes und Mitglied im Verein Natur- und Lebensraum Rhön. Die vorläufigen Ergebnisse: „48,9 aller Landwirte haben zugesagt, keine Aussaat von gentechnisch verändertem Saatgut zu betreiben. Das umfasst rund 50 Prozent der Fläche im Kreis Fulda.“ Allerdings gelte diese Vereinbarung nur für das Saatgut, nicht jedoch für die Futtermittel. Hier seien noch gentechnisch veränderte Zugaben teilweise gängige Praxis. Im Vogelsbergkreis dagegen wirtschaften etwa 25 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe vollständig gentechnikfrei, berichtet Dr. Peter Hamel, Landwirt und Mitbegründer der „Zivilcourage Vogelsberg“. Annemarie Volling von der AbL e. V., berät gentechnikfreie Unternehmen in Deutschland und nennt Zahlen: „Heute gibt es in Deutschland mehr als 200 gentechnikfreie Regionen, und über die Hälfte der Betriebe spricht sich ebenso für eine Fütterung ohne GVO aus. Es gibt also viel Gutes zu bewahren und zu verteidigen.“ – fuldainfo

28-01-2011, 18:15:00 | fdi/ots/dts

http://www.volksblatt.at/index.php?id=69859&MP=61-9396

Bauern pochen auf Umsetzung der Gentechnik-Kennzeichnung

Wenn gentechnisch veränderte Sojaprodukte in Nahrungsmitteln verwendet werden, müsse dies klar gekennzeichnet sein

Wenn es um Gentechnik in der Landwirtschaft geht, schlagen in Österreich gerne die Wellen hoch. Die Bevölkerung lehnt Gentechnik in der Nahrungsmittelproduktion mehrheitlich ab. Die oö. Landwirtschaft kommt diesem Wunsch dort nach, wo es eigenen Gestaltungsspielraum gibt. Deshalb ist man im Anbau unverändert gentechnikfrei und wird dies auch bleiben, wie Landwirtschaftskammer-Vizepräsident Franz Reisecker versichert.

Die Landwirtschaft sei es aber leid, an den Pranger gestellt zu werden, weil mitunter Futtermittel in Form von Sojaschrot verwendet wird. Dieser aus dem Ausland stammende Sojaschrot ist korrekt als Gentechnikprodukt gekennzeichnet, was zur Folge hat, dass auch daraus resultierende Lebens- und Futtermittel oder Bestandteile davon laut EU-Verordnung seit 2004 als Gentechnikprodukt gekennzeichnet werden müssen.

Während diese Vorgabe in der Futtermittelwirtschaft korrekt umgesetzt wird, halte sich die Lebensmittelwirtschaft mehrheitlich nicht daran, ärgert sich Reisecker. Nebenprodukte der Sojabohnenverarbeitung wie Lezithin und Sojaöl seien nämlich nach wie vor ungekennzeichnet in Umlauf. Lezithin werde in einer Vielzahl von Lebensmitteln als Emulgator verwendet. Manche Fertigbackwaren, Schokoladen, Mayonnaisen und weitere Produkte könnten Lezithin enthalten, das zumeist aus Soja gewonnen werde. „Wir fordern daher die Lebensmittelbehörden auf, die EU-Vorgaben zu kontrollieren und die Verbraucher korrekt zu informieren.“

Die Landwirtschaft arbeite intensiv daran, mit einer österreichischen Sojastrategie den Selbstversorgungsgrad mit gentechnikfreier Ware zu verbessern. Rund zehn Prozent der EU-Sojaernte stammt aus Österreich — selbstverständlich gentechnikfrei —, erklärt der Leiter der Abteilung Pflanzenproduktion, Christian Krumphuber. OÖ ist dabei wichtigster heimischer Sojaproduzent. Dominiert wird der Weltmarkt von den USA, Brasilien und Argentinien, die allesamt sehr stark auf Gentechnik setzen.

flo

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