Der Anfang ist gemacht

http://www.google.com/url?sa=X&q=http://derstandard.at/1295570598159/Agrarminister-wollen-gegen-Spekulanten-vorgehen&ct=ga&cad=CAcQAhgAIAAoATACOAJAj_Xx6QRIAVAAWABiBWRlLUFU&cd=eB1vLPiqwaw&usg=AFQjCNF71oaqMWaA0WPk4K3OqTBCikJbZw http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/der-anfang-ist-gemacht/

23.01.2011

Die Mehrheit ist noch nicht für eine neue Agrarpolitik bereit

Der Anfang ist gemacht

KOMMENTAR VON JOST MAURIN

Zehntausende Hühner in dunklen Ställen, machthungrige Gentechnik-Unternehmen und Lebensmittelexporte zu Dumpingpreisen, die die Bauern in Entwicklungsländern ruinieren – in der europäischen Agrar- und Ernährungspolitik gibt es genug, wogegen man demonstrieren sollte. Dass dies nun gleich 20.000 Menschen in Berlin getan haben, ist ein erster, großer Erfolg – aber bis daraus eine stabile Massenbewegung wird, bleibt noch viel zu tun. Immerhin stellt die Teilnehmerzahl der Demonstration am Samstag alle bisherigen Agrar-Veranstaltungen der Ökoszene in den Schatten. Deshalb schreckte die „Wir haben es satt“-Demo zum Beispiel den von konventionellen Betrieben dominierten Bauernverband und das CSU-geführte Agrarministerium auf. Sie können den Protest nicht mehr einfach nur ignorieren. Aber 20.000 Teilnehmer sind keine 100.000, die etwa im vergangenen September gegen Atomkraft auf die Straße gegangen sind. Zudem wird es schwierig sein, bei der nächsten Demonstration so viele Menschen wie dieses Mal zu mobilisieren, wenn gerade kein Dioxinskandal tobt. Schließlich ist die große Mehrheit der Bevölkerung immer noch nicht bereit, sich für eine ökologische Wende in der Agrarpolitik einzusetzen. Zwar kaufen derzeit wegen der Dioxinfunde in konventionellen Produkten mehr Menschen biologisch erzeugte Lebensmittel. Aber der Marktanteil von zuletzt rund 3 Prozent wird minimal bleiben. Und in einer aktuellen Umfrage forderten trotz des aktuellen Skandals nur 21 Prozent der Befragten, die Nahrungsmittelproduktion möglichst weit auf Bio umzustellen. Ziel der Aktivisten muss es sein, noch mehr Menschen zu überzeugen. Sowohl der Andrang bei der Demonstration als auch das derzeitige Nachfrageplus für biologisch erzeugte Produkte zeigen, dass sie eine Chance haben – aber dieser Kampf wird noch lange dauern.

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